Einstieg in den ETF - Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Kauf?

  • Hallo liebe Community, ??


    ich würde ab sofort gerne in ETF's investieren. Die Frage ist, nachdem ich den Börsen-Crash im Frühjahr 2020 verpasst habe, wann ich jetzt einsteige, also ETF-Anteile kaufe.


    Ich bin unsicher, weil die Kurse aktuell hoch sind und ich zum anderen gerne den von einigen prognostizierten Börsencrash nutzen würde, um zu niedrigen Kursen günstig einzukaufen.


    Was ist die richtige Strategie? Weiter abwarten oder zu mehreren Zeitpunkten kaufen, also z.B. jeden Monat einen bestimmten Betrag, statt einer Einmalzahlung? Oder sollte ich jetzt kaufen, weil man den perfekten Zeitpunkt eh meistens nicht erwischt.


    Freue mich auf eure Anregungen. Danke vorab.

  • Hallo Moneylover , willkommen im Finanztip-Forum.


    Hier im Forum besteht im Grunde die Überzeugung, dass Markttiming bei Privatanlegern i.d.R. nicht funktioniert.


    Ob jetzt noch ein Crash kommt, ob die gerade laufende Korrektur schon das zweite Standbein nach dem März war, ob in USA der Bürgerkrieg bei knappem Ausgang losgeht oder die Super-Hausse bei einem klaren Wahlsieg weiß keiner.


    Die Verteilung auf mehrere Kaufzeitpunkte, gerne längerfristig über Sparplan, schützt vor dem Einstieg zum allerungünstigsten Zeitpunkt. Aber selbst dieser war in der Vergangenheit mit ein paar Jahren Abstand auch verschmerzt.


    Es ist letztlich Deine Entscheidung wie Du Dich wohlfühlst. Ein möglicher Kompromiss-Plan wäre eine Aufteilung Deiner Einmalanlage über Sparplan und die temporäre Erhöhung der Raten sollten die Börsen stark korrigieren.

  • Es kommt auch etwas darauf an, wie ruhig du bleibst.


    Wenn du jetzt z. B. 10.000 € investiert, hast du in vier Wochen vielleicht 8.000 €, vielleicht auch 12.000 €.

    Vielleicht auch etwas dazwischen, oder mehr oder weniger.


    Es kann halt alles passieren.

    Kannst du das aushalten?



    Aktuell kaufst du aber schon mal nicht zu Höchstkursen, was gut ist.

    Und langfristig, wenn du 5-10 Jahre investiert, ist die Chance sehr hoch, dass du eine schöne Rendite erzielt hast.

  • Eines muss Dir doch klar sein:

    Niemand weiß, wann der richtige Zeitpunkt zum Einstieg ist. Könnte man nachvollziehbar darlegen, wann der richtige Zeitpunkt zum Einstieg ist, dann würde es jedem einleuchten, und jeder würde es tun. Damit gäbe es dann kein Risiko mehr und ein Investment in Aktien wäre risiko- und renditebefreit.

    Der richtige Zeitpunkt zum Einstieg ist daher dann gegeben, wenn Du das Geld dafür zur Verfügung hast.

    Und natürlich ist das ein Risiko. Ohne geht es nicht.

  • Was ist die richtige Strategie? Weiter abwarten oder zu mehreren Zeitpunkten kaufen, also z.B. jeden Monat einen bestimmten Betrag, statt einer Einmalzahlung? Oder sollte ich jetzt kaufen, weil man den perfekten Zeitpunkt eh meistens nicht erwischt.

    Hallo Moneylover ,

    ich bin auch erst seit Ende letzten Jahres ETF-Käufer (Einmalinvest + monatl. Sparplan) und habe den "Corona-Crash" voll mitgenommen. Kein schönes Gefühl, wenn sich Zig-Tausend € quasi von Heute auf Morgen in "Luft" auflösen! Andererseits hat mich die Erholung der Kurse dann auch wieder entspannter gemacht. Schließlich will ich ja nicht kurzfristig spekulieren, sondern langfristig investieren (> 15 Jahre)!

