Mit Sparplan anlegen oder auf einmal?

  • Liebe Forums-Leute,


    ich bin absoluter Neuling (viel mehr Neuling, als viele andere hier behaupten...) und habe erstmal drei Fragen:


    1. Wenn ich einen sechsstelligen Betrag in ETFs anlegen möchte, mache ich das besser auf einmal oder sukzessive? Ich habe hier gelesen, dass es dazu keine eindeutige Meinung gibt, aber eventuell eine Tendenz?
    2. Auch hier im Forum wird die Meinung vertreten, dass es ab meiner Anlegesumme sinnvoll sein könnte, zu diversifizieren. Ich meine dabei nicht x ETFs, sondern vielleicht zwei, drei?
    3. Und noch die ewige Frage: thesaurierend oder ausschüttend? Ich nehme an, ersteres?


    Schon jetzt ganz herzlichen Dank, dass ihr euch auch den dummen Fragen annehmt (ha, hoffe ich).

  • Moinsen,
    als ich vor 3 Jahren erstmalig ETF über die ING kaufen wollte, konnte ich gar nicht so viel kaufen, wie ich eigentlich investieren wollte. Warum nicht? Ich hatte schlichtweg keine Erfahrung (das muss man vorher in einem Fragebogen angeben und ich habe den ehrlich beantwortet) und konnte daher nur einen begrenzten Teil anlegen. Nach einem Jahr ging dann noch ein wenig mehr.
    Also: wenn Du null Anleger-Erfahrung hast und bei einer Onlinebank anlegen willst befürchte ich, dass es schwierig werden dürfte, einen 6-stelligen Betrag als Erstanlegerin in einen ETF zu investieren.


    Bedenken solltest Du auf jeden Fall auch, dass die Einlagensicherung nur bis 100.000 € greift. Will sagen: investiere nur soviel, dass Du dann mit Zinsen und evtl. wiederangelegten Beträgen nie 100.000 € übersteigst.


    Und dann wäre für mich noch das Alter ein Kriterium. Ich selbst kann im November 2024 in Rente gehen und habe daher einen 5-stelligen Betrag auf einmal angelegt (und bisher übrigens nicht bereut :) ). Meinen Kindern würde ich eher zu einem ETF-Sparplan raten.


    Ich wünsche Dir, dass Du einen für Dich gangbaren Weg findest! :thumbup:

  • 1. Ich würde sukzessiv anlegen. Niemand findet den perfekten Zeitpunkt.
    Einige Börsianer erwarten noch eine zweite Korrektur, vielleicht gibt es hier noch Möglichkeiten.
    Ich würde grds. bei diesem Betrag über mindestens 12 Monate einzahlen.


    Und Haltedauer viele Jahre einplanen.



    2. ETFs sind ja breit diversifiziert. Aber ich würde 3-5 ETFs nehmen, damit ich bei den Anbietern diversifiziert bin.
    Vielleicht auch etwas verteilen.
    Wichtig finde ich echte Aktien im ETF, keine Nachbildungen durch Derivate usw.


    3. Weiß ich nicht

  • Okay, das sind schon neue Impulse, dankeschön!
    Ich dachte nicht, dass es ein Problem sein könnte, "soviel" anzulegen, gut, das zu wissen. Habe den Fragebogen auch wahrheitsgemäß beantwortet :rolleyes:
    Haltedauer: naja, die obligatorischen 13 Jahre mindestens, aber dann steht meine Rente auch bevor...

  • Hallo Heike,


    zu 1 hat Gerd Kommer vor kurzem in seinem Blog geschrieben https://www.gerd-kommer-invest…lage-vs-phaseninvestment/ mit dem Fazit: Rein theoretisch ist die sofortige Einmalanlage überlegen, normale Menschen werden es aber nervenschonender verteilt machen. (Wenn sie nicht durch die Richtlinien des Brokers ohnehin dazu gedrängt werden.)
    zu 2: Rein theoretisch bist Du mit einem MSCI World ACWI schon "fertig". Aber weil das so simpel und mickrig aussieht neigen viele (ich gehöre auch dazu), eigene Anlageideen über weitere ETF zu verwirklichen. "Europa übergewichten" oder "Gewichtung nach BIP statt Börsenwert" oder Faktor-Investing. Davon nicht verwirren lassen und Deinen Plan einfach weiter verfolgen! Paranoide könnten ETFs auf den gleichen Index von zwei verschiedenen Anbietern über zwei verschiedene Broker kaufen. Dabei denn aber auch auf unterschiedliche Verwahrstellen achten. Da ETFs Sondervermögen sind und der Inhalt immer Dir gehört und nicht der Bank sollte das eigentlich auch bei einer Pleite einer der Beteiligten keine Rolle spielen. Bisher gab es auch noch nie Probleme in der Richtung. Die 100.000 Euro Grenze ist nur wichtig bei Bankeinlagen.
    zu 3: Der letzte Stand der Diskussion hierzu ist wohl, dass man zuerst ausschüttende bevorzugt um mit den Ausschüttungen den jährlichen 801 € Sparerfreibetrag auszuschöpfen und darüber hinaus thesaurierende um vom Steuerstundeneffekt zu profitieren.


