RuV Versicherung Private Rente auflösen?

  • Liebe Gemeinde,


    ich (39, verheiratet mit Kindern) benötige Hilfe bei einer privaten Rentenversicherung, die ich im Jahr 2009 bei der R+V Versicherung (Mitgliederrente; Tarif SL) abgeschlossen habe.


    Der Sparplan begann mit 50 €/mtl. und dynamisierte sich bis heute auf ca. 86 € hoch.

    Die garantierte Rente beträgt ca. 171 € zzgl. Überschussbeteiligung.

    pro Jahr werden ca. 120 € Kosten abgezogen.

    Die Überschussbeteiligung wurde Ende 2020 auf 1,75 % gesenkt.


    Meine Überlegung ist es, die Versicherung aufzulösen und in mein Basis ETF zu investieren (FTSE All World von Vanguard).


    Verliere ich dadurch irgendwelche Vorteile, die sich aus dem Versicherungsmantel ergeben?


    Neben einer eigengenutzten Immobilie, die ich derzeit noch abbezahle,

    der gesetzlichen Rente, in die ich seit über 20 Jahren einzahle; davon die letzten 15 Jahren immer den Höchstbeitrag,

    habe ich seit 2009 auch noch eine Entgeldumwandlung bei einer Pensionskasse, die ich ebenfalls mit dem Höchstbetrag (steuerlich) bespare. Darüber hinaus geht neben dem üblichen Notgroschen alles in ETFs und Aktien.


    Wie seht Ihr das?

  • Nun,

    rein rechnerisch betrachtet ist die Sache ziemlich klar. Der ETF-Sparplan bietet die westlich besseren Renditechancen.

    Aber, wenn Du z.B. aus gesundheitlichen Gründen mit 55-60 Jahren in ALG2Hartz4 abrutschen würdest, muss das ETF-Depot 'verbraucht' werden, bevor Du Leistungen erhältst! Ein Riester/Rürup bliebe Dir in diesem Fall erhalten.

    Und auch vielen vielen privaten RV ist es möglich diese Hartz4-sicher zu gestalten.

    https://www.steuertipps.de/alt…tz-iv-schutz-kaum-genutzt

    Es besteht ja auch die Möglichkeit die Dynamik zu kündigen und so quasi die Leistungen einzufrieren und die Steigerungen dann statt in die Versicherung in den ETF einzuzahlen

    Genauso so kannst Du den Vertrag einfach beitragsfrei stellen.

    Muss letztlich jeder für sich entscheiden, wie wichtig einem ein gewisser Basis-Schutz ist und wie man ansonsten abgesichert ist (z.B. BU, Arbeitgeber, usw.).


    Schlussendlich wird uns der Staat schon nicht verhungern lassen (Grundversorgung). ;)

  • Vielen Dank für den Hinweis mit ALG2. Das wäre dann jedoch von meiner BU abgedeckt. Diese besagte Rentenversicherung ist soweit ich weiß gar nicht Harz4 sicher. Wenn ich mich richtig erinnere, kam diese Regelung auch erst später.


    Was aber meinst Du genau mit dem Basis Schutz? Hinsichtlich der Altersvorsorge? Dafür ist ja die genannte Entgeldumwandlung in Ergänzung zur gesetzl. Rente abgeschlossen. Das würde ich als Basis-Schutz gegen Langlebigkeit bezeichnen. Oder habe ich Dich nicht richtig verstanden?

  • Mit Basis-Schutz meinte ich mehr, dass es eben diese paar € aus einer renditeschwachen Versicherung sein könn(t)en, die Einen am Ende vor dem Schicksal 'Flaschen sammeln' bewaren können.

    Ist bei Dir ja ganz offensichtlich nicht der Fall, da neben BU ja eine bAV und eine Immobilie vorhanden sind!

    Das Langlebigkeitsrisiko sehe ich mehr durch die gesetzl. Rentenversicherung abgedeckt. ;)

  • Hallo.


    Bei Einzahlungen an der Beitragsbemessungsgrenze, seit 15 Jahren und wahrscheinlich noch weitere 25 Jahre, ergeben sich Rentenanwartschaften von grob 3.200 Euro im Monat, eher mehr.

    Wenn die Pensionskasse dazukommt, sollte für ein auskömmliches monatliches Einkommen gesorgt sein. Ob dann ein zusätzliches Produkt, das die Zahlung einer lebenslangen monatlichen Leistung vorsieht, tatsächlich notwendig ist?


