Riester Renten Vergleichen

  • HAllo,

    ich stelle mir gerade die Frage,wo sehe ich bei meinem alten Riestervertrag was er alufend kostet und ob es ein guter oder schlechter Vertrag ist? Wie vergleiche ich das mit anderen und wer kann mir neutral helfen? danke:)

  • Hallo Fienchen, für eine öffentliche Einschätzung bist Du hier schon richtig. Für eine Bewertung des Vertrags brauche ich folgende Angaben, die Du in Deiner letzten jährlichen Standmitteilung findest:

    - Anbieter und Art des Vertrags

    - Vertragsbeginn

    - Rückkaufwert

    - Bewertungsdatum (Berechungsdatum der Status-Mitteilung)

    - monatlicher oder jährlicher Brutto-Beitrag

    - Deine staatlichen Zulagen (Grundzulage, Anzahl Kinderzulagen)

    - Zieldatum (Beginn der späteren Rentenzahlung)

    - Zielwert des Guthabens (Prognose zum Zieldatum)

    - zugesagte Monatsrente daraus


    Für die Bewertung ist außerdem Dein heutiger und künftiger Steuersatz relevant. Den kannst Du aber vertraulich für Dich behalten, da kann man zwei Szenarien durchrechnen.


    Wenn Du das Ganze vertraulich prüfen lassen willst, empfehle ich einen unabhängigen Berater auf Honorarbasis. Makler und Vermittler haben einen Interessenskonflikt, weil sie von den Provisionen der verkauften Verträge leben.

  • HAllo,

    Anbieter ist PB Versicherung Fond-riester Vertrag

    Datum letzte Bewertung:02/2020

    monatlich 33,77Euro

    staatl.Zulage 2x 185 Euro pro Kind und mich

    Ziel:1.12.2041

    Garantierter Betrag:5988€

    Hochrechnung 2041

    4,00% 86,19

    6,00%63,68€

    8,00 % 131,90€

    Vielen Dank

  • Hallo Fienchen, ich glaube, die Werte bei der Hochrechnung 2041 sind verdreht. Vermutlich gelten bei 6% Marktrendite die 86,19 € als Monatsrente. Denn bei 6% sollte die Rente ja höher sein als bei 4%.


    Wenn Du noch die prognostizierte Vertragssumme 2041 bei Marktrendite 6% findest, kann ich die Effektivkosten ausrechnen. So oder so finde ich das Ergebnis nicht berauschend.


    Wenn Dir der Riester-Anbieter bei einer Marktrendite von 6 % eine Monatsrente von 86 € verspricht, dann musst Du diese auch noch versteuern. Bei angenommen 20% Steuern in der Rentenphase bleiben davon nur 69 € netto übrig.


    Wenn Du alternativ den Vertrag ruhen lässt und ab 01.01.2020 die monatlichen 33,77 € per Sparplan in einen ETF anlegst, der auch 6% Rendite im Schnitt erzielt, dann hättest Du am 01.12.2041 ca. 17.470 €. Die Summe hättest Du netto gut 16.000 € zur freien Verfügung oder könntest Dir bei weiterhin 6% Rendite eine ewige Monatsrente von 85 € netto auszahlen. Dabei würdest Du auf die staatlichen Zulagen verzichten, hättest aber trotzdem mehr übrig.


    Die Zulagen werden offenbar von den Versicherungskosten mehr als aufgefressen. Bis 2041 werden die Kinderzulagen vermutlich auch tlw. wegfallen, dann wird der Vertrag noch uninteressanter. Bei einer solchen Beitragsfreistellung würde der ruhende Riester-Vertrag mit den bisherigen Beiträgen trotzdem noch eine kleine Summe beisteuern. Diese Prognose müsste im Bescheid auch enthalten sein.


    Ich kann Dir nicht raten, das eine oder das andere zu tun. Ich bin kein Versicherungsberater und kenne Deine restlichen Vermögensverhältnisse nicht. Aber den Vertrag kritisch zu hinterfragen, war schon eine gute Idee.

