Hi Finanztip Community,
ich bin seit Anfang 2020 auf Finanztip unterwegs und habe seitdem viel gelernt. Nach Ende meines Informatik Studiums 2008 und Eintritt ins Berufsleben bin ich bezüglich Finanzberatung zunächst der "unabhängigen" Beratungsfirma mit drei Buchstaben ins Netz gegangen. Von dieser habe ich mich dieses Jahr getrennt und beschlossen alle finanziellen Angelegenheiten selbst zu tätigen und diese vor allem auch präzise zu verstehen.
Ich habe nun im Laufe des Jahres alles was ich dort abgeschlossen hatte (Investmentfonds, Bausparvertrag etc.) nach Recherche auf Finanztip in für mich passendere Anlageformen umgeschichtet oder aufgelöst. Ich bin 2015 auf den Minimalismus Zug aufgesprungen und verfolge seitdem auch das Ziel von FIRE (Financial Independent Retire Early). Nicht extrem wie die Hardcore FIRE Anhänger mit Tiny House usw., aber zumindest mit dem Anspruch eine sehr hohe Sparrate zu erreichen, damit ich bspw. mit 50 Jahren schon mal weniger arbeiten könnte wenn ich will. Momentan bin ich 39 Jahre. Da ich sowieso kein Konsum Fan bin, fällt es mir relativ leicht sehr hohe Beträge monatlich zu sparen. Als Informatiker habe ich (momentan) auch ein sehr gutes Einkommen deutlich über Marktdurchschnitt.
So viel kurz zusammengefasst zu meinem Hintergrund. Eins vorweg, ich will hier keine Beratung oder ähnliches sondern möglicherweise auf Gleichgesinnte treffen die vor einer ähnliche Entscheidung standen oder sich zur Thematik auch schon mal Gedanken gemacht haben. Der letzte Satz meines Beraters bei der Firma mit den drei Buchstaben war "Behalten Sie die Basisrente mit BUZ", allerdings ohne nähere Erläuterung warum. Hängt hier noch eine Provision daran oder war es ein ernstgemeinter Rat? Ich weiß es nicht.
Nun zum Thema. Es geht um meine Basisrente (fondsbasiert) mit Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ) die ich 2008 abgeschlossen habe. Mein Bruttoeinkommen jährlich liegt bei ca. 100K. Ich zahle monatlich 387€ für das Produkt (152€ BUZ, 235€ Basisrente). Das Produkt kann ich von der Steuer absetzen und bekomme so ca. 1500€ pro Jahr zurück. Sollte ich berufsunfähig werden, muss ich Steuern auf die BU zahlen bzw. ab Rentenbeginn dann auf die bezahlte Rente Steuern. Die Steuern im Rentenalter sind dann "vermutlich" geringer und somit spart man wohl etwas. Dies war bei Abschluss damals auch das Hauptargument des Beraters mit dem er mich leicht überzeugt hat. Ich habe den Fehler gemacht, mir das Produkt nicht auf die gesamte Laufzeit vorrechnen zu lassen. Wer weiß schon ob es dann bei Renteneintritt wirklich so ist? Gut ein Teil ist ja tatsächlich staatlich abgesichert und wenn ich richtig recherchiert habe kann der Staat bspw. bei Arbeitslosigkeit an dieses Geld auch nicht ran.
Ich habe das Produkt bis zum meinem Ableben, was statistisch bei 80 Jahren liegt, durchgerechnet und gegen ein Sparplan auf einen ETF auf den FTSE All World bei gleicher Rendite (4% angenommen) wie die Basisrente gegengerechnet. Bei der Basisrente habe ich zusätzlich noch Verwaltungskosten und höheren Gebühren für den Investmentfond einberechnet. (Berechnung siehe Anhang)
Ich komme auf das Ergebnis, dass ich mindestens 85 Jahre alt werden muss damit ich keinen Verlust mache im Vergleich zum ETF Sparplan. Wenn ich bereits mit 80 Jahren sterbe, liegt der der Verlust bei ca. 30.000€ Euro. Nun gut ich bin verheiratet und meine Frau würde die Rente weitergezahlt bekommen. Stirbt sie allerdings vor mir würde dieser Betrag der Versicherungsgesellschaft zu Gute kommen. Genau daran störe ich mich gerade. Wenn ich ein "ETF" Vermögen angehäuft hätte, würde dieses abzüglich Steuern den Erbe zufallen. Besser als der Versicherungsgesellschaft! Ich denke die Basisrente ist mit der gesetzliche Rentenversicherung vergleichbar bei der ja das gleiche Problem auftreten wird wenn man früher stirbt. Mehr bezahlt als rausgekriegt. Nun gut, das akzeptiere ich im Sinne der Solidargemeinschaft in der BRD. Und ich will mich auch nicht selbständige machen um der gesetzlichen RV zu "entkommen" sondern bleibe gerne Angestellter.
Ohne jetzt ins letzte Detail der Berechnung zu gehen. Gibt es hier jemanden der mich "belehren" kann, ob ich bspw. noch irgendwo ein Denkfehler habe oder stimmen meine Gedankengänge in etwa, dass die Basisrente wenn man nicht "alt" genug wird zu einem Verlust führen wird im Vergleich zu einem Investment in einen ETF mit gleicher angenommener Rendite?
Mein Versicherungsgesellschaft ist natürlich nicht sonderlich daran interessiert, dass ich nicht weiter in meiner Basisrente einzahle. Ich habe dort auch schon mehrere Anfragen platziert deren Beantwortung teilweise Monate dauert. Wenn es darum geht den Beitrag zu erhöhen sind sie aber sofort am Start.
Noch als Anmerkung, die BUZ kann ich ohne Problem zu gleichen Kosten in eine eigenständige BU mit gleichen Leistungen umwandeln. Den Berufsunfähigkeitsschutz will ich auch beibehalten. Dies habe ich bereits mit der Versicherungsgesellschaft geklärt.
Ich würde mich über Rückmeldungen hier im Forum freuen.
Gruß
Fireproof