Fairr Riester verkauft alle Depotwerte

  • Würde ich jetzt auch nicht direkt.
    Die Regularien sind wie sie sind, und das man sie ändern kann/will/muss steht ja schon länger auf der Agenda.

    Es ist ja auch nicht alles schlecht daran und bestimmte Gruppen könnten sogar profitieren. Aber das ganze ist bestimmt kein "Volksprodukt" oder NoBrainer.

    Aber die Regularien sind ja nicht aus dem Himmel gefallen. Das haben schon irgendwelche Menschen mit der Absicht maximal viel Geld zu verdienen und nicht dem Volk ein gutes Produkt zu geben.

  • Die Regularien stammen aber auch aus einer Zeit in der selbst mit sicheren Einlagen Rendite erwirtschaftet werden konnte.

    Wobei der Realzins ja nur selten positiv war, also selbst mit guter Verzinsung war die inflation höher.


    Die Anbieter konnten Anfangs also auch mit weniger Risiko, also deutlich geringerem Aktienanteil Renditen erwirtschaften. Es gab ja auch völlig Risikofeie Riester-Banksparpläne.


    Dann kam die Zeit in der sichere Anlagen nichts mehr abwarten, das Produkt selbst aber (oft) viel zu teuer ist. Es blieb also nur noch Risiko hoch um was zu erwirtschaften.

    Denn auch die Anbieter haben ja ein Interesse an hohe Kontostände, die ziehen ihre prozentuale Marge daraus.


    Das hohe Risiko funktioniert mit einem Grantieprodukt aber eben nur so lange wie der Markt mitspielt. Und 2020 haben wir dann gesehen was passiert wenn er das nicht tut.


    Die Regularien hätten also z.b. keine oder eine abgeschwächt Garantie enthalten müssen, das hätte man 2002, bei Überarbeitung des Altersvorsorgegesetz, dem deutschen Michel nicht verkaufen können.

    Aktien war zockerei und nur Sparbuch und Bausparvertrag war toll und heilig.


    Kurzum, man es einfach 20 Jahre lang verpasst das Produkt an neue Marktmechanismen anzupassen.

    Und die aktuellen Diskussionen laufen inzwischen auch schon wie lange und es ist nichts in Sichtweite ?


    Und mit Sicherheit waren da auch Zugeständnisse an die Versicherungen dabei, ob nun wirklich gewollt oder ungewollt lasse ich mal dahingestellt.

    Und ich kam die Versicherungen es auch nicht übel nehmen das mitzunehmen solange sie sich in dem Regularien bewegen. Und damit möchte ich jetzt überhaupt nicht die Versicherungen in Schutz nehmen. Es gibt halt immer 2 Seiten.


    Wir lesen das hier doch auch täglich was der Endkunden versucht in seinen Möglichkeiten zu optimieren oder zu maximieren. Sei es beim rollen von ETF, Preisbremsen bei Energie, Berechnung von Wohnfläche etc etc.

    Jeder versucht das maximale herauszuholen Im Rahmen seiner und gesetzlichen Möglichkeiten.


    Es liegt doch an jedem selbst ob er derjenige ist der das maximale für sich optimiert oder ob er derjenige ist der das maximale für andere optimiert.

  • Ich denke schon, dass Walter Riester mit vernünftigen Zielen gestartet ist, nämlich die Kerbe in der gesetzlichen Rentenversicherung wieder aufzufüllen, die die Reformen da jüngst hineingeschlagen haben.

    Auf dem Weg dahin hat er sich aber wohl von den falschen Pfadfindern über die Straße helfen lassen.

    So erklärt sich eben die heutige Situation. :rolleyes:

    Wenn dann einzelne Anbieter das Vertrauen in die eigenen Versprechen verlieren, dann kann es noch einmal zusätzlich unfair werden. ||

  • Das ist Politikum. In der ZDF Mediathek gab es eine Dokumentation dazu, in der Walter Riester die Umstände der Einführung retrospektiv dargestellt hat. Eigentlich wollte man eine Aktienrente nach Vorbild des Norwegischen Staatsfonds. Das war mit den damaligen Sozis und den Grünen aber nicht drin. Die Lobbyarbeit der Finanzindustrie hat Morgenluft gerochen und ihr Bestes getan.


    Aber nicht alles ist schlecht. Ein Beispiel: Geringverdiener haben selten die Möglichkeit in ETF und Co. zu investieren. Bei Riester mit 5 Euro/Monat, sofern das 4%-Brutto im Vorjahr so niedrig ist, dass der Sockelbetrag reicht (z.B. Mini- u. Midijobber). Die normale Zulage (175 Euro) übersteigt dann die Einzahlung um fast das Doppelte. Wenn Sie Kinder haben, kommt entsprechend viel dazu (185 bzw. 300 Euro/Kind). Das Steuerthema ist in der Gruppe irrelevant, wer so wenig Brutto hat, zahlt keine, wahrscheinlich im Alter auch nicht.

