Mir ist das mit den Geldmarkt-ETFs noch nicht ganz klar
Die haben doch auch einen Kurs, wie eine Aktie.
Schau Dir einfach mal einen Chart eines solchen Geldmarkt-ETFs an, beispielsweise den hier:
Schau Dir bitte nur das letzte Jahr an. Bis ins letzte Jahr hinein waren die Zinsen negativ, da gabs für Tagesgeld keine Zinsen, da sanken alle Renten, auch dieser Fonds.
Es gibt solche Fonds in einer ausschüttenden Version (da bekommst Du einmal oder mehrere Male im Jahr einen "Zins") und in einer thesaurierenden Version. Da steckt der Zins im Kurs, der einfach immer weiter steigt. Das siehst Du ja im Chart.
Zu gerade diesem ETF gibts auch eine Erklärseite, nämlich diese hier: https://dbx0an.com/de
Auf dieser Seite gefällt mir nur eines nicht: Es wird als Negativmerkmal notiert, daß dieser ETF (wie alle Fonds und ETFs) nicht der Einlagensicherung unterfalle. Das ist aber letztlich kein Nachteil, sondern sogar ein Vorteil. Geht Deine Bank pleite, sind Deine Vermögenswerte bei dieser Bank nur bis 100.000 € geschützt (was auch immer das im Zweifelsfall wert ist). Das betrifft Sparkassenbriefe, Festgelder, Termingelder, Girokonto.
Papiere auf Deinem Depot dort - dazu gehören auch ETF-Anteile - sind davon nicht betroffen. Die sind sog. "Sondervermögen". Wenn Deine Bank pleite gehen sollte, behältst Du diese Papiere völlig unabhängig von ihrem Wert.
Die haben doch auch einen Kurs, wie eine Aktie. Dann ist der Kauf und Verkaufskurs doch auch entscheidend, wie auch der Basiszins. Oder ist der Einstiegszeitpunkt wurst?
Angenommen: Basiszins ist 3%; ich verkaufe mit 1% Kursverlust. Dann habe ich doch nur 2% Rendite, oder?
Schau Dir das Chartbild an! In diesem Papier steckt ein Zins drin, der steht aber nicht ausdrücklich drauf. Der Zinssatz, an dem sich dieses Papier orientiert, liegt aktuell bei etwa 3,8%, er ändert sich aber ständig. Die Fondsleute kaufen sehr kurzlaufende Papiere (wenige Monate Laufzeit), die laufen also ständig aus und andere werden neu gekauft.
Das braucht Dich nicht zu kümmern.
Du kaufst Anteile dieses Papiers, hältst die ein Weilchen und verkaufst die, wenn Du Dein Geld brauchst. Der Kurs des Papiers zappelt nicht, sondern zieht praktisch gesetzmäßig an. Du hast beispielsweise im Februar 2023 Papiere für 1000 € gekauft und sie wieder im Oktober 2023 verkauft. Beim Verkauf hast Du 1020 € bekommen, also 20 € oder 2% mehr.
Der Kurs jeder Aktie ändert sich von Tag zu Tag um 0,5%, 1% oder gar 5%. Der Kurs dieses Papiers ändert sich sehr wenig, vielleicht 0,01% pro Tag, so daß es in 365 Tagen 3,65% sind. Das gleiche gilt für alle Geldmarkt-ETFs. Die ändern sich ganz langsam, als thesaurierende Papiere steigen die langsam und stetig.
Wenn Du ein ausschüttendes Papier hast, das zu einem bestimmten Zeitpunkt 2% ausschüttet, fällt der Kurs des Papiers an diesem Tag natürlich um diesen Betrag. Wenn Du so willst, ist das ein "Dividendenabschlag".
Das hier
ist der ausschüttende Bruder des obigen ETFs. Schau Dir auch hier den Chart an (1 Jahr!). Bei diesem Fonds kannst Du wählen, wie man im Chart mit den Ausschüttungen umgehen soll. Schalt sie mal aus! Jetzt hast Du eine Sägezahnkurve: Immer bei einer Ausschüttung fällt der Kurs. So kannst Du natürlich nicht vergleichen. Also schalte die Ausschüttungen wieder dazu. Jetzt wird die Kurve so dargestellt, als hättest Du für die Ausschüttung sofort neue Anteile gekauft.
Ich finde thesaurierende Papiere praktischer, das ist aber Geschmackssache. Bei einem ausschüttenden Papier bekommt man halt immer wieder Geld ausgezahlt, manche Anleger mögen das.
Wird hier auch Vorabsteuer fällig? Wird die z. B. bei der DKB oder Trade Republic automatisch abgeführt?
Wenn man im Jahr mehr als 600 € Gewinn macht, weil man die Kohle braucht und raus nehmen muss. Muss man dann Spekulationssteuer zahlen?
Viele Fragen, aber ich meine es ist sinnvoll, sich hier vorher Gedanken zu machen.
Nein, es wird keine Vorabsteuer fällig, einfach deswegen, weil es keine Vorabsteuer gibt.
Bei allen Fonds will unser supergerechter Steuerstaat Deutschland Steuer auf die sog. "Vorabpauschale". Die Vorabpauschale ist ein fiktiver Gewinn, den der Staat vorab festsetzt, und der bisher immer niedriger war ist als der eigentliche Gewinn. Das damit verbundene Verfahren ist superkompliziert (passend zum supergerechten Steuersystem), Du machst Dir sinnvollerweise keinen Kopf darum.
Nur soviel: Die Steuer auf die Vorabpauschale ist geringer als die Steuer auf den Zinsertrag eines Tagesgeldkontos. Wenn Du also schwankst zwischen einem Geldmarktfonds und einem Tagesgeldkonto, so zahlst Du für den Geldmarktfonds vorab weniger Steuer als fürs Tagesgeldkonto.
Eine Spekulationssteuer gibt es auch nicht.
Wenn Du irgendwann mal Anteile des Geldmarktfonds verkaufst, dann berechnet Dir die Bank den Gewinn und zieht ggf. davon Vorabpauschalen ab, die Du bereits versteuert hast. Auf das Ergebnis zahlst Du dann Abgeltungssteuer.
Jeder Steuerzahler hat aktuell 1000 € Kapitalerträge im Jahr frei. Beim aktuellen Renditeniveau von etwa 4% kannst Du also 25.000 € zu 4% anlegen, ohne dafür Steuer zu zahlen. Wenn Du aktuell noch weniger hast, brauchst Du Dir um die superkomplizierte und supergerechte Steuerberechnung in den vorigen Abschnitten keine Gedanken zu machen.
Es ist nie verkehrt, sich vor einem Kauf zu informieren, allerdings sollte man sich nicht so viele Gedanken machen, daß man sich nicht mehr zu bewegen traut.
Ich habe mir von dem obigen Fonds Anteile gekauft, weil mir das Hüpfen von Bank zu Bank mit dem Tagesgeld alle 6 Monate auf den Wecker gegangen ist. Aber auch das muß jeder Anleger selber wissen.