ETF kaufen: Tageszeit oder Limit?

  • Hallo,


    in einem der Tipps hier wurde erklärt, warum es sinnvoll ist, ETFs zwischen 15 und 17 Uhr zu kaufen, weil dann alle wichtigen Börsen geöffent sind und die Preise am besten sind. An anderer Stelle wurde auch erwähnt, dass man bei Verwendung eines Limits mit etwas sportlichem Ehrgeiz das Limit auch niedriger ansetzen kann, um einen möglicherweise vorübergehend niedrigeren Preis zu bekommen.


    Jetzt frage ich mich, was eigentlich gegen die Nutzung von Limits spricht. Dabei bleibt die Order allerdings mindestens den ganzen restlichen Tag gültig. Die Zeit lässt sich also nicht auf 15 bis 17 Uhr beschränken. Außer ich lösche die nicht ausgeführte Order um 17 Uhr wieder. Aber warum auch, denn es kann mir doch egal sein, wann der Preis sinkt.


    Die einzige Gefahr, die ich dabei sehe, ist, dass der Preis am folgenden Tag noch weiter sinken könnte. Aber damit muss man eh immer rechnen und wenn ich ein Limit setze, muss ich damit rechnen, zu diesem Preis zu kaufen.


    Habe ich was übersehen?


    Ich möchte den Direkthandel bei ING nutzen, für MSCI-ETFs. Habe ich das richtig verstanden, dass die Ordergebühr nur anfällt, wenn die Order auch tatsächlich ausgeführt wurde? (Ein nicht erfülltes Limit wäre also kosten- und folgenlos.)

  • Ein Risiko, das du nicht bedacht hast, ist folgendes: Wenn das Limit gar nicht erreicht wird, müsstest du später noch einmal aktiv werden und einen Auftrag mit einem höheren Limit geben. Das ist einerseits zusätzlicher Aufwand für dich. Andererseits hast du die zwischenzeitlichen Kursgewinne dann versäumt.

    Es ist dann also genau der Fall eingetreten, den du vermeiden willst: Du hättest auch einen günstigeren Einstiegskurs bekommen können (nämlich den von dem Zeitpunkt, als du deine ursprüngliche Order aufgegeben hast). Diesen (wie du später feststellst: eigentlich doch ganz günstigen) Kurs hast du aber nicht genommen.


    Das grundlegende Problem ist, dass niemand weiß, wie sich der Kurs entwickeln wird. Bei einer langfristigen Anlage ist der Einstiegskurs nicht der eine entscheidende Faktor. Entscheidend ist es, lange dabei zu bleiben und Kursrückgänge aussitzen zu können.

  • Hallo ygoe, willkommen im Finanztip-Forum.


    Vorbemerkung: Alles was hier jetzt noch kommt ist letztendlich Statistik. Es kann klappen, man kann aber auch viele Male daneben liegen und unterm Strich mehr zahlen. Deswegen ist es nur eine Anregung und Du solltest das für Dich und Deinen ETF erst mal gegenprüfen, ob wirklich ein Vorteil besteht.


    Quelldaten gäbe es z.B. über das Kursblatt bei LS-XC https://www.ls-x.de/de/kursblatt, da sind nur Kurse drin und alle in einer Datei, oder bei der Börse Stutttgart beim einzelnen Wert, wichtig hier nur auf die Kurse nicht auf die Taxe schauen. Hier als Beispiel für den größten https://www.boerse-stuttgart.d…ucits-etf/times-and-sales


    Zeitpunkt:

    Wenn die Börsen aufmachen dauert es ein paar Minuten bis eine Richtung gefunden ist. Durch de Positionseröffnungen der Daytrader etc. ist alles ein wenig volatil, wodurch auch die Händler der ETF kein klares Bild haben und ggf. den Spread erhöhen. Genauso gilt das auch am Handelsende weil Positionen geschlossen werden. Deswegen sollte man vom Anfang und vom Ende jeweils 15-20 Minuten wegbleiben, um einen geringen Spread zu bekommen. USA öffnet um 1530, Europa schließt nach 1700, mit dem Puffer ist man so bei 1545-1700/1715 Uhr.


    Das war jetzt das Thema Spread. Generell kann man auch Zyklik spielen, dass die Kurse am Monatswechsel und zur Monatsmitte höher sind, weswegen ein Kauf einige Tage vor Monatsende schick sein könnte. Hat im Januar 2020 halbwegs geklappt, Maximum war am 20.01.. Wenn die Woche schlecht ist kann auch Freitag Abend ein netter Kauftermin sein, weil "niemand " Risiko übers Wochenende haben möchte.


