Eure Expertise zu Riester-Vertrag

  • Hallo zusammen,


    ich lese schon seit Start des Finanztip-Forums hier das ein oder andere Thema und habe mich nun auch entschieden, Teil der Gemeinschaft zu werden. Zum Einstieg habe ich auch gleich mal das Thema Altersvorsorge.


    Ich besitze bereits seit Ende 2015 einen fondsbasierten Riester-Vertrag. Der Vertrag wird auch durch Finanztip in der Empfehlungsliste geführt. Ich habe aktuell den Vorteil, dass die Kosten (genauer der Ausgabeaufschlag) für mich vergünstigt ist. Ich habe auch aus dem beruflichen Kontext ein ganz solides Fachwissen zum Thema und informiere mich auch darüber hinaus selbst. Seit ich das Thema im diesem Jahr nochmal angeschaut habe, überlege ich, ob ich nun diesen Vertrag nun behalten möchte.


    Ich hatte (war ja auch Zeit) schon vor längerem eine Excel-Datei gebastelt, die ich nun nochmal aktualisiert habe (siehe Anhang – ich hoffe ich darf den einfach so hier anhängen). Als Alternative zum Riester-Vertrag sehe ich einen Aktien-ETF-Sparplan. Im Grunde werden diese beiden Alternativen gegenübergestellt. Zulagen und mögliche Steuererstattungen werden für den Vergleich vollständig in den Vertrag investiert. Die Steuern in der Auszahlungsphase (bzw. bei Verkauf des ETF am Ende) sind nur vereinfacht dargestellt.

    Ich würde nun aber gerne von Euch etwas Feedback haben, ob ich in der Rechnung gravierende Fehler eingebaut oder etwas wichtiges vergessen habe. Schön ist was anderes, aber die Excel erfüllt für mich die Aufgabe ;) Riester-Kalkulation FT-Forum.xlsx


    Unterm Strich scheint es mir so, dass ich mit einem ETF-Sparplan so gut wie immer gleich oder gar besser herauskomme. Natürlich kann niemand die Wertentwicklung garantieren, aber da ich für Riester-Vertrag und ETF die selbe Rendite (nur unterschiedliche laufende Kosten) unterstelle sollte das ja keinen Unterschied machen. Ich habe noch 35+ Jahre bis zur Rente und kein Problem damit, auf diese Laufzeit keine Garantie wie im Riester-Vertrag zu bekommen.

    Mich stören besonders die Einschränkungen beim Riester hinsichtlich einmaliger Entnahmen und der zwingenden lebenslangen Verrentung. Beim ETF-Plan bleibe ich einfach flexibler.


    Wie seht Ihr die Sache: Sollte ich den Vertrag auflösen, ruhen lassen oder weiterfürhen? Mein Riester ist momentan gut in der Gewinnzone (insgesamt rund 10,5 TEUR Bestand, davon 1,5 TEUR Gewinn). Bei der Auflösung müssen natürlich Zulagen und ggf. Steuern zurückgezahlt werden. Ein Verlustgeschäft wird es aber trotzdem nicht.

    Ich habe ohnehin ETF-Sparpläne als private Altersvorsorge neben dem Riester-Vertrag, die dann erhöht werden könnten. Angaben zu Familie, Gehalt etc. mache ich erstmal nicht - in der Excel schneidet ja fast immer der ETF-Plan besser ab.


    Ich freue mich auf Eure Gedanken und wünsche einen schönen Abend!


    TLDR: Hi, bin neu hier und möchte Eure Meinung hören. Ich finde vor allem die Unflexibilität von Riester ein Problem. Habe eine Excel zum Vergleich Fonds-Riester zu ETF-Sparplan. ETF scheint fast immer besser. -> 1) Habe ich dort einen Fehler drin? 2) Was denkt Ihr zum Thema "Riester jetzt auflösen".

  • Hallo Manni-Maker


    hübsches Excel. Lass mich raten, du dressierst keine Meerschweinchen auf der Arbeit, sondern machst irgendwas mit Zahlen. 8o


    Ich sehe zwei Schwächen in deiner Berechnung.

