2020 - Riester-Vorsorge noch sinnvoll?

  • Hallo liebe Community,


    ich bin 28 Jahre alt und mache mir zur Zeit verstärkt Gedanken eine Rentenvorsorgeversicherung abzuschließen. Ich mache mir auch Gedanken, eine BU-Versicherung abzuschließen aber dazu eröffne ich eventuell einen separaten Thread. Ich habe das Finanztip-Video zu Riester gesehen nur ist es ein paar Jahre alt. Dass ich nicht der größte Freund von Versicherungen bin - Stichwort "Wo liegen versteckte Fallen" muss man beachten. Ich finde mit vielen (nicht allen) Versicherungen verhält es sich wie aktiv gemanagte Fonds...


    Ich möchte kurz meine Gedanken teilen - Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen oder Meinungen mit mir teilt, damit ich lernen kann.


    Die Hauptfrage, welche ich mir stelle, ist; Ist eine Riester-Rente bzw. generell eine Rentenversicherung in 2020 noch sinnvoll / rentabel?


    Ich habe nun weil mehrere Kritiker (zu allem gibt es Kritiker) gehört, welche von der Riester-Rente abraten bzw. ihre Verträge Beitragslos stellen. Zuletzt erst noch in der aktuellen Stiftung Warentest wo die Rede von "div. Lesern pro Tag mit Fragen über Kündigung und Ruhestellung der Riester-Rente" ist. Es gibt auch ein Video wo Gottfried Heller dieses Modell einen "Rohr-Krepierer" nennt. Grund seien die hohen Kosten unterm Strich und die geringe Förderung (Tropfen auf heißen Stein). Als Info - Bei mir als Single wären es jährlich max. 175€ staatliche Förderung. Dabei fällt mir wieder auf, wie groß mein Unverständnis ist, dass der Staat Wertpapierhandel nicht mehr fördert und auf solche "alten Pferde" setzt.


    Es klingt jetzt vielleicht so, als wäre ich auch gegen eine Riester aber ich bin ganz offen und lege Wert auf eure Erfahrung. Ich kann mir auch einen Sparplan in Form von ETFs vorstellen nur denke ich, dass beim Riester-Modell die steuerliche Seite attraktiver ist.


    Ich könnte auch mit einem Einmal-Invest die "verlorenen Jahre" aufholen...aber jetzt erst einmal einen angenehmen Abend. :sleeping:

  • Vorbemerkung: Ich verteidige gelegentlich die Riester-Rente hier, da sie zum Zeitpunkt der Konzeption mMn keine schlechte Idee war und ich seit Beginn der Förderung einen Vertrag habe. Allerdings hat sich das Umfeld geändert.

    Ich habe das Finanztip-Video zu Riester gesehen nur ist es ein paar Jahre alt.

    Der Artikel ist vom März und das eingebettete Video ist von 2019 https://www.finanztip.de/riester/


    Quintessenz ist mMn dieser Satz:


    So profitieren kinderreiche Familien von den Zulagen und alleinveranlagte Gutverdiener vor allem vom Steuervorteil. Für sie ist eine Riester-Rente besonders sinnvoll.


    Aus Deinen Angaben würde ich vermuten, dass Du nicht die Zielgruppe bist.


    Aus meiner Sicht ist Riester ganz schick wenn man mal eine Immobilie möchte, ansonsten eher nicht. https://www.finanztip.de/riester/wohn-riester/ Ich habe das verschlafen das Guthaben dafür zu entnehmen und werde jetzt meinen fondsgebundenen Riester förderschädlich kündigen, da 1. nach guten Jahren in Aktienfonds das Guthaben jetzt in Rentenfonds mit Negativrendite liegt und 2. ich nicht Entnahme für die verpflichtende.Langlebigkeitsversicherung möchte.


    Neuabschluss von Rentenversicherungen steht Finanztip kritisch gegenüber https://www.finanztip.de/private-rentenversicherung/ Hintergrund sind die niedrigen Zinsen und hohen Kosten die verbunden mit der Geldentwertung letztlich kaum Rendite erwarten lassen. Man muss dann schon sehr alt werden damit sich das lohnt.

  • Ich stimme @Kater.Ka zu. Wir haben aktuell zwei und demnächst drei Kinder. Das Riestervermögen meiner Frau liegt 50% über den Einzahlungen. Das passt erstmal. Meinen Riester habe ich förderschädlich gekündigt. Die 175 Euro Zulage wurden bei mir von den Kosten aufgefressen.


    Vielleicht interessiert dich dieser Podcast des Finanzwesir.
    https://www.finanzwesir.com/bl…finanzwesir-rockt-folge84

  • Hallo.


    Bei einem Alter von 28 Jahren reden wir von 35 bis 39 Jahren bis zum offiziellen Rentenalter (alles Stand 05/2020).
    Also ist noch genug Zeit für Zins und Zinseszins, um einen Kapitalstock zu bilden, den man sich später immer noch verrenten lassen oder anderweitig nutzen kann.


