Dividendenportfolio

  • Guten Tag zusammen,


    ich habe neulich einen Artikel gelesen, in dem es um ein sogenanntes Dividendenportfolio geht. Hierbei werden ETFs so ausgesucht, dass die Ausschüttungen sich so geschickt jeden Monat abwechseln. Dies erschien mir als eine gute Möglichkeit, passives und vor allem regelmäßiges Zusatzeinkommen aufzubauen und dabei noch Vermögen durch das Ansparen via Sparplan aufzubauen.

    Hier mal der Artikel um den es sich handelt: https://www.focus.de/finanzen/…ividende_id_10344576.html


    Meine Frage wäre nun, was hiervon zu halten ist bzw. ob das Risiko mit Blick auf eine "Altersvorsorge" da zu hoch ist? Schaut man sich bspw. das Risiko bzw. die Volatilität der genannten ETFs an, ist diese tendenziell eher höher als beim "klassischen" MSCI World.


    Ich würde mich sehr über Eure Einschätzungen/Erfahrungen zu diesem Thema freuen.


    Liebe Grüße, Jens

  • Hallo Jens_S. , willkommen im Finanztip-Forum.


    Ich fange mal ein wenig spitz an:


    Das Schielen auf Dividenden als der neue Zins ist Blödsinn. Genauso Blödsinn ist es eine Investition allein auf Dividenden auszurichten.


    Interessant bei einer Anlage ist, welche Rendite sie bringt. Mir ist kein Nachweis bekannt, dass eine Dividendenstrategie besser als die Investition in den breiten Markt performt. Dazu hier mal ein Vergleich mit einem MSCI World https://www.fondsweb.com/de/ve…LU0392494562,IE00B0M62S72


    Also seitens der Rendite bringt es der Ansatz nicht. Bei den Bond-ETF ist aufgrund der Niedrigzinspolitik nicht mit hohen Ausschüttungen zu rechen, also auch hier keine höhere Rendite aber Kosten im Gegensatz zum bei Finanztip empfohlenen Sicherheitsbaustein Tages-/Festgeld.


    Bleibt die Frage, ob diese kontinuierlichen Ausschüttungen einen Mehrwert bringen. Ich sehe da eigentlich nur die Bequemlichkeit, Steuerlich wird die gesamte Ausschüttung besteuert, verkauft man etwas aktiv dann nur der enthaltene Wertzuwachs, der von 0% am Anfang wächst aber nie 100% erreicht. Also auch hier kein berechenbarer Vorteil sofern beim Verkauf nicht sehr hohe Transaktionskosten entstehen.


    Die Diskussionen hier im Forum zum Entsparen gehen dahin, den Betrag für mehrere Jahre auf dem Tagesgeld zu haben und diesen Zug um Zug immer wieder aufzufüllen. Das erscheint mir störungssicherer als immer auf die nächste Ausschüttung zu warten.


    Schlussbemerkung: ich bin ein Freund von stabilen Firmen, die kontinuierlich Dividende zahlen. Die kommt zumindest in D meistens so im April / Mai und da freue ich mich dann.

  • Es geht nicht um die Dividendenrendite allein. Es geht mindestens genau so stark um die Kursrendite. MSCI World =Kursrendite plus Dividendenrendite der größten 1600 Firmen. Wer darüber hinaus optimieren möchte, kann das gerne versuchen. Er muss sich nach Jahrzehnten am MSCI World messen, dessen Rendite er für Null Aufwand bekommen hätte.


    Ich werde weiterhin keinen Fokus auf die Dividendenrendite legen. Wenn ich irgendwann entsparen möchte, werde ich das Kapital für das nächste Jahr entnehmen, indem ich Fondsanteile verkaufe.

  • Vielen Dank für die ganzen Antworten. Wäre es denn dann denkbar, über verschiedene ausschüttende MSCI World ETFs den gleichen Effekt zu erzielen? Ich denke da bspw. an die ETFs, die ja von Finanztip ohnehin empfohlen werden (siehe Artikel: https://www.finanztip.de/index…msci-world-etf-vergleich/). Schaut man auf die Ausschüttungsintervalle so ist bei der Zusammenstellung der ETFs aus dem Artikel fast jeden Monat eine Ausschüttung zu verzeichnen.

    Andererseits zahlt man für jeden ETF TER - zusammengerechnet knapp 1,4%. Lohnt sich dieser Gedankengang dann?

  • Andererseits zahlt man für jeden ETF TER - zusammengerechnet knapp 1,4%. Lohnt sich dieser Gedankengang dann?

    Wie kommst du auf die 1,4?