    Limit:

    Wenn man das jetzt alles weiß ist gegen ein Limit nichts einzuwenden. Die Idee dahinter ist, dass Kurse selbst an starken Tagen (meistens) nicht mit der Schnur gezogen steigen sondern immer mal wieder kurz fallen, weil jemand schon genug Gewinn gemacht hat und verkauft. Das kann man sich mit einem Charttool am Kerzenchart anschauen, weil die Docht und Lunten das Überschießen nach oben und unten anzeigen und der Körper die Differenz Startkurs zu Schlusskurs. In manchen Chartprogrammen kann man die "Average True Range" anzeigen lassen, das ist das mathematische Maß dafür. Man könnte also darauf spekulieren, dass man ausgehend vom aktuellen Kurs irgendwo in der halben Range noch mal zum Zuge kommt. Das wird um so besser funktionieren je weniger stark die Anstiegstendenz ist. Dazu kann man sich ab 1400 - wenn der Frühhandel in USA beginnt - die Tendenz der US Futures anschauen, z.B. rechts oben bei https://www.investing.com/, Tech100 (=NASDAQ) steht links ziemlich weit unten.


    Volatilität:

    Wenn man ein ganz harter Hund ist auf den VIX schauen, geht der munter hoch ist Panik im Markt gefolgt von guten Kaufkursen. (steht bei Investing in der Nähe des Tech 100).


    Wiederholung des Warnhinweises:

    Das sind Indizien ohne jegliche Gewähr, dass es überhaupt oder im Einzelfall gutgeht. Deswegen erst mal auf Papier über und ein Gefühl entwickeln. Ob der wirtschaftliche Vorteil den Zeitaufwand lohnt ist fraglich.


    Kosten:

    Im PLV der ING steht

    Vormerkung/Änderung/Streichung eines Limits kostenlos

    Quelle https://www.ing.de/binaries/co…e-leistungen_1145_143.pdf


    Wenn mit Direkthandel Tradegate inkl. Limithandel gemeint ist sollte das funktionieren. Auch auf Tradegate kann man sich die Times&Sales-Liste anschauen, soweit ich weiß aber nur für den laufenden Tag.

  • Danke für die ausführliche Erklärung! Ich verstehe das so: Ja, Limit kann man machen, ist nicht weiter gefährlich, lohnt aber eher nicht, ein realistisches Limit zu ermitteln, so dass man nicht mehrmals nachsteuern muss.


    Das mit der Zyklik (Monat, Woche) hatte bei meinem Wunsch-ETF die letzten Monate und Wochen nur selten einen erkennbaren Effekt, wenn ich die Charts bei ING richtig lese. Daher könnte ich wohl auch einfach ab und zu auf den aktuellen Kurs schauen, und wenn er mir günstig erscheint, sofort bestmöglich kaufen. Ich nehme mal an, dass ich dann auch mit einiger Wahrscheinlichkeit in kurzer Zeit (Sekunden bis Minuten) etwa den zuletzt angezeigten Kurs bekomme, oder? Interessanterweise ist der Kaufpreis jedes Mal, wenn ich das Kauf-Formular öffne, leicht unter dem allgemein angezeigten Kurs. Ich dachte, der Kaufpreis liegt über und der Verkaufspreis unter dem Kurs?

  • Danke für die ausführliche Erklärung! Ich verstehe das so: Ja, Limit kann man machen, ist nicht weiter gefährlich, lohnt aber eher nicht, ein realistisches Limit zu ermitteln, so dass man nicht mehrmals nachsteuern muss.

    Ich würde an einem Direkthandelsplatz immer mit Limit handeln um nicht von einem schlechten Kurs überrascht zu werden, wenn gerade niemand an Dich zum fairen Kurs verkaufen will.

    sofort bestmöglich kaufen.

    wie gesagt lieber mit Limit. Es kann ja die aktuelle Taxe sein.

    Interessanterweise ist der Kaufpreis jedes Mal, wenn ich das Kauf-Formular öffne, leicht unter dem allgemein angezeigten Kurs. Ich dachte, der Kaufpreis liegt über und der Verkaufspreis unter dem Kurs?

    Das verstehe ich nicht. Sag mir mal die ISIN, dann versuche ich es über einen anderen Anbieter.


    Habe das mit dem ishares gerade bei Flatex versucht. Ich bekomme den Briefkurs als Kaufangebot angezeigt und der stimmt in etwa mit der Webseite von Tradegate überein, wobei die Webseite seltener aktualisiert.

  • ISIN: IE00B4L5Y983, eine eurer Empfehlungen (ING-Seite, Kaufpreis sieht man nur nach Login).


    Im Moment, nachdem ich den letzten Beitrag abgesendet hatte, ging der Kaufpreis auch ein Stückchen über den allgemeinen Kurs, der sich daraufhin ebenfalls leicht erhöht hatte. Vielleicht ist der Kaufpreis Echtzeit und der andere Kurs hängt immer einen Moment hinterher? Letztlich sind die Unterschiede wohl auch zu gering, um nennenswerte Vorteile daraus zu schlagen.


    Übrigens meine ich den ING-Direkthandel, keinen externen Handelsplatz. Das Depot existiert schon, ich hatte dort bereits andere Konten.

  • Das mit der Zyklik (Monat, Woche) hatte bei meinem Wunsch-ETF die letzten Monate und Wochen nur selten einen erkennbaren Effekt, wenn ich die Charts bei ING richtig lese.

    Ich kann das nicht ganz nachvollziehen. Der Kurs hatte jeden Tag ein Schwankung von mindestens 50 Cent. Die Monatszyklik ist durchaus auch erkennbar.