Stimmrechte der ETF Anbieter

  • Hallo zusammen,

    mich würde interessieren inwiefern es offengelegt wird (muss) wie ETF Anbieter auf Hauptversammlungen abstimmen.

    Zur Situationsbeschreibung:

    Ich kaufe ESG oder SRI ETF's eines bestimmten Anbieters (Aus moralischen Gründen, nicht aus Rendite Gründen).

    Diese besitzen mittlerweile erhebliche Anteile von Firmen und können sich dementsprechend auch mit Gewicht auf Aktionärsversammlungen äußern. Da ich ja aber mein Stimmrecht sozusagen abgebe stellt sich mir nun folgende Frage.

    Wie ESG oder SRI Konform stimmen die Anbieter denn tatsächlich ab.

    BlackRock macht dahingehend ja sehr aggresives Marketing, jedoch finanzieren sie ja auch weiterhin Kohleprojekte etc.

    Mir ist durchaus bewusst, dass durch den Kauf von ESG ETF's man die richtigen Dreckschleudern evtl. nicht mitkauft, jedoch gibt es auch bei ESG Konformen Entscheidungen die ich im Hintergrund von Nachhaltigem Investieren nicht so gerne sehe.

    Da wäre die Frage ob man dies einsehen kann, bzw. Studien gibt die das untersuchen.

    Fände es auch cool dazu ein Video mit einem Vertreter von vers. Anbietern zu machen.

    Mir ist bewusst, dass Nachhaltigkeit Definitionssache ist, aber ein Leitfaden für Stimmrechte o.ä. habe ich auch nicht gefunden.

    Gruß Leon

  • Hallo Leonsurf,


    es besteht keine klare Offenlegungspflicht für das Abstimmungsverhalten der Kapitalanlagegesellschaften. Einige der Gesellschaften legen allerdings freiwillig und, wie Du schon schriebst, gerne zu Marketing-Zwecken einige Informationen offen.

    Entsprechend gibt es nur die ein oder andere Angabe zum Abstimmverhalten – entweder anlässlich einer konkreten Hauptversammlung oder zum allgemeinen Verhalten. Genauso gibt es einige Artikel zu Anfragen an die größten Anbieter.


    Im Zweifel solltest Du einfach mal bei der Gesellschaft/den Gesellschaften anfragen - insbesondere, wenn Du ein Video darüber machen möchtest. Ich konnte selbst einmal mit einem Mitarbeiter eines Anbieters sprechen, der in dem Team arbeitete, welches die Vertretung auf den Hauptversammlungen wahrnimmt.

  • mich würde interessieren inwiefern es offengelegt wird (muss) wie ETF Anbieter auf Hauptversammlungen abstimmen.

    Interessantes Thema. Ich lese dazu mal mit.

    Ich kaufe ESG oder SRI ETF's eines bestimmten Anbieters (Aus moralischen Gründen, nicht aus Rendite Gründen).

    Das lege zwar auch nach Nachhaltigkeitskriterien an, aber die Rendite sollte auch stimmen.


    Welche ESG ETFs hast Du? Bisher hat mich noch kein ESG ETF überzeugt.

  • Im Zweifel solltest Du einfach mal bei der Gesellschaft/den Gesellschaften anfragen - insbesondere, wenn Du ein Video darüber machen möchtest. Ich konnte selbst einmal mit einem Mitarbeiter eines Anbieters sprechen, der in dem Team arbeitete, welches die Vertretung auf den Hauptversammlungen wahrnimmt.

    Hallo Manni,

    das mit dem Video sollte eher als möglichen Hinweis an die Redaktion (z.B. ein Interview von Saidi o.ä.) gemeint sein :)

    Ich denke mal Finanztip hat mit der Reichweite auch mehr Möglichkeiten um an die Leute zu kommen.

    Was hat denn der Mitarbeiter erzählt?

    Ich bin auf das ganze mal per Zufall durch ein Interview von Extra ETF glaube ich gekommen. Allerdings war das der Deutschlandchef von BNP Easy und dieser meinte (surprise surprise) BNP Stimmt am ESG freundlichsten ab. Die Studie die dort verlinkt war, war jetzt auch nicht sonderlich ausführlich.

    Ich könnte diese auch mal nochmal suchen.

    Gruß Leon

  • Welche ESG ETFs hast Du? Bisher hat mich noch kein ESG ETF überzeugt.