    Daher wäre Altersvorsorge durch Vermögensaufbau auch eine brauchbare Strategie, der man nachgehen könnte.


    Eine Rentenversicherung (ob gefördert oder nicht) vergibt sich viel an Flexibilität und definitiv etwas (ggf. auch immens viel) an Rendite gegenüber der langfristigen Fondsanlage. Für jemanden, der den Schwerpunkt mehr auf Sicherheit legt und nicht auf Rendite, für den kann unter Umständen eine Rentenversicherung passend sein.


    Riester ist unter Umständen ein vernünftiges Vehikel, die Menschen überhaupt ans Vorsorgen zu bekommen, aber das ultimative Vorsorge-Tool ist es nicht.


    Die Abwägung, ob es sich für einen lohnt oder nicht, muss jeder individuell für sich vornehmen.


    Die Zulagen bzw. die Steuererstattung während der Einzahlphase kommen auf Kosten der nachgelagerten Besteuerung im Rentenbezug.

  • Hallo Kater.Ka,


    vielen Dank für dein Feedback.
    Du sagst es - Riester (oder generell Rentenversicherung) ist und bleibt eine gute Idee. Riester speziell für Familien und gut verdienende Singels aber was ist schon gut verdienend? wäre man mit knapp über 50.000 Bruttogehalt p.A. wohlverdienend? Ich glaube nicht...Kannst du mir erklären, warum wohl verdienende Singels von Riester profitieren? Bei Familien verstehe ich es ja noch wegen den "Kinder-Zuschlag". Wohlverdienende Singels können vielleicht mehr einzahlen aber der Förderanteil bleibt ja identisch zu allen anderen, welche keine Kinder haben, oder wie ist das?


    Eine Immobilie wäre schon schön - schaue mich schon für eine Immobilie um nur weiß ich noch nicht ob ich mal Familie haben werde (je nach dem Wohnung oder Haus).


    Du sprichst die Sicherheit bei Riester an; Erst einmal: schlechte Rendite und hohe Kosten machen einen bitteren Trunk - total klar. Nur frage ich mich, wo genau diese Sicherheit herkommt von der alle immer sprechen?
    Die Inflation müsste doch auch voll wirken, oder?
    Wenn man 15.000 einzahlt, bekommt man ja am Ende auch (je nach Performance und Vertrag) die 15.000 über kurz oder lang zurück aber eben nicht mit der ausgewirkten Inflation. Wer weiß wie viel 15.000 in 40 Jahren wert sind - ob es diesen Thread dann überhaupt noch gibt?


    Kater.Ka - würdest du in meiner Situation (und mit den Infos die du über mich weißt) im Jahr 2020 noch eine reine Riester-Rente abschließen oder würdest du heutzutage in andere Produkte gehen?



    Hallo Chris2702,


    auch dir danke ich für dein Feedback.



    Das Riestervermögen meiner Frau liegt 50% über den Einzahlungen.

    Verstehe ich das richtig, dass der Vertrag bzw. die Mittel in dem der Vertrag investiert ist, sehr gut performt? Müsste das nicht dann auch eine Gesamtrendite von 50% sein oder bin ich gerade komplett falsch gewickelt?



    Danke für den Link - ich werde mir den Podcast mal anhören.



    Hallo Referat Janders,


    dir als dritten im Bunde danke ich auch für dein Feedback.
    Zinses-Zins ist das Zauberwort nur bräuchte ich dafür keine Riester um ihn zu bekommen. Der kommt im wahrsten Sinne mit der Zeit.


    Du sprichst von Verrenten - bitte korrigiert mich aber wenn ich im Alter von 67Jahren dann die Riester-Rente beantrage, dann werden das vielleicht 150-200 Euro / Monat sein, welche ich zur gesetzlichen Rente erhalte. Meine Basis wäre dann eine Einzahlrate von 100-150 Euro / Monat. Das wäre ja nur ein Zusatzwert - verlassen könnte ich mich nicht darauf oder sind die Werte höher?



    Daher wäre Altersvorsorge durch Vermögensaufbau auch eine brauchbare Strategie, der man nachgehen könnte.


    Auch hier wäre ich losgelöst von der Riester-Rente - Vermögensaufbau hat viele Wege.


