Depotwechsel und Fondsverkauf

  • Hallo, allerseits,

    nachdem ich mich einige Monate mit den Finanztips zur Geldanlage beschäftigt habe, möchte ich die Ratschläge umsetzen. Aktuell habe ich ein Depot mit 17 verschiedenen aktiv gemanagten Fonds, die mir von meinem Finanzberater im Laufe der vergangenen 10 Jahre empfohlen worden waren. Dass diese Lösung nicht gerade die beste war, weiß ich inzwischen. Ziel wäre daher jetzt, alle Fonds zu verkaufen, das (kostenpflichtige) Depot aufzulösen, und das Geld in einen ETF (MSCI World) zu investieren. Ein neues Depot habe ich bereits bei der comdirect angelegt.

    Frage: spricht irgendetwas dagegen, alle Fonds auf einmal zu verkaufen, um das Geld möglichst schnell als Einmalanlage in den ETF zu investieren?

    Danke vorab für Eure Anregungen!

  • Hallo Freya , willkommen im Finanztip-Forum.


    Wenn der Entschluss so feststeht, dass alle Fonds weg und in den MSCI World getauscht werden sollen, dann spricht im Grundsatznichts dagegen.


    Ich gebe zu bedenken, dass ein Finanzberater geeignete Produkte empfohlen haben sollte, also speziell die Risikoneigung, Ziele etc. berücksichtigt hat. Das ist bei einem Portfolio nur aus einem MSCI World ETF nicht gegeben.
    Die Theorie findet sich jeweils hier

    https://www.finanztip.de/geldanlage/risikoprofil/

    https://www.finanztip.de/geldanlage/


    Da der Prozess Verkauf - Geldtransfer - Neukauf einige Tage dauert würde ich in Paketen vorgehen, speziell da ich angesichts der 17 Fonds annehme, dass es um einen größeren Betrag geht. Die Top-Preis-ETF beachten sofern nicht ein bestimmter ETF schon ausgemacht ist.


    Ferner ist zu erwägen, ob steuerlich etwas ins neue Jahr mit dem dann neuen Pauschbetrag geschoben werden sollte, da auf die aufgelaufenen Gewinne Steuer gezahlt werden muss. Bei 10 Jahren sollte da einiges zusammen gekommen sein.


    Sofern es sog. Altbestände vor Einführung der Abgeltungssteuer gibt wäre der Verkauf reiflich zu überlegen aufgrund des Freibetrags von 100 T€.


    Bei Fragen gerne weiter fragen.

  • Hallo Freya, alles was Kater.Ka oben sagt ist richtig und bedenkenswert.


    Beim Lesen der langen Liste der Wenns und Abers könnte aber die Gefahr bestehen, dass Du im letzten Moment Deinen Entschluss doch noch in Zweifel ziehst und die Chance zum Aufräumen und besser machen verpasst. Also zügig weitermachen, bitte!


    Ich würde vielleicht mit einem Testballon - dem kleinsten Posten oder den Fonds, den Du noch nie mochtest - anfangen, um die Prozedur für die große Rutsche durchzuspielen.


    Du könntest auch in Erwägung ziehen, die Fonds vom Altdepot erst zur Comdirect umzuziehen. Das geht kostenlos und Du erleichterst den sofortigen Umstieg, weil Du nicht erst auf Abrechnung und Eingang der Überweisung warten musst. Die Übertragung auf ein eigenes Depot kostet nichts. Wenn Du die richtigen Häkchen setzt, kannst Du gleichzeitig noch die nicht übertragbaren Bruchstücke verkaufen und das Altdepot auflösen.


    Eventuell wird der Verkauf bei comdirect auch etwas günstiger, das muss aber nicht so sein. Sich damit näher zu beschäftigen lohnt aber nur bei einem richtig großen Depot oder zu viel Tagesfreizeit.


