ETF-Sparen vs netto Versicherungsmantel

  • Hallo Finanztip Community,


    ich brauche mal Hilfe von Experten. Ich muss mich für meine Altersvorsorge/Vermögensaufbau zwischen einer Nettopolice oder ETF-Sparen entscheiden.


    Zu mir: Ich bin 23, Akademiker und habe gerade meinen ersten Job begonnen. Ich bekomme demnächst ein Sparkonto mit ca. 10.000 € ausgezahlt. Deshalb bin ich dabei meine ganzen Finanzen mal durchzuplanen. Konkret bin ich gerade beim Thema Altersvorsorge und Vermögensaufbau.


    Momentan weiß ich noch nicht genau, wie die nächsten 10 Jahre bei mir aussehen werden. Bspw. ob ich noch mal studieren werde. Daher steht Flexibilität an oberster Stelle.


    Mein Finanzberater hat mir die myLife Invest Rente als Nettopolice mit ETFs empfohlen.

    Hier kann ich jederzeit flexibel Geld entnehmen, die Sparrate verändern und aussetzen. Hier mal eine kurze Übersicht der Vorteile der Versicherung gegenüber dem Depot:

    Depot

    Versicherung

    Ansparphase


    Erträge:

    Abgeltungssteuer

    Erträge:

    Keine Abgeltungssteuer während der Ansparphase

    Umschichtung:

    Abgeltungssteuer

    Umschichtung:

    Keine Abgeltungssteuer währed der Ansparphase

    Auszahlungsphase


    Flexibel

    Einmalauszahlung oder Verrentung

    Überschüsse Abgeltungssteuerpflichtig (25%)

    Halbüberschussbesteuerung (mit persönlicher Steuer 30-40%)

    Todesfall:

    Erbschaftssteuer

    Todesfall:

    Übertragung ohne Steuer


    Die Kostenstruktur des Produktes

    • ca. 0,87% p.a. Effektivkosten (Hochgerechnet auf die gesamte Laufzeit. Hier sind beispielsweise 69€ Stückkosten p.a. eingerechnet)
    • zzgl. 0,2% p.a. Verwaltungskosten von der Finanzberatung
    • einmalig ca. 3.500€ Honorar (Das Honorar gilt für die gesamte Laufzeit upfront)

    Meine Sparrate wäre

    • 5000€ Einmalanlage
    • 200€ p.m.

    Jetzt stellt sich mir die Frage: Kann man die Versicherung guten Gewissens abschließen oder sollte ich lieber selbst ETF-Sparen?

    Meine Bedenken gegenüber der Versicherung kommen wegen den doch nicht allzu niedrigen Kosten.


    Außerdem habe ich ja den Sparer-Pauschalbetrag, der - wenn ich das grob verstanden habe - die steuerlichen Vorteile der Versicherung bis zu einem Depot von ca. 40.000€ zunichte macht. Also könnte ich alternativ mit dem ETF-Sparplan beginnen und mich dann ab der 40.000er Marke nach einer Versicherungslösung umsehen?


    Ich bin noch Aktienneuling, habe aber durchaus den Willen und die Lust mich da reinzufuchsen.


    Vielen Dank schonmal, ich bin euch für jede Meinung dankbar :)

  • Hallo slow_turtle , willkommen im Finanztip-Forum.


    Es gibt zum Thema einen Grundlagenartikel https://www.finanztip.de/alter…/flexible-altersvorsorge/


    Zwei persönlichen Anmerkungen:


    Kommentar zu den Kosten: Das ist schon krass. Ein ETF-Anleger zahlt ca. 0,2% p,a, für den Aktienanteil. Das Beratungshonorar entfällt ebenfalls. Speziell wenn Du wieder aus der Versicherung aussteigst sind das versunkene Kosten.


    Zu der 40.000-Grenze: Da geht es darum, dass bei einem ausschüttender Fonds mit der üblichen 2,x% Ausschüttung und 30% Teilfreistellung irgendwo bei 40 - 50 T€ die Grenze des Pauschbetrags erreicht wird. Wenn Du dann oder stattdessen einen Thesaurierer kaufst zahlst Du in der Ansparzeit außer der Steuer auf die Vorabpauschale keine Steuer. Das ganze Thema ist aber Feintuning. Grundsatzaussage ist kauf einen Thesaurierer und Du hast - bei aktuellem Basiszins / Vorabpauschale - keine Steuer bis in den Millionenbereich.

  • Du willst 5000 Euro Einmalanlage tätigen und dabei Kosten von 3500 up front akzeptieren? Willst du auch mein Kunde werden? Wir verkaufen volle Pampers :thumbup:

  • Hallo.


    23 ist jung. Die Jugend benötigt Flexibilität, daher bietet sich pures ETF-Sparen an. Den Versicherungsmantel (und die Honorare) zu bezahlen, damit man weniger Steuern zu zahlen hat, erscheint mir nur aus Berater-/Vermittler-Sicht sinnig.

  • Bei Lebensversicherungen sind teils 4% der gesamten Beitragssumme Provoísion fällig.

    Schön wäre es... die rechnen mit bis zu 50 Promille!


    Wie hoch war der zeitliche Aufwand deines Beraters um dir diese Lösung zu unterbreiten?

    Es geht ja nicht nur um den Zeitaufwand für die Verbratung! Die Zeit zum Suchen eines „Opfers“ (im Sinne von: Jeden Morgen steht ein Dummer auf; man muss ihn nur finden) muss ja auch vergütet werden ?


    Und zum Thema „Gebühren“... wie die Kosten oft fälschlicherweise genannt werden... zwei Blickwinkel:


    1) Wenn die Rendite (nach Kosten) stimmt, sog i nix.