    Hallo winter,

    ja das mit den richtigen ETF's ist so ne Sache. Ich habe mein Depot bei Smartbroker und bespare die BNP SRI ETF's allerdings ist das recht müselig. Der World SRI ist doch sehr USA lastig und deswegen habe ich es jetzt mal auf die Regionen aufgeteilt. Nur leider finde ich die Thesaurierenden ETF's nicht als Sparplan.

    Und ob Rendite stimmt oder nicht weiß man eh erst hinterher, deshalb mach ich mir da kein Stress, in 10 Jahren werden eh alle sagen: war doch so klar das die Aktie lief etc. :). Weltportfolio mit ETF und ein bisschen Cash. Bin aber auch noch recht jung.

  • Was hat denn der Mitarbeiter erzählt?

    Er hat einige über den "Arbeitsalltag" berichtet, welcher vor allem aus Absprachen mit Kollegen aus der Unternehmensanalyse und dem Nachhaltigkeitsbereich besteht. Diese Gesellschaft hat eine Größe, welche auch Besprechungen außerhalb der Hauptversammlungen möglich machte. Also eigentlich sehr viel in Besprechungen sitzen.

    Leider konnten keine Details/Beispiele vorgestellt werden, es ist aber so, dass in solchen Meetings ein gegenseitiger Austausch der eigenen Vorstellungen für die Strategie und wichtige Entscheidungen erfolgt. Dabei vertrat diese KAG oft die Forderung, einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit und dessen transparentes Controlling/Reporting zu legen.


    Was das Abstimmungsverhalten angeht, werden wichtige Themen meist vor der HV bereits besprochen, sodass nicht der Rahmen der HV selbst "gesprengt wird". Nichts desto trotz werden auf der HV dann oft einzelne Themen durch die Gesellschaft auf die Tagesordnung gesetzt, welche aus Sicht dieser wichtig sind.

    Ebenfalls etwas "überraschend" war, dass bei den Abstimmungen die Zustimmung nicht garantiert ist. Eine Enthaltung ist schon ein klares Statement (je nach Anteilsquote), eine Ablehnung schafft es dann auch schnell mal in die Wirtschaftsbereiche ordentlicher Tageszeitungen.

  • Ich hab detailliert dazu mal Nachforschungen angestellt: es gibt eine einzige akademische Studie, die das Stimmverhalten von Vanguard (unter aller Sau) und Blackrock (weniger schlecht, aber haben ja vor ein paar Monaten verkündet, dass sie keine climate-related shareholder resolution mehr unterstützen werden "wegen micro-management").
    Shareaction stellt in ihrer jährlichen Studie das Stimmverhalten der größten Vermögensverwalter dar. Hier sind Amundi und BNP die einzig passablen Häuser, die auch ETFs emittieren.

    Ist auf jeden Fall ein super wichtiger Punkt, der leider bei allen Finanzbildungsmedien inkl. Finanztip massiv vernachlässigt wird, da man hierüber viel eher von tatsächlicher Wirkung durch eine nachhaltige Geldanlage sprechen kann, als bei reinem Ausschluss von "braunen" Unternehmen. Wirklich effektiv wird es aber erst, wenn nicht nur die Stimmrechte genutzt, sondern auch zusätzliche Beschlussvorlagen eingereicht werden. Ich hab dazu hier [Link wurde von der Moderation entfernt] mal nen Blog-Artikel geschrieben.

  • nik_kraemer

    Ich vermute, dass Du hier nur Werbung für Deinen Blog machen willst. Daher mal für Xenia getaggt.


    Um aber mal auf das Thema zu kommen:

    Ich hatte es bereits an anderer Stelle geschrieben. Es kann und darf nicht die Aufgabe des ETF-Herausgebers sein, für eine 'nachhaltige' Geldanlage Partei zu ergreifen oder diese zu bevorzugen!

    Der ETF-Anbieter ist ein Dienstleister, der einen ETF auf einen bestimmten Index anbietet! Nicht mehr und nicht weniger.


    Es würde ein massive Klagewelle auslösen, wenn ein Vermögensverwalter wie Vanguard oder Blackrock Stimmung für oder gegen eine bestimmte Industrie machen würde. Schließlich bietet der gleiche Vermögensverwalter auch 'nicht nachhaltige' Investments an.