ETFs und der Sparerpauschbetrag - wie nutze ich ihn (Anfängerfrage)?

  • Hallo in die Runde!

    Ich habe mich jetzt hier angemeldet in der Hoffnung Hilfe zu finden. Nach unzähligen Tagen Internetrecherche bin ich offenbar immernoch zu dumm um die vermutlich sehr simple Antwort auf meine Frage zu verstehen - ich hoffe ihr könnt es mir auf Anfängerniveau erklären.


    Sagen wir ich spare seit kurzem in einen thesaurierenden ETF (MSCI World) und habe dort aktuell knapp 7000 EUR drin. Der Plan ist, das mit mal höheren und mal niedrigeren Sparbeträgen min. 20-25 Jahre so laufen zu lassen.


    Meine Frage bezieht sich nun auf den steuerlichen Umgang mit den daraus gewonnenen Erträgen. Nutze ich bei dieser Form der Anlage die 801 EUR Sparerpauschbetrag überhaupt aus? In welcher Form? wird hier der jährliche (nicht realisierte) "Gewinn" berücksichtigt?


    Bzw. simpel ausgedrückt: wenn ich in 25 Jahren an mein Geld möchte, habe ich dann 25 Jahre den Pauschbetrag "verschenkt" (wenn keine anderen Anlagen bestehen) und zahle auf das Ersparte dann bei Verkauf der Anteile die 26+ % Steuern? Würde das dann nicht beinahe den gesamten Gewinn fressen?


    Wie würde sich das ganze bei einem ausschüttenden ETF verhalten? Macht es Sinn umzusteigen?


    Sollte der ein oder andere sich beim Lesen an die Stirn packen müssen - seht es mir nach und erklärt es mir bitte mit Buntstiften :D:)


    Liebe Grüße!

  • Hallo extense , willkommen hier.

    Nicht realisierte Gewinne sind Buchgewinne und werden seit 2018 durch die Vorabpauschale teilweise besteuert. Diese ist Anfang jeden Jahres bei thesaurierenden Fonds zu zahlen.

    Du hast das richtig erkannt, wenn Du den Sparerpauschbetrag nicht nutzt, verschenkst Du jedes Jahr Geld, und später müsstest Du beim Verkauf Deiner gewinnbehafteten Anteile viel Steuern zahlen. Daher ist es sinnvoll jedes Jahr durch Verkauf von gewinnbehafteten Anteilen den Sparerfreibetrag auszuschöpfen. Anschließend kauft man die Anteile erneut.

    Beim ausschüttenden Fonds werden die Auschüttungen steuerpflichtig ausgezahlt. Die Kursänderungen, sofern sie positiv, sind auch Buchgewinne. Bei ausschüttenden Fonds gibt es die Vorabpauschale nicht.

    Und bei den Fondsunterlagen nachsehen, ob der Fonds eine Teilfreistellung hat. Fonds mit mindest 51% Aktienanteil haben in der Regel 30% Teilfreistellung. Da werden Dir beim Verkauf nur für 70% Deiner Gewinne Steuern berechnet. Statt der 801 € kannst Du 1144 € Gewinne verkaufen.

    Soweit dazu nur mein laienhafter Wissensstand.

    Gruß


    Altsachse

  • Hallo extense , willkommen im Finanztip-Forum.


    Zu dem Thema gibt es ein Video auf dem Youtube-Kanal von Finanztip. Die Quintessenz dort ist, ja es macht einen Unterschied, nein, er ist nicht so gewaltig wie man meinen könnte.


    Ich knüpfe jetzt mal an die richtigen Aussagen von Altsachse an. Grundsätzlich nutzt Du den Pauschbetrag mit dem Thesaurierer nicht aus, da nur die derzeit sehr niedrige (im Promillebereich) Vorabpauschale damit steuerfrei gestellt wird.


    Wenn man mal 2,5% Ausschüttung bei einem Ausschütter unterstellt und die 30% TFS annimmt würden Deine 7.000 € nur 7.000*2,5%*0,7 = 123 € vom Pauschbetrag verbrauchen, umgekehrt bräuchtest Du über 40T€ im Depot um ihn auszunutzen.

    Wie würde sich das ganze bei einem ausschüttenden ETF verhalten? Macht es Sinn umzusteigen?

    Zunächst muss man beachten, dass bei einem Umstieg Steuern anfallen, soweit nicht der Pauschbetrag den bisherigen Wertzuwachs abdeckt. Optimal nutzen kannst Du den Pauschbetrag dann wenn Du immer so viel verkaufst, dass der Puaschbetrag erreicht wird, und sofort wieder neu kaufst. Das ist allerdings mit Aufwand und ggf. Transaktionskosten verbunden. Das haben wir hier schon mehrfach erklärt, zuletzt hier RE: Vorbereitung zum Vorsorgestart!

  • Hallo in die Runde!


    Auch ich bin neu und bräuchte nochmal eine Bestätigung ob ich es richtig verstanden habe.


    Sollte ich in einen thesaurierenden ETF investieren und möglichst immer den vollen Pauschbetrag nutzen wollen, ist es ausreichend wenn ich lediglich Anteile im Wert von 1144€ einmal im Jahr verkaufe?


    D.h. ich kann z.B. im Dezember hingehen, diese Anteile verkaufen, damit den Gewinn realisieren und quasi direkt im Anschluss von dem Gewinn die selben Anteile wieder zurück kaufen?

    Fallen mir dabei bis auf die Transaktionskosten (welche bei meinem Broker Smartbroker sehr gering wären) noch weitere Kosten für so eine Aktion an oder hat es sonst irgendwelche Nachteile?



    Wäre diese Methode für den Fall, dass ich mit Dividenden nicht auf 801€ im Jahr komme (Also wie Kater.Ka schreibt unter 40T€ investiert habe) dann nicht sogar effektiver als ein Ausschütter oder ein steueroptimierter Thesaurierer?

    Immerhin kann ich mir direkt die Steuern sowohl auf die Dividende als auch den Kursgewinn freistellen lassen.



    Und zuletzt nochmal auf die 1144€
    Natürlich müsste ich solange ich weniger Gewinn mache auch nicht so viel verkaufen, da der Rest ja nicht versteuert werden muss.
    Aber ist es nicht mehr Aufwand jedes mal den genauen Betrag auszurechenen? Wenn ich pauschal jeden Dezember für 1144€ verkaufe und wieder kaufe bin ich doch immer auf der sicheren Seite?



    Liebe Grüße


    manu5994

  • Sollte ich in einen thesaurierenden ETF investieren und möglichst immer den vollen Pauschbetrag nutzen wollen, ist es ausreichend wenn ich lediglich Anteile im Wert von 1144€ einmal im Jahr verkaufe?

    Nein. Nicht Anteile im Wert von 1.144 € sondern Anteile, die zusammen einen Wertzuwachs von 1.144 € haben.


    Hier habe ich mit einem anderen TE länglich ein Beispiel durchexerziert. RE: Vorbereitung zum Vorsorgestart!

    Wäre diese Methode für den Fall, dass ich mit Dividenden nicht auf 801€ im Jahr komme (Also wie Kater.Ka schreibt unter 40T€ investiert habe) dann nicht sogar effektiver als ein Ausschütter oder ein steueroptimierter Thesaurierer?

    Ja, aber auch aufwändiger.


    Was ist denn ein steueroptimierter Thesaurierer? Falls ein steuereinfacher gemeint ist, das gibt es seit 2018 nicht mehr.

    Aber ist es nicht mehr Aufwand jedes mal den genauen Betrag auszurechenen? Wenn ich pauschal jeden Dezember für 1144€ verkaufe und wieder kaufe bin ich doch immer auf der sicheren Seite?

    Das stimmt aber nicht s.oben. Du musst eine Nebenbuchführung machen, da nach FIFO immer die ältesten Anteile verkauft werden. In der Nebenbuchführung notierst Du für jeden Kauf die Kaufkurse und streichst sie dann ein paar Jahre später ab, wenn Du sie aus Steuergründen verkaufst.