Riester in Teilzeit, bald Vollzeit

  • Hallo zusammen,

    auch ich habe eine Frage zur Riesterrente:

    Im Prodcast von Saidi erklärt Saidi die Rentabilität einer Riesterreente anhand einer teilzeitarbeitenden Frau mit 2 Kindern (nach 2008 geboren) und einem Jahresbruttogehalt von 30.000 €, die Förderquote liegt hier bei 65 %.
    Diese Situation trifft genau auf mich zu (Wobei ich noch bis September 2021 in Elternzeit bin). Ein günstiger Riestervertrag wäre demnach also MOMENTAN für mich noch sinnvoll um die Zulagen mitzunehmen. Was ist jedoch, wenn ich in, sagen wir mal, in 5 Jahren wieder voll arbeite oder auch eine Gehaltserhöhung bekomme? Schon bei einem Jahresgehalt von 38.000 € brutto liegt die Förderung bei nur noch 51 % und der Vertrag wird unrentabel.

    Ist es sinnvoll für die gehaltsärmeren Jahre die Förderung mitzunehmen und den Vertag dann stillzulegen? Oder ist es sinnvoller den anfallenden Eigenbetrag gleich in eine andere Geldanlage zu investieren?


    Besten Dank

  • Hallo maela,


    ich denke, hier kommen verschiedene Komponenten zusammen.


    1) Aktuell lohnt sich für dich Riester. Haken dran. Das spricht dafür.

    2) Wie stellst du dir dein Leben in den nächsten Jahren vor? 2 Kinder hast du schon, lese ich raus. Ist es dein Wunsch, in 5-10 Jahren wieder voll zu arbeiten? Oder willst du bis zur Volljährigkeit bei 50% bleiben? Oder kommt auch ein 3. Kind in Frage und eine längere 0-50% Arbeitsphase ?


    Du solltest dir nicht zuviel von Riester versprechen. Es ist ein kleiner Baustein, mehr nicht. Wenn du auf Mittelfristsicht ein Teilzeiteinkommen hast und aktuell zwei Kinder, wird sich Riester sicher lohnen. Selbst wenn du in 5 Jahren gut verdienst und 2 Kinder hast, zahlst du Maximal 2100 - 600 - 175 = 1325 Euro selbst, erreichst aber eine Einzahlung von 2100 Euro. 1325 Euro sind 4% von 33125 Euro, das heißt auch wenn du viel mehr als das verdienst, zahlst du immer nur 1325 Euro ein und bekommst die 600 Kinderzulage und die 175 Eigenzulage obendrauf.


    Im Übrigen würde ich den Satz "Schon bei einem Jahresgehalt von 38.000 € brutto liegt die Förderung bei nur noch 51 % und der Vertrag wird unrentabel." nicht unterschreiben. Eine Förderung von 51% ist gigantisch gut.


    Aber immer daran denken, dass du pro 10.000 Euro Vermögen nur ca. 30 Euro Rente bekommst. Für deine 2 Kinder bekommst du 600 * 25 Jahre = 15.000 Euro (wenn sie überhaupt so lange Kindergeld beziehen und nicht früher selbstständig sind, oder du die Beitragsquote von 4% nicht erreicht hast). Das heißt, dank deiner Kinder bekommst du 45 Euro Riesterrente. Das ist gut, wichtig, wunderbar. Aber es ist auch ein überschaubarer Betrag und du und dein Partner solltet überlegen, was Ihr sonst noch an Vorsorge betreiben wollt. Im Übrigen macht die Startüberlegung, Riester nach 5 Jahren stillzulegen keinen Sinn. Du wirst so wenig eingezahlt haben, dass die Rente daraus schlicht irrelevant ist. Als Startüberlegung brauchst du die Erwartung, dass du Riester 40 Jahre +- betreiben wirst, wenn sich dann rausstellt, dass sich dein Leben geändert hat, kannst du immer noch umplanen. Aber einen Riester mit der festen Absicht abzuschließen, ihn nach 5 Jahren stillzulegen, wäre Unsinn, alleine wegen der Abschlusskosten.

  • Hallo chris2702,

    vielen Dank für die Antwort.

    Ich möchte auf jeden Fall in den nächsten 5 – 10 Jahren wieder voll arbeiten. Die Familienplanung ist abgeschlossen.


