Ich überlege, ein paar ausländische Aktien zu kaufen und stehe da vor dem Problem der Quellensteuer.
Besonders Frankreich - gibt es dafür wirklich nur den Weg über die DKB wie er auf einigen Internetseiten beschrieben ist (und für 3 Jahre 30€ kostet)?
Wenn Du amerikanische Aktien kaufst, läuft das reibungslos. Bei vielen anderen Ländern läuft das ärgerlich bis ätzend.
Die Versteuerung fremdländischer Dividenden ist in Doppelbesteuerungsabkommen geregelt. Das sind bilaterale Verträge zwischen Deutschland und dem jeweiligen Ausland. Heißt: Es gibt für jedes Land ein separates Doppelbesteuerungsabkommen, so daß das genaue Vorgehen für jedes Land unterschiedlich ist.
Glatt läuft das mit den USA. Die USA kassiert 30% Dividendensteuer, die für Gebietsfremde umstandslos auf 15% reduziert wird. Mit der richtigen deutschen Depotbank werden Dir ohne Dein Zutun nur 15% US-Steuer abgezogen, die sind auf die deutsche Steuer anrechenbar, also zieht die deutsche Depotbank nur weitere 10% deutsche Steuer ab und SolZ nur auf diese 10%. Wenn Du genau nachrechnest, zahlst Du somit auf US-Dividenden eine Winzigkeit weniger Steuer als auf deutsche.
Rechenbeispiel:
100 € US-Dividende, davon bleiben
15 € in den USA. Du zahlst
10 € deutsche Abgeltungsteuer und
55 ct SolZ. Bleiben
74,45 €
Solange Du den Sparerfreibetrag noch nicht voll hast, zahlst Du dennoch die US-Steuer, aber sie wird Dir prinzipiell gutgeschrieben. Bekommst Du im weiteren Jahresverlauf andere Kapitalerträge, wird sie Dir angerechnet. Bekommst Du keine weiteren Kapitalerträge, ist die US-Steuer verloren.
Das ist easy, das kann man machen.
Frankreich ist ein Beispiel für ätzend. Frankreich verlangt 30% Quellensteuer, 12,8% kannst Du Dir anrechnen lassen, die restlichen 17,2% kannst Du Dir vom französischen Fiskus erstatten lassen. Das muß allerdings zwingend über eine Bank gehen, die (berechtigterweise) dafür Gebühren will, so daß sich das nur für größere Depotposten lohnt.
Rechenbeispiel:
100 € frz. Dividende, davon bleiben
30 € in Frankreich. Angerechnet davon werden
12,80 € Du zahlst also weitere
12,20 € deutsche Abgeltungsteuer und
67 ct SolZ. Bleiben
57,13 €
Ich hätte über meine Bank zurückfordern können:
17,20€
Ich hatte mal einen Posten Total (etwa 20 T€), die haben im Jahr etwa 4%, also etwa 800 € Bruttodividende gebracht, davon blieben unter normalen Umständen etwa 57% (statt etwa 74%). Ich hätte pro Jahr etwa 137 € über meine Bank zurückfordern können, die hätte dafür meiner Erinnerung nach 70 € Gebühren haben wollen. 67 € Rückerstattung für mich oder andersherum gerechnet: Nicht 26,375% Steuer wie auf deutsche Dividenden, nicht 25,55% wie auf US-Dividenden, sondern 42,9% ohne Erstattung oder etwa 35% mit Erstattung.
Also habe ich den Posten zur DKB geschoben. Die Vorabbefreiung hat damals 11,90 € gekostet (heute kostet sie wohl 30 €). Im Falle Total gilt sie (wenn man so will) nur für 2 Jahre. Sie muß nämlich 14 Tage vor Dividendentermin vorliegen, und der erste Dividendentermin von Total ist der 07.01. Das haut terminlich also niemals hin. Vordatieren darf man nicht. Wenn Du mich fragst: Noch eine kleine Stachelbeere des französischen Fiskus. Als Kleinanleger hat man den Eindruck, daß die Franzosen sich sehr darum bemühen, den Kleinanlegern die Steuererstattung zu vergällen (damit sie das eingenommene Geld nicht wieder auszahlen müssen).
Dennoch: Ich habe die Vorabbefreiung dann eingereicht. Dann sah die Rechnung so aus:
100 € frz. Dividende, davon bleiben
12,80 € in Frankreich, die voll angerechnet werden. Du zahlst also weitere
12,20 € deutsche Abgeltungsteuer und
67 ct SolZ. Bleiben
74,33 €
Das ist praktisch deutsches Niveau, mit 26,67% sogar etwas weniger.
Wer wirklich nennenswert französische Aktien im Depot haben will, sollte die also bei der DKB lagern und die 30 € alle zwei oder drei Jahre für die Vorabbefreiung bezahlen.
Mit der Schweiz geht das einfacher, da kann man es selber machen (und es ist nicht schwer), dafür kann man Schweizer Aktien seit einigen Jahren nicht mehr vernünftig handeln, weil sich die Eidgenossenschaft mit der EU darüber streitet.
Die Schweiz genehmigt sich 35% Quellensteuer, davon sind 15% anrechenbar.
Rechenbeispiel:
100 € Schweizer Dividende, davon bleiben
35 € in der Schweiz. Angerechnet davon werden
15 € Du zahlst also weitere
10 € deutsche Abgeltungsteuer und
55 ct SolZ. Bleiben
55,45 €
Man kann über die Bank oder selber zurückfordern:
20 €
Für die Rückforderung Schweizer Quellensteuer braucht man einen sog. "Tax Voucher". Das ist eine Bescheinigung der Bank, daß die Schweizer Quellensteuer korrekt abgeführt wurde. Wenige Banken (m.W. die ING und die consorsbank) legen dieses DIN-A4-Blatt der Dividendenabrechnung einfach kostenlos bei. Andere Banken rechnen dafür 15 bis 20 € ab. Man kann Schweizer Quellensteuer 4 Jahre rückwirkend zurückfordern, aber auf dem zugehörigen Formular gehen nur 3 Jahre. Ich habe das mal meine Bank machen lassen, die hat tatsächlich 4 Jahre zurückgefordert, der 2 Formulare wegen aber 2 Vorgänge daraus gemacht (und sich somit 2 Vorgänge bezahlen lassen). Immerhin war die Währungsumrechnung mit einbegriffen.
Für mich ist spesenmäßig der sweet spot erreicht, wenn ich das einmal alle 3 Jahre mache. Die Vorgehensweise ist im Netz gut beschrieben (ansonsten -> PN). Man füllt ein Formular aus, schickt das per E-Mail an die Schweizer Steuerbehörde, braucht aber noch zusätzlich ein Formular, das man beim deutschen Finanzamt abstempeln lassen muß, was physikalisch in die Schweiz muß. Man bekommt dann binnen weniger Tage eine CHF-Überweisung, für deren Umrechnung in € die DKB geringe 12,50 € berechnet hat. Andere Banken berechnen dafür auch schon einmal 25 €.
Das sind nur 3 Länder. Es gibt noch viele, viele andere Länder bereits in Europa, schon gleich in der Welt.
Wenn Du mich fragst: US-Aktien sind reibungslos, kann man machen. Aktien anderer Länder (etwa die beiden genannten) sind eigentlich nur etwas für Masochisten.
Wer will, kann natürlich seine Bank machen lassen. Bei Kleinanlegern kann es aber halt sein, daß der Erstattungsbetrag zum großen Teil in die Spesen geht.
ETFs sind definitiv einfacher handzuhaben.