Gehalt, Gehaltsverhandlung, Gehaltsvergleich

  • Liebes Finanztipteam, liebe Community


    ich weis nicht ob es noch zu eurem Themenbereich (Schwerpunkt Verbrauchertipps) gehört, aber ich würde mich über Tipps rund um das Thema "mehr Gehalt" freuen. So finde ich beispielesweise keine nachvollziehbaren Zahlen zu Vergleichsgehältern meiner Berufsgruppe. Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen gut erfassbaren Beruf wie z.B. Friseur aber dennoch um ein grundsätzlich klar definiertes Aufgabengebiet. Wie schätzt Finanztip oder die Community beispielsweise die Seriosität von Homepages zum Gehaltsvergleich wie z.B. Gehalt.de ein? Grundsätzlich müsste das Arbeitsamt oder der Staat eigentlich sehr genaue Zahlen zu den Einkommen haben, warum werden diese nicht den Bürgern anonymisiert zur Verfügung gestellt? Bei der Bundesagentur für Arbeit gibt es eine Suchmaschine aber da kommt nichts brauchbares raus.
    Die Gewerkschaften scheinen sich nicht für neue Tarifverträge für bisher nicht tarifgebundener Berufe zu interessieren, vermutlich weil sie nur den bestehenden Mitgliedern verpflichtet sind. Das ist schade, ich weis nicht ob Finanztip Ideen hat wie man sonst zu mehr Gehalt und entsprechend guter Altersvorsorge etc kommen kann. Steueroptimierung und sparsamer Lebensstil unter Berücksichtigung der Finanztiptipps ;) wird für mich wohl leider nicht reichen.
    VG
    Pablo

  • Hallo.


    Über die Homepage der Hans-Böckler-Stiftung findet man in der Regel etwas. Da schon versucht?


    In der Theorie wäre die Gewerkschaftsmitgliedschaft (und ein hoher Organisationsgrad der Belegschaft) ein Baustein für auskömmliche Löhne.


    (Wie gesagt: In der Theorie. :saint: )

  • Ich find glassdoor ganz gut. Für meine Firma (Industrie, 10.000 Mitarbeiter in D) sind da realistische Werte sichtbar.

  • Danke für die Tipps, ja Hans-Böcklerstiftung kenne ich, werde mich da nochmal umschauen. Glassdoor finde ich auch interessant, allerdings misstraue ich solchen Seiten, schließlich gibt es massenhaft Onlineagenturen die jederzeit für z.B. Arbeitgeberverbände etc Einfluss nehmen können (man denke bspw. an die manipulierten Amazonbewertungen). Aber zur Orientierung sicher nicht schlecht, zumal du für dich realistische Werte gefunden hast.

  • Thema Gehalt: Nimm nach Möglichkeit Kontakt mit Headhuntern auf. Gute Headhunter können Dir normalerweise realistische Werte mitteilen, wenn Ihr euch über potentielle Stellen austauscht.


    Alternativ selber bewerben, sozusagen Vorstellungsgespräche führen, und wenn es nur zum "üben" ist. Normalerweise solltest Du dann ein einigermaßen gutes Gefühl bekommen können.


    Du wirst dann feststellen, dass es immer auch auf das Gesamtpaket ankommt: Fixgehalt, variables Gehalt, Firmenwagen oder PKW-Ersatzleistung, Altersvorsorge, Versicherungen, VWL, ..


    Viel Erfolg!

  • Danke für die Tipps, ja Hans-Böcklerstiftung kenne ich, werde mich da nochmal umschauen. Glassdoor finde ich auch interessant, allerdings misstraue ich solchen Seiten, schließlich gibt es massenhaft Onlineagenturen die jederzeit für z.B. Arbeitgeberverbände etc Einfluss nehmen können (man denke bspw. an die manipulierten Amazonbewertungen). Aber zur Orientierung sicher nicht schlecht, zumal du für dich realistische Werte gefunden hast.

    Ich denke man bekommt einfach einen Eindruck. Sowohl was "ein Controller in Deutschland" verdient, als auch was "ein Controller bei Siemens in Frankfurt" verdient, als auch was ein Senior Controller bei Siemens in Frankfurt verdient.


    Gehaltsgefüge in Unternehmen entstehen nicht unter dem Gesichtspunkt Gerechtigkeit zwischen den Mitarbeitern herzustellen. In meiner Firma scheint es einen Controller zu geben, der mehr verdient als ein Senior Controller. Das empfände letzterer eventuell als ungerecht, aber wie gesagt, um Gerechtigkeit geht es nicht.