    Deine Rechnung "... zahlst du Maximal 2100 - 600 - 175 = 1325 Euro ..." verstehe ich, allerdings kommt mir auch hier wieder die Frage, ob sich das Ganze unterm Strich lohnt. 1325 Euro sind ca. 110 Euro / Monat. Wären sie nicht besser in einem ETF-Sparplan investiert, oder, das habe ich gerade angeboten bekommen, in eine fondsgebundene Rentenversicherung? Ich weiß schlicht nicht, ob ich es mir zukünftig leisten kann 110 Euro pro Monat in die Riesterrente einzuzahlen (die dann relativ wenig in der Rente bringen wird) und dann noch etwa 150 Euro in ein anderes Vorsorgeprodukt. Mir bleiben auch "nur noch" 30 Jahre bis zur Rente, mit 40 Jahre +/- riestern kann ich also nicht dienen.

  • Ich möchte auf jeden Fall in den nächsten 5 – 10 Jahren wieder voll arbeiten. Die Familienplanung ist abgeschlossen.

    Dies ist eine klare Aussage, dadurch musst du weniger Optionen betrachten.

    Mir bleiben auch "nur noch" 30 Jahre bis zur Rente, mit 40 Jahre +/- riestern kann ich also nicht dienen.

    Auch damit kann man sehr gut rechnen.


    Ich würde 2 Alternativen betrachten. Dabei nutze ich diesen Rechner: https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php


    1) Du zahlst 30 Jahre lang 1325 Euro in einen ETF Sparplan. Variante a) Rendite 5% = Kapital 92.000 Euro. Variante b) Rendite 7% = Kapital 133.000 Euro. Dabei hast du 39.750 Euro selbst erwirtschaftet, der Rest ist Aktienrendite.


    2) Du zahlst 25 Jahre lang 1325 Euro in einen Riester und erhältst 2100 Euro Einzahlung durch sämtliche Zulagen. Dann zahlst du weitere 5 Jahre 1925 Euro ein und erhältst ebenfalls 2100 Euro. (Vorsicht: Deine Kinder sind sicher mehr als 0 Jahre alt, du bekommst die Zulagen aber nicht rückwirkend für einen neu abgeschlossenen Vertrag, daher ist das zu optimistisch, da musst du selbst nach unten korrigieren). Ich würde mit 2 % Rendite rechnen. Kapital bei 2% Rendite ist 86.000 Euro. Eigenleistung 42750. Ich würde von 30% Steuervorteil ausgehen, sind nochmal 12.825 Euro.


    Gehen wir mal beim ETF von der 5 % Variante aus. 39.750 Euro verzinsen sich mit 5 % ergibt 92.000 Euro Kapital. Riester Eigenleistung 42750 Euro ergibt bei 2% Rendite ein Kapital von 86.000 Euro. Beim Riester bekommst du die 12.825 Euro Steuervorteil on top.


    Einerseits hast du beim ETF ein Glückspotential, nämlich dass die Rendite größer ausfällt und du >100.000 Euro hast, andererseits kann es schlecht laufen, und du weniger als 92.000 haben.


    Beim Riester sind dir Eigenleistung, Zulagen und der Steuervorteil sicher. Das heißt, du wirst immer 42.750 + 12.825 Euro = 55.575 Euro mitnehmen.


    Jetzt kommt es auf deine Präferenz an. Lieber 55.575 Euro sicher oder die Chance auf 130.000? Es hängt stark davon ab, wie abhängig von dem Geld bist. Auch ist die Frage, ob der ETF so schlecht laufen kann, dass du nur 55.575 / 39.750 ^ 1/30 = 1,1% über 30 Jahre am Aktienmarkt erzielen kannst, also mit 1,1% Rendite genau so viel Geld hast, wie du beim Riester garantiert bekommen würdest.


    Am Ende musst du die Lösung für dich selbst entscheiden. Ich würde mich für den ETF entscheiden. Meine Frau hat einen Riester, arbeitet aber Teilzeit und wir haben 3 Kinder, da lohnt sich das natürlich eher.


    Noch zum letzten Punkt

    Ich weiß schlicht nicht, ob ich es mir zukünftig leisten kann 110 Euro pro Monat in die Riesterrente einzuzahlen (die dann relativ wenig in der Rente bringen wird) und dann noch etwa 150 Euro in ein anderes Vorsorgeprodukt.

