BUZ - hier sinnvoll oder no-go?

  • Hallo liebe Finanztip-Community,


    zunächst finde ich diese Website und Community sehr klasse und sie hat mich inspiriert mich doch etwas mehr selbst um die Finanzplanung zu kümmern. Danke dafür.


    Dabei habe ich mir meine im Studium von der MLP empfohlenen BUZ angeschaut und einiges im Netz - hier und anderswo - gelesen. Im ersten Moment kommt einem natürlich der Graus und man stellt sich die Frage ob man nicht komplett für dumm verkauft wurde. Im zweiten Moment liest man allerdings auch, dass die Kombination aus BU und Rürup bei bestimmten Voraussetzungen mehr oder weniger sinnvoll sein kann. Um dieses kann dreht sich meine Frage:


    Meine momentanen Eckpunkte:
    33 Jahre, keine (Vor)Erkrankungen
    Apotheker, promoviert, seit 2019 tätig in der pharm. Industrie (tendenziell gut verdienend)


    Mein Monatseinkommen beträgt zurzeit 5300€ Brutto (ca 3000€ netto nach Abzug betriebl. Altersvorsorge und betriebl. Aktienbezug)


    Die BUZ ist die von der MLP gerne gewählte Allianz Basisrente Startup invest.
    Hier zahle ich monatlich 188€ bei einer BU Absicherung von 2000€ (2/3 des Nettoeinkommens, ausreichend für die monatlichen Fixkosten wie Miete etc und etwas Puffer).
    Angelegt wird zu gleichen Teilen in 5 unterschiedliche ETFs die ich wählen kann (aktuell/vorausgewählt: DAX UCITS, MSCI World TRN, EURO STOXX 50; MSCI Emerging Markets und iShares Core) und ich habe einen garantierten Rentenfaktor von 14,58€.


    Ich habe den Vertrag in dieser Form seit 2019 und vorher seit 2016 einen verminderten Anfangsbeitrag für die Zeit des Studiums/Promotion zum "Einfrieren des Gesundheitszustands".


    Nun habe ich gelesen, dass aufgrund der Steuerersparnis diese Kombination BU/Rürup bei besser verdienenden, da würde ich mich jetzt einfach mal zuzählen, sinnvoll sein kann, zumal ich als Apotheker in einer sehr günstigen Berufsgruppe bin.


    Meine Frage an die Profis hier wäre: Sehe ich das richtig und ich kann den Vertrag so weiterlaufen lassen (ggfs mit Anpassungen bei kommenden Gehaltserhöhungen/Änderungen der Lebenssituation) da er für mich okay ist, oder wäre es empfehlenswert diesen schnellstmöglich auf Eis zu legen weil er mich nur Geld kostet und sich um neue, separate BU und Altersvorsorge zu bemühen?


    Vielen Dank schonmal für das Lesen bis hierhin und für Kommentare zu meiner Frage :)


    Viele Grüße
    apex

  • Hallo.


    Rürup heißt: In 2020 zahle ich 100 Euro Beitrag, um in 2021 90% davon steuerlich geltend zu machen und entsprechend 36 Euro (90 × 42% Steuersatz) erstattet zu bekommen. Dafür darf ich dann später (nach dem Jahr 2040) jeden Euro meiner Rente mit meinem dann gültigen persönlichen Steuersatz (???%) versteuern.


    Ich mag mich darüber freuen, dass ich meine BU-Absicherung so in der Steuererklärung unterbringen kann, aber das heißt nicht, dass die Versicherung ein besonderes guter Deal ist.


    Wirkliche Klarheit bringt da nur eine eingehende Überprüfung und Bewertung des Vertrages durch fachkundiges Personal.


    Ich vermute, Altersvorsorge und Risikoabsicherung lassen sich anders besser organisieren. (Aber Vermutungen reichen für derart weitreichende Entscheidungen nicht als Basis aus.)