  • Das Steuerthema ist in der Gruppe irrelevant, wer so wenig Brutto hat, zahlt keine, wahrscheinlich im Alter auch nicht.

    Die Höhe der 'Zusatzrente' aus solchen Verträgen ist ebenso im Sinne vom Abdecken der Rentenlücke irrelevant...


    Angenommen, da laufen monatlich um die 40 Öcken in einen solchen Vertrag und dies 30 Jahre lang... und eine (unrealistische) durchschnittliche Rendite von 6% auf den Bruttobetrag unterstellt... dann kommen gerade mal knapp 40.000 Öcken oder eine 'Rente' von wohlwollend gerechneten 100 Öcken im Monat... mit einer Kaufkraft von heutigen rund 30 Öcken rum... Goil geht anders ;)

  • Genau, außerdem unterliegt das Vermögen dann nicht mehr dem Grundsicherungs-Vobehalt (wurde vor ein paar Jahren angepasst), der für die Verdienstgruppe im Alter leider oftzum Tragen kommt. ETF rechnen an.

    Also nehmen wir die teilzeitbeschäftigte Hausfrau mit einem Kind. 60 Euro im Jahr eingezahlt, 475 Euro Zulagen. Macht eine Sparrate von 535 Euro/ Jahr bei einem Eigenbetrag von 60 Euro/Jahr.

    In 20 Jahren liegen 10.700 Euro im Vertrag, obwohl nur 1200 Euro eingezahlt wurden, ganz ohne irgendwelche Rendite des Vertrags selbst gerechnet. Macht kumuliert ca. 891% Rendite aus Zulagen. Welche Sparform soll denn jetzt bei dem Beispiel besser sein?

  • Das kann man bei jeder Rente sagen.

    Wenn man z.B. Grundsicherung im Alter bezieht, dann sind schon 20-30 Euro Plus schon eine Entlastung. Zumal diese Zielgruppe gelernt hat, jeden Cent dreimal umzudrehen. In dem Beispiel sind die gesamten Einzahlungen nach 3,5 Jahren wieder drin, falls nichts auf einmal entnommen wird.


    Was wäre denn jetzt die bessere Alternative in dem 5-Euro-Beispiel?

  • Relativ ist die Rendite gut, aber absolut kommt halt wenig dabei raus.

    Liegt halt an den "niedrigen" Einzahlungen. Aber manche Menschen können halt schlicht nicht mehr... und für diese sind dann 10000 Euro echt viel. Können sich viele von uns hier halt nicht vorstellen, weil wir nie in solch einer Situation waren.

  • Böse Absicht würde ich da nicht unterstellen.

    Das würde ich so nicht unterschreiben.
    In all den schönen Modellrechnungen, die man von Versicherern bekommt, fehlen 2 wichtige Aspekte: Die Inflation und die Frage, was man aus seinem Geld mit anderen Anlageformen machen könnte.


    Edit/Ergänzung:
    Das einzige, was ich den Versicherern zugute halte ist, dass das, was sie tun, auf Gesetzgebung basiert und da gibts zu wenig Leute, die sich wirklich mit Finanzen befassen.

  • Ihr versteift euch viel zu sehr auf das was im Topf "drin" sein wird.


    Aber die immer weiter sinkenden Rentenfaktoren, mit jedem Jahr wird/wurde das schlechter, macht es wieder kaputt. Zumindest wenn man es wirklich auf die Rentenzahlung abzielt und nicht als Mitnahmeeffekt zur Einmalauszahlung.


    Ja, das was drin sein wird liest sich gut, auch die 10.000 € bei 1200 € Einzahlung.

    Das Entspricht aber einer Garantierten Rente von 25 € im Monat bei einem noch einigermaßen guten Faktor von 25.

    Das läuft also so oder so auf eine Kapitalisierung hinaus (ich glaube die Grenze liegt gerade bei 33 €) und nicht auf eine Lebenslange Rente.


    Und ja, in diesem Besagten Beispiel wäre das sogar sinnvoll, also die Hausfrau mit einem Kind. Das wird und wurde nie bestritten. Nur leider ist das auch wieder die Krücke im System, wird ihr das nicht zu einer besseren Lebenslangen-Rente verhelfen sondern wird wohl in einem Summe ausgezahlt werden. Und entsprechend dann versteuert.


    Die ganzen Millionen an Steuergeldern die man mit Riester schon sinnfrei verbraten hat und irgendwo in stillgelegten Verträgen vergammeln hätte man entweder gleich in die GRV gesteckt und/oder gleich einen zusätzlichen von der GRV geregelten Aktienanteil stecken sollen.

