Was ist Grundlage der Aufteilung in Tagesgeld, Festgeld und ETFs, Anlagebetrag oder Gesamtvermögen?

  • Hallo! In Finanztip-Videos und auf der Website habe ich gesehen, dass man immer das gesamte Vermögen betrachten soll, bevor man sich entscheidet, Geld anzulegen. Jetzt frage ich mich, was das in der Praxis bedeutet.


    Nehmen wir an, ich lege z.B. 3 Monatsgehälter (5000 EUR) als Notgroschen beiseite, die ich nicht anlegen möchte. Jetzt habe ich 10000 EUR, die ich anlegen möchte. Davon sollen 80% in ETFs. Kaufe ich also für 80% von 10000 oder von 15000 EUR ETFs, also für 8000 oder für 12000 EUR?


    Vielen Dank im Voraus!

  • Keine Ahnung, ob es da ein wissenschaftliches Prinzip gibt, aber ich klammere den Notgroschen aus. Dieser ist ja nicht angelegt, sondern steht für spontane unerwartete Ausgaben zur Verfügung. Den Rest verteile ich auf risikoarme (Festgeld) und risikobehaftete (ETFs) Anlage gemäß Risikotragfähigkeit und davon abgeleiteter Asset Allocation.


    Wie gesagt, so praktiziere ich es - ob das immer so gemacht wird - keine Ahnung.

  • d90 hat es richtig erklärt. Das Prinzip dahinter ist, dass die Töpfe "Notvorsorge" und "Geldanlage" getrennte Themen sind. Puristen haben dann noch eine weitere Rücklage für schwankende Einnahmen / Ausgaben im Jahr, in dem man z.B. das Geld für den nächsten Urlaub spart.


    Leider steht das nicht mehr so klar im Ratgeber Geldanlage. Ich frage dazu mal bei der Moderation an. https://www.finanztip.de/geldanlage/

  • Hallo.


    Die Rücklage gegen die überraschenden Widrigkeiten des Lebens würde ich auch von der Geldanlage trennen.


    Mit den Prozenten kann man arbeiten, aber man sollte seine Entscheidungen nicht zu sehr von einer Aufteilung abhängig machen, die man (vielleicht schon vor Jahren) einmal für gut befunden hat.


    Es mag vielleicht sinnig erscheinen, monatlich 40 Euro auf das Tagesgeldkonto zu packen und den ETF-Sparplan mit 160 Euro zu bestücken. Aber ob ich mich später dann mit 100.000 Euro Tagesgeld und 400.000 Euro im Depot wohlfühle, ist eine andere Frage.

  • Kater.Ka : irgendwie ist das Fledderei im KleinKlein, sorry.


    Nicht nur "Puristen" haben irgendwie eine Rücklage für schwankende Einnahmen / Ausgaben - die hat wohl jeder und das Geld dafür parkt man meistens auf dem Girokonto und auf dem Tagesgeld: Immer vorausgesetzt, man ist nicht gerade in Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder hängt sonstwie finanziell gerade in den Seilen. Rücklagen muss man sich leisten können, den Notgroschen im Falle der Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Null abrufen können.


    Im Januar werden Versicherungen fällig. Dann Geld für den Urlaub oder einen neuen Kühlschrank, Reparaturen, eine größere Anschaffung neuer Kleidung etc. Zahnarzt usw. ... .


    Das zählt doch alles zum ganz normalen Doing von uns Konsumenten. Und das weiss auch jeder Erwachsene. Da hat nichts in der Betrachtung Geldanlage / Vermögensaufbau zu suchen. Das gehört eher in den Bereich "Geldschule" / Basics, weil junge Erwachsene mit eigenem Hausstand sowas meist innerhalb ihres ersten selbstständigen Jahres gelernt haben müssen. Man nennt es Wirtschaften.

  • Ich bin mir nicht ganz sicher worauf Dein Feedback zielt. Der TE hatte vom Notgroschen und von der Geldanlage gesprochen. Den jahreszeitlichen Ausgleich hatte er nicht angesprochen, darauf wollte ich im Sinne eines systematischen Vorgehens hinweisen.


    Selbstverständlich würde ich auch erwarten, dass Wirtschaften gelernt wird. Abweichend von Deiner Meinung sehe ich beim Zahnarzt ein Finanzierungsangebot für die Rechnung hängen, werden Urlaubskredite angeboten, von den Finanzierungsangeboten bei Elektro- und Möbelhändlern ganz abgesehen.

