Allianz Vorsorgekomponente sinnvoll?

  • Hallo zusammen.


    Ich bin 34 und PKV versichert bei der Allianz.
    Bei Abschluss der PKV bekam ich Unterlagen zur Vorsorgekomponente V.


    Zusammengefasst ist das wohl ein Sparbeitrag, der ab dem Alter von 65 Jahren meinen PKV Beitrag drücken soll.


    Z.B. wenn ich 50 € im Monat einzahle reduziert sich der PKV-Beitrag im Alter um ca. 150 € (laut Verkaufsunterlagen)
    Mehr Infos hier: https://makler.allianz.de/res/…_V_fuer_Pflege/index.html


    Hat jemand Erfahrungen damit gemacht? Ist es eine Sinnvolle Investition? Oder soll ich die 50€ lieber in ETFs packen?


    Danke und Beste Grüße

  • Hallo.


    Die Gedanken zu dem Thema sind genau richtig. Man muss auch den künftigen Beitrag im Blick behalten.


    Wie man sicherstellt, dass der Beitrag später bezahlbar bleibt, ist dabei eine Frage, wie man sich insgesamt aufstellt. Beide Varianten ließen sich rechtfertigen.


    Ist denn in Stein gemeißelt, dass die Versicherung in der pKV auf ewig bestehen bleibt?

  • Solange sichergestellt ist, dass das ETF-Geld später auch noch da ist und man auch definitiv kontinuierlich einzahlt, dann würde ich der Variante den Vorzug geben.
    Die Anlage im ETF sollte aufgrund der geringeren Kosten besser funktionieren als die Extrabeiträge innerhalb der pKV.
    Und wenn der Weg später aufgrund geänderter Umstände doch in die gKV führt, wären die Einzahlungen in den ETF nicht vergebens gewesen.

  • Ich habe auch daran gedacht ob es sich lohnt dies in der PKV einzuzahlen oder doch lieber in meinen Sparplan. Letztendlich sollte die zusätzliche Rendite durch den ETF die Beitragsreduzierung im Alter überwiegen oder?
    Außerdem spielt wie bereits auch oben erwähnt eine Rolle ob man ewig bei der Privaten Kasse bleibt.
    Ich denke ETF würde hier mehr Sinn machen als zusätzliche Beiträge in die Kasse zu zahlen

  • Hallo Zusammen,


    jetzt sind ein paar Monate vergangen und ich wollte das Thema nochmal aufleben lassen.


    Mein Versicherungsberater ist mitlerweile im Ruhestand und hat mir dennoch die Vorsorgekomponente der Allianz ans Herz gelegt, weil der Arbeitgeber die Hälfte der Vorsorgekomponente bezahlt (solange der Höchstbeitrag der GKV noch nicht erreicht ist).


    Steuervorteile kann ich an dieser Stelle nicht erkennen, da ich in meiner Steuererklärung ja nur den Krankvorsorgebetrag angeben darf.


    Ich gebe normalerweise nichts auf "Ratschläge" von Versicherungsvertretern. Da er aber nichts mehr an mir verdient und mich trotzdem drauf stößt, gibt der Sache ein gewisses Interesse.


    Leider finde ich auch aktuell nichts zur Vorsorgekomponente von unabhängigen Medien (Hallo Finanztip!) und würde wirklich gerne wissen, ob mein ETF-Sparplan (aktuell 350€ in den MSCI World) der richtige Weg ist. Oder doch lieber 50€ in die Vorsorgekomponente (wobei es ja nur 25€ aus meiner Tasche sind).

  • Aaaalso... wenn du monatlich 25€ in einen gescheiten Fonds/ETF schiebst, hast du nach 31 Jahren ungefähr 30.000€ zur Verfügung. Das reicht - ohne weitere Rendite - gute 17 Jahre lang, um den PKV- Beitrag um 150€ zu schmälern.

    Außerdem bist du damit wesentlich flexibler.

