Private Vorsorge / Rürup Rente

  • Guten Tag Community


    Im Folgenden geht um ein Eingebot, welches ich durch einen Dienstleister empfohlen bekommen habe.

    Dieses Angebot besteht aus einer privaten Altersvorsorge und einer Rürup-Rente.

    Beide Verträge sind mit Aktienfonds gekoppelt, was den Grund hat, dass so gezielt in besonders gute bzw. ethisch vertretbare Fonds investiert wird. (Bei einem ETF wird ja *auch*in Unternehmen investiert mit denen man sich nicht ganz identifizieren kann)

    Vorteile und Nachteile von Aktienfonds und ETFs sind mir bekannt, ich selber besitze ein ETF Portfolio bei Trade Republic.

    Der Dienstleister wirb damit, dass man die Vorteile der Rürup mit dem Aktienfonds oder ETF verbinden kann und so man erhebliche Steuervorteile und andere Vorteile zugleich bekommt. Das gleiche gilt auch für die private Altersvorsorge. Da der Rechnungsgarantiezins 2021 sinken wird, müsse man die Verträge bald fertig machen, damit man die entsprechenden Konditionen bekommt.

    Der Berater hat das Ganze als einen Mantel bezeichnet. Der Mantel schützt den Fond oder ETF in dem Sinne, dass man Steuervorteile etc. sich sichert und somit seinen Vermögensaufbau optimiert.


    Ich bekomme bald die Unterlagen zugeschickt und kann dementsprechend nochmal Infos ergänzen, falls etwas unklar ist.


    Frage an euch: Wie hört sich die Geschichte für euch an ? Habt ihr Erfahrungen mit solchen Sachen gemacht, wie steht ihr dazu?


    LG Lukas

  • Hallo.


    Rürup ist flexibel wie ein Betonklotz, da sollte man sich sehr sicher sein, ob man das tatsächlich will.


    Bei dem Dienstleister vermute ich ein massives finanzielles Interesse an einem Abschluss.


    Die Flexibilität einer "freien" ETF-Anlage wiegt aus meiner Sicht schwerer als die "steuerliche Tarnkappe" eines Versicherungsmantels.

  • Rürup ist zu 99% Quatsch. Zu teuer. Zu unflexibel.


    Wenn dir die ESG ETFs nicht sauber genug sind, gibt es genügend aktive Fonds,

    Bei dem Dienstleister vermute ich ein massives finanzielles Interesse an einem Abschluss.

    Das unterschreibe ich mit Blut.

  • Da stimme ich voll zu. Zusätzlich zur mangelnden Flexibilität bei Rürup fressen die Kosten des Versicherungsmantels meistens die Steuervorteile auf, v.a. bei langen Laufzeiten. Bei Bedarf können wir's gerne mit den konkreten Werten durchrechnen.

  • Lukasju,


    den genannten (Struktur-)Vertrieb kenne ich von den Infos, die darüber kursieren. Strukturvertriebe (Aufbau, Konzeption, Marketing...) und einige „Berater“ kenne ich schon näher, sowie einige „Angebote“ aus dieser Ecke.


    Angebote bzw. Produkte dieser „Dienstleister“ müssen fette Provisionen auslösen, damit der „Laden“ überhaupt laufen kann. Und diese Provisionen zahlt der Kunde... zu Lasten der Rendite.

    Die 2. Voraussetzung für den Erfolg eines solchen „Dienstleisters“ liegt in der Auswahl der „Berater“. Diese müssen entweder naiv und ungebildet sein (Finanzbildung auf dem Level eines Schäferhundes), oder skrupellos vorgehen und wider besseres Wissen „beraten“.


    Bislang habe ich kein Angebot näher analysiert, sondern es nach dem ersten und oberflächlichen Betrachten ad acta circulus (Rundablage) gelegt; da war nix dabei, was man brauchen könnte... und absolut gar nix, was ich brauchen kann.

  • Kennt ihr den Dienstleister Tecis?

    Im ersten Moment dachte ich, dass die früher meine Zählerstände abgelesen haben, aber das war eine andere Truppe.


    Der Vorschlag klang von Anfang an nach Strukturvertrieb.


    Aufbau von Vermögen ist eine Form der Altersvorsorge. (Wenn ich mit 60 auf einem Guthaben von z. B. 300.000 Euro sitze, dann kann ich mir das noch immer verrenten lassen.) Versicherungen sollen Risiken abdecken, Steuern sind Gewissheiten, da braucht es keine Versicherung.

  • Individuell kann es manchmal sinnvoll sein, aber das ist die Ausnahme. Ich habe mich neulich mit einem Versicherungsberater unterhalten. Der sagte, dass regelmäßig Leute zum ihm kämen, die ihr Steuerberater zu ihm schickte, damit sie die Steuervorteile des Rürup nutzen könnten. Und der Versicherungsberater rechnet ihnen dann regelmäßig vor, dass es sich nicht lohnt.

