Kapitalleistung oder monatliche Rente

  • Hallo,


    bei mir stehen demnächst zwei Entscheidungen aus - sowohl eine Rüruprente als auch eine betriebliche Altervorsorge/Direktversicherung sowie eine privat finanzierte durch Gehaltsumwandlung stehen in 2020 zur Auszahlung. Bei der Entscheidung zw. monatliche Rente und Kapitalleistung bin ich mir unsicher. Bei der Kapitalleistung wird wohl die "Fünftel-Methode" herangezogen. Die Direktvers. muss m. E. voll versteuert werden und die Rüruprente entsprechend der Prozente, die wir in den Steuererklärungen geltend machen konnten. Es geht insgesamt um etwa 300.000 Euro und wir haben darüber hinaus vernünftig gespart in Form von EFTs etc.


    Was gilt es zu bedenken? Ich bin privat PV/KV. Ich neige zu einer monatlichen Rente bin mir aber hincht ganz sicher.


    Dankbar für jeden zielführenden Hinweis/Entscheidungshilfe!

  • Hallo Janniboy,


    das ist doch eine nette Aussicht! Viel Spaß mit der Kohle in 2020.


    Ich glaube, pauschale Empfehlungen kann hier keiner treffen. Da es ja um ein stattliches Sümmchen geht würde ich mich vom Honorarberater unterstützen lassen. Hier kannst du mit Kosten von 150 Euro pro Stunde kalkulieren, ich vermute es werden in deinem Fall nur wenige Stunden werden, das macht GARANTIERT Sinn. Wenn du keinen in deiner Umgebung hast, dem du vertraust, kann ich dir einen empfehlen, den ich mal zu Rate gezogen habe, das dann per Telefon und Email, ging sehr gut.


    Ich werde eines Tages auch in der Situation sein, zwischen Kapitalleistung und monatlicher Rente zu wählen. Für mich wird dann Hauptentscheidungskriterium sein, ob ich unbedingt auf die lebenslange Rente angewiesen bin, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, oder ob es einfach ein nettes Add-on zu anderen sicheren Rentenbausteinen ist. Wenn ich angewiesen bin, wird es die Rente (Sicherheit), wenn es ein Add-on ist, wird es die Kapitalleistung (flexibel und vererbbar).


    Sagen wir, du hast die Wahl zwischen 300.000 Euro oder einer monatlichen Rente von 1000 Euro, dann heißt dass, dass du mit der Rente die Kapitalleistung in (300.000 / 1000 / 12) = 25 Jahre eingeholt hast. Dass heißt du musst 25 Jahre leben, dann stellst du dich mit der Rente besser. Meine Großmütter sind 91 und 93 geworden, meine Großväter sind in den 70ern gestorben. Hier werde ich schauen, wie es bei meinen Eltern läuft. Die sind 73 und 69, wenn sie noch Jahrzehnte mitmachen, tendiere ich auch eher zu einer Rente, weil ich mir Hoffnungen mache, es ihnen gleich zu tun.

  • Vielen Dank für die Antwort!


    Ich wäre sehr dankbar, wenn Du einen Kontakt/Hinweis zu einem seriösen Honorarberater hättest.


    Meine Logik basiert auf zwei „Säulen“, eine rationelle und eine „psychologische“:


    1. Wenn ich eine Kapitalleistung wähle, dann wird ja die Fünftel-Regelung für die Versteuerung herangezogen, so wie ich das verstanden habe? Demnach müsste ich ganz grob gerechnet 5 mal 60.000 Euro versteuern, was m. E. zu einer spürbar höheren Steuerlast führen müsste als wenn ich die selbe Gesamtsummen verteilt über 25 Jahre versteuern müsste, oder?


    2. Zum psychologischen Teil - ich schätze mich so ein, dass eine „Hemmschwelle“ habe (hätte), wenn ich jeden Monat darauf angewiesen bin, „an das Gesparte rangehen zu müssen“. Bei Reisen, Heizöl, Autokauf etc. ist es unvermeidbar und dafür ist das Geld auch da. Wenn ich jeden Monat - rein subjektive und irrationelle - Gefühl hätte, „diesen Monat hat das Geld wieder nicht gereicht“, würde ich anfangen zu geizen! Ich weiß, das ist nicht wirklich intelligent, aber der Mensch ist nun mal ein unvollkommenes Wesen...


    Ein drittes Argument wäre in meinen Augen die Hinterbliebenen-Absicherung. Bei uns ist es so, dass meine Frau eingetragen ist als Berechtigte im Falle meines Ablebens. Dies ist dann aber keine Lebenslange Rente sondern m. E. auf 10 Jahren beschränkt. Bei Kapitalleistung stellt sich diese Frage nicht, dass die Eheleute die volle Summe genießen können, unabhängig davon, wer wann stirbt...



    Viele Grüße

  • Sinn der Fünftelregelung ist, die Steuerprogression abzumildern. Für die Berechnung des Steuersatzes wird dafür nur ein Fünftel der Abfindung berücksichtigt. Der so ermittelte Steuersatz wird dann auf die ganze Abfindung im ersten Jahr angewandt. Die Steuer verteilt sich also nicht auf 5 Jahre. Siehe Beispiel hier:
    https://www.finanztip.de/steue…ung/abfindung-versteuern/


    Um die Wahl objektiv zu bewerten: Welche monatliche Rente würdest Du anstatt der 300k EUR Einmalzahlung bekommen? Das kannst Du mit einem Auszahlplan aus Deinem ETF-Depot vergleichen. Du hast ja Erfahrung mit ETF und der dort langjährigen mittleren Rendite. Wenn Du da z.B. 5% ansetzt, kommst Du auch auf eine schöne Rente für 30 Jahre oder sogar für immer (ohne Kapitalverzehr, als Erbe für alle weiteren Generationen).