Mieterin (55), mit ein paar Rücklagen, sucht ...

  • Liebe Community,


    keine Sorge, das hier ist nicht die etwas andere Kontaktanzeige ;) Ich würde nur gerne für meine Schwiegermutter einen Rat bei euch einholen.


    Kurz zu ihr:

    • Sie ist 55 Jahre alt,
    • lebt zur Miete,
    • bekommt eine Erwerbsunfähigkeitsrente von etwa 1.300 Euro,
    • arbeitet zusätzlich als Beraterin/Coach, womit sie sich die Rente aufbessert und
    • hat etwa 60.000 Euro an Rücklagen zur Verfügung.
    • Mit dem Geld aus ihrer Rente und der Nebentätigkeit kommt sie gut hin.
    • Sie möchte ihrer Nebentätigkeit so lange wie möglich nachgehen.

    Da sich ihr Traum einer eigenen Immobilie in ihrer Region wohl nicht mehr realisieren lässt, möchten wir ihr Geld nun gerne anderweitig für die Rente anlegen. Dafür habe ich ihr empfohlen, einen möglichst großen Teil ihres Ersparten in ETF anzulegen, den sie dann - sobald nötig - als Rentenaufbesserung per Entnahmesparplan "abschöpft". Den Rahmen dieser Empfehlung würde ich gerne von euch "absegnen" lassen.


    Würdet ihr die 60.000 Euro (bis auf den Notgroschen) komplett in ETF investieren? Ich bin selbst im Vanguard FTSE All Word (A1JX52) investiert und würde den auch meiner Schwiegermutter empfehlen. Ich frage mich nur:

    • Ist "alles bis auf den Notgroschen" die richtige Menge? Oder vergesse ich etwas, wofür noch mehr Geld zurückgehalten werden sollte?
    • Wie viel würdet ihr zunächst als Einmalanlage tätigen? Direkt "alles, bis auf den Notgroschen"?
    • Ich stelle mir vor, dass ein Sparplan in dem Alter nur noch bedingt Sinn macht. Sehe ich das richtig?

    Über eure Meinungen zur "Rentenvorsorge" meiner Schwiegermutter würde ich mich sehr freuen :)


    Danke und beste Grüße!

  • Hallo.


    Statistisch ist wohl "all in" die ertragreichste Variante zu investieren, dem gegenüber hat eine Staffelung (z. B. über 12 Monate verteilt) wahrscheinlich weniger Auswirkungen auf die Nachtruhe. (Alles innerhalb des "buy and hold"-Ansatzes.)


    Ein Sparplan macht Sinn, wenn jede Einzahlung mindestens 15 Jahre im Sparplan liegt (First In - First Out).


    Damit man nicht in der tiefsten Talsohle des Marktes mit der Entnahme starten muss, wäre es zu überlegen, den Sicherheitspuffer Richtung Ruhestand etwas großzügiger zu bemessen.


    Am Ende muss die Schwiegermutter sich damit wohlfühlen.

  • Ist "alles bis auf den Notgroschen" die richtige Menge? Oder vergesse ich etwas, wofür noch mehr Geld zurückgehalten werden sollte?

    Finanztip empfiehlt Mischportfolios aus breit anlegenden Aktien-ETF und Tages- bzw. Festgeld. Nun ist die Frage, was der Notgroschen ist. Wenn es nur die 3-6 Monatsnetto / Monatsbedarfe sind finde ich das angesichts des Lebensalters und der bestehenden Rentenlücke ohne die Nebentätigkeit etwas aggressiv. Angesichts der Zinssituation würde ich auf die alte Regel Aktienquote = Lebensalter durchaus etwas draufschlagen. Je nach individuellem Sicherheitsbedürfnis würde ich mindestens x Monate * Einkünfte aus der Nebentätigkeit als zusätzlichen Sicherheitsbaustein nehmen.

  • Guten Morgen zusammen und danke für die erhellenden Rückmeldungen!