    Zumindestens kann man anhand der Daten eine Bandbreite erkennen. Daran anknüpfend weiß man, ob beim aktuellen Arbeitgeber noch Luft nach oben ist, oder vielleicht ein Wechsel attraktiv ist.


    Was die Bewertungen angeht, stimme ich dir zu. Gerade bei kleinen Firmen mit wenigen hervorragenden Bewertungen, mag es Marketing sein.

  • Fixgehalt, variables Gehalt, Firmenwagen oder PKW-Ersatzleistung, Altersvorsorge, Versicherungen, VWL, ..

    Da muss ich immer schmunzeln, bei uns gibts nen niedriges Gehalt und sonst janüscht. Eben gerade soviel das man nicht kündigt, ist ja auch logisch. Wenn sich mehr als 1 Person um ne Stelle bewerben kriegt sie bei ähnlicher Eignung natürlich der billigste ;)

  • @Pablo das ist natürlich finanziell für die Firma von Vorteil - andererseits kriegt damit bestenfalls durchschnittlich leistungsfähige und leistungsbereite Mitarbeiter, für die Firma sind aber Motivation und Einsatzbereitschaft essentiell, und da dürfte es unter diesen Voraussetzungen eher mau aussehen. Das Ergebnis sehen wir in vielen Branchen ...

  • Da muss ich immer schmunzeln, bei uns gibts nen niedriges Gehalt und sonst janüscht. Eben gerade soviel das man nicht kündigt, ist ja auch logisch. Wenn sich mehr als 1 Person um ne Stelle bewerben kriegt sie bei ähnlicher Eignung natürlich der billigste ;)

    Deswegen gut über den eigenen Martkwert informieren. Es ist schwer, aus der Komfort-Zone herauszgehen (Stellenwechsel) und ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen und damit empfehlen: Hör Dich um, führe Gespräche.


    Viel Erfolg!

  • @alskqpwo


    Das heißt einfach, dass jemand mit dieser Jobbezeichnung einen Eintrag gemacht hat. Beispiel "Ingenieur". Das kann vieles sein, Berufseinsteiger bis langjährigerfahren. Zumal es auch dumm wäre seinen detaillierten Titel reinzuschreiben, weil Kollegen dann Rückschlüsse ziehen können. "Designingenieur Audi A5 S Line Europa" wird es nicht viele geben.


    Ich denke, wenn es ein Job ist, den ein Berufseinsteiger machen kann, ist die untere Grenze eine grobe Richtschnur. Aber die Berufserfahrung erfährt man meines Wissens nicht.

  • Hallo,


    die Gehaltsangaben in glassdoor sind dies Einstiegsgehälter? oder wo kann man herausfinden wie lange die Betriebszugehörigkeit jeweils ist?


    Danke

    Ich würde Glassdoor wenn überhaupt nur als sehr groben Anhalt nehmen (wie schon von @chris2702 geschrieben).


    Vom Berufseinsteiger bis 20 Jahre berufserfahren kann so ungefähr alles dabei sein, inklusive "Fantasiegehälter".


    Es ist immer besser, auf mehrere "Pferde" zu setzen (s. auch mein Beitrag #5).


    Viel Erfolg!

  • Ich glaube es ist gut, um ein Gehaltsniveau eines Arbeitgebers und einer Branche zu verstehen. Mein Beispiel: "Was verdient ein Controller?" Das geht von 45.000 bis 150.000. Viele Gehälter scheint es im Bereich 60.000 zu geben. Wenn man bei meinem Arbeitgeber schaut, stellt man fest, dass die Spanne eher bei 80-110.000 liegt für "ohne Personalverantwortung". Ich für mich kann anhand meines Gehalts sagen, dass ich nahe der unteren Grenze liege. Ich bin also einerseits im Rahmen (fair) aber es ist Luft nach oben. Letzteres ist mir sehr wichtig. Ich verdiene lieber 80.000 mit ordentlich Luft als 90.000 und bin damit der Bestbezahlte ohne Luft.

  • Ich denke, man muss jedoch eins sehen: Gehaltsentwicklungen sind in der gleichen Firma nicht immer so möglich wie bei einem Wechsel des Arbeitgebers. Das sind meine persönlichen Erfahrungswerte und das habe ich auch sowohl im Bekanntenkreis als auch durch Headhunter erfahren (gut, letztere haben auch ein Interesse am "Menschenhandel"...).


