Was bildet der Dax ab - nur Erwartungen?

  • Ich nehme das Zitat von Investor für einen neuen Forumsbeitrag.

    Ich habe zwar auch Investmentfondsanteile, möchte aber derzeit nicht in Aktien investieren. Ich halte den Markt aktuell für überhitzt. Es leuchtet mir nicht ein, dass trotz der Auswirkungen von Corona der DAX bei über 13.000 Punkten steht. Der Markt neigt aktuell dazu, negative Entwicklungen bewusst auszublenden. Es kann mir keiner erzählen, dass es uns heute wirtschaftlich besser geht als vor 2 oder 3 Jahren. Lufthansa, Tui, die Eventbranche etc. lassen grüßen.

    Ja, was bildet der Dax ab - Erwartungen oder reelle Werte?

  • Die Börse bildet immer Erwartungen ab und zwar solche, die in der Zukunft > 6, 9, 12 Monate liegen. Dann werden wir einen Impfstoff etc. haben.


    Speziell beim DAX kommt noch das Problem Performance-Index dazu, d.h. er muss durch die Dividenden immer steigen selbst wenn die Kurse stabil bleiben.


    Weiterhin gibt es halt keine Alternative. Warum sollte ich bei Negativzins und Inflationsandrohungen > 2% durch EZB und FED mein Geld auf der Bank lassen. Sieht man auch bei den ETW, Preise steigen weiter obwohl die Mieten stagnieren.

  • ... ein krasses Beispiel für „Erwartungen“ liefert die Aktie von Tesla (kein Wert im DAX)...


    Das KGV liegt derzeit bei 1.120!!! Hallo? Du weißt was das heißt, oder?


    Der Kurs stieg binnen der letzten 12 Monate um ca. 750%


    und seit 2012 um über 9.000%


    Weder KGV noch KBV haben eine „übliche“ Relation zu einem „handfesten Wert“.

  • Ein anderes Beispiel im Dax ist Merck vs BASF


    Merck:

    Marktkapitalisierung 57 mrd

    Umsatz 16 mrd

    Gewinn 4 Mrd


    Basf

    Marktkapitalisierung 52mrd

    Umsatz 59mrd

    Gewinn 8mrd


    Da merkt man, dass Erwartungen gehandelt werden.

  • Die Börse bildet immer Erwartungen ab und zwar solche, die in der Zukunft > 6, 9, 12 Monate liegen. Dann werden wir einen Impfstoff etc. haben.

    Also gab es im März die Meinung (Abschwung auf Grund von Corona), daß es mit der Wirtschaft bergab geht und jetzt ist alles wieder ok?

  • Also gab es im März die Meinung (Abschwung auf Grund von Corona), daß es mit der Wirtschaft bergab geht und jetzt ist alles wieder ok?

    Erste Hälfte ja. Alles OK sehe ich erst in 2023, aber das reicht ja als Perspektive.


    Lese aber bitte den dritten Absatz: es ist immer mehr Geld im Markt, was allein schon die Kurse treibt.


    Es ist aber noch was anderes: Ohne mich jetzt über die Not Einzelner lustig machen zu wollen: wir sehen Helikoptergeld mit den Hilfspaketen, wir sehen Ansätze bedingungslosen Grundeinkommens über das erhöhte Kurzarbeitergeld und den Unternehmerlohn, wir sehen die Zombie-Apokalypse über das Aussetzen der Insolvenzregeln, es wurde sinnlos Geld ohne Ende in unser ineffizientes und zu teures Krankenhausssystem gepumpt. ... wo soll denn da die Krise sein? In USA bekamen Arbeitslose aufgrund des geringen Lohnniveaus z.T. ein höheres Haushaltseinkommen als vor Covid mit entsprechendem Konsum.


    Es stehen Investitionsprogramme sowohl in der EU als auch in USA im Raum. Das spricht eher für Boom als für Krise.

  • Das hatte ich oben so ausgeführt mit dem Zusatz der mangelnden Alternative.


    Falls Du Dich noch an den Herbstcrash 2018 mit finalem Sell Off an Weihnachten erinnerst: Da hatte die Fed die Zinsen Zug um Zug erhöht. Damit wurde der Aktienmarkt unattraktiv und die Kurse brachen ein.

  • Falls Du Dich noch an den Herbstcrash 2018 mit finalem Sell Off an Weihnachten erinnerst:

    Moin Kater.Ka,

    kannst du dich auch noch daran erinnern, mit welchem zeitlichen Vorlauf dat Janze passierten? Also... wann kursierten die ersten Gerüchte, wann wurde die Änderung der Ausrichtung (der FED) verkündet... und wie lange dauerte es, bis die ersten Kurse zu driften begannen?

  • Die Fed kündigte im Frühjahr 2018zunächst vier im Sommer dann drei Leitzinserhöhungen an . https://www.n-tv.de/wirtschaft…s-an-article20478944.html


    Interessanterweise wurde dann recht früh prognostiziert, dass die Schwelle zur Nicht-Attraktivität des Aktienmarkts so bei 3,5% liegt. Als das dann im Herbst erreicht wurde ging es abwärts.


    Jetzt ist ja angekündigt, dass es in den nächsten drei Jahren keine Zinsen gibt. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/fed-leitzins-127.html Wenn man von < 12 Monaten Vor-Reaktionszeit ausgeht, sollte 2021 und 2022 gut für die Börse sein. Allerdings denken das gerade alle, insofern könnte es auch gerade andersum kommen.

  • Falls Du Dich noch an den Herbstcrash 2018 mit finalem Sell Off an Weihnachten erinnerst: Da hatte die Fed die Zinsen Zug um Zug erhöht. Damit wurde der Aktienmarkt unattraktiv und die Kurse brachen ein.

    Ich kann mich noch daran erinnern. Damals hat der Markt m.E. äußerst sensibel reagiert. Obwohl die Ertragslage der meisten Unternehmen damals deutlich besser war als heute, führte die bloße "Zinsangst" zu deutlichen Kursrücksetzern. Man hat damals nicht auf die "inneren Werte" der Unternehmen und ihre Bilanzen geschaut, sondern allein vor dem Hintergrund der finanzmarktpolitischen Großwetterlage verkauft. Dies ist im Übrigen ein Szenario, was mich als bekennenden Value-Investor nicht schreckt, weil ich glaube, dass sich langfristig Qualitätsaktien durchsetzen werden. Insofern waren die Eintrittskurse damals nicht schlecht.


    Demgegenüber herrscht aktuell ein Klima, in dem ich keine Investitionen in Aktien tätigen möchte. Die "Zinsangst" 2018 war doch, rein objektiv betrachtet, ein "Fliegenschiss" gegenüber der Coronakrise mit ihren erheblichen realwirtschaftlichen Auswirkungen. Hatten wir 2018 einen Markt, der sich trotz guter Realwirtschaft übermaßig ängstlich zeigte, haben wir heute eine Situation, wo trotz einer erheblichen objektiven Verschlechterung die Verhältnisse vom Markt deutlich besser bewertet werden als 2018. Dies ist in meinen Augen surreal. Man muss sich auch vor Augen halten, wie früh während der Corona-Krise die Kurse in die Höhe schossen. Während wir im Fernsehen traurige und zutiefst verstörende Bilder mitansehen mussten, wie Corona-Tote in Massengräbern bestattet wurden und in New York die Leichenhallen zur Aufbahrung der Toten nicht mehr ausreichten, so dass Kühllaster herangeschafft werden mussten, wurde an der Börse kräftig gezockt. Meines Erachtens besteht in diesem Klima die Gefahr einer Blasenbildung, die leider auch von den Notenbanken durch ihre Politik der Negativzinsen und Anleihenkäufe befördert wird. Hierdurch wissen die Leute nicht mehr wohin mit ihrem Geld und treiben die Kurse weiter in die Höhe.


    Auch muss man den Effekt bedenken, dass viele Investoren zu Beginn der Corona-Krise ausgestiegen sind und auf niedrigere Kurse gesetzt haben. Entgegen vieler Erwartungen gab es aber keine "Bärenmarktralleye" sondern einen überproportionalen Kursanstieg. Jetzt haben viele Investoren Angst, beim Anstieg nicht mehr dabei zu sein und etwas zu verpassen, weshalb hektisch nachgekauft wird.