  • ... und noch ne Idee. Wieviel sparst du derzeit gegenüber der GKV?

    Wieviel kommt in 31 Jahren rum, wenn du die Hälfte der Beitragsersparnis in einen Fonds steckst?


    Wenn du Pech hast, kostet dich dann deine PKV fast gar nix ?

  • Die Konditionen der Vorsorgekomponente sind in der Regel nicht berauschend und vergleichbar mit denen von kapitalbildenden Versicherungen jüngeren Datums. Im Grunde genommen ist es ja auch so eine Versicherung in die Krankenversicherung hineingeschachtelt. Ich habe mal ein Angebot nachgerechnet und kam auf eine Verzinsung um 1,5%. Durch extralanges Leben kannst Du die Rendite für Dich nach oben treiben. Andere Nachteile wurden oben schon genannt.


    Es gibt nichts was für eine derartige Komponente spricht außer dem Arbeitgeberzuschuss. Wenn Du es also schaffst, bis zur Rente sozialversicherungspflichtig beschäftigt zu sein und Dein PKV-Tarif in der Zeit kostenmäßig nicht durch die Decke geht, Du also den Zuschuss bis zum Schluss ungeschmälert erhältst, dann...


    ...müsste die Vorsorgekomponente nur noch etwas mehr als halb so gut wie die ETF sein, damit sie sich lohnt. Aber auch das ist nicht zu erwarten. Wenn Du das Geld nicht zwischendurch verjubelst, wirst Du mit dem ETF-Sparplan immer besser fahren.


    P.S. Bist Du Dir sicher, dass Herr Kaiser im Ruhestand keine Provision mehr bekommt?

  • Hallo,


    noch ein Aspekt in der Diskussion: Wer weiß, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Krankenversicherung und auch für Kapitalanlagen in 30 Jahren sind? Meine Glaskugel sagt, die derzeitige Trennung von GKV und PKV hat eine Überlebenschance von max. 50%. Was passiert bei Überführung in eine Einheitsversicherung mit dem angesparten Kapital? Auch das in ETF angesparte Geld kann kaufkraftbereinigt durch die Marktentwicklungen oder hoheitliche Eingriffe nur noch sehr viel weniger Wert haben.


    M.E. entziehen sich Betrachtungen über 30 und mehr Jahre einer seriösen Renditeberechnung, da sie von heutigen Randbedingungen ausgehen. Diese werden sich aber garantiert ändern. Nur weiß keiner, wohin.


    Wie immer lebt es sich mit viel Geld am besten. Will sagen, wenn es die finanzielle Situation erlaubt die 25 + 25 Euro vom AG in die Vorsorgekomponente stecken und die „gesparten“ 25 Euro in einen ETF.


    Gruß Pumphut

  • M.E. entziehen sich Betrachtungen über 30 und mehr Jahre einer seriösen Renditeberechnung, da sie von heutigen Randbedingungen ausgehen. Diese werden sich aber garantiert ändern. Nur weiß keiner, wohin.

    Well said!

    Wenn ich heute zwei Alternativen miteinander vergleiche, so muss ich zwangsläufig die derzeitigen Rahmenbedingungen heranziehen. Aber niemand wird/sollte so naiv sein, diese Rahmenbedingungen für die Zukunft in Stein zu meißeln...

    Im Endeffekt gilt es, Entscheidungen und/oder daraus resultierende Ergebnisse Jahr für Jahr auf den Prüfstand zu bringen.


    Und nach den derzeitigen Rahmenbedingungen ist die Vorsorgevariante Fox Alpha ?

  • Wer weiß, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Krankenversicherung und auch für Kapitalanlagen in 30 Jahren sind?

    Keiner weiß es. Wir können uns nur auf Erfahrungen stützen und daraus Prognosen ableiten.

    ... entziehen sich Betrachtungen über 30 und mehr Jahre ...

