Alter Vertrag bei der VKB "FlexVorsorge Vario" - lohnt es sich, diesen zu behalten?

  • Hallo liebe Finanztip Community


    Ich habe seit 9 Jahren eine "FlexVorsorge Vario"-Versicherung bei der Versicherungskammer Bayern. Mein Vater hat mich damals noch mit 17 zur Bank geschleppt um vor Beginn meiner Ausbildung eine private Altersvorsorge für mich abzuschließen.


    Nun bin ich im Bereich meiner Finanzen etwas schlauer geworden und hinterfrage diesen Vertrag nun kritisch - allerdings bin ich leider (noch) nicht schlau genug um mich durch den Dokumentenstapel der VKB zu kämpfen und herauszufinden, ob es sich lohnt diesen Vertrag zu behalten. Hier würde ich eure Hilfe benötigen.


    Hier mal einige Eckdaten:


    - Vertrag besteht seit dem 01.05.2012
    - Ich habe zu Beginn 28,57€ eingezahlt, mit 5% jährlicher Anpassung zahle ich heute 42,21€ (insgesamt sind das 3.738,39€ über die Jahre)
    - Das aktuelle Fondsvermögen beträgt 2.681,19€ (Stand: 18.03.2020 - ich frage mich selbst wieso die Differenz zum Eingezahlten so hoch ist)
    - Der Fonds ist der ROK Chance der VKB
    - Bei Renteneintritt zum 01.05.2056 würde ich aktuell monatlich 246,84€ bekommen, die einmalige Kapitalabfindung wäre 82.720,45€


    Das sind soweit alle Infos die ich habe. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir helfen könntet, wie ich weiter mit diesem Vertrag umgehen sollte.


    Viele Grüße
    Tim

  • Hallo @kuehn.tim


    Willkommen in der Community.
    Für solche Rechnungen ist der Sparrechner gut geeignet.
    Deine Werte erreiche ich, wenn ich mit 3% Rendite rechne. Die Frage ist, welche Bruttorendite vor Kosten hier zugrunde gelegt wurde. Sie ist sicher >3%, aber du müsstest herausbekommen, ob die Versicherung mit 4%, 5%, 6%, 7% Bruttorendite die Nettorendite von 3% erreichen möchte. Die Differenz sind deine Kosten.


    Wenn du das Fondsvermögen durch die Bruttorente teilst, siehst du, dass du 28 Jahre leben musst, um mit der Rente das Fondsvermögen aufzubrauchen. Ab dann profitierst du von der Versicherung des Langlebigkeitsrisikos. Mir kommt das extrem lang vor, du bist dann 95 Jahre alt.

  • Hallo @chris2702


    Vielen Dank für deine Antwort.


    Ich habe mal eine E-Mail an die VKB geschrieben, dass sie mir die Netto- und Bruttorendite nennen. Ich bin mal gespannt was die mir hierbei nennen.


    Hast du vielleicht eine Idee, woher die große Differenz zwischen Einzahlungen und aktuellem Fondsvermögen kommt?


    Kannst du mir außerdem sagen, was sinnvollere Alternativen zur Altersvorsorge wären? Ganz klassisch ein ETF-Sparplan?


    Viele Grüße

  • Hallo Tim,


    1000 Euro sind von der Größenordnung her übliche Abschluss- und Vertriebskosten vieler Altersvorsorge Produkte. Früher hat man das geschluckt wie nichts. Heute ist klar, dass es andere Produkte gibt, die ähnliche Leistungen bei geringeren Kosten anbieten, Stichwort Nettopolice.


    Ich kann dir unsere (Ehepaar) Bausteine nennen.


    Bei mir gesetzliche Rente. Betriebsrente (Prognoserente >1000 Euro pro Monat, also wichtig). Langzeitkonto aus Überstunden. bAV aus vermögenswirksamen Leistungen, die bei meinem Arbeitgeber nur auf eine Art angelegt werden können. Bei meiner Frau Beamtenrente und ein kleiner Riester, um die Zulage für 2-3 Kinder abzuholen. Außerdem ein Etf Depot, das nach 30 Jahren 500.000+x enthalten soll.


    Ich finde es wichtig, nicht alles auf ein Pferd zu setzen und bin froh über meine Bausteine. Den größten eigenen Einfluss auf die Einzahlungen und der damit verbundene Hebel liegt aber klar beim ETF Depot. Der Rest hängt von Faktoren ab, die ich nur begrenzt beeinflussen kann (Gehalt nach 10j Betriebszugehörigkeit wird nicht plötzlich um 30% steigen).