    Will damit sagen: Man stellt fest, dass im Controlling Gehälter 80k-110k möglich sind. Man selbst verdient 80k. Man weiß nicht, warum die Personen, die 110k verdienen, dieses Gehalt bekommen. Höchstwahrscheinlich durch den Wechsel von einem anderen Arbeitgeber und der entsprechenden Gehaltsverhandlung. Unterscheiden muss man dann natürlich noch ohne/mit Personalverantwortung. Wobei sehr oft die Positionen mit Personalverantwortung auch von extern besetzt werden.


    Ich hatte auch mal einen Artikel dazu gelesen (leider weiß ich nicht mehr wo), dass Kollegen, die die gleiche Position in einer Abteilung bekleiden, höchst unterschiedlich verdienen. Derjenige der in die Abteilung gewechselt war von einem anderen Unternehmen, war der mit dem (deutlich) höheren Gehalt. Wohlgemerkt die identische Stelle.


    Ich sage damit übrigens nicht, dass es keine Ausnahmen davon gibt.

  • Es stimmt vollkommen, was du sagst. Ich weiß von Kollegen, die 3 Grades Entwicklung hinter sich gebracht haben, also vom untersten AT Grade zum höheren Grade mit Personalverantwortung, dass jeder Schritt 10% mehr gebracht hat. Wäre derjenige von außen gekommen, hätte er sicher einen deutlich höheren Aufschlag bekommen. Stark frustriert sind Kollegen, die mit einer Ausbildung im unteren Tarifbereich angefangen haben. Sie machen häufig ebenfalls nach ein paar Jahren anspruchsvolle Tätigkeiten, machen Bachelor und Masterstudiengänge, aber wenn sie einmal in einer Schiene sind, gibt es praktisch keine Sprünge mehr, dann müssen sie sich von der unteren Mitte Schritt für Schritt über viele Jahre bis in den AT Bereich vorarbeiten (wenn sie das überhaupt schaffen), was jemand mit 2 Jahren einfacher Unternehmensberatung direkt bekommt.


    Aber es gibt eben auch mehr Faktoren, als das Gehalt. Mein Arbeitgeber ist sehr gut in der Region. Ich will in der Region bleiben. Da bringt mir 30% mehr in München nichts, zumal dieser Aufschlag direkt von den Immopreisen gefressen würde. Meine Frau trägt viel zum Lebensstandard bei und hängt an ihrem Job, das macht nochmal unflexibel. Mein Arbeitgeber hat betriebsbedingte Kündigungen für 5 Jahre ausgeschlossen, wenn ich wechsle fange ich mit Probezeit an, ein Risiko, dass ich als bald dreifacher Familienvater nicht eingehen möchte. Es gibt einen attraktiven Arbeitgeber in erreichbarer Nähe, morgendliche Pendelei 90 Minuten. Ich kann mir nicht vorstellen, 3 Stunden pro Tag im Auto zu sitzen, nicht für 110 k, dazu brauchen wir das Geld einfach nicht, sondern meine Zeit daheim, wenn meine Frau was für sich oder ihre Arbeit machen will.


    Ich denke, es ist klug in jungen Jahren für einen guten Einstieg und solide Steigerungen zu kämpfen, Kompromisse zu machen, flexibel zu sein und Gas zu geben. Aber wenn man dann gebunden ist mit Familie, Haus, etc. gewinnen schnell andere Themen als Geld an Stellenwert. Letzteres ist natürlich Typsache, ich kenn es aber so öfter im Freundeskreis, da zieht keiner dem Geld hinterher sondern wechselt höchstens regional und dann auch immer mit Blick auf die Qualität des Arbeitgebers und nicht nur mit Fixierung auf Gehalt.

  • Genauso ist es. Und das meinte ich in meinem ersten Post auch mit "Gesamtpaket". Und da musst Du einfach alles mit einrechnen und für Dich den insgesamt größten Nutzen abwägen.


    Wieviele Freunde und Bekannte kenne ich, die für viel Geld bei großen Rechtsanwaltskanzleien oder den Big Four-Unternehmensberatungen gestartet sind und dann aber eben genau diese Abwägung gemacht haben (in diesem Fall Gehalt vs. Freizeit).

  • Ich find glassdoor ganz gut. Für meine Firma (Industrie, 10.000 Mitarbeiter in D) sind da realistische Werte sichtbar.

    Alternativ wäre noch das hier interessant: https://www.stellenanzeigen.de/gehaltsstudie-2020/

    Ich habe mir mal verschiedene Gehaltsvergleiche angesehen und mit meinem eigenen Einkommen in der Branche verglichen. Diese Quelle kam dem noch am nächsten, aber ich habe auch das Gefühl, dass ich deutlich zu wenig verdiene :(