    Die Zahlungen, die bisher in die private Rentenversicherung geflossen sind, könnte man natürlich in einen ETF-Sparplan o. Ä. umleiten. Daher ist der Gedanke recht naheliegend.

  • Der Sparplan begann mit 50 €/mtl. und dynamisierte sich bis heute auf ca. 86 € hoch.

    Die garantierte Rente beträgt ca. 171 € zzgl. Überschussbeteiligung.

    pro Jahr werden ca. 120 € Kosten abgezogen.

    Die Überschussbeteiligung wurde Ende 2020 auf 1,75 % gesenkt.

    Um das richtig im

    Vergleich zu rechnen, fehlen noch das aktuelle Vertragsguthaben, die Summe aller Einzahlungen, ab welchem Alter die Rente laufen würde und welchen Betrag aktuell die Überschussbeteiligung ausmachen würde.

    Gut möglich, dass die Kosten auch deshalb höher sind, weil für jede Erhöhung über die Dynamik erneut Abschlusskosten anfallen - das kann man ggfs im Vertrag prüfen.


    Der Punkt der Vorredner ist wichtig: Brauchst Du eine zusätzliche lebenslange Rente oder nutzt Du die Versicherung nur, um Vermögen aufzubauen (mit den immer beschworenen Steuervorteilen, die aber regelmäßig durch überhöhte Kosten ausgestochen werden)? Nach der Entscheidung kannst Du weiter überlegen (zahlen mit/ohne Dynamik, stilllegen, kündigen).

  • @ Referat Janders:

    Vielen Dank für Deinen Beitrag.

    Als auskömmlich werde ich das hoffentlich bei Renteneintritt auch bezeichnen.;-)


    Was meinst Du aber bitte mit dem Satz:

    "Ob dann ein zusätzliches Produkt, das die Zahlung einer lebenslangen monatlichen Leistung vorsieht, tatsächlich notwendig ist?"


    Die Frage ist doch immer was denn die Alternative ist. Mein oben geschilderter Grundgedanke ist ja, alles in einen Basis ETF zu umzuschichten.

  • Was meinst Du aber bitte mit dem Satz:

    "Ob dann ein zusätzliches Produkt, das die Zahlung einer lebenslangen monatlichen Leistung vorsieht, tatsächlich notwendig ist?"


    Die Frage ist doch immer was denn die Alternative ist. Mein oben geschilderter Grundgedanke ist ja, alles in einen Basis ETF zu umzuschichten.

    Das sind aber zwei unterschiedliche paar Schuhe, wie in Referat Janders und meinem Beitrag angeklungen. Möchtest Du Altersvorsorge (mit der Abdeckung des Langlebigkeitsrisikos, also mit der Option eine monatliche Rente zu erhalten) oder möchtest Du Vermögensaufbau (also Kapitalvermehrung). Natürlich kann man auch von einem ETF-Depot einen Auszahlplan anlegen, aber fundamental ist das eben doch etwas anderes, ob eine Versicherung das Risiko trägt (mit Kosten, beschränkter Einflussnahme, möglichen nachträglichen Vertragsänderungen, aber eben einem Vertrag) oder ob man es selbst macht (z.B. mit ETF, mit dem allgemeinen Marktrisiko und dem Risiko, dass man mangels Erfahrung oder Nerven oder ... es eben doch nicht gut hinbekommt). Ich habe für mich entschieden (von einem ETF-Rürup abgesehen) nur über ein ETF-Depot vorzusorgen/Kapital aufzubauen, aber ich gehe auch davon aus, dass die Renten und die Rürup-Zahlungen mehr als ausreichend sein werden für den Lebensunterhalt im Alter (spricht die Option der Verrentung über eine private RV ist nicht nötig).

  • Galileo hat es schon richtig geschrieben, Rente und Betriebsrente sind später ein steter Einkommensstrom, das Depot eher ein Haufen Geld, aus dem man sich einen Einkommensstrom basteln kann (wenn einem der Sinn danach steht).

    Die Kombination von laufendem Einkommen und einer Reserve erscheint mir recht erstrebenswert, zumindest eher als die Alternativen eines höheren monatlichen Einkommens ohne Reserve oder einer Reserve ohne laufende Einkünfte.