    2) Die Kosten von zum Bleistift 0,2% hören sich niedrig an. Aber worauf und wie werden sie berechnet? Auf den Wert des Depots?

    44 (Jahre) mal 0,2% entsprechend 8,8% vom Depotwert 2021. 43 mal 0,2% entsprechend 8,6% auf die Erhöhung des Depotwertes 2022. 42 mal 0,2% auf die Erhöhung aus 2023 usw.

  • ... und weil nicht jeder die Zeit und die Kenntnisse hat, um sich seine/ihre Geldanlage/n selbst zu gestalten und zu pflegen... hat die white-collar-Fraktion Anlageprodukte in einer schier unüberschaubaren Menge geschaffen.


    slow_turtle hat‘s doch richtig gemacht und hier nachgefragt, damit ihm bei der Auswahl des oder der Anlageform/en „unter Freunden“ und unabhängig von wirtschaftlichen Interessen geholfen wird.

  • Er darf so wie ich es verstehe dann auch künftig investieren zu dem Preis. Bis 67 hat er 44 Jahre / 528Monate, damit 5000 + 528*200 = 110.600 €, also rund 3% Abschlusskosten.


    Das ganze als ETF-Sparplan mit 6 % läuft auf 560 T€ ... https://www.zinsen-berechnen.d…er.php?paramid=vp4xovaw7l

    Richtig, das Honorar ist nicht auf Stundenbasis sondern beträgt 3,9% der gesamten Einzahlungen über die Laufzeit. Dafür kann ich über die gesamte Laufzeit die Leistungen des Beraters in Anspruch nehmen. Wenn ich später die Einzahlungen erhöhen würde, müsste ich wiederum Honorar nachbezahlen...

    Wirkt auf mich inzwischen auch etwas seltsam.

  • Vielen Dank für die vielen Beiträge. Komme mit dem Antworten gar nicht hinterher.


    Also ich fasse mal kurz Zusammen: Kosten für die Versicherungslösung sind hier zu hoch, da Steuereffekte wahrscheinlich zu vernachlässigen sind. Vor allem mit Hinblick auf die Flexibilität, sollte ich die hohen upfront Kosten nicht in Kauf nehmen, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich das Depot vielleicht frühzeitig leerräumen müsste.


    Mich wundert es auch ein wenig, dass ich die 0,87% Effektivkosten in den Unterlagen habe. In einem älteren Beitrag auf FT zu dem Thema war die Rede von 0,45%(?). Haben wohl erhöht, oder die Stückkosten wirken sich bei meiner geringeren Sparrate stärker aus.


    Der Punkt der für mich noch gegen das Depot spricht, ist das Problem mit dem Wissen und Zeitaufwand, das JDS und winter angesprochen haben. Bis jetzt habe ich kaum Aktienerfahrung und müsste mich da erst noch einarbeiten. Bleibt die Frage, ob ich dann auch in der Lage sein werde, die Performance mit der wir hier rechnen letztendlich auch zu erreichen. Ich hätte schon Lust hier mehr zu lernen, allerdings sind Finanzen auch nicht mein Leben.

  • Der Punkt der für mich noch gegen das Depot spricht, ist das Problem mit dem Wissen und Zeitaufwand

    Ups... da liegt ein Missverständnis vor!

    Ein Depot zu eröffnen und einen oder zwei ETF zu kaufen ist easy... und erfordert weder viel Wissen noch Zeit. Fonds, ETF und Ver(un)sicherungsprodukte sind Anlageprodukte. Punkt. Bei der Auswahl der Fonds helfen dir Finanztip mit fertigen Infos und dieses Forum! Dann entsteht dein Pantoffeldepot...


    Mit der Do It Yourself Methode ist eher gemeint, aktiv zu handeln... also sich den „eigenen Fonds“ quasi selbst zu basteln und ihn dann auch zu managen, oder zumindest in diverse Fonds zu investieren und „ständig“ den Mix zu optimieren...

  • Wer in so jungen Jahren mit der Altersvorsorge anfängt, der kann einfach monatlich Summe X in einen marktbreiten ETF-Sparplan schieben und planen dieses auch durchzuhalten. Wenn man in den Jahren die Sparrate entsprechend der Einkommenssituation anpasst, dann ist die Altersvorsorge eigentlich schon geregelt, ohne dass man jemals eine Beraterhand geschüttelt hätte.


    Der Punkt Risikoabsicherung (BU etc.) der schreit schon deutlicher nach fachlicher Unterstützung.

  • Hallo slow_turtle,

    die wesentlichen Tips hast Du hier ja schon bekommen.

    Als selbst noch Frischling, was die eigene Altersvorsorge angeht, empfehle ich Dir den Youtube-Kanal von Finanztip https://www.youtube.com/channel/UC-muQylmRx61Mt6U1oDSEVA

    Dort werden sehr viele Aspekte zur eigenen Altersvorsorge mit ETF sehr anschaulich erklärt. Eben auch die Risiken einer eigenen Aktien-basierten Altersvorsorge. Und damit meine ich nicht einen Börsencrash oder den Weltuntergang;), sondern mehr die alltäglichen Dinge, die im Laufe des Lebens/Berufslebens so passieren können (z.B. Familie, Haus, Krankheit, Arbeitslosigkeit, usw.).

    Und nein, ich will Dir keine Angst machen. Vorher wissen, ist besser als nachher ärgern!


    Zum grundsätzlichen Thema stimme ich den Profis hier zu. Eine Versicherung will immer nur Dein Bestes: Dein Geld! :evil: