Vom Kapital leben - realistisch?

  • Für gewöhnlich erwirtschaften Arbeitnehmer und auch einige Unternehmer und/oder Freiberufler non-lineare Einkünfte.

    Oh... da hatte der Kaffee noch nicht gewirkt. Natürlich muss es „lineare Einkünfte“ heißen.


    Ich würde hier in diesem Zusammenhang auch das Thema Risiko mit aufnehmen, wenn es um das Thema "vom Kapital leben" geht.

    Na klar... Risiken bestehen immer. Aber wenn ich „Spielgeld“ investiere/riskiere und parallel dazu konventionell spare und anlege, ist das Risiko, irgendwann mit leeren Taschen dazustehen nicht so extrem hoch.


    Diejenigen, die nach Altvätersitte auf der Welle der „sicheren“ Geldwerte sparen, laufen ja auch Risiko... dass die Kröten weniger wert werden und sie, diese braven Leute, vom nennenswerten passiven Einkommen nur träumen dürfen.


    Anyway... jeder wie er will.

  • Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke mir,die Fragulisten bringen sich selbst für lange Zeit um Lebensqualität.

    Ein gesundes Verhältnis von Lebensqualität, und vernünftige Geldanlage, finde ich für mich sinnvoller.

    ... wenn ich mich im privaten Umfeld (Bekannte, alte Schulkameraden...) umsehe und das auf dein Statement übertrage, was ich aus Gesprächen mit „denen“ ableiten darf, so fehlte es beim Gros am gesunden Verhältnis von Lebensqualität und vernünftiger Geldanlage!

    Im Prinzip sind diese Jungs und Mädels dann ab Rentenbeginn zum Leben als Frugalisten verdonnert... und bringen sich für (hoffentlich) lange Zeit um Lebensqualität ?

  • Es tut mir leid, dass du so eine Einstellung hast. Selbstverständlich ist das alles bei Weitem nicht einfach, aber mit Sicherheit nicht unmöglich. Auch nicht für dich. Der "Trick" ist, dass du das ganze nicht mit deinem eigenen Geld erwirtschaftest. Wer von seinen 30-50 Lebensjahr ein vernünftiges Konsum und Sparverhalten hat und sich die Mühe gemacht hat, einige Immobilien zu kaufen, wird einen entspannten Lebensabend verbringen können. Das ist ein sehr angenehmer Weg für Menschen, welche nicht selbständig werden wollen oder können. Denn nur Unternehmer oder Top-Top Angestellte verdienen jenseits der 5.000 - 10.000€, wo es natürich einfacher ist, finanzielle Freiheit zu ersparen. Wobei natürlich auch diese den Effekt von Immos für sich nutzen (sollten).

  • Naja, also in einem Menschenleben ist es schon gut möglich, sich bis zu seinem 50 Lebensjahr einige Wohnungen 3-6 zu seinem Eigentum zu machen. 6 Wohnungen a 500€ wären schon knappe 3.000€. Jetzt ist die Frage, wie finanziert man denn 6 Wohnungen, wenn eine, die 500€ kalt bringt, mittlerweile etwa 200.000€ kostet? Nunja, man versucht gut einzukaufen und mehr als 6 zu kaufen, um mit dem (steuerfreien) Erlös von den anderen, die abzubezahlen, welche die Altersvorsorge bilden soll. So haben es zumindest die meisten in meiner Familie/Bekanntenkreis gemacht und so habe ich es auch vor.

  • Also 12 Stück à 200k. Eigenkapital brauchst Du nicht, wenn Du 120 % aufnimmst, um auch noch Kaufnebenkosten zu finanzieren. Das Darlehen über 2,88 Mio dann 10 Jahre tilgungsfrei, die Zinsen müssten sich aus den Mieteinnahmen erwirtschaften lassen. Wenn sich bei 7 % Wertsteigerung pro Jahr nach 10 Jahren die Objektwerte verdoppelt haben, könntest die Du die eine Hälfte verkaufen und aus den Erlösen die andere entschulden. Das ist doch mal ein Plan!


    Neben Kleinigkeiten, die dabei schief gehen könnten (Kauf wird teurer, Renovierungskosten, Mietausfälle) würde mich in den 10 Jahren eine Sache allerdings richtig nervös machen: Wenn Die Preise nicht wie erwartet weiter hoch gehen, sondern stagnieren oder Schlimmeres, stehe ich nach 10 Jahren vielleicht mit einem Haufen Schulden da und freue mich, wenn ich denn eine der 500 € Wohnungen für mich selbst behalten kann.

  • Und eines sollte man nicht vergessen: Die 10 Jahre sind nicht in Stein gemeißelt.


    Lebensversicherungen waren auch mal steuerfrei und die Beiträge waren als Sonderausgaben abzugsfähig. Aktien waren nach einem Jahr Haltedauer auch mal steuerfrei. Renten wurden mal nur mit dem Ertragsanteil besteuert (so knapp 20% je nach Alter bei Rentenbeginn).

