Im Alter von 68 J. noch mit ETFs anfangen?

  • Hallo an alle,


    ich bin neu hier 68 Jahre alt und fange gerade erst an, mich mit ETFs auseinanderzusetzen. Nun lese ich mehrfach, das Anlegen in ETFs sei in diesem Alter nicht mehr sinnvoll. Nun scheint es mir aber so sinnlos, das Geld auf meinem Girokonto liegen zu lassen, wo es immer weniger wert sein wird.

    Wie sieht es bei anderen älteren Menschen aus, was tut ihr mit eurem Geld, welches in den nächsten Jahren nicht benötigt wird, weil ihr mit eurer Rente auskommt?


    Gruß, Gitta

  • Moin Gitta ,


    nun... ich bin noch ‚n bisschen jünger, aber schreibe trotzdem mal.

    Die erste Frage, die mir in den Kopf geschossen ist, ist die: Was hast du eigentlich mit deinem Geld auf dem Giro geplant. Wozu willst du es einmal nutzen?


    Die nächste Frage geht in die Richtung. Reden wir hier von einem „Vermögen“, oder von „Kleingeld“?


    Ich halte es so, dass ich eine kleine Reserve flüssig halte, die für ein paar Monate reichen würde und für Anschaffungen, die absehbar sind. Wenn es in den Rentenbezug geht, werde ich jeweils 2 private Jahresrenten gestaffelt in Tages- bzw. Festgeld jagen. Der Rest vom Vermögen bleibt volatil investiert.

  • Mein Vater ist 74 und kauft ETFs. Allerdings mit Geld, auf das er nicht angewiesen ist, sondern das er nur als letzte Reserve hält. Seinen Alltag bestreitet er von seiner Rente und er hat weitere Rücklagen.

  • So wie ich meine Situation einschätze, werde ich das Geld erst brauchen, wenn/falls ich irgendwann in ein Altenheim gehen muss. Dafür wird meine Rente nicht reichen, ich muss also aufstocken. Dafür würde ich mein Geld (einige 10.000) schon gern gewinnbringend anlegen, bin mir aber der Gefahr bewusst, dass der Markt nicht ohne Risiko ist.

  • Früher hat man mal gesagt, dass die Aktienquote 100-Lebensalter sein sollte, der Rest in Zinsanlagen. Da es halt keine Zinsen mehr gibt würde ich den Anteil heute etwas höher sehen. Spezifischer würde ich sagen, eine 5-7-Jahresreserve für das "aufstocken" in sichere Anlagen zu halten, der Rest anteilig in ETF.


    Im Oktoberheft 2020 hat Finanztest zu dem Thema "Sofortrente" einen Beitrag, der auch die Alternative mit ETF abdeckt. Fazit dort dass ein Mischportfolio mit 50% ETF-Anteil sinnvoll ist. Zu einer derartigen Entnahme gibt es hier einen Simulationsrechner. https://www.test.de/ETF-Einmal…ortfolio-5179990-5505798/ Allerdings ist das Entnahmeverfahren im Heft gegenüber dem Rechner etwas geändert worden.

  • Geht es in dem Alter nicht um die grunsätzliche Frage: Muss (Will) ich für die spätere Pflege vorsorgen, oder lebe ich lieber?

    Ich muss nicht. Letztlich springen Pflegekasse und Sozialstaat ein, wenn die Rente nicht reicht.

    Will ich es aber, dann sorge ich für meine private Pflege in der eigenen Wohnung vor.

    Lebe ich lieber, dann erlaube ich mir die Dinge, die ich mir bisher nicht erlauben konnte oder wollte. Denn: Die Lebenstage sind gezählt, also lebe jeden Tag, wie den letzten.

  • Auch für eure Antworten Danke!

    Zur Zeit kann ich von meiner Rente sehr entspannt leben, mir fehlt nichts und viel Konsum brauche und will ich nicht. Solange ich in meinem Haus leben und nötigenfalls versorgt werden kann, wird es wohl kein Problem geben. Ich will nur zur Sicherheit vorsorgen, falls ich irgendwann in ein Altenheim muss. Ich habe einen Teil meiner Rente in ETF-Sparpläne angelegt, bin nur etwas unsicher. Nur eines ist wohl klar, wir wissen alle nicht, was uns die Zukunft bringt, das liegt wohl in der Natur der Sache. Falls mal alles zusammenbricht, helfen mir meine paar Kröten wohl eh nicht.

  • Hallo Gitta,

    falls wirklich alles zusammenbricht, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit eh egal, worin man investiert ist.

    Insofern denke ich, dass ETF´s keine schlechte Wahl sind.

    Ich bin mit Aktien und ETF´s bisher sehr gut gefahren. Natürlich ist das keine Garantie für die Zukunft.

    Aber das Gels sehenden Auges auf einem Konto verkümmern zu lassen, finde ich auch keine wirklich gute Idee.