    Lieber Referat Janders, könntest du mir den folgenden Auszug noch einmal erläutern?

    den Sicherheitspuffer Richtung Ruhestand etwas großzügiger zu bemessen.


    Und stimmt, Kater.Ka, an die Regel "Aktionquote = Lebenslater" erinnere ich mich. Die nehmen wir plus einen kleinen Aufschlag als Richtwert. Könntest du mir nur noch kurz erklären, welche Rechnung hinter "x Monate * Einkünfte" steckt?


    Ich danke euch!

  • Beide Fragen decken den gleichen Sachverhalt ab. Es gibt ja den Renditebaustein ETF und den Sicherheitsbaustein Tages-/Festgeld. FInanztip empfiehlt für die Entnahme den 15-Jahres-Bedarf in Tages-/Festgeld zu halten, im Forum sind wir gedanklich so bei 5 Jahren. Quelle für die 15 Jahre hier https://www.finanztip.de/altersvorsorge/auszahlplan/#c75017 Egal welcher Betrag gewählt wird muss der eben im SIcherheitsbaustein sein und der wirkt wiederum auf die Aktienquote bzw. Sicherheitspuffer / -baustein.


    Ich hatte so verstanden, dass die Einkünfte aus der Nebentätigkeit die Lücke zwischen Rente und Bedarf zum Leben darstellt. Das ist damit (nach meinem Verständnis) der sichere Bedarf. Der würde dann auch in den Sicherheitsbaustein gehören, im Fall 5 Jahre Absicherung der 60-fache Monatsbedarf, im Fall 15 Jahre der 180-fache.


    Wie man den aufbaut kann man ja überlegen, z.B. jetzt mit dem 5-Jahres-Bedarf starten und ab 60 oder 62 oder ... Zug um Zug den Sicherheitsbaustein größer machen.

  • Hallo, ich bin dieses Jahr 20 Jahre in Altersrente. Ich habe keinen Auszahlplan. Warum auch ? Durch den Auszahlplan würde ich nur unnötigerweise Geld von meinen rentierlichen Depot abziehen. Wenn ich wirklich Geld benötige, kann ich ja auch Fondsanteile selbst verkaufen. Dabei verkaufe ich nur so viel, wie ich wirklich benötige. Bei dem Auszahlplan müsste ich ja im vorhinein wissen, wieviel Geld ich wann benötige. Außerdem kostet ein Auszahlplan zusätzliches Geld.

    Gruß


    Altsachse

  • Ich würde berücksichtigen, wieviel Prozent der Standardkosten durch die 1300 Euro abgedeckt sind. Das Coachingeinkommen ist das Ergebnis selbstständiger Arbeit. Es kann schwanken oder im Krankheitsfall auch wegfallen. Je nachdem welche Lücke da von jetzt auf gleich für die nächsten Jahrzehnte abgedeckt werden muss, würde ich den Tages-/Festgeldpuffer entsprechend wählen.

  • Ich habe keinen Auszahlplan. Warum auch ? Durch den Auszahlplan würde ich nur unnötigerweise Geld von meinen rentierlichen Depot abziehen. Wenn ich wirklich Geld benötige, kann ich ja auch Fondsanteile selbst verkaufen. Dabei verkaufe ich nur so viel, wie ich wirklich benötige.

    Ich glaube, das ist hauptsächlich Psychologie: Wenn ich den ETF-Bestand zur Aufbesserung meines regelmäßigen Einkommens brauche, dann ist es für die meisten wahrscheinlich angenehmer, sich einmal einen Plan zu machen und den laufen zu lassen. Wenn Du z.B. alle paar Monate gesammelt nach aktuellem Bedarf verkaufst, hätten viele andere Angst, den Überblick zu verlieren und zu früh zu viel zu verkaufen.

  • Also man könnte voll investiert bleiben und einen zusätzlichen kurzfristig verfügbaren Kapitelpuffer vorhalten. Wenn das Depot plötzlich 60% im Minus ist, dann würde man sich erst an den Puffer halten und erst später an das Depot gehen.


    Alternativen hat Kater.Ka beschrieben.