  • Je nachdem wie schwierig es ist, den Originalindex mit den enthaltenen Aktien oder anderen Wertpapieren nachzubilden, liegt die TER von ETFs zwischen 0,1 und 0,5 Prozent pro Jahr. ETF-Anbieter ziehen die TER monatlich oder vierteljährlich vom Fondsvermögen ab.15.02.2019

  • Wäre es denn dann denkbar, über verschiedene ausschüttende MSCI World ETFs den gleichen Effekt zu erzielen?

    Üblicherweise schütten Dividenden-ETF mehr aus als marktbreite ETF, da dort Unternehmen mit und ohne Dividende enthalten sind. Wenn es also um die reine Ausschüttungshöhe geht ist die Antwort nein. FocusM spricht von 4,2%, beim MSCI World liegen wir so um 2,5%. Wenn es um die Rendite geht ja, nur muss dann auch noch ein wenig verkauft werden um auf gleiche Werte zu kommen.


    Bei der TER hast Du wahrscheinlich den Denkfehler, die TER zu addieren, Das stimmt so aber nicht, da die TER jeweils nur anteilig angesetzt wird und damit grob vereinfacht nicht die Summe sondern der Durchschnitt zu Buche steht. Das könnte eher für den MSCI-Ansatz sprechen, de die Dividenden ETF tendenziell höher liegen.

  • Laut einem Interview Finanzfluss mit einem ETF-Manager von Luxor ziehen sie täglich TER vom Fondsvermögen.

    Macht ja auch Sinn. Das Fondsvermögen ändert sich. Kunden kommen und gehen. Wenn der Kunde erstmal seine ETFs liquidiert hat, wird es schwer ihm die TER am Jahresende zu berechnen.

  • Macht ja auch Sinn. Das Fondsvermögen ändert sich. Kunden kommen und gehen. Wenn der Kunde erstmal seine ETFs liquidiert hat, wird es schwer ihm die TER am Jahresende zu berechnen.

    Die Quelle ist Finanztip gewesen.

    Wann welcher Anbieter die TER genau belastet, kann ich nicht sagen. Am Ende ist die Berechnung ja trotzdem p.a.

  • Üblicherweise schütten Dividenden-ETF mehr aus als marktbreite ETF, da dort Unternehmen mit und ohne Dividende enthalten sind. Wenn es also um die reine Ausschüttungshöhe geht ist die Antwort nein. FocusM spricht von 4,2%, beim MSCI World liegen wir so um 2,5%. Wenn es um die Rendite geht ja, nur muss dann auch noch ein wenig verkauft werden um auf gleiche Werte zu kommen.


    Bei der TER hast Du wahrscheinlich den Denkfehler, die TER zu addieren, Das stimmt so aber nicht, da die TER jeweils nur anteilig angesetzt wird und damit grob vereinfacht nicht die Summe sondern der Durchschnitt zu Buche steht. Das könnte eher für den MSCI-Ansatz sprechen, de die Dividenden ETF tendenziell höher liegen.

    Würde aber nun unterm Strich heißen: Wenn Dividenden wichtiger sind, ist eher ein Dividendenportfolio (FocusM) das Mittel der Wahl - dabei ist aber die Rendite im Vergleich zum MSCI World nicht besonders gut. Bei der MSCI World Variante ist die Rendite entsprechend gut, dafür aber die Dividendenausschüttung nicht so hoch?


    Würde dies dann auch bedeuten, dass man bei der MSCI World Variante (vorausgesetzt die ausgeschütteten Dividenden werden reinvestiert) unterm Strich nach bspw. 15 Jahren den größeren Gesamtbetrag im Depot hat als mit dem Dividendenportfolio?

  • Würde dies dann auch bedeuten, dass man bei der MSCI World Variante (vorausgesetzt die ausgeschütteten Dividenden werden reinvestiert) unterm Strich nach bspw. 15 Jahren den größeren Gesamtbetrag im Depot hat als mit dem Dividendenportfolio?

    Oben im Betrag #2 hatte ich einen Renditevergleich mit echten Produkten verlinkt. Da es diese Fonds z.T. erste seit 2013 gibt ist der Vergleich auf diese 7 Jahre beschränkt aber eindeutig. Hier noch einer, den es schon länger gibt, mit gleichem Ergebnis. https://www.fondsweb.com/de/ve…DE000A0F5UH1,LU0392494562


    Kritisch muss man anmerken, dass dies natürlich nicht heißt, dass es auch in Zukunft sicher so ist. Die Anleger haben Wachstumswerte in den letzten Jahren bevorzugt, die brauchen ihre Gewinne zur Finanzierung des Wachstums und haben sie dann eben nicht mehr zur Ausschüttung an die Aktionäre.

