Umgang mit altem ETF

  • Hallo,


    ich habe erst vor einigen Monaten angefangen, in den Vanguard FTSE All-World bei der Commerzbank zu investieren (Einmalanlage, dann Sparplan). Ich habe ca. 2000€ investiert, Wert momentan ca. 1600€. Mein Anlagehorizont ist lang (+ 20 Jahre).
    Leider ist mir nun bewusst geworden, dass ich mich auf Dauer mit dieser Option nicht wohl fühle, da mir der Anteil an US-Aktien zu hoch ist (Klumpenrisiko). Ich würde stattdessen lieber den MSCI World + Emerging Markets besparen, um eine annähernde Gewichtung nach BIP vorzunehmen und später eventuell weitere ETF hinzuzufügen.
    Nun könnte man auch zum bisherigen den Vanguard Emerging Markets Fond hinzunehmen, jedoch wäre diese Option im Bezug auf die TER dauerhaft höher und zudem ist das weitere Produktangebot dieses Anbieters bisher vergleichsweise eingeschränkt. Mein Steuerfreibetrag ist fast komplett verfügbar.


    Meine Fragen:
    1. Was mache ich mich dem alten Fond? Soll ich diesen direkt verkaufen oder warten, bis die Kurse sich erholen und ihn dann unter Nutzung des Steuerfreibetrages veräußern, um den Betrag in den neuen Plan zu reinvestieren?
    2. Falls ich diesen halte, soll ich diesen bei der Commerzbank liegen lassen und niedrig weiterbesparen (z.B. 25€ alle 3 Monate), um das Depot kostenlos zu halten oder diesen zum neuen Broker übertragen?


    Für konstruktive Vorschläge wäre ich sehr dankbar.

  • Hallo @Paulus94, willkommen in der Community.


    Soweit ich verstanden habe ist Dir im All World immer noch zu viel US (55%) und Du möchtest stattdessen World (63% US) und EM, d.h. > 20% EM um eine geringere US-Gewichtung zu bekommen. ( Nur so am Rande BIP-Gewicht wäre nach Wikipedia 25%?)


    Ich sehe den Kostennachteil nicht, da der Vanguard 0,22% TER hat was in der Größenordnung anderer EM-Produkte ist. Dir ist sicherlich bekannt, dass die TER nichts abschließendes über einen Renditevor- oder nachteil aussagt.


    Zu den Fragen:
    Zu 1. gibt es kein richtig oder falsch. Wenn Du der Meinung bist, dass Deine neue Strategie besser ist als die alte, kannst Du verkaufen. Der aufgelaufene Buchverlust ist dann versunken; er wäre mMn höher wenn Du stärker in EM gewesen wärst.


    Zu Deiner Steuerbetrachtung ist anzumerken, dass von heute 1.600 € Deine Anlage erst mal über die 2.000 also 25% steigen müsste um zu beginnen vom Pauschbetrag zu profitieren, um ihn voll auszuschöpfen auf 2.800 €, also insgesamt rund 75 %.


    Zu 2. Es kann Sinn machen verschiedene ETFs zu haben und diese in verschiedenen Depots um im Verkaufsfall wegen der FIFO-Regel diejenigen adressieren zu können auf denen der geringste Gewinn liegt.. Nach Deiner Fragestellung würde ich vermuten, dass Du dieses Problem noch nicht hast, Für den Übertrag spricht die Möglichkeit der direkten Verrechnung falls Du doch noch mit Verlust verkaufen willst. Umgekehrt spricht dagegen, dass Du einen derartigen Verlust über getrennte Depots in die Zukunft verschieben kannst und erst mal den Pauschbetrag für die Gewinne nutzen kannst, da der Pauschbetrag ja nicht in Folgejahre übertragbar ist, ein Verlust aber schon.

  • Hallo @Kater.Ka, vielen Dank für deine Erläuterungen. Könntest du mir genauer erklären, was es mit dem versunkenen Buchverlust bei Verkauf auf sich hat? Das verstehe ich leider nicht ganz.

  • In dem Zusammenhang hier ist der eingetretene Buchverlust irrelevant für Deine Entscheidung. s. letzte Zeile von https://de.wikipedia.org/wiki/Versunkene_Kosten


    Wenn Du also tatsächlich davon überzeugt bist, dass Deinen neue Strategie besser ist musst Du nicht auf die Erholung Deines Bestandes warten / hoffen.In dem Moment, in dem Du den Verkaufsknopf drückst realisierst Du Deinen Verlust. Das ist psychologisch manchmal schwierig, wenn Anleger dies als Eingestehen eines Fehlers verstehen. Ist es aber nicht, weil wir betreiben hier Risikoanlagen, da kann auch mal was schiefgehen.