Berufsunfähigkeitsversicherung (in Realität) sinnvoll?

  • Hallo zusammen, ich bin knapp über 30 Jahre alt und arbeite in einem Büro am Computer als Angestellter in unbefristeter Position.


    Ich denke schon länger über das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung nach. werde aber immer wieder gebremst durch allgemein Infos aus dem Netz und nicht zuletzt auch durch Freunde und Bekannte oder Kunden meiner Mitter (Diakonie-Station) die sich alle eine Grundaussage teilen: "Berufsunfähigkeitsversicherungen zahlen nicht!"


    Persönlich weiß ich es von einer Exfreundin, die unter staken Depressionen litt und daher nicht in der Lage war zu Arbeiten oder ihr Abitur zu beenden. Versicherung zahlte nicht da ihre Eltern damals beim Abschluss falsche Angaben zur Krankengeschichte gemacht haben. Es soll angeblich eine Pollenallergie verschwiegen worden sein. Was hat das mit Depressionen zu tun?


    Ein bekannter 60 jähriger KFZ Mechaniker dessen Rücken so kaputt ist, dass er nicht mehr an Auto arbeiten kann, lebt nun von Harz4 da seine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlt. Diese sagt er kann ja noch einige Stunden am Tag eine stehende, nicht Rücken belastende Tätigkeit ausüben, die er aber in seinem alter nicht mehr findet.

    etc.


    Jetzt stehe ich natürlich vor der Gleichung: 40-80€ im Monat zahlen und im Fall der Fälle NICHTS dafür bekommen. Damit man nicht mehr 4 Stunden am Tag ein Knöpfchen drücken kann muss viel passieren.

    Hinzu kommt die Tatsache, dass ich im Fall der Fälle doch sowieso durch den Staat abgesichert bin. Verliere ich alles und kann nicht erwerbstätig sein gibt es Harz4 und brauche ich Hilfe zu Hause gibt es eine von der Pflegekasse bezahlte Hilfe. Wozu also zusätzlich privat vorsorgen?


    Eine andere Bekannte war ihr leben lang geringbezahlte Fußpflegerin, hatte nie erspartes und sitzt jetzt im Alter mit Pflegestufe 2 trotzdem in ihrer warmen Wohnung und hat eine Haushaltshilfe als auch eine medizinische Betreuung zu Hause, kostenlos durch den Staat.


    Mich würde mal eure Meinung und Erfahrung zu dem Thema interessieren.


    Generell denke ich aber natürlich auch: In einer perfekten Welt in der die Versicherung so zahlt wie ich mir das vorstelle, finde ich so eine Versicherung super.

  • ETFJockey

    Hat den Titel des Themas von „Berufsunfähigkeitsversicherung.“ zu „Berufsunfähigkeitsversicherung (in Realität) sinnvoll?“ geändert.
  • Es besteht ein ziemlicher Unterschied zwischen Berufsunfähigkeitsversicherung und Arbeitsunfähigkeitsversicherung.

    Bei ersterer besteht für die Versicherung ein viel größerer Spielraum ihre Leistungsverpflichtung zu verneinen und den Versicherungsnehmer auf dem Klageweg finanziell ausbluten zu lassen.

    Ich hoffe,Du weißt jetzt,was Du zu tun hast.

  • Hallo ETFJockey,


    Sie stellen eine sehr gute Frage. Eine gute Antwort kann ich nicht bieten, nur einige Denkanstöße:


    Verschiedene Quellen, z.B.


    https://www.onverso.de/berufsu…icht-stimmt-das-wirklich/


    gehen von einer Ablehnungsquote bei BU- Anträgen von ca. 30% aus. Ist das viel oder wenig?


    Kann ich diese Ablehnungsquote für mich persönlich durch einen vollständig richtigen Antrag, der durch einen Profi begleitet wurde, reduzieren?


    Die entscheidende Frage ist m.E., was ist mein Anspruch an meine materielle Lebenssituation? Kann ich als Single mit der staatlichen Grundsicherung auskommen oder habe ich eine Verantwortung für eine Familie?


    Kann ich die Prämie locker bezahlen, weil ich nur unwesentlich meinen Luxus einschränken muss, oder muss ich sie mir vom Munde absparen?


    Die Frage zur gesundheitlichen Konstitution stelle ich nicht. Wenn ich mir ziemlich sicher bin, in meinem Job weit vor Erreichen des Rentenalters aufhören zu müssen, wird die Deckungsablehnung auch wahrscheinlich.


    Zu dem Thema bin ich wirklich auf die Meinung der anderen Foristen gespannt.


    Gruß Pumphut

  • In den Finanztipps wird immer wieder darauf verwiesen, dass eine BU sinnvoll und wichtig ist.

    Inwieweit die oben genannten Fälle repräsentativ sind, kann ich nicht beurteilen. Allerdings kann man sich der Dienste eines Versicherungsmaklers bei der Auwahl der Versicherung zu bedienen und dazu auch eine Rechtschutz-Versicherung ins Portfolio zu nehmen (am besten bei einer anderen Gesellschaft), damit man die BU-Versicherung auf dem Rechtsweg zur Leistung bekommen kann.

    Dass eine verschwiegene/vergessene Pollenallergie zum Leistungsauschluss bei Depressionen führt, könnte daran
    liegen, dass in den V-Bedingungen etwas "versteckt" war. Der V-Makler findet das und wird abraten.

    Auch die Frage der Verweisung auf andere Tätigkeiten (s.o. "Rücken") wird von den Versicherern und Tarifen unterschiedlich gehandhabt. Das kann man "abwählen".

    Für eine BU sollte man sich Zeit nehmen.
    Wer keinen Makler nehmen will (ist auch eine Vertrauensfrage): es gibt Portale und Berater, die speziell BU-Versicherungen aus Kundensicht bewerten. Die Auswertungen sind meines Wissens nicht gratis, aber bei den anfallenden Prämien und ggf. Leistungen ihr Geld wert.