  • Oben im Betrag #2 hatte ich einen Renditevergleich mit echten Produkten verlinkt. Da es diese Fonds z.T. erste seit 2013 gibt ist der Vergleich auf diese 7 Jahre beschränkt aber eindeutig. Hier noch einer, den es schon länger gibt, mit gleichem Ergebnis. https://www.fondsweb.com/de/ve…DE000A0F5UH1,LU0392494562


    Kritisch muss man anmerken, dass dies natürlich nicht heißt, dass es auch in Zukunft sicher so ist. Die Anleger haben Wachstumswerte in den letzten Jahren bevorzugt, die brauchen ihre Gewinne zur Finanzierung des Wachstums und haben sie dann eben nicht mehr zur Ausschüttung an die Aktionäre.

    Vielen Dank für den deutlichen Vergleich. Ich habe mir gestern auch nochmals eine Excel aufgesetzt und auf Basis der 5-jährigen Renditewerte nochmals alles durchgerechnet. Und das Ergebnis ist eindeutig. Der MSCI World Ansatz hat im Vergleich zum Dividendenportfolio nach 5 Jahren einen 3-mal so hohen Wertzuwachs/Wertentwicklung. Da sieht man ganz deutlich, dass der Wert im Dividendenportfolio nach 5 Jahren sich bei weitem nicht so gut entwickelt hat. Trotz der höheren Ausschüttungen würde sich das unterm Strich also nicht lohnen.

    Wenn ich dann den MSCI World Ansatz (also das gleichmäßige investieren in die von Finanztip empfohlenen 6 MSCI World ETFs) vergleiche, habe ich darin eine deutlich bessere Möglichkeit, das Geld "arbeiten zu lassen" und würde, wenn ich unbedingt drauf bestehe, auch noch minimal Dividenden ausgeschüttet bekommen. Ja, die Dividende wäre eher gering, aber immerhin.

  • Hallo Jens, aus meiner persönlichen Sicht schaden sich Unternehmen, die nach einigen Jahren Dividendenzahlung beim Aktionär eine Anspruchshaltung aufgebaut haben. Ein Unternehmen sollte frei in der Entscheidung sein, zu investieren oder Dividenden zu zahlen. IBM hat gerade massiv das Thema auf der Agenda unter neuem CEO. ThyssenKrupp hat vor ein paar Jahren nach meiner Erinnerung sogar mal Kredit aufgenommen, um den Anteilseignern eine Dividende zahlen zu können, sicher aufgrund der dortigen speziellen Umstände mit der Alfried Krupp...Stiftung. Ich bin aber nur privater Kleinanleger ohne entsprechenden Background. Dazu habe ich von einem gewissen Gerd Kommer "Souverän Investieren mit Indexfonds und ETF" gelesen, der einem zahlenbasiert ein gutes Mindset verpasst, was Stockpicking (und dabei handelt es sich bei Dividendenaristokraten etc) und Markettiming angeht. Ich war danach geheilt ;)

  • Hallo Jens, aus meiner persönlichen Sicht schaden sich Unternehmen, die nach einigen Jahren Dividendenzahlung beim Aktionär eine Anspruchshaltung aufgebaut haben. Ein Unternehmen sollte frei in der Entscheidung sein, zu investieren oder Dividenden zu zahlen. IBM hat gerade massiv das Thema auf der Agenda unter neuem CEO. ThyssenKrupp hat vor ein paar Jahren nach meiner Erinnerung sogar mal Kredit aufgenommen, um den Anteilseignern eine Dividende zahlen zu können, sich aufgrund der dortigen speziellen Umstände mit der Alfried Krupp...Stiftung. Ich bin aber nur privater Kleinanleger ohne entsprechenden Background. Dazu habe ich von einem gewissen Gerd Kommer "Souverän Investieren mit Indexfonds und ETF" gelesen, der einem zahlenbasiert ein gutes Mindset verpasst, was Stockpicking (und dabei handelt es sich bei Dividendenaristokraten etc) und Markettiming angeht. Ich war danach geheilt ;)

    Hallo :) Ja der Heilungsprozess was Dividenden angeht setzt bei mir auch langsam ein. Wenn ich Euch hier auch noch damit nerve. Bitte entschuldigt wenn ich Euch damit auf den Zeiger gehe. Aber ich habe mit der Richtung MSCI World, denke ich, dann zumindest schon mal die richtige Richtung gefunden :)