Bond ETF statt Tagesgeldkonto?

  • Guten Abend zusammen,

    meine Frau und ich sind mit Mitte/Ende 30 endlich dabei, einen Plan für unsere Altersvorsorge zu bauen.

    Ein Vertreter von Tecis hat uns eine teure Fondspolice und eine Reihe aktiver Aktienfonds angeboten. Nach etwas Recherche konnte ich meine Frau schon überzeugen, dass wir das lieber mit ETFs selber machen.


    Aktueller Knackpunkt:

    Vorschlag des Vertreters war, 1.500€ Notgroschen auf unserem Gehaltskonto zu belassen und die übrigen 6.500€ in den "SPDR Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond UCITS ETF - USD DIS" (ISIN IE00B43QJJ40) zu stecken. Dank Mietendeckel kommen da aktuell monatlich nochmal 300€ hinzu, die wir aber zurückzahlen müssen, falls die Gerichte das Gesetz im Sommer kippen.

    Dieser ETF ist zwar extrem stabil und kostet nur 0,1%p.a., aber in den letzten 12 Monaten hat er immerhin 2% verloren. Und besparen kann man den nur bei Scalable Capital, die mir seit dem großen Datenleak eigentlich nicht mehr so sympathisch sind. Daher würde ich das Geld lieber in ein Tagesgeldkonto bei der TF-Bank packen, habe aber Schwierigkeiten meine Frau von den 0,3% zu überzeugen, die man dort aktuell bekommt.


    Habt Ihr vielleicht noch Argumente für mich? Oder vielleicht einen ähnlich stabilen und günstigen ETF, den wir auch bei Trade Republic gratis besparen könnten?


    Danke schonmal für Eure Tipps, einen schönen 3. Advent und bleibt gesund!

    Matthias

  • Hallo.


    Der Notgroschen ist das Polster, das zwischen einem und der harten, grausamen Wirklichkeit steht.


    Frei nach Dave Ramsey: "Leben passiert. Und wenn das Leben passiert, dann macht der Notgroschen aus der Katastrophe eine Unannehmlichkeit."


    Der Notgroschen ist also mit dem Sicherheitsgurt bzw. dem Airbag im Auto zu vergleichen. Von keinem dieser beiden erwarte ich, dass sie mein Auto schneller oder sparsamer machen, sie sollen es sicherer machen.


    Übertragen auf die Finanzen erwarte ich vom Notgroschen keine Rendite, sondern Sicherheit. Je nachdem, wie ich Sicherheit und Verfügbarkeit definiere, halte ich den Notgroschen in Bargeld, auf dem Girokonto oder auf dem Tagesgeldkonto (früher wäre es ein Sparbuch gewesen) vor. Das Tagesgeldkonto bringt auch keine Rendite, sondern mildert etwas die Effekte der Inflation, mehr aber auch nicht.


    Also mich habe ich gerade überzeugt. ;)

  • Ich habe mal noch eine Frage an dich.

    Laut dem oben beschriebenen wäre der Plan 1500€ als Notgroschen zu nehmen und dann den Rest (6500€) in einen Anleihe ETF zu investieren. Dieser ETF würde für mich eher als Sicherheitsbaustein zählen, da er dir über Jahre kaum Rendite bringen wird.

    Diese Kombination verstehe ich nicht ganz, da dort der risikoreiche Anteil ja komplett fehlt.


    Ich würde an deiner Stelle erstmal an eurer Stelle 2-3 Monatsgehälter als Notgroschen machen. Und den Rest der übrig bleibt von diesen 8000€ in einen MSCI World investieren.

    Diesen dann mit einem Sparplan weiter besparen. Da du zwar 300€ zusätzlich sparst im Monat, diese aber vielleicht zurückzahlen musst, würde ich die auf keinen Fall für den MSCI World ETF nehmen.


    Bei dem von dir angesprochenen Trade Republic kannst du jeden ETF dort kostenlos besparen.

    Das sind alles IShares ETF. Die bieten natürlich einen kostengünstigen ETF auf den MSCI World, sowohl thesaurierend als auch ausschüttend an.


    1. Schritt wäre für mich euren Notgroschen definieren.

    2. Schritt eure Risikotragfähigkeit besprechen, sprich wieviel Anteil sind risikoarm (Tagesgeld,Festgeld etc.) und wieviel % wollt ihr risikoreich anlegen.

    Dem Alter nach habt ihr ja noch einen langen Anlagezeitraum.

