Steuern ETF

  • Hallo liebe Community,


    ich bin 24, studiere zur Zeit noch und habe mich entschlossen mit dem passiven Investieren zu beginnen.


    Ich habe mich die letzten Wochen intensiv mit dem Thema ETF und passives Investieren beschäftigt, habe jedoch noch ein paar grundlegende Fragen, bei denen ihr mir hoffentlich helfen könnt.


    1. ETF und Steuern


    Ich habe mehrfach gelesen, dass ein ausschüttender ETF aus steuerlicher Sicht einem thesaurierenden vorzuziehen ist, solange man den Sparerpauschbetrag noch nicht ausgeschöpft hat. Allerdings wurde im Artikel zur Reform des Investmentsteuergesetzes hier auf der Seite (https://www.finanztip.de/index…estmentsteuerreformgesetz) davon gesprochen, dass bei einem thesaurierenden Fonds der größere Teil der Steuern erst beim Verkauf, bei einem ausschüttenden Fonds bereits während der Haltedauer durch die versteuerung der Dividenden anfällt, sich dies aber bezogen auf die Gesamtsteuerlast am Ende ausgleicht.


    Ich bin mir deshalb unsicher, welche Fondsart für mich geeigneter ist. Ich würde auch bei einem ausschüttenden Fonds die erzielten Dividenden durch eine entsprechende Anpassung der Sparplanraten (kostenlos) reinvestieren wollen, um den Zinseszinseffekt zu nutzen. Sollte der ausschüttende Fonds aus steuerlicher Sicht jedoch letztlich nicht besser als eine thesaurierende Variante sein, könnte ich mir diesen Aufwand auch sparen und direkt einene thesaurierenden ETF wählen.


    2. Auswahl der ETFs


    Meine nächstes Problem bezieht sich auf die passende Auswahl an Fonds. Ich möchte auf jeden Fall einen Welt-ETF (Bsp.: MSCI World) besparen. Da mir in diesem jedoch der US-Markt etwas übergewichtet ist und ich im Bereich der Schwellenländer vorallem im asiatischen Raum Zukunftschancen sehen würde ich gerne noch einen Schwellenländer-ETF (Bsp. MSCI EM) dazumischen. Ich dachte grundsätzlich an ein Verhältnis 70/30. Jetzt habe ich aufgrund der Tatsache, dass ich noch studiere nur ein sehr geringeres Budget zur Verfügung. Möglich wäre eine Einmalzahlung von 500-1000 € und eine monatliche Sparplanrate von 50-100€. Meine Frage wäre jetzt, ob es bei solch geringen Summen Sinn macht zwei ETFs zu besparen, oder ob ich mich erstmal auf einen konzentrieren sollte, bis ich mehr Geld zur Verfügung habe.


    Eine weitere Möglichkeit wäre ansonsten noch ein Fonds, welcher Industrie- und Schwellenländer gleichzeitig abbildet (Bsp. MSCI ACWI), bei welchem die USA jedoch mit 52% und die Schwellenländer insgesamt nur mit rund 11% vertreten sind und sich somit das oben beschriebene "Problem" ergibt.



    Ich hoffe ihr könnt mir mit meinen Fragen weiterhelfen.

  • zu 1.
    Es kommt drauf an, ob du mir deinen jährlichen Kapitalerträgen den Sparerfreibetrag bereits ausnutzt.
    Sofern du noch unterhalb des Sparerfreibetrags bist, ist ein ausschüttender Fonds besser.
    Bei thesaurierenden Fonds gibt es zwar seit dem InvStRefG auch jedes Jahr die Vorabpauschale zu versteuern, aber diese kann im aktuellen Niedrigzinsumfeld sehr niedrig ausfallen oder sogar null sein.
    Und die ungenutzten Teile des Sparerfreibetrags kannst du ja nicht in die Folgejahre mitnehmen.


    zu 2.
    Die Unterschiede werden sehr gering ausfallen.
    Wichtiger ist, so früh wie möglich anzufangen und lange und regelmäßig anzusparen und durchzuhalten :)
    Ich habe auch mal mit vier ETF angefangen, um eine BIP-Gewichtung abzubilden. Inzwischen mach ich aber nur noch den Vanguard FTSE All-World, weil es mit einem einzelnen ETF einfacher zu handhaben ist.


    Und btw: Im Emerging Markets ist nicht nur Asien drin. Wenn du dir besonders viel von Asien versprichst und übergewichten möchtest, warum dann nicht einen MSCI ACWI oder FTSE All-World als Basis nehmen, und dazu einen Asien-ETF als Satellit?

  • Zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort.


    zu 1.
    Der Sparerpauschbetrag ist bei mir nicht ausgenutzt. Das ich diesen jedes Jahr besser durch die Versteuerung der Dividenden ausnutze als über die niedrigen Vorabpauschalen ist mir ebenfalls bewusst. Ich glaube mein Verständnisproblem liegt darin, dass mir nicht ganz klar ist, inwiefern die bereits auf die Dividenden gezahlten Steuern später in der Entsparphase berücksichtigt und angerechnet werden können.


    zu 2.
    Genau aus diesen Gründen habe ich mich für eine passive Investmentstrategie über ETF entschieden. Mir ist ebenfalls bewusst, dass ich sowohl von der Theorie als auch der Praxiserfahrung erst ganz am Anfang stehe, trotzdem wollte ich zumindest die Basics geklärt haben.


    Bezüglich des Emerging Markets ETF ist mir bewusst das neben den asiatischen auch weitere Schwellenländer enthält. Ich hatte Asien nur Beispielhaft erwähnt, auch da ich diese für am aussichtsreichsten erachte.


    Ich werde dann aber wohl doch erstmal mit nur einem ETF starten und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nachjustieren wenn ich die Sparrate entsprechend erhöhen kann.

  • Die bereits auf Dividenden/Ausschüttungen gezahlten Steuern werden insofern berücksichtigt, dass du sie zum Zeitpunkt der Ausschüttung manuell wieder anlegst, d.h. du erhöhst deinen durchschnittlichen Einstandspreis.
    In die gleiche Richtung spielt, dass der Fondsanteil bei Ausschüttung etwas an Kurs verliert gegenüber der thesaurierenden Variante, weil ja etwas rausgenommen wurde. (vgl. Dividendenabschlag bei Aktien)


    Beides bewirkt, dass bei Verkauf mit der ausschüttenden Variante damit ein geringerer Kursgewinn zu versteuern ist.

  • Eine Maximierung der Steuerersparnis kann man auch erreichen, wenn man einen Anteil der Fonds vor Jahresende verkauft und wieder kauft, und zwar in dem Umfang, dass der zu versteuernde Teil des Verkaufs dem nicht ausgenutzten Teil des Pauschbetrags entspricht sowie ein Freistellungsauftrag vorliegt. Dabei die Transaktionskosten beachten.