    Viel Erfolg!
    Guido

  • Vielen Dank für die super Zusammenfassung und den Hinweis auf Gerd Kommer. Habe dort auch Hilfreiches gefunden.


    Ganz doofe Frage: bei durchschnittlichem Ertrag: wie viel kann ich ungefähr anlegen, damit der Sparerfreibetrag nicht ausgeschöpft ist?

  • Kommt drauf an ob ausschüttend oder thesaurierend. Bei Thesaurierern geht es in den Millionenbereich durch die derzeit sehr geringe Vorabpauschale. Ausschüttende haben so 2-3% p.a., mit TFS von 30% rechnet man das so 801 / 0,03 / 0,7 = 38.143 €. D.h. bei diesem Betrag ist bei 3% Ausschüttung (1.144 €) der Sparerfreibetrag erreicht, sofern 30% über die Teilfreistellung außer Betracht bleiben. 1.144 * 0,7 = 801 €. .

  • 1. Wenn ich einen sechsstelligen Betrag in ETFs anlegen möchte, mache ich das besser auf einmal oder sukzessive? Ich habe hier gelesen, dass es dazu keine eindeutige Meinung gibt, aber eventuell eine Tendenz?
    ...

    Statistisch betrachtet ist die Einmalanlage meistens besser. Das ist ganz einfach deshalb so, weil Aktien die meiste Zeit steigen.
    Im Grunde genommen bedeutet ein sukzessives Einsteigen in den Markt nichts anderes, als dass Du erst zu einem späteren Zeitpunkt voll investiert bist. Und es kann genauso gut sein, dass der Markt just zu diesem Zeitpunkt abschmiert.


    Rational betrachtet kann man daher auch glich alles investieren. Emotional betrachtet mag es etwas anderes sein.



    2. Auch hier im Forum wird die Meinung vertreten, dass es ab meiner Anlegesumme sinnvoll sein könnte, zu diversifizieren. Ich meine dabei nicht x ETFs, sondern vielleicht zwei, drei?

    Diversifizieren ist bei riskanten Geldanlagen immer angesagt, nicht nur bei größeren Summen.
    Nach menschlichen Ermessen dürfte dafür aber ein einziger Fonds mit einer Streuung über ca. 1600 Einzeltitel und 23 Länder, wie es bei einem MSCI World der Fall ist, ausreichen.
    Mit mehreren ETFs kann man allenfalls die Gewichtung (z.B. mehr Europa, weniger USA usw.) ändern. Dadurch wird die Diversifizierung aber nicht unbedingt besser.




    3. Und noch die ewige Frage: thesaurierend oder ausschüttend? Ich nehme an, ersteres?

    Wenn Du den steuerlichen Freibetrag noch nicht ausgeschöpft hast, dürfte ein Ausschütter wohl minimal besser sein.
    Dann muss man sich aber mit der Wiederanlage beschäftigen. Manche Banken machen das auf Wunsch automatisch.

  • Nur zwei Punkte:
    - ETF sind grundsätzlich Sondervermögen. So weit, so richtig. Aber wenn es Derivate sind, in die investiert wird, dann kann der Verlust schon groß sein. Und da schützt die Einlagensicherung eventuell auch nicht mehr. Sprich Bankenpleite oder zu komplizierte Derivate.


    - 2. Meistens ist es tatsächlich schlauer sofort zu kaufen. Für die Psyche ist es aber eventuell schlecht, wenn man nicht den perfekten Moment erreicht hat.

  • Hallo,


    ich persönlich würde bei dem genannten Volumen keinen Sparplan anwenden um die Gebühren gering zu halten. Diversifizieren ist klar, aber kein allzu hohes Risiko.


    Für meinen Teil suche ich meist thesaurierende ETF/ Fonds.


    Wenn später das Portfolio läuft und gefüllt ist, kann man einen Sparplan hinterherschieben.


    Aber immer dran denken, min. 1x im Jahr alles auf die Probe stellen und notfalls neu aufstellen. Somit bleibt alles möglichst im positivenn.

  • - ETF sind grundsätzlich Sondervermögen. So weit, so richtig. Aber wenn es Derivate sind, in die investiert wird, dann kann der Verlust schon groß sein.

    ETF bilden einen Aktien-Index nach und keinen Korb von Derivaten. (Täusche ich mich? Kann jemand ein Gegenbeispiel finden?) Oder meinst Du synthetisch replizierende ETF? Dazu kannst Du hier im Finanztip weiterlesen: https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/#c75845


    Und da schützt die Einlagensicherung eventuell auch nicht mehr. Sprich Bankenpleite oder zu komplizierte Derivate.

    Die Einlagensicherung schützt ohnehin nur Deine Einlagen bei der Bank. Einlagen sind z.B. Tagesgeld, Festgeld, Sparbriefe. https://www.finanztip.de/sichere-banken/einlagensicherung/


    Bei Aktien, ETF oder anderen Fonds brauchst Du die nicht, denn die gehören immer Dir und nicht der Bank (Sondervermögen).


    Derivate sind nicht abgesichert. Wenn Du versehentlich statt dem DAX-ETF das DAX-Turbo-Zertifikat der Luftikus-Bank gekauft hat und die Luftikus-Bank geht pleite ist Dein Geld weg. Das ist vielen Deutschen mit den Lehman Brothers Zertifikaten passiert.