Hallo,
möchte mich noch mal dazu äußern, da ich immer noch finde, dass in diesem Artikel Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Die Aussage:
"Das zeigt: Vergleiche, die Ihnen oft bei der Anlageberatung präsentiert werden, führen in die Irre. Der Vergleich Sparplan versus Einmalanlage ist in der Praxis schon deshalb unsinnig,
weil Kunden, die einen Aktienfonds-Sparplan abschließen möchten, in der
Regel gar nicht das Kapital für eine Einmalanlage besitzen."
mag mit Sicherheit zutreffen, aber sicher nicht "in der Regel". Aber genau das machen die Autoren dann auch, und dann auch noch fachlich falsch. Weiter oben im Text:
"Hätten Sie allerdings 1994 mit Ihrem Sparplan begonnen, wären die Ergebnisse am Ende der Laufzeit im Jahr 2009 vollkommen anders ausgefallen. Die Rendite hätte lediglich 1,1 Prozent betragen, das Endvermögen nur 19.490 Euro – kaum mehr, als Sie eingezahlt hätten. Die Einmalanlage wächst dagegen auf ein Endvermögen von 38.328 Euro an. Rendite: 5 Prozent. "
Hier kein Wort was mit dem Kapital passiert, das noch nicht im Sparplan investiert ist. Welchen zusätzlichen Wertbeitrag ergibt sich aus dessen Anlage.( Fehler Nr. 1) Zudem wird auch noch unterstellt der Nachbar könnte ja zu den richtigen Zeitpunkten viele Fondsanteile kaufen. Ja natürlich kann er, aber darum geht es ja. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Da der richtige Zeitpunkt im Vorfeld unbekannt ist, versucht man dieses Problem mit einer zeitlichen Verteilung der Investion abzuschwächen.
Zum Vergleich eignet sich lediglich die Rendite des jeweils im Zeitablauf eingesetzten Kapitals und die ist in 5 von 7 Fällen höher als bei der Einmalzahlung. Also ja, bei 2 von 7 Zeiträumen ergibt sich eine höhere Rendite aus der Einmalanlage. Aber wo ist das Kapital, dass noch nicht im Sparplan investiert wurde? (Achtung unsachlich: siehe unten ) Unter der Matratze?
Punktuell kann man mit einer einmaligen Investition natürlich besser fahren. Aber es geht um eine Risikominimierung durch die Verteilung der Investition über einen bestimmten Zeitraum.
Da wir den Austrittszeitpunkt aus einer Anlage nicht bzw. den Kurs zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, kann man natürlich nicht mit 100% Wahrscheinlichkeit sagen Einmalanlage oder Sparplan ist besser. Dies kann nur ex post gelingen.
Ein Sparplan mit einem festen monatlichen Beitrag führt aber in den gezeigten Beispielen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Rendite.
Erschwerend tragen Unterüberschriften wie "Masche 2: Sparplan angeblich besser als Einmalzahlung " aus meiner Sicht nicht gerade zu einer objektiven Betrachtung der Thematik bei. (kleiner Exkurs)
Und ja, mich stört die unsachliche Kritik. Begriffe wie Masche, zurückgepfiffen etc. sind nämlich ebenso eine "Masche" .
Letztlich stört mich aber am meisten, dass bei dem Vergleich mit der Einmalanlage, den die Autoren selbst durchführen, kein einziger Hinweis auf die Erträge aus dem Kapital das noch nicht investiert ist, auftaucht.
Kritik gerne, dann aber bitte sachlich und vor allem fachlich richtig.
Und ja, wenn ich auf der Seite von Finanztip Artikel lese, die von Mitarbeitern oder ehemaligen Mitarbeitern verfasst wurden und diese nicht korrekt sind, muss dies Finanztip gegen sich gelten lassen. Vielen Dank hierfür an @Arnika für den Hinweis, dass die Inhalte überprüft werden.
Gruß
mlem