    Thema Sicherheit - klar - das eingezahlte Geld ist nicht weg, selbst in einer eigenen Privatinsolvenz wäre es pfändungssicher. Ist denn die Fondsanlage so viel unsicherer? Was kann schlimmes passieren? Wenn ich nicht in einen schmalen, konzentrierten Fonds (ETF) anlege, dann dürfte eigentlich nichts passieren, oder? Ich habe das Gefühl, dass ich die Gefahren der Fonds nicht kenne bzw. nicht gut einschätzen kann. Meiner Meinung nach kann es nicht passieren, dass die kompletten Fondsanteile über Nacht wertlos sind bzw. bleiben. 35-39 Jahre bieten viel Möglichkeit Kriesen durchzustehen. Die Gefahr, welche ich sehe ist, dass man im Renteneintritt eine Kriese hat und die Aktien im Keller sind und man nur mit Verlust verkaufen würde. Dagegen würde ich aber einfach ein paar Jahre vor meiner Rente die entwickelten Werte in sichere Assetklassen umschichten und mich finanziell schon mal für die Rente vorbereiten. Die restlichen Werte in ETFs kann ich ja dann ebenfalls in sichere Gewässer bringen mit weniger Rendite - die Performance-Zeit habe ich ja dann hinter mir. Wenn ich wüsste wie die steuerliche Situation mit Wertpapieren im Jahr 2059 garantiert aussieht, dann wäre die Entscheidung schon etwas leichter.




    Wie ihr vielleicht merkt, fallen mir so "Lebens-Entscheidungen" irgendwie schwer da ich als kleiner Perfektionist keine Fehler machen möchte. Ohne geht es nicht und der letzte Fehler ist der beste Lehrer aber bei so essentiellen Themen ist das eine ernste Sache. Ich werde mal meine Arbeitskollegen fragen, was sie so denken. Außerdem kenne ich eine Filialleiterin bei der Debeka, sie werde ich auch mal befragen und ja - ich habe gehört, dass verhältnismäßig neutral und reflektierend sein soll aber nun bin ich erstmal gespannt auf eure Antworten - bis dahin!

  • ..Kannst du mir erklären, warum wohl verdienende Singels von Riester profitieren?

    Die Förderung läuft zum Einen über Zulagen, da profitieren Familien wegen der hohen Kinderzulage. Die Zahlen von @chris2702 kann ich für meine Frau bestätigen, aber eben nicht für mich da sie die Kinderzulage bekomt. Zum Anderen läuft die Förderung über den Sonderausgabenabzug der Beiträge und dort ist es durch den steigenden Grenzsteuersatz umso günstiger je mehr Einkommen man hat,


    Artikel von Finanztip mit Beispielen https://www.finanztip.de/riester/riester-foerderung/
    Einer von vielen Rechnern im Internet https://www.bvi.de/service/rechner/riester-rechner/

    würdest du in meiner Situation (und mit den Infos die du über mich weißt) im Jahr 2020 noch eine reine Riester-Rente abschließen oder würdest du heutzutage in andere Produkte gehen?

    Im Grundsatz nein, so lautet ja auch meine Argumentation. Die Sicherung der Beiträge samt Zulagen hilft ja wenig wenn sonst keine Rendite kommt. Finanztip spricht von bei Singles von einer Förderrendite in der Einzahlphase um 3%, dann folgt ja der Abzug für die Langlebigkeit und eine vermutlich schlechte Verzinsung für das Kapital aus dem dann die Rente gezahlt wird. Da würde ich vermuten dass eine Eigenanlage unterm Strich besser ist.


    Ausnahme ist wieder der mögliche Einsatz für die Immobilie, da man die unselige Auszahlungsphase vermeidet.

    Dagegen würde ich aber einfach ein paar Jahre vor meiner Rente die entwickelten Werte in sichere Assetklassen umschichten und mich finanziell schon mal für die Rente vorbereiten. Die restlichen Werte in ETFs kann ich ja dann ebenfalls in sichere Gewässer bringen mit weniger Rendite - die Performance-Zeit habe ich ja dann hinter mir.

    Dazu gibt es eine Untersuchung von Finanztest aus dem September 2018, wonach man mit einem durchgängig höheren Aktienanteil auch im Alter besser dasteht als mit dem üblichen - und auch in meinem Riester-Vertrag vorgesehen Umschichten vor Rentenbeginn. Die Meinung hier in der Community geht dahin, dass man das Geld für den Rentenbedarf mehrerer Jahre im Sicherheitsbaustein haben sollte.


    Wenn Du zur Debeka gehst kannst Du vorher mal diesen Thread anschauen Debeka Global Shares . Dies ist der Renditebaustein für die sog. "Moderne Rentenversicherung" der Debeka https://www.debeka.de/produkte…ich/cai/chance/index.html

  • Die Einzahlungen betragen 5500 Euro, die Zulage beträgt 3300 Euro (2 Kinder). Das Vermögen liegt bei 8400 Euro. Gerade in 2019 hat der ETF110 gut performt. Dennoch ist Vermögen < Einzahlungen + Zulagen.


    Von einer guten Gesamtperformance kann also keine Rede sein. Die Kosten sind zu hoch. Aber wenn ich sehe, dass 5500 Euro Einzahlung 8400 Euro Vermögen erbracht haben, ist das immer noch mehr als wenn ich die 5500 in ETF angelegt hätte.