    Da wäre schon eher der Blick auf die steuerlichen Aspekte interessant, z.B. die geschickte Ausnutzung der Sparerfreibeträge durch Verteilung der Verkäufe auf 2020 und 2021. Wenn Du nicht nur Nieten unter den Fonds hattest, sollten bei "normalen" Anlagesummen in den letzten Jahren so viel Gewinne aufgelaufen sein, dass Du da sinnvoll Dinge gestalten kannst.


    Viel Erfolg! Guido

  • Vielen herzlichen Dank für Eure Tips!

    Die Sache mit den Steuern hatte ich mir auch schon überlegt, zumal das nächste Jahr nicht mehr weit ist. Alt-Bestände sind nicht dabei, aber eben auch nicht nur Nieten.

    Bei einem Depot-Übertrag zu comdirect hätte ich - wenn richtig gerechnet - höhere Kosten durch die vielen einzelnen Transaktionen beim Verkauf der Fonds (momentan je 3,90€ + 0,25%); die liegen jetzt bei der FFB, die je Verkauf 2,- € nimmt. Preis-Unterschied sind ein paar Hundert Euro. Den von Guido erwähnten Vorteil: "Du erleichterst den sofortigen Umstieg, weil Du nicht erst auf Abrechnung und Eingang der Überweisung warten musst." habe ich noch nicht richtig verstanden. Worin genau liegt der Vorteil? Ist es das Risiko des zwischenzeitlichen Wertverlustes?

    Insgesamt ist diese Aktion schon ziemlich Nerven-aufreibend für mich, da es um meine Altersvorsorge geht und ich schon 57 Jahre alt bin. Aber nachdem ich so viel recherchiert habe, will ich das Thema möglichst bald vom Tisch haben und bin mir eigentlich auch sicher, das richtige Ziel anzusteuern. Mein Risiko-Profil habe ich sorgsam erkundet (mich sogar mit der von Gerd Kommer erwähnten Monte-Carlo-Simulation beschäftigt - sehr interessant!) und mich mit meinem Kapital-Bedarf im Alter auseinander gesetzt. Auf meinem neu eröffneten Tagesgeld-Konto (Empfehlung von "FINANZTIP") ist bereits ein guter Teil meines Vermögens geparkt. Thema Festgeld steht noch an. Und eben diese Fonds ... Ich habe übrigens nun schon 2 mal 3 Fonds verkauft, als Übung sozusagen, und weil es in kleineren Päckchen leichter fällt. Diese Hantiererei mit so großen Geldsummen ist mir unheimlich und immer von einer Rest-Unsicherheit begleitet, ob man nicht doch einen Riesen-Fehler macht. Schließlich habe ich keine 30 Jahre Erfahrung wie mein Finanzberater, der übrigens ein wenig irritiert schien, als ich ihm von meinem Plan erzählt habe. Hilfe bei der Umsetzung desselben hat er mir jedenfalls nicht angeboten - komisch, oder?

    Ich freue mich, wenn Ihr mich nochmal unterstützen könnt!

  • Bei einem Depot-Übertrag zu comdirect hätte ich - wenn richtig gerechnet - höhere Kosten durch die vielen einzelnen Transaktionen beim Verkauf der Fonds (momentan je 3,90€ + 0,25%); die liegen jetzt bei der FFB, die je Verkauf 2,-

    Das bitte noch mal klären mit der Comdirect. Ich lese das PLV so, dass die Rückgabe an die Fondsgesellschaft kostenlos ist.

    "Du erleichterst den sofortigen Umstieg, weil Du nicht erst auf Abrechnung und Eingang der Überweisung warten musst." habe ich noch nicht richtig verstanden. Worin genau liegt der Vorteil? Ist es das Risiko des zwischenzeitlichen Wertverlustes?

    Die Verkaufserlöse werden Dir innerhalb Comdirect gutgeschrieben, Du musst nicht den Weg FFB -> Giro -> CD gehen. Gerade wenn es um große Summen geht könnte das psychologisch besser sein. Das mit dem Wertverlust stimmt, sehe ich aber eher als theoretisch, wenn Du es Zug um Zug machst.