    Denn dann wäre da schon längst was im Topf und das Bürokratiemonster Riester mit seinen kosten ein längst nicht mehr vermarktetes Missverständnis gewesen.

  • Das kann man bei jeder Rente sagen.

    Wenn man z.B. Grundsicherung im Alter bezieht, dann sind schon 20-30 Euro Plus schon eine Entlastung. Zumal diese Zielgruppe gelernt hat, jeden Cent dreimal umzudrehen. In dem Beispiel sind die gesamten Einzahlungen nach 3,5 Jahren wieder drin, falls nichts auf einmal entnommen wird.


    Was wäre denn jetzt die bessere Alternative in dem 5-Euro-Beispiel?

    Ja, mit den Änderungen bei der Grundsicherung, die aber ja auch erst deutlich nach dem Startschuss zu Riester kamen, ist es für Personen mit geringen Verdiensten interessanter geworden zu riestern. Mit der Grundrente wurde das noch einmal ausgebaut.


    Es lassen sich Szenarien entwickeln, die sehr verlockend klingen. Aber wir wollen uns hier nicht gegenseitig Riesterverträge andrehen. ;)

  • Die Grenze liegt heute noch bei 32,90 Euro und ab Morgen dann bei 33,95 Euro.

  • Das würde ich so nicht unterschreiben.
    In all den schönen Modellrechnungen, die man von Versicherern bekommt, fehlen 2 wichtige Aspekte: Die Inflation und die Frage, was man aus seinem Geld mit anderen Anlageformen machen könnte.


    Edit/Ergänzung:
    Das einzige, was ich den Versicherern zugute halte ist, dass das, was sie tun, auf Gesetzgebung basiert und da gibts zu wenig Leute, die sich wirklich mit Finanzen befassen.

    Kann man wirklich erwarten, dass da anbieterseitig ein Alternativ-Investment betrachtet wird?

    McDonald's rechnet mir ja auch nicht vor, wie viele Dosen Erbsensuppeneintopf ich für den Preis eines Big Macs im Menü bekommen würde.

  • Und ja, in diesem Besagten Beispiel wäre das sogar sinnvoll, also die Hausfrau mit einem Kind. Das wird und wurde nie bestritten. Nur leider ist das auch wieder die Krücke im System, wird ihr das nicht zu einer besseren Lebenslangen-Rente verhelfen sondern wird wohl in einem Summe ausgezahlt werden. Und entsprechend dann versteuert.

    Na, dann werden die 10.700 Euro eben versteuert. Nehmen wir an, sie verdient dann im letzten Jahr weiter im Minijob, oder die Rente entspräche dem (ist normalerweise deutlich niedriger) dann kommen 6240 Euro Arbeitslohn dazu, gesamt 16940 Euro zu versteuern. Das macht einen durchschnittlichen Steuersatz von 7,83%, sagen wir der Einfachheit halber 8%.

    Die 10.700*8%= 856 Euro. Von den 1200 Euro Einzahlungen bleiben also 9844 Euro. Die verbleibende Rendite ohne Vertragsrendite (!) also über 820%.

    Gut, jetzt könnte man sagen, dass das Arbeits/Renteneinkommen in dem einen Jahr auch höher versteuert wird und lieber den Eingangssteuersatz von 14% ansetzen. Einkommenssteuer gesamt sind im Worst Case also 2366 Euro ohne etwas abzusetzen und bei 14%. Bleiben von 10700 also 8334 Euro. Das sind also im Worst Case immer noch 695% Rendite.


    Noch immer stellt sich mir die Frage, was daran so schlecht sein soll. Zeigt mir igendein sicheres Konstrukt, das eine bessere Rendite abwirft.

    Wenn das Geld dann in einem Schlag ausbezahlt wird: umso besser!

  • Kann man wirklich erwarten, dass da anbieterseitig ein Alternativ-Investment betrachtet wird?

    McDonald's rechnet mir ja auch nicht vor, wie viele Dosen Erbsensuppeneintopf ich für den Preis eines Big Macs im Menü bekommen würde.

    Nun ja beim gelbem M werde ich vielleicht einmal satt. Und wenn es mir da nicht geschmeckt hat gehe ich da nicht wieder hin.


    Aber bei Versicherungen handelt es sich um ein Vetrauensprodukt dessen Wirkung sich erst in der fernen Zukunft zeigt.

    Die von den Konzernen bewusst versteckten Kosten und Überrenditen machen es den Verbrauchern extrem schwer darüber zu entscheiden ob Sie ein gutes Produkt abschließen.

    Und wenn dann mit staatlicher Förderung trotzdem nur Mikrorenten rauskommen frage ich mich wo das ganze Geld bleibt. Obwohl eigentlich ist ganz einfach: die Überrenditen lassen sich zum Teil in den Dividenden der Versicherungskonzerne wiederfinden.