  • Das bis dahin gebildete Kapital wird dort leider auch nicht als Prognose angegeben. Wenn ich mal annehme, dass der Rentenfaktor bei 30 liegen wird (d.h. von 10.000 € angesammeltem Kapital werden monatlich 30 € als Rente ausbezahlt), dann komme ich auf eine Nettorendite von 2,5% auf Deine Eigenbeiträge.


    Das ist weniger als Du vermutlich auf einen freien ETF-Sparplan in den nächsten 20 Jahren erzielen würdest. Dort gibt es keine Beitragsgarantie, aber über einen so langen Zeitraum meist eine durchschnittliche Rendite von über 5% netto.

  • Hallo,

    das ist ja sehr cool hier.


    Ich wäre auch sehr froh über eine Einschätzung meines Riester Vertrags.

    Hier meine Daten:


    - Anbieter und Art des Vertrags: debeka, Tarif EFRM(2), Fond DWS ISIN DE0008476524

    - Vertragsbeginn: 01.12.2005

    - Rückkaufwert: 01.01.2020, 28.638,50 €

    - Bewertungsdatum (Berechungsdatum der Status-Mitteilung): 31.12.2019

    - monatlicher oder jährlicher Brutto-Beitrag: 160,42 €

    - Deine staatlichen Zulagen (Grundzulage, Anzahl Kinderzulagen): 175 €

    - Zieldatum (Beginn der späteren Rentenzahlung): 01.01.2033

    - Zielwert des Guthabens (Prognose zum Zieldatum): Summe Eigenbeträge und Zulagen 55.738 €

    - zugesagte Monatsrente daraus: 282 € mindest, bzw. 295 € aktuelle Festlegung


    Schon mal ein liebes Danke vorab für Deine Mühe.


    Gruß

    Dirk

  • Für 127,00 € kann man eine einstündige individuelle unterlagengestütze Telefonberatung bei der Verbraucherzentrale in NRW zur Altersvorsorgeverträgen in Anspruch nehmen, wenn man in NRW wohnt. Andere Verbraucherzentralen mögen andere Preise haben.

    Zitat

    Rückkaufwert: 01.01.2020, 28.638,50 €

    Bei dem eingesetzten Kapital finde ich schon, dass man das passable Honorar der Verbraucherzentrale auf den Tisch legen kann, anstatt sich gratis und vogelfrei auf Kosten und Zeit völlig fremder Personen irgendwo aus dem Internet beraten lassen zu wollen.

    Zitat

    Schon mal ein liebes Danke vorab für Deine Mühe.


    Ja ja .... lieben Dank .... : Guter Rat ist halt teuer!


    Ohne hier irgend jemanden zu nahe treten zu wollen: Bei solch sensiblen Themen würde ich pers. nur Leuten vertrauen, deren nachweisliche Qualifikationen zur Vorsorgebeurteilung mir bekannt sind. Das kann ein Internetforum einfach nicht leisten!

  • Danke für den Rat. Vielleicht mach ich das auch noch. Ich nehme auch nicht alles für bare Münze und möchte selbst verstehen, wie man warum zu welcher Einschätzung kommt, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass auch "Profis" beizeiten keinen Plan haben, sondern eigene Interessen. Das fängt bei der Sparkasse vor Ort an, die nur das an den Mann oder die Frau bringen was sie im Portfolio haben und vielleicht auch ein wenig kennen und hört bei sogenannten unabhängigen Beratern auf. Im Grunde sollte man die Dinge immer selbst, wenigstens so halb verstehen, ansonsten ist das ein Zufallsprodukt. Analog sehe ich das bei der Verbraucherberatung.

  • Hallo Dirk decker , nachdem Du die Werte so schön präzise angegeben hast, jage ich das gern nochmal durch meinen Taschenrechner. Ich gebe @Vino Verde recht, das ersetzt keine persönliche Beratung. Im Prinzip kann man sich die Renditen auch über Portale wie z.B. zinsen-berechnen.de ausrechnen.


    Mit Deinen Werten komme ich auf eine Nettorendite von 0,0%, wenn man den garantierten Zielwert nimmt und einen Steuervorteil der Art unterstellt, dass Du heute 42% Grenzsteuersatz hast und in der Rente nur 20%. Falls in der Rente die Steuer auch bei 42% liegt, reduziert sich die Nettorendite auf -3,0%.


