ETF mit derivaten Finanzinstrumenten

  • Hallo liebe Community,


    seit über einem Jahr bespare ich schon einen MSCI World ETF nach dem Motto einfach mal anfangen.


    Nun habe ich mich mal damit etwas mehr beschäftigt und mir diverse Anlegerinformationen durchgelesen, dabei ist mir bei vielen ETFs (z.B. IE00B0M62Q58) aufgefallen, dass in den wesentlichen Anlegerinformationen angegeben ist, dass mein Geld in derivaten Finanzinstrumenten angelegt werden kann, um den ETF zu optimieren und eine ähnliche Rendite zu erzielen, wie der Index. Ich dachte da erst an Swaps, aber im nächsten Punkt der Anlegerinformationen steht, dass auch kurzfristig gesicherte Ausleihungen stattfinden können. Das habe ich dann als Swaps interpretiert und weiß mit den derivaten Finanzinstrumenten nun nichts anzufangen.


    Und diese Formulierung mit den derivaten Finanzinstrumenten habe ich bei sehr vielen ETFs gesehen.


    Da ich mich mit Derivaten nicht auskenne und diese bisher immer nur als "Zockerei" angesehen habe, frage ich mich, was der Fonds nun wirklich mit meinem Geld macht und evtl. damit sogar im Hintergrund fleißig spekuliert und der Fond bald den Wert "0" hat.


    Ich hoffe, dass ich mich da gewaltig irre und dass ihr mich korrigiert.


    Danke.

    Heidi

  • Hallo Heidi99 , willkommen im Finanztip-Forum.


    Finanztip sieht dies Ausleihungen wie auch Swaps als nicht kritisch an, da diesen Sicherungen in voller Höhe entgegenstehen, Langtext ist hier. https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/#c75845


    Noch ein Wort zu Derivaten ganz allgemein: Auch hier kommt es wie immer darauf an, was gemacht wird. Man kann in kritischen Börsenzeiten z.B. zu seinen Aktien / seinen ETF einen Put dazukaufen, der steigt, wenn die Aktie / der ETF sinkt. Damit ist man in diesem Moment marktneutral. Das hat dann mit Zockerei nichts zu tun sondern entspricht einer Versicherung gegen Verluste. Selbstverständlich kann man so ein Derivat auch kaufen wenn man die Aktien / den ETF nicht hat. Dann hat man natürlich das volle Risiko, über einen ggf. hohen Hebel noch mal verstärkt, das ist aber bei Deiner Frage nicht das Thema.

  • Also Swaps sind damit nicht gemeint.

    Wieso? Das steht doch genau so drin

    Der Fonds wendet Optimierungstechniken an, um eine ähnliche Rendite wie der Index zu erzielen. Diese Techniken können unter anderem die strategische Auswahl bestimmter Wertpapiere, aus denen sich der Index zusammensetzt, oder anderer Wertpapiere sein, die eine ähnliche Wertentwicklung wie bestimmte Indexwerte aufweisen. Hierzu kann auch der Einsatz derivativer Finanzinstrumente (FD) (d. h. Anlagen, deren Preise auf einem oder mehreren zugrunde liegenden Vermögenswerten basieren) gehören.

  • Sorry, zu schnell abgeschickt.


    Dem Ganzen habt Ihr zugestimmt, da Ihr beim Kauf den Wertpapierprospekt gebilligt habe. S. 49 ff. für Abbildung über andere Aktien und Derivate, S.54 für Wertpapierleihe, https://www.ishares.com/de/pri…lc-de-emea-prospectus.pdf


    Als Blitzlicht kann man das im Jahresbericht sehen, https://www.ishares.com/de/pri…de-emea-annual-report.pdf S.464 die Derivate, Seite 518 ff die Wertpapierleihe ca. 17% des Gesamtwertes.

  • WOW. Vielen Dank für die Antworten.


    Ja, ich bin selber für meine Käufe verantwortlich und will auch niemandem, der ETFs empfiehlt, für meine Entscheidung oder evtl. Fehler verantwortlich machen.


    Es ist nur so, dass ich mir schon in der Verganghenheit ETFs kaufen wollte, aber es nie geschafft habe, die über 500 Seiten langen Dokumente zu lesen / verstehen und daher die Finger davon gelassen habe. Bisher habe ich immer alles gelesen und verstanden, was ich unterschrieben habe. Dann habe ich dank Finanztip einfach mal losgelegt und mir einen der empfohlenen ETFs ausgesucht. Um es aus meiner Sicht einfach zu halten, habe ich mich für einen ausschüttenden und physisch replizierenden ETF entschieden und dachte, dass ich immer 100% der Aktien aus dem Index habe. Und fertig.


    Meine "Sorge" ist, dass Fondmanager nun merken, dass sehr viele Kunden zu den passiven ETFs wechseln und die Manager ihre Daseinsberechtigung / Einnahmenquellen verlieren. Daher mein Gedanke, dass die Fondmanager ja immer kreativ sind, wenn es ums Geld verdienen geht, einfach das ganze Geld der Anleger in einem ETF sammeln und damit versuchen, im Hintergrund mehr Rendite zu machen als der Index und die Differenz dann einbehalten. Können sie gern machen, solange ich immer den Indexwert im Depot habe. Aber was nun, wenn sich jemand damit verzockt.


    Zurück zu meiner ursprünglichen Frage: Besteht diese Gefahr? Kann es also passieren, dass durch "Hintergrundgeschäfte" der ETF sich vom Index weit ins Negative verabschiedet. Nur wenn ich 100% der Aktien im Depot habe, kann ich auch garantieren, dass ich immer genau den Index treffe. Was passiert also, wenn der Anteil der Derivate einen Totalverlust hat?

    Der letzte Satz der ersten Antwort (s. Zitat) war genau meine Sorge.


    Wahrscheinlich sind das theoretische Fragen und die Derivate dienen eher der Sicherheit als der Zockerei und in meinem Fall war der Anteil gemäß des Berichtes (noch) bei 0,05% . Aber wenn ich die Möglichkeit sehe, dass etwas schief gehen kann, gehe ich dem gerne nach.


    Hat denn jemand von Euch einen weltweiten ETF, der nicht auf derivate Finanzinstrumente setzt. Kann auch gerne ein thesaurierender sein (habe das mit der Vorabsteuer nun verstanden).


    Vielen Dank.

    Selbstverständlich kann man so ein Derivat auch kaufen wenn man die Aktien / den ETF nicht hat. Dann hat man natürlich das volle Risiko, über einen ggf. hohen Hebel noch mal verstärkt, das ist aber bei Deiner Frage nicht das Thema.

  • Wahrscheinlich sind das theoretische Fragen

    Wie ausgeführt dienen die Derivate dazu, nicht alle Aktien kaufen zu müssen und trotzdem die Indexentwicklung zu treffen. Ein wie von Dir unterstelltes Verhalten würde ich zumindest bei dem angefragten ETF nicht erwarten.


    Habe noch mal ein paar Geschäftsberichte durchgeschaut, beim Deka MSCI World habe ich im Bericht nichts gefunden, auch wenn Derivate laut Anlagebedingungen zulässig sind.


    Dem Vernehmen nach plant ein deutscher Depotanbieter Sparpläne auf Bruchteilsaktien. Das wäre bei größeren Anlagesummen eine Möglichkeit sich den ETF selbst zu bauen. Ich mache selbst so was ähnliches mit Einzelaktien.