Beiträge von Christian_1983

    Hi @Henning,


    ich möchte nicht jeden "Mythos" der Capital im einzelnen durchgehen aber soviel sollte gesagt sein:


    Mythos 2: Inflationsschutz: Hier schneiden Anleihen sehr schlecht ab (Korrelation von -0,72 zur Inflation), während Gold den besten Inflationsschutz bietet. Aktien schneiden überraschend auch schlecht ab.


    --> Ich denke der Vergleich hinkt gewaltig. Gerade bei Gold ist es extremst wichtig, welchen Zeitraum man sich anschaut. Hier wurden anscheinend die Zeitreihen von 1900 bis heute korreliert. Wie man weiß ist Gold in den letzten 14 Jahren sehr gut gelaufen. Hätte man die Korrelation vor dieser Zeit berechnet, kämen ganz andere Koeffizienten raus. Was mich auch überrascht ist die deutlich negative Korrelation bei Aktien. Aktien werden doch auch als "Inflationsschutz" bezeichnet (m.E. sicherlich nicht so gut wie Gold aber definitv auch nicht so schlecht wie dargestellt). Was ich mich auch frage, ist welche Zeitreihen Capital bitte für Immobilien verwendet hat. Auch hier müsste natürlich eine Differenzierung des jeweiligen Standorts erfolgen. Im Fazit hat dieses Ergebnis m.E. eine geringe Aussagekraft.




    Mythos 10: Niedrige Zinsen spielen keine Rolle
    Hier wird zwar auch die Bundesbank verwiesen, der ich eigentlich sehr viel Glauben schenke, jedoch bezieht sich die Bundesbank auf einen Zeitraum seit 2009. Diesen Zeitraum (bis 2013) schätze ich als zu kurz ein und ich bin mir sicher es gibt diverse wissenschaftliche Untersuchungen die belegen, dass das Zinsniveau einen signifikanten Einfluss auf das Preisniveau von Immobilien hat. Die von der BB genannten Faktoren spielen mindestens eine genauso große Rolle aber zu sagen, dass Zinsen keinen Einfluss haben, ist Quark.


    Mythos 12: Immobilien werden erschwinglicher:
    "Ob sich jemand Wohneigentum leisten kann, hängt vor allem vom Haushaltseinkommen, der Höhe der Zinsen und dem Kaufpreis ab. Die Haushaltseinkommen sind in den vergangenen fünf Jahren leicht gestiegen, die Zinsen hingegen deutlich gesunken, die Kaufpreise haben sich insgesamt leicht und in Großstädten stark erhöht. Der deutsche Maklerverband IVD lässt jährlich untersuchen, wie sich die Veränderungen dieser drei Faktoren auf die Erschwinglichkeit auswirken. Ergebnis der jüngsten Untersuchung von Anfang dieses Jahres: Die Erschwinglichkeit eines Hauses oder einer Wohnung ist knapp unter ihrem Rekordwert." (Quelle o.g. Link zu Capital).
    Hier steht auf einmal dass Zinsen doch einen Einfluss haben. Ja, was denn nun? Und wieso werden Immobilien erschwinglicher, wenn die Einkommen in Deutschland nur leicht gestiegen sind, die Zinsen keine wesentlichen Einfluss auf die Preise haben und die Immobilienpreise sich ebenfalls leicht (Großstädte: stark) erhöht haben? Es fehlen einfach Zahlen, die diese Entwicklungen verdeutlichen. Zudem muss man immer den Standort der Immobilie berücksichtigen. Immobilien sind mit Sicherheit nicht in Großstädten erschwinglicher geworden. Auf dem Land sind grundsätzlich fallende (!!) Immobilienpreise zu beobachten. Diese werden natürlich erschwinglicher.
    --> Auch diese Aussage hat m.E. nur eine geringe Aussagekraft.


    Alles im allem sind solche Mythen immer mit Vorsicht zu genießen. Es erfolgen sehr starke Pauschalisierungen. Zudem sind Datenbasis, Untersuchungszeitraum etc der Studie stark zu hinterfragen bzw. zu beachten. Ich deute die Veröffentlichung solcher Mythen mehr als "wir springen noch auf den Zug bzw. Hype von Immobilien auf".


    Beste Grüße
    Christian_1983

    Hallo zusammen,


    meine Frau und ich (beide Anfang 30) haben uns vor einigen Jahren eine Immobilie gekauft, die wir selbst bewohnen. Die zugrunde gelegte Finanzierungsstruktur ist sicherlich nicht optimal aber @Henning hat diesbezüglich bereits sehr guten und hilfreichen Input gegeben - vielen Dank nochmals.


    Meine Frau und ich sind zwar beide berufstätig jedoch haben wir uns noch nicht mit dem Thema "Altersvorsorge" noch gar nicht beschäftigt. Das Angebot ist nach meinem Erfinden gigantisch und man weiß gar nicht so recht, was man am besten machen soll. Derzeit sparen wir den Betrag, der am Ende des Monats übrig bleibt und legen die Summe alle paar Monate in Renten oder Aktien-ETFs an. Damit sind wir bisher ganz gut gefahren aber dieses kann sich natürlich auch rasant ändern (Zinsanstieg, fallende Aktienkurse). Lebensversicherungen hat keiner von uns abgeschlossen, wohingegen wir beide eine BU haben.


    Als Altersvorsorge hat sie nun ein Investment in eine weitere Immobilie (bzw. eine Beteiligung an einem Windrad) ins Spiel gebracht, mit der Absicht diese ausschließlich zu vermieten.