    Finanztip empfiehlt, 15% vom Netto in die Altersvorsorge zu stecken unter der Annahme von einer Teilanlage in ETF-Renditen also 7%. Wenn du nur die gesetzliche Rente hast (keine Betriebsrente, kein Erbe, keine Witwenrente etc.) und die 15% unterschreitest, wirst du im Alter kürzer treten müssen. Das mag ok sein, denn du lebst im hier und jetzt aber es muss dir bewusst sein.

  • Ein ETF hat aber mit Altersversorgung nichts zu tun, sondern ist höchstens Vermögensbildung. Bei einer regelmäßigen Entnahme aus einem EFT, also einem Depot, kann es sein das am Ende des Geldes noch Leben übrig ist. Eine Riester-Rente über ein Lebensversicherungsunternehmen abgeschlossen garantiert eine lebenslange Rente, durchaus eine Rentengarantiezeit ( für die Hinterbliebenen) bis etwas über 30 Jahre, es gibt auch mindestens eine Riester-Rente da läßt sich mit zwei Fragen (bin ich aktuell Bu, bzw. Krank geschrieben) eine BU-Rente für die Rie-Re mit einbauen, das Sparziel ist also in dem Fall abgesichert.

  • Ach ja, von wegen Förderquote, bei einmal Grundzulage und zwei mal Kinderzulage, nach 2008, sind es 775 € Förderung. Mal ein Vergleich: aktuell Sparbuch mit 0,1 % Zinsen. Da müßten Achtung: satte 775.000 € auf dem Sparbuch liegen um auf 775 € Zinsen zukommen.

    Sollt es dann irgendwann einen Steuervorteil für die Rie-Re geben sollte dieses Geld z.B. in einen Rürupvertrag eingezahlt werden, das ergibt auch wieder einen Steuervorteil den diese Beiträge lassen sich genauso wie bei Riester steuerlich geltend machen, den Steuervorteil dann in einen Fondssparplan stecken. Die Rürup und der Fondssparplan werden nur aus den Steuerersparnissen der Rie-Re gespeist.

  • Hallo.


    Vielleicht noch ein paar Gedanken dazu.


    Ist der Ehegatte unmittelbar förderberechtigt?

    Ist das Haushalteinkommen so hoch (wenn wieder beide arbeiten), dass die steuerliche Förderung der interessante Teil des Ganzen ist?


    Wenn man sagt, dass sich bis Ende 2022 (durch die Elternzeit bis in 2021 wird der Eigenbeitrag für die maximale Förderung ggf. noch angenehm sein) der Riester lohnt, danach aber nicht mehr, dann kann man ihn stilllegen und später das Kapital auf einen Schlag entnehmen (Kleinbetragsrente = monatliche Rente unter 1% der Bezugsgröße, aktuell knapp 32 Euro).


    Theoretisch könnte man auch von Jahr zu Jahr rechnen, ob man den Riester oder den ETF füttern will.


    Man könnte auch schauen, man ab dem Kipp-Punkt nur noch den Sockelbeitrag (60 Euro im Jahr) zahlt, die Zulagen gibt es dann nur noch anteilig, aber ein wenig käme noch dabei rüber. Wenig genug, dass später die Kleinbetragsrente möglich bleibt.


    Das sind nur Denkanstöße, niemand muss alles machen. ;)

  • Ein ETF hat aber mit Altersversorgung nichts zu tun, sondern ist höchstens Vermögensbildung. Bei einer regelmäßigen Entnahme aus einem EFT, also einem Depot, kann es sein das am Ende des Geldes noch Leben übrig ist.

    Wenn das die Befürchtung ist, kann ich mich später doch noch immer entscheiden, mein Depot ganz oder teilweise zu plätten und in eine Sofortrente zu investieren, sofern dies dann mein Begehr sein sollte.