  • Nein, Mogge67, das finde ich auch nicht, deshalb setze ich mich ja jetzt damit auseinander, wie ich das Geld sinnvoller anlegen kann. Vor etwa 20 Jahren habe ich mit Aktien mal 50.000 verloren, danach habe ich mir geschworen, nie wieder...

    Entsprechend habe ich mich mit dem Thema auch nie wieder befasst und stelle jetzt im Alter fest, dass mir auch viele Informationen bezüglich Geldanlagen entgangen ist. Das ist nicht tragisch, mir fehlt ja nichts, aber mit dem, was ich mir in den letzten Wochen über ETFs bei Youtube angehört habe, möchte ich doch versuchen, mir eine gute Grundlage für spätere Zeiten im Alten- oder Pflegeheim zu schaffen. Nur wurde mir von Spezialisten auch davon abgeraten, weil man ja immer von 15 Jahren Zeit zum Investieren einplanen soll. Trotzdem, ein bisschen Mut zum Risiko erscheint mir jetzt reizvoller, als das Geld über die Inflation immer weniger werden zu lassen.

  • Nur wurde mir von Spezialisten auch davon abgeraten, weil man ja immer von 15 Jahren Zeit zum Investieren einplanen soll.

    Gitta, da hast du ein faszinierendes Thema angeschnitten! Bei der Beurteilung von Spezialistenmeinungen gerate ich regelmäßig ins Kreuzfeuer. Hier kursierten so viele falsche und überholte Gaubenssätze oder „Weisheiten“, die nicht (mehr) haltbar sind.


    Nicht das Erzählte reicht, sondern das Erreichte zählt! Wenn ich Raketenwissenschaftler werden will, mache ich sicherlich keine Ausbildung beim Friseur, und studiere nicht Medizin beim Metzger, auch wenn er die beste Fleischwurst auf der Welt macht. Und von „armen Schweinen“ lasse ich mit nicht erzählen, wie ich mit Geld umzugehen habe. Aussagen und Ratschläge von den sogenannten oder selbst ernannten Spezialisten gehören sehr kritisch hinterfragt!

    Also... nur Mut! Da du nicht auf deine Reserven angewiesen bist, sind sie ja quasi „Spielgeld“! Und „Spielgeld“ darf man ruhig auch bei moderaten , überschaubaren Risiken investieren.


    Ich wünsche dir ein gutes Händchen bei der Auswahl eines ETF (MSCI world...) und eine langes Leben bei bester Gesundkeit!

  • Hallo Gitta ,

    und ich habe damals mehr als doppelt so viel verloren. Damals war mir leider nicht bekannt, dass man die Verlusste vortragen kann.

    Und heute sage ich mir "Was hätte mir das gebracht ?"

    Heute würde ich die Verlusste immer noch vor mir her schieben. Also Schwamm drüber.

    Gruß


    Altsachse

  • Danke, JDS, das wünsche ich dir auch.

    Zu den genannten Spezialisten gehört auch Saidi von Finanztip und dem traue ich schon sehr. Er und einige andere Finanzspezies bei Youtube machen einen sehr seriösen Eindruck neben vielen Schreihälsen, die ich dort wahrnehme.

    Die ETFs, die ich ausgewählt habe, sind meist nachhaltig, auch der MSCI World. Ich muss für mich herausfinden, mit wie viel Prozent Investitionen ich mich noch sicher fühle, auch wenn es den Bach runtergeht.

    Altsachse - das denke ich mir mittlerweile auch, ich habe es ja gut überstanden. Das aber wohl auch, weil mir Konsum nicht wirklich etwas bedeutet und ich gut ohne auskomme, solange es zum Leben reicht. Außerdem habe ich mir jetzt doch erstmal Informationen besorgt, davon gibt es ja jetzt reichlich, auch viele fundierte.

    Also versuche ich, jetzt einiges zu lernen und dann sinnvolle Entscheidungen zu treffen.

  • Zu den genannten Spezialisten gehört auch Saidi von Finanztip und dem traue ich schon sehr.

    Dann ist es ja gut. Saidi und die Leute von FT machen schon einen guten Job, soweit ich - als Nicht-Spezialist - das beurteilen kann.

    Die Videos von FT sind für die Allgemeinheit gemacht. Daher wohl auch die Empfehlungen hinsichtlich der längeren Anlagehorizonte. Bei einem „Nur für Gitta Video“ wäre Saidi sicherlich zu spezielleren Tipps gekommen ?

  • Das mag schon sein, aber ich fürchte so ein spezielles Video kann ich nicht erwarten. Wobei ich schon glaube, dass es viele Leute im Rentenalter sind, die da einige Fragen hätten.

    Aber das macht nichts, ich werde mich schon durchfragen, viel lesen, vieles über Youtube erfahren, da tummeln sich einige kluge Köpfe.