Riester-Reform - wir entwickeln ein zukunftsfähiges Konzept

  • im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung lassen sich Fälle konstruieren, in denen eine ansehnliche Rente zusammenkommt, ohne dass der/die Versicherte je einen einzigen Beitrag selbst gezahlt hätte.

    Da kann der Riester nicht gegen an.

    Da kann man aber auch bei Riester zaubern. Bei sehr geringem Einkommen und idealerweise auch noch Kindern kommst Du schon auf hohe Förderquoten. Und die 5 € im Monat dafür bekommst Du bei Bedarf sogar noch vom Sozialamt.


    Diese Blume blüht aber leider nur Verborgenen. Die davon profitieren könnten kennen sie nicht und allen anderen macht sie nur Arbeit, ohne dass sie selbst groß was davon hätten.

  • Ok, dass man auf diese Weise auf eine "ansehnliche Rente" kommt, will ich allerdings nicht behaupten...

    ... unter dem Aspekt, dass auch „Kleinvieh Mist macht“, sollte man selbst eine pickelige Rente nicht unterbewerten!

    Ich kenne viele Rentner*innen, die mit Mini-Renten über die Runden kommen (müssen). Bei denen geben schon 20€ bis 30€ mehr den Ausschlag, ob sie mit oder ohne Sorgen (wegen eines evtl. leeren Kühlschranks ein paar Tage vor Ultimo) leben können.

  • dass auch „Kleinvieh Mist macht“,

    Dass man 20 Euro im Monat dringend gebrauchen kann, ist sicher oft der Fall. Dann ist das Kind aber schon lange im Brunnen abgesoffen.


    Mein Problem mit Riester ist, dass viele Beitragszahler den Eindruck haben, sie würden einer sicheren Zukunft entgegensehen, wenn sie zusätzlich zur GRV noch Riester machen. Aber was ist eigentlich sicher?


    Szenario 1: 60 Euro Mindestbeitrag plus 175 Euro Zulage über 40 Jahre sind 9400 Euro Beitrag, die, wie wir wissen, nicht übermäßig verzinst werden. Nach Annahmen vieler Versicherer ergeben 10.000 Euro Beiträge ca. 30 Euro Rente.


    Szenario 2: Je Kind 300 Euro Zulage über maximal 25 Jahre sind 7500 Euro. Das ergibt ca. 22,50 Euro Rente.


    Das heißt, eine Rentnerin mit 1 Kind erhält eines Tages 50 Euro Rente. Ja, das ist gut, ja, das ist wichtig. Aber war das diesem Menschen bei Abschluss bewusst? Hat er nicht irgendwelche Folien vorgelegt bekommen, die 200 - 500 Euro Rente als möglich sahen (mit Maximalbeitrag und 6% Rendite locker erreichbar ;) ).


    Ich denke, viele schließen Riesterversicherungen ab mit falschen Vorstellungen, was wirklich hinten rauskommen wird. Und das wurde anfangs gerade von der Politik noch massiv befördert.


    Eigentlich hätte man den Menschen in den 2000ern ein kostengünstiges Produkt an die Hand geben müssen und sagen müssen "was du da vorhast, bringt 50 Euro Rente. Wenn du mehr willst, musst du mehr machen, auch über Riester hinaus." Denn auch 2100 Euro Jahresbeitrag ist für viele noch zu wenig, um den Lebensstandard zu halten.

  • 235 Euro freiwillige Beiträge ergeben in 2020 ein fiktives Einkommen von 1263 Euro, woraus sich 0,0311 Entgeltpunkte ergeben würden. Nach aktuellen Werten hätten wir dann mit 1,06 Euro Rente zu rechnen.


    Hätte man so machen können, wenn man gewollt hätte.


    Hätte, hätte, Zahnkranz. :evil:

  • Damit liegt die klassische Rentenversicherung immer noch 0,25 Prozentpunkte über der gesetzlich geforderten Garantie bei Riester = 0,00 %. (Wenn denn überhaupt noch davon Gebrauch gemacht wird, diese 0,25 % zu erklären; der Versicherer kann und konnte schon immer weniger erklären, nur nie mehr.)

  • Danke für den Link. Ich erlaube mir ein Zitat:

    >>>

    Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft fordert daher, die Beitragsgarantie der Riester-Rente zu kippen. Verbraucherschützer lehnen das ab. „Damit würden Verbraucher doppelt verlieren", sagte Dorothea Mohn, Leiterin des Finanzmarktteams beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

    <<<

    Auf solche Verbraucherschützer kann ich verzichten. Wenn die Beitragsgarantie nicht fällt, ist das Produkt wirklich nicht wiederzubeleben.

  • Wenn die Formulierung von Frau Mohn gelautet hätte "der Verzicht auf eine Beitragsgarantie wäre zwar im Prinzip sinnvoll, aber zumindest für den Bestand extrem unpopulär und kaum durchzusetzen" wäre ich zu 100% bei ihr.


    Wie positioniert sich eigentlich unser Hermann-Josef dazu?

  • Danke für den Link. Ich erlaube mir ein Zitat:

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    Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft fordert daher, die Beitragsgarantie der Riester-Rente zu kippen. Verbraucherschützer lehnen das ab. „Damit würden Verbraucher doppelt verlieren", sagte Dorothea Mohn, Leiterin des Finanzmarktteams beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

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    Auf solche Verbraucherschützer kann ich verzichten. Wenn die Beitragsgarantie nicht fällt, ist das Produkt wirklich nicht wiederzubeleben.

    Dass Zulagen und Garantie benötigt wurden, um das Produkt zu vermarkten, weist auf tiefergehende Probleme hin.


    Da müssen die Damen und Herren jetzt aber wirklich mal ran.