  • Vielen Dank für die Antwort!
    Solche Überlegungen gingen mir auch durch den Kopf. Und ich frage mich, ob das jetzt so sinnvoll ist oder nicht.
    Im Studium klang das alles sehr gut, da hat man nur keine Ahnung davon. Der Finanzberater meiner Eltern hatte den Vertrag damals auch abgenickt.


    Im Finanztip Leitfaden zur Altersversorge komme ich allerdings auch bei einer Rürup Rente auf Fonds Basis raus. Das wäre hier ja (in Kombi) gegeben. Gepaart mit meiner günstigen Berufsgruppe für die BU, klingt das für mich so, als ob man das so machen kann.


    Ob das jetzt die ultimativ beste Lösung ist, das muss es denke ich auch nicht unbedingt sein. Ich würde mich nur wohler fühlen wenn ich wüsste, dass das eine sinnvolle Variante ist, ich gut abgesichert bin und mir keinen Unfug hab aufschwatzen lassen.


    Vielen Dank und viele Grüße
    apex

  • Ich habe mich neulich mit einem Versicherungsberater unterhalten (also einem, der auf Basis von Honoraren statt Provisionen arbeitet). Der hat ebenfalls bestätigt, dass Geldanlage und Versicherungen am besten getrennt werden. Seiner Erfahrung nach halten die wenigsten einen Rürupvertrag über all die Jahre durch.


    Der Rentenfaktor von 14,58€ bedeutet, dass Du Dein bis dahin erwirtschaftetes Geld renditelos über 57 Jahre ab Rentenbeginn zurückbekommst. Ich persönlich würde das nicht abschließen. Durch die Verknüpfung mit der BU wird eine Kündigung evtl. kompliziert, aber eine separate Fortführung klappt wohl manchmal ohne neue Gesundheitsprüfung.


    Eine unabhängige Überprüfung lohnt sich meines Erachtens. Kostet ca. 150€ und spart in 30-40 Jahren evtl. Hunderttausende.

  • Vielen Dank auch für die Meinung.


    Ich bin inzwischen an dem Punkt angelangt wo ich denke, eine unabhängige Überprüfung muss nicht einmal mehr sein, da ich nach weiteren Lektüren, u.a. bei www.finanzberatung-bierl.de selber schon recht sicher bin, dass das keine gute Lösung ist.
    Daher würde ich mich nun nach Alternativen für die (eigenständige) BU umsehen/mich dazu beraten lassen und die Rürup zu Gunsten eines ETF Sparplans (der ohnehin nächste Woche angelegt wird, wodurch ich auch erst auf das Thema wieder gestoßen bin) in die Tonne treten.
    Schade um die verbratenen Euronen bisher, aber da ich erst seit ein paar Monaten aus der "verminderten Anfangsphase" raus bin, hält sich das noch in Grenzen.


    Zum Thema Beratung: Ist etwas gegen die o.g. Beratung Bierl einzuwenden? Das liest sich alles ganz gut, daher würde ich tendenziell hier einen Termin anstreben.

  • Ich kenne die Herren Bierl nicht. Sie sind Versicherungsmakler und bekommen für ihre Empfehlungen Provisionen der Produktgeber. Ich selbst bin überzeugt von Beratung auf Honorarbasis. Da könntest Du über www.bvvb.de einen Versicherungsberater finden. Also Berater statt Makler. Im Raum Stuttgart könnte ich Dir einen persönlich empfehlen (bei Bedarf per Privatnachricht).

  • Ich danke dir. Stuttgart ist tatsächlich etwas weit (komme aus Münster), die Makler haben ja inzwischen alle Web-Beratung was ich begrüße (die online Arbeit habe ich im letzten halben Jahr auch sehr zu schätzen gelernt ;-), da man hierdurch grundsätzlich auch sehr ortsunabhängig ist. Ich weiß nicht ob das bei deinem Berater auch der Fall ist.