    Und für den Sparplan waren die niedrigeren Kurse der letzten Monate ja positiv. Im April 2021 erhalte ich nochmals eine größere Summe aus einem Bausparvertrag, die ich dann ebenfalls in meine ETF investieren werde.

    Derzeit plane ich meinen Invest aus dem Bausparvertrag über 12 Monate zu verteilen (per Sparplan). Dann kann aber je nach Marktlage auch verkürzt/gestreckt werden. Letztlich kommt es darauf an, dass man persönlich ein gutes Gefühl dabei hat.


    Wichtig ist halt, dass man sich sicher sein muss, niemals während eines Börsencrashs an das Depot heran zu müssen, weil man Geld benötigt!

    Der nächste Punkt ist m.E. das man sich ein Sparziel setzen sollte! Sollte der ETF richtig gut laufen und ich z.B. mein Sparziel bereits nach 10, 12 oder 13 Jahren erreichen, werde ich Kursgewinne auch (teilweise) realisieren.

  • Letztlich kommt es darauf an, dass man persönlich ein gutes Gefühl dabei hat....

    Was glaubst Du, wieviele Anleger bei geschlossenen Beteiligungen in Schiffcontainern ein gutes Gefühl hatten?

    Wieviele hatten gute Gefühle nachdem sie sich eine Schrottimmobilie gekauft hatten?

    Wie schön waren doch die Gefühle der Bankkunden, denen man Lehmann-Zertifikate angedreht hatte?


    Jeder Anleger hat bei jedem Investment ein gutes Gefühl, sonst würde er es ja nicht machen.

    Was sagt das schöne Gefühl also aus?

    Ist ein gutes Gefühl wirklich das, worauf es ankommt? Wirklich?

  • Schwachzocker

    Nicht jeder vergleich paßt. Da bei der Frage des TO um eine Investition in ETF geht, geht es auch nur um das eigene Gefühl bei der Investition in ETF.

    Und wenn der TO generell Angst davor hat sein Kapital verlieren zu können, sollte er sich grundsätzlich fragen, ob eine Investition in Aktien überhaupt das Richtige für Ihn ist.

    Das Verlustrisiko bleibt immer. Egal, ob man sein Geld nun verteilt oder als Einmalzahlung in einem ETF anlegt.

  • Schwachzocker

    Nicht jeder vergleich paßt. Da bei der Frage des TO um eine Investition in ETF geht, geht es auch nur um das eigene Gefühl bei der Investition in ETF.

    ...

    Dann kann ich nur nochmals dringend davon abraten, finanzielle Entscheidungen von irgendwelchen Gefühlen abhängig zu machen. Gefühle können nur zufällig richtig sein. Hier sind sie es nicht.


    Und wenn der TO generell Angst davor hat sein Kapital verlieren zu können, sollte er sich grundsätzlich fragen, ob eine Investition in Aktien überhaupt das Richtige für Ihn ist.

    Vor allem sind solche Fragen ein Hinweis darauf, dass die Aktienquote zu hoch angesetzt ist bzw. mehr Risiko eingegangen werden soll als der Anleger zu tragen bereit ist.


    Das Verlustrisiko bleibt immer. Egal, ob man sein Geld nun verteilt oder als Einmalzahlung in einem ETF anlegt.

    So ist es. Bei einem gestaffelten Einstieg ändert sich objektiv nichts, außer, dass man den Zustand des "voll-investiert-seins" erst später erreicht. Dann geht das große Zittern eben erst später los.

  • Das Verlustrisiko bleibt immer. Egal, ob man sein Geld nun verteilt oder als Einmalzahlung in einem ETF anlegt.

    Wenn man sich die hier überwiegend empfohlene buy-and-hold Strategie bei ETF über längere Zeiträume ansieht, hat niemand wirklich Verluste eingefahren. Schon klar, dass man dies nicht ohne weiteres auf zukünftige Ergebnisse übertragen kann... aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dies auch künftig zutreffen wird.