  • Ich finde alles richtig was ihr gesagt habt. Aber wenn ich gerade erst anfange zu sparen oder mir eine große Portion Notgroschen nötig erscheint, dann habe ich bei separater Betrachtung der Blöcke eine Übergewichtung der sicheren Seite, die ich mir bei den Überlegungen zur Risikoneigung so nicht gewünscht hatte. So würde für @MarcQ ein Aktienanteil von 53 % herauskommen statt der eigentlich gewünschten 80 %.


    Im Extremfall hast Du denn relativ junge Leute mit 5000 € netto und planbaren Ein- wie Ausgaben, die 5 Monatsgehälter als Notgroschen plus noch eines auf dem Konto liegen haben, 20.000 € Rücklagen für das neue Auto auf dem Tagesgeld A liegen haben, den Urlaub auf Tagesgeld B ansparen und die 100.000 € freies Vermögen konservativ anlegen mit 25 % Aktien-ETF.


    Vielleicht kommt es darauf an, wie Du den Notgroschen siehst. Ist er wirklich die eiserne Reserve, die ausschließlich für ungeplante Notfälle verwendet wird, also eigentlich nie? Dann würde ich ich ihn zum sicheren Baustein dazuzählen. Ist es mehr ein Schwankungsausgleich und wird zum Wirtschaften benötigt? Dann sollte er außen vor bleiben, um keinen zu hohen Aktienanteil zu riskieren.

  • Vielen Dank an alle!


    Pantoffelheld , du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Genauso meinte ich es. Tendenziell würde ich auch die drei Monatsgehälter bei der Entscheidung nicht mitbetrachten, welche konkreten Beträge ich bei der Geldanlage in welche Töpfe stecke. Allerdings könnte das u.U. zu einem nicht beabsichtigen Ungleichgewicht führen, da evtl. viel zu viel Geld im sicheren Baustein landet - wie du völlig richtig sagst, 53% statt der beabsichtigten 80% im o.g. Beispiel.

  • Pantoffelheld


    Dazu habe ich ein anderes Verständnis. Wenn jemand sonst nichts hat haben im Notgroschen die ETF nichts verloren. Mathematisch beginnst Du immer mit Aktienquote 0 und für große Vermögen konvergiert es dann z.B. zu den 80%.

    Rein von der Rendite her tut es mir auch weh, vom Sinn her meine ich aber trotzdem. dass hier Sicherheit vorgeht.


    Beim anderen Beispiel gebe ich Dir recht, 25% Aktienquote ist in der Jugend nicht angemessen.


    @MarcQ


    Du hast ein konkretes Beispiel aufgezeigt und darauf habe ich geantwortet. Ich würde jemanden, der nur die 15.000 hat nicht raten davon 80% in einen ETF zu stecken. Corona-Korrektur waren 3x%, damit wären rund 30% zumindest als Buchverlust mal weg.

  • Danke, Kater.Ka ! Ja, am Ende ist es wahrscheinlich auch einfach eine Frage der persönlichen Risikobereitschaft.

  • Kater.Ka Das wäre dann das andere Extrem, wenn jemand z.B. 80, 90, 100% Aktienquote haben möchte und in der Konsequenz auch noch den Notgroschen in Aktien steckt.


    Frage an den Sparer: Kann ich mir das Risiko leisten?


    Wenn ja (jung, Einnahmen hoch, Ausgaben übersichtlich) - warum nicht? Wenn denn doch mal "die Waschmaschine kaputtgeht und das Auto zum TÜV" und gleichzeitig die Aktien 3x% unter Einstand notieren, dann muss ich eben trotzdem die 3000 € abheben, die ich brauche. Auch wenn ich mit diesen 3000 € einen Verlust gemacht habe, dann werde ich auf mittlere und längere Sicht trotzdem besser fahren, wenn nicht über Jahrzehnte mit zu viel Puffer operiere.


    Wenn nein, dann sollte ich es bleiben lassen. Aber wer sagt mir das?


    Die spannende Frage ist doch vor allem, wie ich meine Risikoneigung und -tragfähigkeit in den "korrekten" Aktienanteil umrechne. Da wird mir dann 25/75, 50/50 oder 75/25 angeboten und je nachdem was ich so fühle, wird es schon sein (Finanztest "Pantoffel"). Wie ich zu dem Gefühl komme und was der Hintergrund dazu ist... keine Ahnung.


    Meint

    Guido, der selbst über Jahrzehnte mit zu viel Puffer gefahren ist

  • Wir sehen das genau gleich. Ich habe inzwischen selbst die Rücklage für die Immobilie nicht mehr als Sichteinlage.


    Bei vielen Anfragen hier vermute ich 100% Aktienquote und das dann nicht breit sondern im Global Clean Energy (+136% in 2020). Da halte ich dann halt ein wenig dagegen. Systematisch sollte man die drei Töpfe im Kopf haben, wie stark man sie additiv sieht oder eben nicht.