Zweiten ETF besparen oder umschichten?

  • Hallo Finanztip,


    ich bespare zur Altersvorsorge seit einigen Jahren einen ausschüttenden (ausländischen) ETF und komme nun an die im Hinblick auf den Pauschbetrag von 700 EUR (wie in Ihrem Video) genannte Grenze von 20000 EUR.


    Nun würde ich gerne auf einen thesaurierenden (ebenfalls ausländischen) ETF besparen der von der %-Performance nahezu identisch ist (Änderungen in dritter Nachkommastelle). Für mich stellt sich nun die Frage ob ich

    • a. einfach den Ausschüttenden aufhöre zu besparen und mit dem Thesaurierenden beginne oder
    • b. den Ausschüttenden auf den Thesaurierenden umschichte.


    Generell habe ich noch nie einen ETF umgeschichtet, daher weiß ich nicht ob b. überhaupt einfach möglich ist. Wie genau läuft eine Umschichtung ab? Handelt es sich hierbei um einen Verkauf des Ausschüttenden und dann einen Kauf des Thesaurierenden in meinem Beispiel?


    Dann wollte ich Fragen ob sie einen finanziellen Nachteil in Punkt a. sehen wenn ich einfach den Thesaurierenden ETF anfange zu besparen und den ausschüttenden "liegen lasse"?


    Danke für Ihre Antwort und Hilfe


    Mit bestem Gruß


    Matse

  • Hallo @MatSe, willkommen in der Community.


    Warnhinweis: hier schreiben interessierte Laien und nur in seltenen Fällen Redakteure von Finanztip. Ich bin kein Mitarbeiter von Finanztip.


    Die Lösung wäre eher a, allerdings ist die Aussage auf lange Frist gemünzt. Dazu bitte noch einmal die Logik überlegen:


    Bei 700 € verbleibenden Pauschbetrag und 2% jährlicher Aussschüttung mit 30% TFS ergibt sich ein möglicher Anlagebetrag von 700 / 0,02 / 0,3 = 50.000 € Anlagebetrag [Bitte die Rechnung mit dem eigenen ETF aktualisieren].


    Die Idee bei der Empfehlung von Finanztip ist bei einer weiteren Wertsteigerung lange Zeit unter dem Pauschbetrag zu bleiben. Wenn man von 7% p.a. abzüglich der 2% Ausschüttung, also 5% p.a. ausgeht dauert es > 15 Jahre bis dann durch das Wachstum der Pauschbetrag ausgeschöpft ist.


    Eine Umschichtung ist ein Verkauf und Neukauf. Wenn das angeboten wird (kenne ich nicht von ETF sondern nur von gemanagten Fonds) fällt trotzdem weil eben Verkauf immer die Steuer auf den Wertzuwachs an. Deswegen ist die Variante b mMn unattraktiv.


    Wenn man die Variante a verfolgt ist man damit langfristig gut aufgehoben, kurzfristig verzichtet man aber auf den steuerlichen Vorteil.


    Es gibt jetzt mehrere Gestaltungsmöglichkeiten:
    man verfolgt die Strategie gemäß a
    man macht wie bisher weiter um den Pauschbetrag besser auszunutzen und wendet a erst später an. Dazu gibt es eine Zusatz-Optimierung den Ausschütter entweder auf einem anderen Depot oder mit einem anderen ETF zu besparen, damit man später die neueren ETF mit geringerem Gewinnanteil verkaufen kann.
    man verkauft jährlich so viel vom Ausschütter, dass die zu versteuernde Summe von Ausschüttung und Wertzuwachs unter dem Pauschbetrag bleibt. Dazu hatte ich in einem anderen Beitrag mal eine Summe hergeleitet, die in der Größenordnung von 17.000 € liegt,


    Was Du wählst musst Du wissen, da alles andere als a etwas Aufwand bedeutet, was mit entspanntem buy-and-hold kollidiert.


    Falls unverständlich oder weitere Fragen gerne hier weiter fragen.

  • Hallo Kater.Ka,


    danke für die Aufklärung. Das hat mir sehr geholfen und ich konnte genau nachvollziehen was Du geschrieben und gemeint hast. Danke.
    Nur wie Du auf die >15 Jahre kommst ist mir noch nicht klar. Aller Voraussicht werde ich somit bei Variante a. bleiben.


    Danke und Gruß
    Matse

  • Nur wie Du auf die >15 Jahre kommst ist mir noch nicht klar

    Ich habe ober hergeleitet, dass bei 2% Ausschüttung und 30% TFS die Ausschüttungen auf ein Kapital > 50.000 T€ steuerfrei bleiben. 50,000 * 0,02 * 0,7 = 700 € -> das war der von Dir genannte Betrag, den Du wohl von den 801€ noch übrig hast.


    Um jetzt mit den 5% Wertsteigerung p.a. von 20.000 auf 50.000 € zu kommen dauert es. Bei 15 Jahren sind es (1+0,05) ^15 = 2,08, also erst knapp 42.000, die 50.000 € werden erst nach knapp 19 Jahren erreicht. In der Zeit verschenkt man eben Teile des Pauschbetrags.


    Abhilfe schaffen die von mir genannten alternativen Strategien, die aber früheres bzw. häufigeres Handeln als a) erfordert.