    Genau so eine Betrachtung musst Du aber anstellen, wenn Du die Frage beantworten willst, die cell_2k6 oben gestellt hat:

    Ich bin 34 und PKV versichert bei der Allianz. (...)
    [Es geht um] ein[en] Sparbeitrag, der ab dem Alter von 65 Jahren meinen PKV Beitrag drücken soll. (...)

    Ist es eine Sinnvolle Investition?

    Auf die Frage gibst Du ( Pumphut) zwei Antworten:

    1. Ich kann es nicht seriös beantworten.

    2. Mach beides - sowohl die Versicherung als auch ETF.


    Beide beantworten die Frage aber nicht.


    Auf die Frage "was ist besser?" ist "beides" keine sinnvolle Antwort.


    Auch wenn ich Geld für beides habe, ist trotzdem jeder Euro in die schlechtere Anlage ein Euro in die schlechtere Anlage.

  • Hallo Pantoffelheld,


    Ihr Einwand

    Beide beantworten die Frage aber nicht.


    Auf die Frage "was ist besser?" ist "beides" keine sinnvolle Antwort.

    ist richtig.


    Allerdings gibt es im Leben Fragen, auf die es keine Antworten gibt.


    Selbstverständlich kann ich mit heutigen Randbedingungen eine Berechnung machen und herausbekommen, Variante 1 ist um x Prozent günstiger. Die Erkenntnis nutzt mir aber wenig, wenn sich in 10 Jahren die Randbedingungen fundamental ändern. Dann war rückblickend Variante 2 wohl besser.


    Will sagen: Entweder kann man es sich leisten, beide Varianten zu bedienen um die maximale Sicherheit zu haben oder man muss sich für eine Variante im Bewusstsein entscheiden, es könnte die falsche sein. Komplizierte Berechnungen gaukeln eine Scheinsicherheit, die nicht vorhanden ist.


    Gruß Pumphut

  • Die Erkenntnis nutzt mir aber wenig, wenn sich in 10 Jahren die Randbedingungen fundamental ändern.

    Jo, schon richtig. Aber dann habe ich 10 Jahre lang von der besseren Variante profitiert.

    Und wenn sich dann, in ~10 Jahren zum Beispiel, tatsächlich fundamentale Änderungen ergeben, werden die Karten wieder neu gemischt.

    Und noch einmal... wer sich seine Finanzen (Vermögen, Entwicklung...) nicht wenigstens einmal im Jahr „betrachtet“, der hat „den Schuss nicht gehört“ ?

  • Um mal Butter bei die Fische zu geben, wie man hier in Bielefeld so sagt, eine Modellrechnung zur Rendite:

    wenn ich 50 € im Monat einzahle reduziert sich der PKV-Beitrag im Alter um ca. 150 € (laut Verkaufsunterlagen)

    Den Zuschlag von 50 € musst Du ab 65 aber weiterhin bezahlen, so dass Du netto nur um 100 € monatlich entlastet wirst, wenn ich die Allianz richtig verstehe.


    Als 34jähriger Mann hast Du laut unseren Bundesstatistikern noch 45,33 Jahre zu leben. Wenn Du also z.B. 80 Jahre alt wirst, zahlst Du 31 Jahre 600 € ein, um dann 15 Jahre 1200 € herauszubekommen. Verzinsung p.a. also -0,28%.


    Wenn Du davon ausgehst, dass Du bis 65 nur den halben Versicherungsbeitrag zahlst, weil Dein Arbeitgeber so lange die Hälfte trägt (keine Altersteilzeit, keine Frührente, keine Beitragsexplosion), sieht es deutlich besser besser aus: Rendite für Dich 2,61% pro Jahr.


    Die könntest Du mit erwarteten Renditen und Risiken für Deine alternative Anlage über die nächsten 45 Jahre vergleichen und überlegen, wie sich Renditeunterschiede von mehreren Prozent über die Jahrzehnte auswirken.