    Wenn deine Anlagesumme erst mal verdoppelt ist, muss der Kurs um über 50% fallen, damit Verluste entstehen ?

  • Wenn deine Anlagesumme erst mal verdoppelt ist, muss der Kurs um über 50% fallen, damit Verluste entstehen ?

    Nein, da machst Du Dir etwas vor.

    Wenn aus 10.000 Euro 20.000 Euro geworden sind und der Kurs nun um 0,1% fällt, dann hast Du einen Verlust, und zwar in Höhe von 20 Euro.

    Der Gewinn ist ja nichts weiter als die Belohnung für eingegangene Risiken. Das ist genauso wie verdientes Geld.


    "Ich habe im September z.B. 3000 Euro in meinem Job verdient. Im Oktober habe ich nochmals 3000 Euro verdient. Letztere 3000 Euro sind mir aber gestohlen worden. Das macht aber nichts. Ich habe ja noch die alten 3000 Euro, also ist mir kein Verlust entstanden."


    Kein Mensch, der noch klar bei Verstand ist, würde so denken. Kleinanleger machen das aber. Und warum? Nur weil sie das Geld nicht für Arbeit bekommen haben, sondern für eingegangene Risiken.

    Es ist aber Dein Geld, welches Du Dir für das Eingehen von Risiken verdient hast.

  • Kein Mensch, der noch klar bei Verstand ist, würde so denken.

    Ok, ich gebe es zu... ich bin in psychiatrischer Behandlung ?


    Mit deinem Vergleich von aktivem und passivem Einkommen hast du natürlich auch recht! Nüchtern betrachtet darf man das ja auch so sehen, wie du es schreibst

    Hier gilt es zu unterscheiden zwischen „Verlusten bezogen auf den investierten Betrag“ und „Verlusten vom Kurs/Wertzuwachs“... und dies in Abhängigkeit von der individuellen Schmerzgrenze, oder?

  • ...

    Hier gilt es zu unterscheiden zwischen „Verlusten bezogen auf den investierten Betrag“ und „Verlusten vom Kurs/Wertzuwachs“... und dies in Abhängigkeit von der individuellen Schmerzgrenze, oder?

    ...oder "Verlust bezogen auf das, was man bei seiner Geburt besaß". Wenn man sich konsequent selbst belügen will.

  • Schwachzocker

    Sie interpretieren aber extrem viel in die Frage des TO hinein... ;)

    De facto hat der TO 'nur' danach gefragt, ob es sinnvoller sei, seine Investition in einen ETF als Einmalinvestition zu tätigen und zu timen, oder ob es besser sei seine Investition aufzuteilen (z.B. per monatl. Sparrate).

    Und eben diese Entscheidung kann dem TO objektiv niemand abnehmen!

  • Schwachzocker

    Sie interpretieren aber extrem viel in die Frage des TO hinein... ;)

    De facto hat der TO 'nur' danach gefragt, ob es sinnvoller sei, seine Investition in einen ETF als Einmalinvestition zu tätigen und zu timen, oder ob es besser sei seine Investition aufzuteilen (z.B. per monatl. Sparrate).

    ...

    Das wäre beides falsch. Es ist sinnvoller, seine Investition in ETF als Einmalinvestition zu tätigen und nicht zu timen.


    Also das hier:

    Oder sollte ich jetzt kaufen, weil man den perfekten Zeitpunkt eh meistens nicht erwischt.

  • Das wäre beides falsch. Es ist sinnvoller, seine Investition in ETF als Einmalinvestition zu tätigen und nicht zu timen.

    Das vom Kopf her und empirisch richtig.


    Vom Bauchgefühl her fahren 90% (wenn nicht mehr) aber besser damit, eine für sie große Summe verteilt anzulegen.


    Und wenn dieses Vorgehen den Weg für die Entscheidung frei macht, überhaupt anzulegen, dann ist es für diese 90 % eben doch sinnvoller, verteilt anzulegen.