    Wie dem auch sei, grundsätzlich stimme ich dir zu! Eine vollkommen unabhängige Meinung ohne die Befürchtung, dass einem eh nicht zum Verbleib beim jetzigen Vertrag geraten wird kann man nur auf Honorarbasis erwarten (zumindest vom Gefühl, sicherlich sind einige Makler wirklich so fair, man weiß es halt nachher nicht).
    Jedoch bin ich mir inzwischen sehr sicher, dass auch ein Honorarberater mir zum Wechsel raten wird. Daher werde ich wohl direkt zum Makler gehen.
    Eine Honorarberatung ist im Zweifel auf die Zukunft gerechnet sicherlich gut investiertes Geld (wobei ich bei BU eher ab ca 500€ gelesen habe aufgrund der Komplexität), das kann man sich hier aber ja sparen, wenn ein Vertrag nachher beim Makler auch nicht mehr kostet.


    Sowohl Bierl als auch der von finanztip empfohlene Dr Schlemann haben auf ihren Internetpräsenzen wie ich finde recht gut und transparent ihre Bezahlung dargelegt. Da sehe ich jetzt nicht, warum man bei Wechselabsicht nicht zu diesen Kollegen gehen sollte.


    Irre ich mich?

  • Ich habe dazu keine persönliche Erfahrung. 5-10% Ersparnis im Nettotarif auch bei einer BU werden öfter genannt. Du kannst die Makler ja auch fragen, ob sie gegen Honorar den Nettotarif vermitteln, dann kannst Du Dir die bessere Variante aussuchen.

  • apex , sorry dass ich mich jetzt erst melde - ich fand den Verweis auf uns gerade erst zufällig.


    Die Kollegen Bierl machen einen Top Job und sind aus meiner Sicht absolut vertrauenswürdig. Neben den moralisch / ethischen Qualitäten gehören sie ebenfalls zu den Versicherungsmaklern, die so viel zu tun haben, dass sie es überhaupt nicht nötig haben, jemand bestehende Verträge ohne sachlichen Grund "schlechtzureden" oder jemand etwas "anzudrehen".


    Ich halte eine mit einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung kombinierte Rürup-Rente in Ihrem Fall nicht von vornherein für eine eindeutig "schlechte" Lösung. Wenn man die steuerlichen Aspekte genau durchrechnet, was mir mit einer Zusatzqualifikation im Steuerrecht hoffentlich einigermaßen gelingen sollte, dann bleibt für jemand im Grenzsteuersatz (2021 ab 57.918 EUR) trotz der späteren vollen Versteuerung der Rente schon ein dickes Plus übrig. Das ist dann abzuwägen mit den auf unserer Webseite ausführlich beschriebenen Nachteilen (Google hilft mit der Suche nach Nachteile Kombination Berufsunfähigkeit Altersvorsorge Nachteile), soweit diese in Ihrem Fall zum Tragen kommen. Und natürlich brauchen Sie dann auch ca. 20-25% mehr BU Rente, da die BUZ höher versteuert wird, als eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung. Einfach mal nach Berufsunfähigkeit Steuern googeln, dann finden Sie eine Seite, die sich damit intensiv beschäftigt :).


    Ganz abgesehen davon: 2.000 EUR BU Rente werden Ihnen niemals ausreichen! Es geht ja nicht nur um Ihre Fixkosten (die mit Gehaltserhöhungen, Heirat, Kindern, Immobilienkauf vermutlich noch steigen werden), sondern auch um die im BU-Fall alleine zu tragenden Kosten für Ihre Krankenversicherung plus Altersvorsorge nach Wegfall von Arbeitgeberzuschüssen. Sonst sieht es ab 67 ziemlich mau aus. Insofern ist die Faustregel "Nettoeinkommen absichern" häufig zutreffend. Für Sie ist es auch deutlich günstiger, jetzt schon eine höhere BU-Rente mit jüngerem Eintrittsalter abzusichern, statt später teurer aufzustocken.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
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