Depotwechsel oder ETF-Wechsel?

  • Hallo zusammen,


    Als ich meinen ganz persönlichen "Jahresabschluss" vor einigen Tage gemacht habe, ist mir bei meinen Auswertungen aufgefallen, dass ich in Summe relativ hohe Orderkosten bei meinem ComDirect Depot bezahlt habe.


    Meine Investitionen setzen sich aus Sparplänen und Einmalkäufen der gleichen Titel zusammen (vornehmlich iShares ETFs, gar keine Einzeltitel).

    Kosten Sparplan: 1,5% der Sparrate

    Kosten Einmalkauf: 4,90€+0,25% (mind. 9,90 + Börsenentgeld).

    Bei hoher Sparrate (~1000€/Monat und ein paar Einmalkäufen) kommt da leider bereits einiges Zusammen. Die Summen muss die Investition erstmal wieder erwirtschaften.


    Daher möchte ich dieses Jahr meine Strategie überdenken und habe erstmal folgende Optionen ins Auge gefasst:


    1. Ich bleibe bei ComDirect und bei den IShares ETFs und nehme die 1,5% in Kauf. Auf Einmal-Käufe verzichte ich und passe im Zweifel lieber die Sparrate in manchen Monaten nach oben an. -->Nachteil: 1,5% Kosten bei bspw. 12x1000€ = 180€ Kosten/Jahr.

    2. Ich bleibe bei ComDirect, wechsele von Sparplan auf Dauerauftrag zum Verrechnungskonto und investiere lieber alle paar Monate in größeren Tranchen per Einmal-Kauf, bspw. alle 2 Monate 2000€ als jeden Montag 1000€. --> Nachteil: Das gesparte Geld erreicht immer etwas später den Finanzmarkt. Dafür sind die Gesamtkosten etwas geringer.

    3. Ich bleibe bei ComDirect und wechsle auf einen anderen kostenlosen ETF auf den gleichen Index (bspw. Amundi/Xtrackers) anstelle der bisher besparten IShares Produkte. --> Nachteil: Wenn ich die Strategie länger verfolge habe ich irgendwann einen ganzen Blumenstrauß an verschiedenen Positionen im Depot. Ich müsste beim Verkauf dann auch X Positionen veräußern, was erneut zu hohen Gebühren führt.

    4. Ich wechsele mit dem Depot zu einem der Neo-Broker mit deutlich günstigeren Konditionen. Da ich nichts exotisches handele sollte das theoretisch kein Problem sein.

    -- TradeRepublic: Bei den IShares-ETFs wäre das Ganze sogar komplett kostenfrei. --> Nachteil: Nur App, kein Webzugang.

    -- ScalabeCapital: Bspw. 36€/Jahr im PrimeBroker-Modell -->Nachteil: Der Datenleak-Skandal macht mir hier eigentlich zu große Sorgen. Kann soetwas noch einmal passieren? Wie kommt Scalable mit eventuellen Schadensersatzklagen zurecht...

    5. Ich eröffne zusätzlich ein weiteres Depot bei einem der Neo-Broker (bspw. TradeRepublic), lasse dort meine Sparpläne laufen und lege den Comdirect-Sparplan zunächst auf Eis bzw. investiere nur minimal, um das Depot kostenlos zu halten.

    --> Nachteil: 2 aktive Depots. Weniger gute Übersicht und vielleicht Nachteile durch verteilten Freistellungsauftrag? Wie sieht es mit der Schufa aus --> Sollte bei nur Depot + Verrechnungskonto eigentlich kein Problem sein, oder?


    Wie ist eure Einschätzung? Fallen euch noch weitere Optionen ein? Welche würdet ihr bevorzugen.

    Klar kann man sagen die Ordergebühren fallen bei einem langen Anlagehorizont doch gar nicht großartig ins Gewicht, allerdings würde wohl auch niemand freiwillig ein Depot mit 180€ Depotgebühren/Jahr eröffnen ;).


    Danke und Beste Grüße,

    Steffen

  • Ich bin für 6. ;)

    Habe 1,50 Euro pro Sparrate zu bieten.

