Füllt das Eigenheim die Rentenlücke

  • Hallo,


    meine Frage bezieht sich auf die Altersvorsorge und die Rentenlücke. Das Video von Finanztip dazu habe ich bereits gesehen. Meine Frage bezieht sich auf das Verhältnis zwischen einem groß genug dimensionierten ETF-Sparplan und die Investition in ein Eigenheim. Wenn man für ein Eigenheim spart und auch den Kredit so gestaltet das man ihn locker 2-3 Jahr vor dem Renteneintritt abbezahlt hat, lohnt sich da überhaupt noch ein Sparplan in einem ETF wie Finanztip es immer empfiehlt? Sicher, es wäre nie schlecht noch zusätzlich Geld zu sparen. Aber wie Saidi schon häufig erklärt hat ist die "sicherste Rendite" Schuldenfrei zu werden. Also lieber die 200€ die in den ETF fließen würden, in die Rate des Baukredits stecken um noch eher Schuldenfrei zu sein? Oder vielleicht doch geringe Mengen in einen ETF stecken, also so 25€ bis 100€?


    Was denkt ihr? Was ist eure Meinung?

  • Da hole ich etwas aus:


    Ich persönlich sehe mein Eigenheim, das ich noch 18 Jahre lang abbezahlen darf, nicht als Investment oder Altersvorsorge. In meinen Augen ist es ein Lifestyle-Accessoires und ein teures dazu.

    Allerdings hat es natürlich Auswirkungen auf die Lebensqualität und die eigene Zufriedenheit und die meiner Gattin.

    In dem Haus können wir unsere Kinder großziehen und alt werden. Alt sein in diesem Haus sehe ich langfristig kritisch.


    Aus meiner Sicht der Dinge für meine Person leite ich allgemein ab:

    Mietfrei zu wohnen heißt nicht kostenfrei zu wohnen. Während man als Mieter Reparaturen auf die Miete/Nebenkosten umgelegt bekommt, muss ich als Eigentümer Rücklagen (eigentlich eher Rückstellungen) für derartiges bilden.

    Will heißen, selbst wenn ich mein Eigenheim bis ins hohe Alter bewohnen kann, habe ich nicht in 100% aller Fälle einen dauerhaften Vorteil gegenüber dem Mieten.


    Nun zur eigentlichen Frage:

    Der Kredit sollte so schnell wie möglich getilgt werden. So zumindest der Grundsatz. Bei den momentan niedrigen Zinsen und insbesondere, wenn das Zinsänderungsrisiko nicht besteht (Volltilgerdarlehen), kann man ggf. vom Grundsatz abweichen.

    Einen ETF-Sparplan würde ich auch parallel zu einer Hausfinanzierung durchlaufen lassen, ggf. mit einem minimierten Monatsbeitrag.


    Wenn selbst ein Dave Ramsey in seinen 7 Trippelschritten das Investment für das Alter vor dem Abbezahlen der eigenen Immobilie einordnet, dann muss man das wohl auch etwas flexibler sehen dürfen. :thumbup:

  • Analog zu Referat Janders sehe ich das Eigenheim bei den meisten eher als teurer Lifestyle. Je nach Lage etc. kann es auch stark an Wert verlieren Man sollte auch daran denken, dass es ein Klumpenrisiko darstellt. Ferner kann man nicht davon abbeißen, wenn man Geld braucht. All das spricht eher für die ETF-Anlage.


    Neben dem Video gibt es hier einen guten Artikel. Es lohnt sich das Beispiel mit Excel nachzurechnen, um ein Gefühl für die Zahlen zu bekommen. Speziell das Kaupreis-Miete-Verhältnis ist mMn relevant. https://www.finanztip.de/baufinanzierung/mieten-oder-kaufen/

  • Hallo Juriens, wie alt bist Du und hast Du eine Idee, wie Deine Altersversorgung aussehen wird? Wie Geld kannst Du heute monatlich beiseite legen, wie viel Miete zahlst Du und was soll das Wunschobjekt kosten?


    Hinter dem oben schon angedeutete Problem steht, dass man das Eigenheim ja nur einmal "für sich und nicht für den Vermieter" kauft/baut. Das wird regelmäßig 1-2 Nummern größer und schicker als die Mietwohnung, die man jetzt hat und die für das Grundbedürfnis Wohnen auch später eigentlich reichen würde. Das zahlst Du denn erfolgreich bis kurz vor der Rente ab. Wenn Deine gesetzliche Rente nicht üppig ausfällt, sitzt Du zu Rentenbeginn im abbezahlten aber zu großen Haus. Du zahlst zwar keine Miete, hast aber höhere Nebenkosten und musst für die Instandhaltung selbst aufkommen. Die Rente reicht dann noch für Margarinestullen mit Marmelade und die Medikamentenzuzahlungen. Finanzielle Rücklagen: So gut wie keine. Finanzieller Spielraum für die Dinge, die die munteren Rentner heutzutage gerne so treiben: Keiner.


    Das wäre allerdings denn auch schon das zweitschlimmste Szenario, dass ich mir vorstellen kann.

  • Ich sehe eine eigene Immobilie für uns/mich nicht als Altersvorsorge und wir wohnen daher zur Miete in einer Genossenschaftswohnung (günstig).

    Im Bekanntenkreis sind jedoch einige Eigenheimbewohner. Und ja, so ein Eigenheim mit Garten ist schon schön (wenn man denn Gartenarbeit mag ;)). Und auch wenn man Kinder hat, hat natürlich ein Haus/Garten echte Vorteile.

    Aber, die Kinder sind irgendwann aus dem Haus. Und dann hat man halt i.d.R. ein zu großes Haus an der Backe. Und wie es dann im höheren Alter aussieht, bekomme ich gerade Live bei meinen Eltern mit. Beider sind >80 und sowohl Haushalt als auch Garten sind ohne Hilfe für beide Allein gar nicht mehr machbar.

    Übernehmen will das Haus weder meine Schwester noch ich, da wir uns örtlich völlig Anders orientiert haben.

    Ich habe meinen Eltern schon vor über 10 Jahren geraten das Haus zu verkaufen und sich mit dem Geld ein schönes Leben zu machen. Aber Sie sind halt noch eine andere Generation. Da beide noch den Krieg/Vertreibung erlebt haben, war es nicht einfach für Sie sich Ihren Traum von der eigenen Immobilie zu ermöglichen.


    Unsere Lebensplanung sieht dagegen völlig Anders aus. Wir fahren lieber 2-3 mal im Jahr in Urlaub und möchten später einmal die Wintermonate in südlichen Ländern verbringen. Da wäre eine große Immobile/Haus völliger Blödsinn für uns.


    Gruß

    Dirk