  • Und eines sollte man nicht vergessen: Die 10 Jahre sind nicht in Stein gemeißelt.


    Lebensversicherungen waren auch mal steuerfrei und die Beiträge waren als Sonderausgaben abzugsfähig. Aktien waren nach einem Jahr Haltedauer auch mal steuerfrei. Renten wurden mal nur mit dem Ertragsanteil besteuert (so knapp 20% je nach Alter bei Rentenbeginn).

    Meine Bekannte sagt immer so schön, "Wenn man sich auf den Staat verlässt, ist man verlassen!"


    Für die arbeitende Bevölkerung stimmt das sicher.

    Lass keinen zwischen Dich und Dein Geld.

  • 6 Wohnungen a 500€ wären schon knappe 3.000€. Jetzt ist die Frage, wie finanziert man denn 6 Wohnungen, wenn eine, die 500€ kalt bringt, mittlerweile etwa 200.000€ kostet?

    Hast du dieses Modell mal durchgerechnet?

    Bei mir haben die ersten Rechenansätze zu einem permanenten Kopfschütteln geführt ;)


    Rentable Investitionen in "Betongold" gehen irgendwie anders...

  • Pantoffelheld

    Gibt aber so Einige, die auf dieser Basis Ihr Wohlstandsmodell aufgebaut haben. Diese tummeln sich vorwiegend in den (a)sozialen Medien und bieten gegen eine 'geringe' Gebühr Ihr Immobilien-Mentoring-Programm an.

    Da soll es sogar Welche geben, der mehr Geld mit Ihrem Mentoring verdienen, als aktuell mit Ihren Immobilen! ;)

  • Die Rechnung ist tatsächlich ganz interessant. Sagen wir mal, die Annahme stimmt dass man eine neue, gute Wohnung für 200k kaufen kann, mit der sich 500 EUR Kaltmiete pro Monat erzielen lässt (ist nicht ganz unrealistisch). Nehmen wir weiter an, es gelänge uns eine 100% Finanzierung zu 1% zu erhalten, die Kaufkosten tragen wir selbst. Als Kaufkosten setzen wir 10% an, wir investieren also 20k Eigenkapital.


    Weiter nehmen wir an, dass wir 20% der Mieteinnahmen für Renovierungen und andere Kosten beiseite legen. Wir haben also freie Mieteinnahmen von 4800 EUR pro Jahr. Zinsen fallen anfänglich 2000 pro Jahr an. Wir können also pro Jahr anfänglich 2800 EUR aus den Mieteinnahmen tilgen.


    Über die Zeit können wir die Miete wahrscheinlich auch mal erhöhen, ganz überschlägig wäre nach 30 Jahren ca. 50% der Wohnung abbezahlt ohne dass wir irgendwelches eigenes Geld nachschießen mussten.


    Wenn wir das ganze nicht mit einer, sondern mit 2 Wohnungen gemacht hätten, könnten wir jetzt eine der Wohnungen verkaufen. Nehmen wir an, es hätte überhaupt keine Wertsteigerung gegeben. Dann erzielen wir 200k, wovon wir die restlichen Kredite tilgen können. Wir besitzen jetzt eine schuldenfreie Wohnung im Wert von 200k, für die wir vor 30 Jahren 40k Eigenkapital aufgewendet haben. Das entspricht einer Jährlichen Rendite von ca. 5,5%.


    Wenn der Wert der Wohnungen über die 30 Jahre gestiegen wäre, was nicht ganz unwahrscheinlich ist, wäre die Rendite deutlich höher. Man kann das natürlich auch noch mit mehr oder teureren Wohnungen durchspielen.


    Bottom line: Völlig aus der Luft gegriffen scheint mir das Modell nicht, hat aber auch viele Risiken.

  • FinanzPanda

    Das das System funktionieren kann, daran besteht ja überhaupt kein Zweifel. Das Schöne ist eben der Hebeleffekt, dass man mit relativ wenig oder ganz ohne EK arbeiten kann.

    Wie bereits weiter oben geschrieben propagieren das genau so auch diverse 'Finanzinfluencer'. Dann sogar mit 110% Finanzierung, also ohne Einsatz von EK! Wie häufig, werden dabei die möglichen Risiken ausgeblendet.

    Man ist dann zwar schnell Immobilien-Millionär auf dem Papier, hat aber eigentlich nur ohne Ende Kredite an der Backe.

  • Ja, das Spiel ist genauso sicher wie Aktienspekulationen auf Pump.


    Wenn aus irgendwelchen Gründen der Wert der Immobilie fällt, dann wird die Bank im Rahmen ihrer regelmäßigen Risikoanalyse die Darlehen kündigen oder ggfls. Sicherheiten nachfordern. Wenn du nun schon mit einer 100% Finanzierung startest, dann wird dir die Hinterlegung zusätzlicher Sicherheiten vermutlich ein wenig schwer fallen. :)