  • Die Rendite bei Rürup hängt in erster Linie davon, in was man investiert.

    Hier ist die Wahlmöglichkeit anders als bei bAV oder Riester sehr groß.


    Zweitens hängt die Rendite von den Kosten ab. Hier gibt es diverse Nettotarife oder Fairr.

    Ohne Nettotarif oder Fairr ist es schlichtweg ein schlechter Vertrag.


    Drittens hängt die Rendite davon, ob man auch eine tatsächliche Steuerersparnis hat.

    Hier muss man auch den Zeitwert von Geld berücksichtigen und den Hebeleffekt.


    Wer die richtige Wahl trifft, kann mit 10000 Euro einmaliger Einzahlung in Rürup über 30 Jahre Laufzeit eine größere Rente bekommen als durch 45 Jahre Beitragszahlungen an die GRV.


    10000*1.15^30

  • Du gehst dabei von einer Durchschnittsrendite von 15% über 30 Jahre aus? Also z.B. einem Nasdaq-ETF, falls die Zukunft genauso glücklich läuft wie die Vergangenheit?

    In der Tat. Ob es tatsächlich so kommt ist aber eine andere Frage.


    Historisch wäre man damit so gefahren. Ich weiß nicht was die Durchschnittsrendite vom Nasdaq-100 über die letzten 30 Jahre war, aber die letzten 25 Jahren waren es etwas mehr als 15% pro Jahr.


    Selbst wenn man Pech hat, sollte unter dem Strich über so eine lange Laufzeit aber eine ansehnliche Rendite rauskommen, die mit dem allgemeinen Aktienmarkt mithalten könnte.


    Die niedrigen Renditen der gesetzlichen Rentenversicherung kann man eben nicht ausgleichen, in dem man seine zusätzliche Altersvorsorge ebenfalls so risikolos investiert, jedenfalls bei Anlagehorizonten von 30-40 Jahren.


    5-10 Jahre vor der Rente könnte man anfangen in risikoärmere Anlagen umzuschichten. Ist bei den meisten Anbietern ja auch kein Problem.

  • Im Blog von Hartmut Walz gibt es zum Thema Versicherungsprodukte (und dies ist eine Rürup-Rente) einen sehr guten und aktuellen Blogartikel.


    Kurze Zusammenfassung des Artikels: Um Himmels Willen keine solchen Produkte abschließen. Es lohnt praktisch nie. Wenn man sich für die Ausnahme von der Regel hält, sollte man einen Honorarberater hinzuziehen, der einen unabhängig und ohne eigene finanzielle Anreize berät.

  • Ozymandias ,


    schön, was du in deinem letzten Post geschrieben hast. Aber braucht man wirklich dafür ein solches Konstrukt, oder wäre eine direkte Investition in einen Fonds nicht doch vorteilhaft?

    Natürlich kann man das auch im privaten Depot machen.


    Aber in deinem privaten Depot sind 10.000 Euro halt 10.000 Euro.

    Bei Rürup bekommst du bei 10.000 Euro vereinfacht gesagt bis zu ~4000 Euro Steuer zurück. Dein tatsächliches investiertes Kapital beträgt also nur 6000 Euro.


    Das macht bei hohen Renditen und langer Laufzeit sehr viel aus.


    Es muss aber auch ins Gesamtkonzept passen. Bei mir hat es sehr gut gepasst, bisher.


    Ich habe Interesse an einer Leibrente, aufgrund von Selbständigkeit aber nur eine mickrige gesetzliche Rente zu erwarten.

    Ich habe kein Interesse daran hohe Summen in Rürup einzuzahlen. Ich investiere lieber in der 3. Schicht, die ist dann aber auch nicht pfändungsgeschützt, falls mal etwas schiefgehen sollte.


    Man muss sich dem Risiko eben bewusst sein, aber auch der Chance, dass tatsächlich ein sehr guter Ertrag rausspringen kann. Für junge gutverdienende Angestellte könnte eine solche Einzahlung jegliche Altersarmut verhindern und bei gutem Ausgang auch die gesetzliche Rente übersteigen.

  • Naja, die 40% Steuererstattung sind aber mit der nachgelagerten Besteuerung erkauft. Muss man sich überlegen.

  • Naja, die 40% Steuererstattung sind aber mit der nachgelagerten Besteuerung erkauft. Muss man sich überlegen.

    Wie gesagt spielt hier der Zeitwert von Geld eine Rolle.


    400 Euro Steuerersparnis heute sind bei einem Rechnungszins von ~4% mehr wert als eine 2000 Euro Steuerzahlung in 40 Jahren.


    Ich bin mit meiner Rürup Turboversion zufrieden, ist halt nicht was für jedermann.