    Allerdings ist die zugesagte Rente von 282 € recht "großzügig". Wenn man hier einen Rentenfaktor von 35 unterstellt, müsste das Kapital bei Rentenbeginn 80.500 € betragen. Das ist doch deutlich mehr als der heutige Rückkaufwert plus die künftigen Beiträge. Daher bin ich skeptisch, ob das so stimmt. Wenn ja, dann ergäbe sich bei 20% Steuersatz in der Rente eine Nettorendite von 3,5% (ohne Steuervorteil 0,5%).


    Fazit: Als Single ohne Kinder lohnt sich Riester meist kaum. Die Grundzulage wird von den Vertragskosten fast aufgefressen. Der Steuervorteil, wenn man heute viel Steuer zahlt und später wenig, bringt ca. eine Jahresrendite von 3%. Falls bis zur Rente die gleichen Gesetze gelten wie heute.


    Natürlich hat eine Rentenversicherung noch andere Aspekte als die reine Rendite. Daher ist dies hier auch keine Versicherungsberatung, sondern nur ein Renditebetrachtung. :)

  • Selbst verstehen ist nie verkehrt! Allerdings: Die beschriebenen Interessenskonflikte treten bei „kostenlosen“ Beratungs(also ->Verkaufs)-Gespräche auf (z.B. bei der Sparkasse oder unabhängigen Versicherungsmaklern). Die sind hinfällig, sobald Du für die Beratung bezahlst (wie z.B. bei der Verbraucherzentrale oder noch besser, und etwas teurer, bei einem VersicherungsBERATER, also nicht Versicherungs-Vertreter und nicht -Makler). Allerdings bieten auch manche Makler eine kostenlose Überprüfung bestehender Verträge an, das kann auch eine gute Möglichkeit sein, um zu einer Einschätzung zu kommen.


    Vor der Prüfung eines spezifischen Vertrags stellt sich bei Riester auch stets die Frage, ob das das Konstrukt an sich auf Deine Lebenssituation passt. Das würde dann dort mitgeprüft.

  • Es gibt die 10 goldenen Riesterfragen, es gibt auch ein Vergleichstool mit allen aktuellen Tarifen sowie „Alttarifen“ die nicht mehr am Markt angeboten werden. Geschätzt zwei drittel der Rie-Re Kunden hätten anders geriestert wenn sie vorher die 10 goldenen Riesterfragen durchgegangen wären. Riester Rente lassen denn die gewährt ein lebenslanges Einkommen als Rentner. Hier übernimmt keiner die Haftung wenn ich auf Ratschläge von dieser Seite höre.

  • So vielen Dank an alle für die Infos, Ideen und Berechnungen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich das weiterlaufen lasse. Maximal eine Ruhigstellung käme in Betracht, aber ich lasse das laufen, eine lebenslange Renter ist auch nicht zu verachten und ich habe auch noch ein paar ETFs laufen, das muss reichen.

  • So vielen Dank an alle für die Infos, Ideen und Berechnungen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich das weiterlaufen lasse. Maximal eine Ruhigstellung käme in Betracht, aber ich lasse das laufen, eine lebenslange Renter ist auch nicht zu verachten und ich habe auch noch ein paar ETFs laufen, das muss reichen.

    Finde ich nicht ganz verkehrt. Auf einem Bein steht man stets schlecht, ist auch meine Meinung :)

  • Finde ich nicht ganz verkehrt. Auf einem Bein steht man stets schlecht, ist auch meine Meinung :)

    Ich habe für mich (Stand heute) die identische Entscheidung getroffen.

    Sehe meine ETF als Renditebringer und mein Riester-Fondssparplan ist der risikofreie Anteil meines Gesamtvermögen.

    Ich hoffe nach wie vor, dass sich die Regierung endlich bewegt und von der kompletten Kapitalgarantie abrückt.

    Wenn es die Finanzlobby nicht gäbe, wäre es vermutlich auch schon geändert.