  • ...mein Finanzberater, der übrigens ein wenig irritiert schien, als ich ihm von meinem Plan erzählt habe. Hilfe bei der Umsetzung desselben hat er mir jedenfalls nicht angeboten - komisch, oder?

    Die Irritation könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich der Berater es sich gedanklich schon mit noch 30 Jahren Bestandsfolgeprovisionen für sich auf die aktiven Fonds gemütlich gemacht hatte und Deine Entscheidung das nun zunichte macht. Oder ist es ein echter Honorar-Finanzanlageberater, der die Kickbacks an Dich weitergegeben hat?


    Noch eine Bemerkung zur FFB: Mir ist aufgefallen, dass dort bei Fremdwährungen mit einem erheblichen Spread gearbeitet wird. Wenn Du also Fonds hast die nicht mit EUR als Fondswährung laufen, wird Dir über einen schlechteren Kurs sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf zusätzlich Geld abgezogen. Bei USD machte das 0,3% in beide Richtungen aus (meine letzte Recherche war Anfang des Jahres).

  • Ich verstehe nicht, wieso du zu comdirect wechselst, obgleich dort die Kosten viel höher sind als bei Smartbroker. Eine Depotbank mit geringen Kosten steigert die Rendite des Depots!

    Im Prinzip hast Du Recht. Kosten drücken die Rendite und ganz häufig unterschätzen wir die Auswirkungen, gerade wenn es um lange Zeiträume geht.


    Aber wenn ich alles richtig verstanden habe, reden wir hier über eine Einmalanlage in einen einzelnen ETF, der dann gehalten wird. Wenn es z.B. um 250.000 € geht, zahlst Du bei Comdirect den Maximalbetrag von 59,90 €, bei Smartbroker sind es tatsächlich nur 4 €. Depotgebühr bei beiden keine.


    Wie viel Einfluss würden die gesparten 55,90 auf die Gesamtperformance nehmen und in welchem Verhältnis stünde das zur benötigten Arbeitszeit? - Auswahl des richtigen Brokers, Anmeldung, Einarbeitung in die andere Oberfläche...

  • Im Prinzip hast Du Recht. Kosten drücken die Rendite und ganz häufig unterschätzen wir die Auswirkungen, gerade wenn es um lange Zeiträume geht.


    Aber wenn ich alles richtig verstanden habe, reden wir hier über eine Einmalanlage in einen einzelnen ETF, der dann gehalten wird. Wenn es z.B. um 250.000 € geht, zahlst Du bei Comdirect den Maximalbetrag von 59,90 €, bei Smartbroker sind es tatsächlich nur 4 €. Depotgebühr bei beiden keine.


    Wie viel Einfluss würden die gesparten 55,90 auf die Gesamtperformance nehmen und in welchem Verhältnis stünde das zur benötigten Arbeitszeit? - Auswahl des richtigen Brokers, Anmeldung, Einarbeitung in die andere Oberfläche...

    Letztlich kann jeder die Brokerwahl nur mit einer Kostenkalkulation sinnvoll machen. Und dann für sich entscheiden "wechsle ich wegen 10, 50 oder 100 Euro pro Jahr". So wie man ja auch wegen 0,1% mehr Tagesgeld ein neues Konto aufmachen kann. Oder es sein lassen kann.

  • Im Prinzip hast Du Recht. Kosten drücken die Rendite und ganz häufig unterschätzen wir die Auswirkungen, gerade wenn es um lange Zeiträume geht.


    Aber wenn ich alles richtig verstanden habe, reden wir hier über eine Einmalanlage in einen einzelnen ETF, der dann gehalten wird. Wenn es z.B. um 250.000 € geht, zahlst Du bei Comdirect den Maximalbetrag von 59,90 €, bei Smartbroker sind es tatsächlich nur 4 €. Depotgebühr bei beiden keine.