  • Ein ETF hat aber mit Altersversorgung nichts zu tun, sondern ist höchstens Vermögensbildung. Bei einer regelmäßigen Entnahme aus einem EFT, also einem Depot, kann es sein das am Ende des Geldes noch Leben übrig ist. Eine Riester-Rente über ein Lebensversicherungsunternehmen abgeschlossen garantiert eine lebenslange Rente, durchaus eine Rentengarantiezeit ( für die Hinterbliebenen) bis etwas über 30 Jahre, es gibt auch mindestens eine Riester-Rente da läßt sich mit zwei Fragen (bin ich aktuell Bu, bzw. Krank geschrieben) eine BU-Rente für die Rie-Re mit einbauen, das Sparziel ist also in dem Fall abgesichert.

    Ein ETF ist eine völlig normale Form der Vermögensbildung, die auch einen Teil der Altersvorsorge darstellen kann. Es gibt schon heute Strategien, um nicht mit 90 das Depot leergefegt zu haben. Die simpelste ist die 4% Regel, nach der man mit höchster Wahrscheinlichkeit nach 25 Jahren ein ansehnliches Restguthaben hat. Es gibt aber auch viel schlauere dynamische Regeln. Einfach mal Googeln. Und wenn man erst in 10-40 Jahren entnehmen will, wird der Markt für Entnahmeoptimierer im Sinne eines umgekehrten Roboadvisor noch einmal deutlich gewachsen sein. Ich sehe da sehr optimistisch in die Zukunft. Zumal es ja ein Ziel sein kann, Kindern und Enkeln etwas zu hinterlassen, man also gar nicht auf null rauskommen will. Wenn man dann sagt "Betrag x vererben wäre schön", hat man immer noch einen gehörigen Puffer.


    Rentengarantiezeiten sind teuer. Würde ich drauf verzichten. BU mit Riester würde ich never ever kombinieren. Einfach mal googeln oder hier auf Finanztip umsehen. Alle Experten raten davon ab.

  • Ach ja, von wegen Förderquote, bei einmal Grundzulage und zwei mal Kinderzulage, nach 2008, sind es 775 € Förderung. Mal ein Vergleich: aktuell Sparbuch mit 0,1 % Zinsen. Da müßten Achtung: satte 775.000 € auf dem Sparbuch liegen um auf 775 € Zinsen zukommen.

    Sollt es dann irgendwann einen Steuervorteil für die Rie-Re geben sollte dieses Geld z.B. in einen Rürupvertrag eingezahlt werden, das ergibt auch wieder einen Steuervorteil den diese Beiträge lassen sich genauso wie bei Riester steuerlich geltend machen, den Steuervorteil dann in einen Fondssparplan stecken. Die Rürup und der Fondssparplan werden nur aus den Steuerersparnissen der Rie-Re gespeist.

    600 Euro * 25 Jahre sind 15000 Euro. 175 Euro * 40 Jahre sind 7000 Euro. Die Politik hat den Bürgern weiß gemacht, diese 22.000 Euro würden darüber entscheiden, ob sie im Alter Hartz4 beziehen oder Kreuzfahrten unternehmen. In meinem Fall und im Fall meines KOMPLETTEN Umfeldes kann ich versichern: An den 22.000 Euro liegt es nicht!


    Im übrigen, wegen Steuervorteilen einen Rürupvertrag abschließen???? Slightly overdone. Das macht überhaupt keinen Sinn. Es gibt ohnehin nur Fälle im Promillebereich, wo Rürup Sinn macht. Gerade dann, wenn man sehr viel Geld hat. Mit Riester erzeugt man Steuervorteile im dreistelligen Bereich. Deswegen einen Rürup abschließen? Ich kaufe mir auch keinen Achtzylinder, weil der Benzinpreis gerade günstig steht.

  • Strategie schlägt Kondition, im übrigen handelt es lediglich um eine BU in Höhe des Rie-Re-Beitrages, es ist also das Sparziel der Rie-Re abgesichert, die über 30-Jährige Rentengarantiezeit läßt ich sich bis 1 Monat vor Rentenbeginn bis auf 5 Jahre gegen dann höhere Renten, wenn es für den Kunden sinnvoll ist, ändern.

    Im Bekanntenkreis folgenden Fall Mann geht 2011 in Rente, stirbt 2019, die RGZ war nur fünf Jahre, ergo Frau geht leer aus, wäre das zu Rentenbeginn geändert worden hätte die Frau jetzt noch für 10 Jahre die Rente bekommen, Tarifmaximum 18 Jahre RGZ, lange Garantiezeiten machen daher ja nach Familiensituation absolut Sinn