  • Wenn die Formulierung von Frau Mohn gelautet hätte "der Verzicht auf eine Beitragsgarantie wäre zwar im Prinzip sinnvoll, aber zumindest für den Bestand extrem unpopulär und kaum durchzusetzen" wäre ich zu 100% bei ihr.


    Wie positioniert sich eigentlich unser Hermann-Josef dazu?

    Xenia Könnt Ihr den Chef mal anstupsen, ob er sich äußern mag?

  • Ich habe noch eine Idee: Wenn der politische Wille für eine grundlegene Riester-Reform auch nach der Wahl fehlen sollte, und der große Wurf weiterhin an Tausenden Vetos jeder Einzelheit scheitert, dann gibt es eine einfache Lösung:


    Kunden können künftig bei allen Riester-Verträgen auf die Beitragsgarantie verzichten. Dazu müssen sie:

    1) einen Antrag bei ihrem Anbieter stellen

    2) sich in einem Beratungsgespräch (auch online) über die Konsequenzen aufklären lassen

    3) das Beratungsprotokoll unterschreiben und bestätigen, dass sie die Risiken verstanden haben und sie eingehen möchten.

    4) Meinetwegen kann das Verfahren gerne stufenlos eingeführt werden: Die Beitragsgarantie kann zwischen 0 und 100% flexibel gewählt werden.

    5) Sobald der Verzicht einmal ausgesprochen wurde, kann er nicht mehr rückgängig gemacht werden (bzw. der Garantiesatz nicht mehr erhöht werden, höchstens weiter erniedrigt).


    Mit diesem wirklich einfachen Zusatz können sämtliche (?) bestehenden Verträge ohne großen Verwaltungsaufwand umgestellt werden. Die mündigen Verbraucher können endlich langfristig vernüftige Renditen erwirtschaften. Und die Anbieter laden keine zusätzlichen Risiken auf sich.

  • Hm, "Garantieverzichtskonfliktberatung" passt auf kein Scrabble-Feld. ;)


    Aber mit dem Weg könnte ich mich anfreunden, wenn als Alternative sonst gar nichts passiert. :sleeping:

  • Ich denke nicht, dass die garantiebesessenen Deutschen mehrheitlich auf ihre Garantien verzichten werden. Ist irrational aber aus meiner Sicht Realität.


    Und von "ohne großen Verwaltungsaufwand" kann bei Millionen Individualberatungen und handschriftlich unterschriebenen Verzichtserklärungen keine Rede sein, wie von tobiasweiss vorgeschlagen.


    Ich fürchte, am Ende wird ein Haken hinter das Kapitel Riester gesetzt. Eine Generation Rentensparer hat entweder früh genug anderweitig vorgesorgt oder kann sich über eine kleine Riesterrente freuen, deren Höhe für den sorgenfreien oder sorgenvollen Lebensabend nicht entscheidend seien wird.


    Hier im Forum tummeln sich die oberen 1% in Sachen Wissensstand oder Wissbegierigkeit. 99% ist die Problematik überhaupt nicht bewusst, weder die der Rentenlücke noch die des Komplexes Riester.

  • Den Aufwand für die Erklärungen finde ich nicht so groß. Vermittler und Makler wollen eh regelmäßig mit den Kunden sprechen, und selbst ein konservatives Unternehmen wie die Debeka bietet inzwischen elektronische Unterschrift auf dem Tablet an. Die Online-Anbieter würden das "Gespräch" eh digital ohne menschlichen Berater durchführen.


    Verglichen mit der Alternative, auf völlig neuartige Verträge umzustellen, wäre der Aufwand deutlich kleiner.

  • Dann könnte man aber auch gleich ein Altersvorsorgedepot einführen, dann kann jeder selber entscheiden wie er sein Geld fürs Alter anlegen will.


    In Deutschland wird man leider von kompletten Kretins an jeder Stelle bevormundet.

  • Dann könnte man aber auch gleich ein Altersvorsorgedepot einführen, dann kann jeder selber entscheiden wie er sein Geld fürs Alter anlegen will.


    In Deutschland wird man leider von kompletten Kretins an jeder Stelle bevormundet.

    Eine fehlende Möglichkeit ist Bevormundung?

    Au Backe, es geht wieder los! :rolleyes:

  • Eine fehlende Möglichkeit ist Bevormundung?

    Au Backe, es geht wieder los! :rolleyes:

    Nur schlechte Möglichkeiten anbieten, damit DVAG und Konsorten Geld verdienen ist Bevormundung hoch 10. Ihrer Meinung nach, hat man ja als tolle alternative die GRV als Option. Naja, muss jeder selber wissen was er mit seinem Geld machen möchte.

  • Im Rahmen der Vertragsfreiheit kann man recht viel abschließen oder es auch sein lassen.

    Dass nicht jede Variante gefördert wird, lässt sich nur schwer (oder sehr motiviert) in Bevormundung umdeuten.

    Naja, muss jeder selber wissen was er mit seinem Geld machen möchte.

    Diese Aussage steht im Widerspruch zur Aussage einen Post zuvor. Also was denn nu?

  • Ich bin ja auch der Meinung, dass der heutige gesetzliche Rahmen für Riester-Renten grundsätzlich überarbeitet werden sollte. Das war ja der Sinn dieses Threads, und dazu gab es viele Vorschläge, die mir sehr gut gefallen. Manche davon widersprechen sich, aber praktsich alle wären besser als das heutige System.


    Mein letzter Impuls mit der "Beitragsgarantieverzichtserklärung" ist als minimalinvasive Alternative zu einem großen Wurf gedacht. Lasst mir bitte diese Hoffnung, dass ich meinen ruhenden Vertrag irgendwann nochmal sinnvoll reaktivieren kann. :)