  • Hallo Chris


    Wieder einmal danke für deine Auskunft. Ich selbst habe auch aktuell schon verschiedene Bausteine:


    - gesetzliche Rente
    - Betriebsrente
    - Vergünstigte Mitarbeiteraktien
    - monatliche Einzahlung in einen Pensionsfonds (unterstützt vom Arbeitgeber)
    - Kleiner ETF-Sparplan
    - BU-Rente (Rentenanteil ist da allerdings recht gering mit 20€/Monat)
    - Die oben genannte private Rentenversicherung der VKB


    Primär habe ich gerade ein Auge auf die letzten beiden genannten Bausteine - also BU-Rente und VKB. Bei der BU-Rente weiß ich bislang noch nicht, ob sich der Rentenanteil überhaupt anpassen lässt. Außerdem warte ich hier noch auf Rückmeldung meines Beraters bezüglich Netto-/Bruttorendite. Bei der VKB überlege ich - wie oben angesprochen - ob ich sie behalten möchte oder nicht.


    Grundsätzlich möchte ich meine Finanzen etwas "streamlinen" und die Kontrolle über möglichst viel zu bekommen. In den nächsten 15 Jahren möchte ich auch noch als zusätzliche Altersvorsorge in Wohnungen investieren. Der ETF-Sparplan wird auch längerfristig noch erhöht, allerdings erst nachdem ich genügend liquide Mittel für ein Eigenheim habe.


    Ich frage mich also derzeit, ob ich den Vertrag bei der VKB schlichtweg auflösen sollte und die Mittel z.B. in den ETF-Sparplan fließen lasse. Eine 3%ige Rendite p.a. (oder vielleicht auch ein wenig mehr) im Vergleich zu 6-7% p.a. beim ETF scheint mir da schon ein signifikanter Unterschied.


    Viele Grüße

  • Dann hast du ja auch ein hübsches Portfolio. Da stellt sich die Frage, wieviel % deiner Gesamtrente besagte 246,84 sein werden. Ich schätze einfach mal 5%. Und da wäre dann meine Überlegung, ob man nicht versucht, wenn 95% nur bedingt beeinflussbar sind, eben diese 5% zu optimieren. Im Sinne eines MSCI World Investments.


    Weiterhin bezweifle, ich dass eine Rentenversicherung 3% Nettorendite über 40 Jahre packt. Dahinter stehen meist 5% Bruttorendite, die aber über weniger renditeorientierte Anlagen erreicht werden müssen, als über einen MSCI World. Viele Rentenversicherungen erreichen 1-2%. Warum sollte deine besser sein. Und dann diese Verrentung über 28 Jahre. Das ist echt was für Liebhaber.

  • - gesetzliche Rente
    - Betriebsrente
    - Vergünstigte Mitarbeiteraktien
    - monatliche Einzahlung in einen Pensionsfonds (unterstützt vom Arbeitgeber)

    Hallo.


    An der Stelle sehe ich ein gewisses Klumpenrisiko.


    Da sind 3 Punkte, die direkt mit dem Arbeitgeber und dessen Wohlergehen (und damit der Arbeitsplatzsicherheit und den Verdienstmöglichkeiten) zusammenhängen. Die gesetzliche Renten hängt mittelbar auch davon ab.


    Daher ist weiterer Vermögensaufbau (sei es über ETFs oder über Immobilien) allein aus Diversifizierungsgründen angezeigt.


    Daher ist es richtig, sich Gedanken zu machen. Viel Erfolg! :thumbup:

  • Vielen Dank für eure Antworten.


    Ich habe zwar aktuell leider nach wie vor keine Antwort der VKB bekommen, der Berechnung zufolge sehe ich aber keine wirklichen Gründe, den Vertrag zu behalten. Der AV-Teil meiner BU-Rente hat auch "nur" eine Garantieverzinsung von 2,25% - ich kläre noch was es kostet, den AV-Teil still zu legen, aber wahrscheinlich werde ich das dann auch kündigen.


    Kennt ihr ansonsten noch Vorteile, die ich ggf. nicht beachte, wann sich eine private Rentenversicherung mehr lohnt als das eigenständige Anlegen in ETF?


    Vielen Dank auch @Referat Janders für den Hinweis mit dem Klumpenrisiko. Zurzeit (und auch die letzten Jahre) läuft es bei meinem Arbeitgeber glücklicherweise blendend und ich sehe mich auch noch langfristig dort - allerdings darf ich mich hierauf nicht ausruhen, da sich die Situation ja jederzeit (auch mit der jetzt drohenden Wirtschaftskrise/Rezession) ändern kann.


    Was wären noch mögliche Optionen für den Vermögensaufbau, neben ETF und Immobilien?


    Viele Grüße

  • Man müsste sich das Szenario schon sehr genau aussuchen, in dem eine Rentenversicherung besser performt als ein ETF-Sparplan.


    Wenn man bei dem Gedanken an einen ETF vor Sorge nicht in den Schlaf kommt oder man jederzeit wieder im Alg II landen kann, in den Fall wäre einer Versicherung ggf. der Vorzug zu geben.


    Ansonsten ist der ETF-Sparplan ein sehr gutes Fundament bzw. eine sehr gute Ergänzung zu gesetzlicher Rente und bAV. Wenn einem der Sinn danach steht, kann man auch in Immobilien investieren. Es ist immer die Frage, was zu einem passt.


    Ich für meinen Teil lasse die Finger von Immobilien. (Abgesehen vom Eigenheim, aber das sehe ich nicht als Investment.)