    1) Stell dir vor, du investierst im Monat 100 Euro in einen ETF MSCI World und gleichzeitig 100 Euro in einen Riesterfondssparplan, der nur in den selben MSCI World investiert. Nimm an, der ETF Sparplan erreicht 5% Rendite. Dann kann der Riester NIEMALS ebenfalls 5% Rendite erreichen. Warum? Weil die Kapitalgarantie verlangt, dass ein guter Teil deiner Einzahlung bombensicher investiert wird. Und daher geht ein guter Teil nicht in den ETF sondern in irgendwas Festverzinsliches. Und dieses Festverzinsliche dürfte eine Rendite von "0" haben. Da dein Riester schon eine Weile läuft, müsstest du auf den Abrechnungen sehen, wieviel wohin geht. Bei meiner Frau ist es ca. 50:50.


    2) Deine Berechnung sagt, dass du 1980 Euro selbst einzahlst, 175 Euro Zulage bekommst und dann die Steuerersparnis oben drauf in den Riester investierst. Das würde ich nicht machen. Sobald du 52500 Euro verdienst, solltest du 1925 Euro einzahlen, die 175 Euro Zulage mitnehmen und es bei diesen 2100 Euro belassen. Die Steuerersparnis geht in was, das ein besseres Kosten/Renditeverhältnis hat, meist einen ETF Sparplan. Oder du machst nen Helikopterrundflug. :P Und wenn du (temporär) weniger als 52500 verdienst, zahlst du natürlich nur 4% davon ein, nicht mehr, denn das wäre rendite-/kostentechnisch rausgeschmissenes Geld.

  • Hallo Manni-Maker, zunächst herzlichen Glückwunsch zu Deinem tollen Nickname!


    Ich habe in diesem Jahr eine ähnliche Berechnung angestellt und bin zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.


    Selbst wenn man den besten Vertrag hat, mit den Zulagen nichts schief geht, man davon ausgeht dass man in der Rente wirklich eine wesentlich geringere Steuerlast hat und man das mit vollen Einzahlungen bis 67 durchzieht...


    Es lohnt sich einfach nicht.


    (Es sei denn, Du schaffst es sonst nicht zu sparen und bist auf die Verpflichtung durch einen Vertrag angewiesen. Oder Du bekommst für 60€ jährlich die volle Zulagen.)


    Die Einschränkungen in der Verwendung kommen noch obendrauf. Und der Extra-Zeitaufwand für Auswahl und Pflege des Produktes.


    Seitdem bin ich in einer Riester-Depression gefangen und hoffe, dass irgendwas passiert, das mich da wieder rausholt.

  • Vielen Dank für Eure schnellen Antworten!


    @chris2702 Meerschweinchen sind ein super Vorschlag, ich werde es mal bei der Arbeit anbringen. Aber du hast schon Recht mit deiner Vermutung ;)


    Ich habe derzeit den Deka-Zukunftsplan. Aufgrund der noch sehr hohen Restlaufzeit des Vertrags war ich bislang (außer 2-4 Monaten) ausschließlich in der Variante mit 100% Aktienquote allokiert. Der Vertrag ist was das angeht echt nicht schlecht und ist nur etwa aufgrund der sehr hohen Volatiöität im Frühjahr in den etwas defensiveren Fonds gewechselt.

    Du hast aber vollkommen Recht damit, dass in vielleicht 15 Jahren eher so 50-50 investiert werden wird. Das würde aber rechnerisch ja noch nachteiliger für den Riester-Vertrag aussehen.


    Die Zahlen zum Einkommen etc. sind nicht meine tatsächlichen, aber das Ergebnis vom Vergleich bleibt das selbe.


    Und zu deinem zweiten Punkt: Ich mache das natürlich nicht, aber ich wollte doch zumindest eine Chance für den Riester-Vertrag geben, indem der Vorteil, den er eben hat (Steuererstattungen) wieder gewinnbringend mit angelegt werden. Wenn überhaupt würde ich das natürlich nicht in den Riester-Vertrag machen. In der Datei dient es nur dazu, die beiden Alternativen vergleichen zu können.


    Aber dann klingt es für den Moment ja so, dass ich es auch besser wie Altsachse halten kann. Einige gute aktive Fonds und ETFs – und den Riester kann ich mir dann eher sparen.


    Bevor mich also auch die Riester-Depression erwischt wie Pantoffelheld könnte ich ja noch den FSA ausnutzen und mich nun einfach vom Vertrag trennen. Dann gibt es auch keine bösen Träume mehr. Ich habe keine großen Hoffnungen, dass die Förderung in absehbarer Zeit und auf eine Weise angepasst wird, die mich noch umstimmt.