    Meint Guido,

    der auch zu diesen 90 % gehört

  • Das vom Kopf her und empirisch richtig.


    Vom Bauchgefühl her fahren 90% (wenn nicht mehr) aber besser damit, eine für sie große Summe verteilt anzulegen.

    ...

    Gibt es eine belastbare Quelle für das Baugefühl der Bevölkerung? Oder wie kommst Du darauf, deren Gefühle zu kennen?


    ...Und wenn dieses Vorgehen den Weg für die Entscheidung frei macht, überhaupt anzulegen, dann ist es für diese 90 % eben doch sinnvoller, verteilt anzulegen.


    Meint Guido,

    der auch zu diesen 90 % gehört

    Da stimme ich Dir zu. Aber die Option, überhaupt nicht zu investieren, hat der Threadersteller ja gar nicht genannt und auch nicht danach gefragt.

    Er will es scheinbar, und dann ist es zu empfehlen, es so zu machen, wie es richtig ist und nicht so, wie man die schönsten Gefühle hat.

    Börse und Aktien sind nun einmal nichts für sensible Gemüter, sondern man bekommt die Rendite für das Aushalten von Angst.

  • Gibt es eine belastbare Quelle für das Baugefühl der Bevölkerung? Oder wie kommst Du darauf, deren Gefühle zu kennen?

    Du kennst dieses Buch? https://de.wikipedia.org/wiki/…_Denken,_langsames_Denken

    Eines der Probleme bei der rationalen Geldanlage ist, dass unser Gehirn entgangene Gewinne anders bewertet als Verluste. - Verluste in gleicher Höhe sind viel schlimmer.


    Ich wollte erst 99% schreiben, dachte denn aber, na ja, vielleicht gibt es doch irgendwo einen Cluster kaltblütiger Rationalisten, mit dem ich es nie zu tun bekomme? Daher kommen die 90 %, eine völlig unwissenschaftliche und eigentlich anmaßende grobe Schätzung.


    Aber wir können ja mal eine Umfrage machen: Würde der Teilnehmer eine Summe von einem Jahresnettoeinkommen als Einmalanlage oder verteilt anlegen? Und wie ändert sich die Präferenz, wenn der Teilnehmer vorher informiert wurde, dass ihm durch die verteilte Anlage vermutlich Gewinne entgehen. Was meinst Du?

  • ...Ich wollte erst 99% schreiben, dachte denn aber, na ja, vielleicht gibt es doch irgendwo einen Cluster kaltblütiger Rationalisten, mit dem ich es nie zu tun bekomme? ...

    Dazu muss man kein kaltblütiger Rationalist sein, sondern dazu müssen einen die Umstände nur bewusst sein; und dann ist es ohne Weiteres möglich, die Gefühle mal für die 2 min, die man zur Aufgabe einer Order benötigt, auszublenden. Menschen müssen sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit schließlich auch zusammenreißen und dürfen nicht nach Belieben ihren Gefühlen nachhängen, also wird das bei der Geldanlage wohl auch möglich sein.


    Wenn man die Schwankungen dann nicht aushält, dann liegt es nicht daran, dass man zuviel auf einmal investiert hat, sondern daran, dass man überhaupt so viel investiert.

    An den Schwankungen ändert sich ja nichts, wenn man zeitlich gestaffelt investiert, man hat sie dann nur später.


    ...

    Aber wir können ja mal eine Umfrage machen: Würde der Teilnehmer eine Summe von einem Jahresnettoeinkommen als Einmalanlage oder verteilt anlegen? Und wie ändert sich die Präferenz, wenn der Teilnehmer vorher informiert wurde, dass ihm durch die verteilte Anlage vermutlich Gewinne entgehen. Was meinst Du?

    Das ist völlig egal.

    Ich wollte ja nur darauf aufmerksam machen, dass das schlechte Abschneiden von privaten Kleinanlegern am Aktienmarkt Gründe hat. Und das ist einer davon.