    Wie viel Einfluss würden die gesparten 55,90 auf die Gesamtperformance nehmen und in welchem Verhältnis stünde das zur benötigten Arbeitszeit? - Auswahl des richtigen Brokers, Anmeldung, Einarbeitung in die andere Oberfläche...

    Aus meiner Erfahrung bleibt es längerfristig nicht bei "der" Einmalanlage, sondern ich werde doch später öfters mal wieder investieren mit neuem Geld, das mir zufließt. Auch wechsele ich ab und an die Sektoren und Themen, da die Anlagewelt nicht statisch ist; die langfristigen Trends nehme ich gern mit.

    Dann fallen die Kosten der Depotbank doch stärker ins Gewicht und beeinflussen meine Rendite stärker.

  • Hallo, ich habe noch einmal mit comdirect telefoniert: wenn ich`s richtig verstanden habe, ist der Verkauf von "Finanzinstrumenten" kostenlos im Rahmen von Festpreisgeschäften. Ich hatte im Vorfeld angenommen, man würde den Verkauf im Live Trading vollziehen mit den entsprechenden Kosten ... Die Mitarbeiterin von comdirect hat mir aber empfohlen, die Fonds bei der FFB nicht übertragen zu lassen, da dies 4-6 Wochen dauern würde. Besser sei der Verkauf durch die FFB > Verrechnungskonto > ETF im comdirect-Depot. So hatte ich ja schon begonnen und werde es weiter machen.


    ETF-Anteile habe ich bisher noch nicht gekauft, mein comdirect-Depot ist also noch völlig leer. Ich möchte dem Hinweis von Lothar-HH (vielen Dank!) auf ein kostengünstigeres Depot bei Smartbroker erst noch nachgehen, da ich tatsächlich auch noch sparen will. Einarbeiten würde ich mich schon, aber ich frage mich, ob das Geld bzw. die Wertpapiere bei denen sicher sind. Die Zwischenschaltung von Händlern, Maklern, Vermittlern usw. verunsichert mich. Gibt es hierzu verlässliche Infos?


    Zum Thema Kapitalertragsteuern: wenn ich Fondsanteile mit Verlust verkauft habe, werden diese soweit ich weiß mit den Gewinnen verrechnet oder können in einem Verrechnungstopf für das nächste Jahr aufbewahrt (und verrechnet) werden.

  • aber ich frage mich, ob das Geld bzw. die Wertpapiere bei denen sicher sind.

    Die liegen nicht bei Smartbroker sondern bei DAB BNP Paribas.

    Zum Thema Kapitalertragsteuern: wenn ich Fondsanteile mit Verlust verkauft habe, werden diese soweit ich weiß mit den Gewinnen verrechnet oder können in einem Verrechnungstopf für das nächste Jahr aufbewahrt (und verrechnet) werden.

    im Grundsatz ja. Hier steht was dazu, ansonsten weiter fragen https://www.finanztip.de/index…teuerreformgesetz/#c66958

  • Die höchstmögliche Optimierung der Steuern ist für mich schwierig, da ich zu wenig davon verstehe und sehr viel Zeit bräuchte, mich da reinzufummeln ...

    Meine Überlegung ist, die restlichen noch zu verkaufenden Fonds nach dem Wert zu halbieren, und die 2. Hälfte Anfang 2021 zu verkaufen, um den Freistellungsauftrag bestmöglich zu nutzen.

    Für mein Depot werden von der ffb inzwischen die bereits abgeführte Kapitalertragssteuer von ca. 200 Euro ausgewiesen, und im Verlustverrechnungstopf sind ca. 950 Euro. Ist es in etwa richtig, dass weitere realisierte Gewinne in Höhe von 950 + (801-200) = 1550 € dieses Jahr steuerfrei bleiben?

    Tausend Dank!, Freya