    Wenn es um Flexibilität bei sich ändernden Randbedingungen geht, gibt es auch eine klare Antwort:

    • Zahle ich in die Versicherung ein und irgendwas Unvorhergesehenes passiert, komme ich an das Geld überhaupt nicht mehr heran.
    • Packe ich das Geld in einen ETF-Sparplan und irgendwas Unvorhergesehenes passiert, komme ich an das Geld heran. Im schlechten Fall erleide ich dabei Verluste.
    • Bei einem totalen Zusammenbruch des Finanzsystems gibt es bei beiden schlimmstenfalls gar kein Geld. Bei ETF hätte ich noch die Chance, rechtzeitig vor allen anderen zu verkaufen und in Gold oder Ackerland und Hühner zu gehen.

    Die Versicherung ist also nicht nur die unrentablere sondern auch noch die unflexiblere Geldanlagen (beide Einschätzungen Stand heute, nach menschlichem Ermessen und ohne jede Garantie).

  • Danke für die vielen Antworten und lebhafte DIskussion.

    Allerdings befinden wir uns in allen Bereichen in der gleichen Zwickmühle, dass wir nicht wissen was in der Zukunft ist. Daher blende ich den Teil der Diskussion für mich aus.


    Ich habe einen Artikel gefunden, der nochmal etwas Licht in die Sache bringt.

    Zum einem muss der Versicherungsbeitrag der Vorsorgekomponente Lebenslang weiterbezahlt werden. Eine 100 € entlastung für 25€ im Monat ist effektiv so nur 75 €.

    Eingezahlte Beiträge sind zudem nicht vererbbar. Und noch schlimmer: sollte ich mal wieder GKV-pflichtig werden (z.B. durch Berufsunfähigkeit), sind die eingezahlten Beiträge weg.


    https://www.krankenkasse-vergl…tragsentlastung-im-alter/


    Auch wenn aktuell der Arbeitgeber bis zum Höchstsatz die Hälfte mitbezahlt, fehlt mir aber die Flexibilität. Oben beschriebene Beispiele birgen auch eine gewisse Unsicherheit.


    Ich denke ich bleibe bei meinem Sparplan und denke noch über eine zusätzliche betriebliche Altersvorsorge nach. Hierzu wollte ich in einem anderen Beitrag ein paar fragen stellen.


    Erstmal Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt!

  • Top Antwort - danke dir!

  • Vielleicht noch als Ergänzung...


    Ja, die Beitragsentlastung ist deutlich unflexibler als z.B. ein ETF-Sparplan und die laufende Rendite ist hier (langfristig) wohl auch deutlich geringer. Aber:


    - Du kannst die Einzahlungen für die Beitragsentlastungskomponente zum Anteil deiner Basisabsicherung im Grundtarif steuerlich geltend machen, hier wird ja immer von ca. 80% gesprochen.


    - Selbst wenn du wieder in die GKV wechseln musst, ist hier nicht alles automatisch gleich weg. Hier am besten mal in den Bedingungen nachlesen wie man die Beitragsentlastungskomponente auch für die Umwandlung in eine Zusatzversicherung etc. nutzen kann.


    - Die Anlage ist (für mich zumindest) als "sicher" zu bezeichnen. Die Versicherer müssen hier in ihren Anlagen hohen Sicherheitsstandards genügen und für etwaige Risiko-Szenarien (wie eben auch einem Finanzcrash) genügend Mittel vorhalten (Stichwort Solvency II). Also so schnell geht eine Allianz nicht pleite - das steht in keiner Relation zu einer Risikoanlage wie einem ETF. Geht aber natürlich auch zu Lasten der Rendite...


    Ich für meinen Teil werde zum 1.1. (als Angestellter) auch zur Allianz in die PKV wechseln und die Beitragsentlastungskomponente wegen der Förderungen und als eine Art sichere Anlage zusätzlich zu meinen bereits bestehenden ETF-Sparplänen mit abschließen.


    Gruß, Sebastian