    Gerade für große Sparraten kann ich die DKB sehr gerne empfehlen.

    Evtuell kannst du noch den Zahlungsrhythmus ändern, um zusätzlich die Kosten zu reduzieren.

  • Eine andere Sicht, die allerdings weg vom entspannten Buy-and-Hold führt.


    Ich habe verschiedenste Depots, darunter mit Gratisbroker und TradeRepublic zwei Neobroker. Dabei mache ich jeweils das in dem Depot, bei dem ich die günstigsten Kosten habe,


    Zu den Punkten:

    3 halte ich im Grundsatz eher für positiv, da man bei einem Teilverkauf die Anteile auswählen kann, auf denen die geringste Steuer liegt. Die einmaligen Verkaufskosten würde ich als nachrangig gegen mehrmalige Kaufkosten sehen.

    5 Die Aufteilung des FSA sehe ich als unproblematisch an. Der ist bei mir so eingerichtet, dass im Jahr früh liegende Vorfälle (Vorabpauschale und ggf. Ausschüttungen) damit abgedeckt sind.


    Am Ende eine Relativierung: Ich finde Comdirect von den Abrechnungen her, der Erreichberkeit und Kompetenz des Service und wegen der Funktion "Steuersimulation" die beste Wahl. Deswegen übertrage ich meine Langfristpositionen dorthin und nehme ggf. Verkaufsentgelte in Kauf.

  • Hi zusammen,


    Vielen Dank für die schnellen Antworten.

    Die Ausführungen vom Finanzwesir hatte ich tatsächlich auch vorher schon einmal gesehen und sie sind natürlich auch langfristig nachvollziehbar. Trotzdem teile ich die Meinung nicht komplett, dass man sich um 15€ (oder 27€ wie in seinem Artikel) mehr oder weniger im Monat gar keine Gedanken machen sollte.


    Kater.Ka: Du hast Recht, die einmaligen Verkaufskosten sind vermutlich nachranging im Vergleich zu den multiplen Kaufkosten.

    Was genau meinst du bei Punkt 3 mit "der geringsten Steuer" von Anteilen bei einem Teilverkauf? Warum sollten gewisse Anteile geringere Steuern verursachen (abgesehen von langfristig gehaltenem Gold vielleicht)?


    Tendiere nach euren Antworten aktuell dahin, bei ComDirect einfach zu den Aktions-ETFs zu wechseln.

    Wie ist das eigentlich bzgl. Handelbarkeit bei geringerem Fond-Volumen? Da ist ja schon signifikanter Unterschied im Volumen gegenüber Ishares.

    Kann man das in den Größenordnungen komplett vernachlässigen?


    Ist vielleicht etwas Offtopic, aber ich habe mich auch schon gefragt wie das bei kleinen Nischen-ETFs bspw. von Hype-Themen ist. Laufen die Käufer da in ferner Zukunft theoretisch Gefahr, dass den ETF niemand/wenige kaufen möchten, wenn das Thema nicht mehr aktuell ist?

  • Was genau meinst du bei Punkt 3 mit "der geringsten Steuer" von Anteilen bei einem Teilverkauf? Warum sollten gewisse Anteile geringere Steuern verursachen (abgesehen von langfristig gehaltenem Gold vielleicht)?

    Es geht um Teilverkäufe, bei denen ein definierter Auszahlungsbetrag nach Steuer erreicht werden soll. Beim Verkauf gilt FIFO d.h. in einer Position werden die ältesten Anteile zuerst verkauft. Diese tragen aber i.d.R. den höchsten Wertzuwachs, daher erhält man nach Steuerabzug relativ weniger netto pro Anteil ausgezahlt als bei neueren Anteilen. Hat man nun zuerst einen ETF und dann einen anderen bespart und der erste liegt z.B. bei 40% Plus, der zweite bei 20% Plus verkauft man besser vom zweiten, da hier weniger Wertzuwachs enthalten ist, weniger Steuer abgezogen wird und damit mehr Kapital angelegt bleibt .