Wie wahrscheinlich ist ein Rücksetzer beim MSCI World und lohnt sich deswegen jetzt ein Verkauf um später wieder zu kaufen?

  • Hallo zusammen,


    der iShares MSCI World Dist kennt anscheinend gerade ja nur eine Richtung und steuert auf ein neues Allzeithoch zu.

    Wie wahrscheinlich ist jetzt wegen Corona (drohende Insolvenzen, neue Virusmutationen etc.) ein weiterer größerer Rücksetzer und lohnt es sich, jetzt zu verkaufen, um dann wieder zu kaufen, wenn der Verkaufsdruck nach einem weiteren Rücksetzer gesunken ist, wenn man erst im Januar letzten Jahres mit einem 50€ Sparplan angefangen hat und dann ab Ende März in Tranchen immer wieder größere Einmalanlagen gemacht hat?


    Momentan steht in meine Traderepublic Depot ein nettes Plus :)

  • Manche würden sagen, dass gerade die Glaskugel in Reparatur ist oder was ähnliches.


    Scherz beiseite, die richtige Strategie erkennt man erst im Rückblick.


    Es gibt gewisse Indizien - steigende 10-Jahres-Renditen in USA - dass die Attraktivität des Aktienmarktes nachlassen könnte. Auch wenn ich hier die gestiegene Anzahl an Nachfragen zur kurzfristigen Aktienanlage sehe ist das als ein Warnzeichen, dass wir in der letzten Phase sind. Nur ob das jetzt dieses Jahr so kommt oder erst in 2023 weiß eben keiner. Es könnte durch die neue US-Regierung mit Ausgabenprogrammen auch gerade anders kommen.

  • Ich mache mal ein Beispiel:


    Annahme: Du liegst im Moment im Durchschnitt um 20% vorne, hattest 10T€ insgesamt investiert, stehst jetzt bei 12 T€. Durch Verkauf werden (30 % TFS, Pauschbetrag komplett verfügbar) 2.000 * 0,7 -801= 600 € versteuert, nach Steuer bleiben 12 T€ - 158 = 11.842 € über.


    Szenario 1 Kurs des ETF bleibt flat, Du investierst die 11.842 über 8 Sparplanraten zu 1.480 € wieder neu

    Ergebnis: Am Ende hast Du das gleich wie am Anfang, die Steuer ist verloren.


    Szenario 2 Kurs steigt um 6 % p.a. , aufgeteilt auf 0,5% pro Monat, Sparplan wie Szenario 1

    Ergebnis: Du nimmst (genähert) an 4 Monaten Wertzuwachs nicht teil, liegst also über Jahr nur bei 4 statt bei 6 %, Steuer ist verloren


    Szenario 3: Kurs fällt die nächsten 8 Monate um je ein Prozent p.m., bäumt sich danach auf und erreicht wieder das Ausgangsniveau und nach einer Weihnachtsrally liegt er 6% im Plus

    Ergebnis: Du kaufst die Anteile (genähert) um 4% günstiger zurück und hast damit (genähert) 10% statt 6% Wertzuwachs, die gezahlte Steuer kannst Du locker verschmerzen.


    Nachteil ist die vorgezogene Steuereffekt

    Risiko ist die Marktentwicklung. Je nachdem wie extrem das Szenario 2 oder 3 ausfällt inkl. Deinem persönlichen Timing desto besser oder schlechter ist Dein Ergebnis.

  • finanzfuchs2019

    Ich denke mal, dass der überwiegende Teil der FT-Forenunser eine langfristige 'Buy-and-Hold'-Strategie verfolgen. Von daher ist Markttiming hier eher nicht verbreitet.

    Ich verweise dazu mal auf recht bekannten Herrn Kommer, der dazu einen Blogeintrag verfasst hat: https://www.gerd-kommer-invest.de/timing-des-markteinstiegs/

    Fazit: Markttiming funktioniert fast nie.


    Und ja, im Nachhinein betrachtet ist Markttiming natürlich immer die renditestärkste Investitionsstrategie. Aber das ist genau wie mit den Lottozahlen. ;)