  • Finanztip rät von Anleihen-ETF ab. Der ober vorgeschlagene hat rund ein Drittel USD, d.h. bei einem Verlust des USD wie dieses Jahr fährt er zusätzlich Verlust ein. Ferner hat er eine durchschnittliche Restlaufzeit von 8 Jahren, wodurch er bei einer Zinssteigerung von 1% rund 8 Prozent verliert.


    Ein Tages- / Festgeld wäre die bessere Alternatibve. Wenn es unbedingt ein Anleihen-ETF sein muss wäre kurzlaufende Euro-Staatsanleihen die Antwort. Allerdiings liegen die im negativen Rendite-Bereich. https://www.justetf.com/de/fin…m=0-3&bondType=Government


    So ganz verstehe ich den Anlagevorschlag nicht. Sind die 8.000 € die gesamte Anlage oder nur der Sicherheitsanteil und es geht ein größerer Rest in einen Aktien.ETF?

  • Ein Vertreter von Tecis hat uns eine teure Fondspolice und eine Reihe aktiver Aktienfonds angeboten.

    Gute Entscheidung, den „Spezi“ in die Wüste zu schicken!

    Daher würde ich das Geld lieber in ein Tagesgeldkonto bei der TF-Bank packen, habe aber Schwierigkeiten meine Frau von den 0,3% zu überzeugen, die man dort aktuell bekommt.

    Zwischen Kopfkissen, Keksdose oder Tagesgeld liegen 19,50€ p.a.! Wie lange willst du dich mit deiner Besten über diese „Kinderkacke“ streiten?

  • Danke Euch für die vielen Antworten!

    Von keinem dieser beiden erwarte ich, dass sie mein Auto schneller oder sparsamer machen

    Schöner Vergleich! Den Argumentationsweg werde ich mal testen... :)

    Finanztip rät von Anleihen-ETF ab.

    Danke für den Tipp. Die USD-Problematik war mir nicht klar. Der Finanztip-Artikel zum Thema ist ja recht eindeutig.

    Ich hatte zufällig noch den hier gefunden: IE00BJP26D89. Wäre das im Vergleich zu IE00B43QJJ40 das geringere Übel?

    2-3 Monatsgehälter als Notgroschen machen

    Ich hatte mich vielleicht etwas unklar ausgedrückt: Diese 8.000€ sind unser Notgroschen. Darüber hinaus bauen wir uns noch ein Portfolio mit 3 ETFs (Welt, EM, Euroraum, alle als SRI-/ESG-Variante).

    Wie lange willst du dich mit deiner Besten über diese „Kinderkacke“ streiten?

    Stimmt, die 20€/Jahr sind wirklich Kleinkram. Aber es geht ja nicht um die Frage Kopfkissen oder Tagesgeld, sondern Tagesgeld oder Anleihen-ETF.

    Tecis ist ein Provisionsvertrieb, gehörte mal zu AWD und jetzt zu Swiss Life, Sie suchen noch Berater mit 50-65T€ Jahresgehalt. Damit ist doch alles gesagt.

    Wie meinst Du das? Wer als Anlageberater so wenig verdient, kann nicht gut sein?:/


    Schönen Abend Euch!
    Matthias

  • Wer als Anlageberater so wenig verdient, kann nicht gut sein?

    Die Produkte für den provisionsgetriebenen Vertrieb - mit „Deppen“ - sind nicht besonders auf Kundennutzen ausgelegt. Wieviel diese „Heinis“ in Summe tatsächlich verdienen, spielt bei der Qualität der „Beratung“ (Beratung = Verkaufsgespräch) keine Geige.

  • Ich hatte zufällig noch den hier gefunden: IE00BJP26D89. Wäre das im Vergleich zu IE00B43QJJ40 das geringere Übel?

    -0,17 % Effektivverzinsung und es sind Unternehmensanleihen drin statt Staatsanleihen. https://www.ishares.com/de/pro…fund-fact-sheet-de-de.pdf


    Solange Ihr mit den durch die Einlagensicherung abgedeckten100.000 € auskommt wäre Giro ohne Verwahrentgelt / Tagesgeld / Festgeld die bessere Alternative.

    Wie meinst Du das? Wer als Anlageberater so wenig verdient, kann nicht gut sein?

    Erstens ist es ein Provisionsvertrieb, d.h. er zweigt etwas von Eurem Geld ab zur Finanzierung desselben. Zweitens wie verzweifelt muss man sein für diese Gehalt (nach drei Jahren Berufserfahrung) Klinken zu putzen.