    Abstrahiert von Rendite, Mieteinnahmen etc würde mich interessieren was ihr von diesem Vorgehen haltet: Immobilie(n) als Altersvorsorge? Oder ist ohne der Berücksichtigung von Rendite etc keine verlässliche Aussage möglich?


    Bzgl. der zweiten Idee, einer Beteiligung an einem Windrad, würde mich interessieren ob jemand hiermit schon Erfahrungen gesammelt hat bzw. weiß wo man sich näher informieren kann?


    Vielen Dank für euren Input und beste Grüße
    Christian_1983

    Klingt sehr gut.
    Eine kurze Verständnisfrage noch: Nach einer Wahlzuteilung würde ich ja von der Bausparkasse ein Baudarlehen erhalten. Da beim Baudarlehen jederzeit Sondertilgungen erlaubt sind ("Der Bausparer ist berechtigt, jederzeit Sondertilgungen zu leisten") könnte ich doch das Baudarlehen bei BHW durch ein Darlehen einer Drittbank ablösen und würde mir so einen günstigeren Zinssatz sichern. Sicherlich wäre hierfür die Bezahlung eine Vorfälligkeitsentschädigung erforderlich. Habe ich in den Überlegungen einen Denkfehler oder ist es wirklich so?


    Danke und VG
    Christian

    Henning --> sehr gute Fragen, mit denen du bei mir weiteres Licht ins Dunkle gebracht hast.


    Mit den 5% Sondertilgungen komme ich nicht weit, da hast du Recht. Die Bewertungskennzahl ist noch jenseits von gut und böse. Wie bereits erwähnt ist der Bausparvertrag auf Basis der Bewertungskennzahl erst in einigen Jahren zuteilungsreif.


    Deine Idee mit den 25% ist top. Ich habe nochmal in den AGBs des Tarif W maXX von BHW reingeguckt und demnach gibt es eine Möglichkeit der Wahlzuteilung:


    "Der Bausparer kann in schriftlicher Form eine Wahlzuteilung des Bausparvertrags beantragen, wenn die Differenz von Bausparsumme und Bausparguthaben mindestens 25% der Bausparsumme beträgt. [...]"


    Dieser Absatz ist natürlich genial. Somit kann eine Zuteilung etwa 2,5 Jahre früher als auf Basis der Bewertungskennzahl erfolgen. Als ich kürzlich den Vertreter gefragt habe, ob es irgendeine Möglichkeit gibt effektiv früher zu tilgen und das Baudarlehen in Anspruch zu nehmen musste ich mir einen Vortrag über Forward-Darlehen anhören....


    Das gute an dieser Wahlzuteilung wäre zudem, dass ich das Bauspardarlehen früher in Anspruch nehme und die Begrenzung der Sondertilgungen quasi aushebel:


    "Der Bausparer ist berechtigt, jederzeit Sondertilgungen zu leisten."


    Eine Unbekannte gibt's leider noch und das sind die neuen Konditionen, die eine Wahlzuteilung mit sich bringt. Denn das Baudarlehen wird durch die Wahlzuteilung etwas höher als geplant ausfallen und entweder fordert BHW dann höhere Tilgungsbeiträge oder einen erhöhten Zins. Ich werde das Thema mal auf meine Liste mit aufnehmen und sobald es News gibt poste ich diese gerne ;)


    Insgesamt stimme ich dir beim unausgewogenen Finanzierungskonzept aber zu. Ich würde dieses auch nie mehr so abschließen....


    VG und Danke
    Christian

    kurze Ergänzung zum vorherigen Post: Die Gesamtkosten wurden in der Tat in einer Berechnung pro Jahr dargestellt.


    Ich glaube es wäre für alle zukünftigen Immobilienfinanzierer/Verbraucher hilfreich, wenn Finanztip die Nachteile einer solchen Finanzierung deutlich macht. Zur Finanzierung bin ich damals zu fünf unterschiedlichen Banken gegangen und bei allen wurde mir diese Finanzierungsform verkauft. Letztlich habe ich auch genau eine solche abgeschlossen aber ich kann von dieser Form (Bausparvertrag mit Baudarlehen) nur abraten. Wäre ärgerlich wenn noch mehr Verbraucher diese unnötig teure Finanzierung abschließen.


    Eine kurze zusätzlich Frage habe ich noch: In meinem Bausparvertrag steht drin dass ich max. 5% der Bausparsumme als Sondertilgung im Jahr aufbringen darf. Ist solch eine Klausel überhaupt rechtens?


    Beste Grüße
    Christian

    Hallo Henning,


    ersteinmal super vielen Dank für deine zahlreichen, hilfreichen Antworten.


    Das Finanzierungsmodell wurde bei der BHW Bausparkasse abgeschlossen und hier ist geregelt, dass maximal 5% der Bausparsumme als Sondertilgung pro Jahr geleistet werden dürfen. Dieser Betrag ist nicht groß genug um die Bewertungskennzahl sprunghaft steigen zu lassen. Ich habe das selber mal nachgerechnet und unter der Annahme, dass ich jedes Jahr diese 5% als Sondertilgung leiste, ist der Bausparvertrag nach ca. 6,5 Jahren nach Abschluss des Vertrags (Jahr 2019) zuteilungsreif. Wäre es möglich höhere bzw. häufigere Sondertilgungen zu leisten (auch mit einem hohem Kapitalaufwand), würde ich dieses natürlich versuchen. Aber insofern sind deine erwähnten 24 Monate bis zum Zeitpunkt der Zuteilungsfähigkeit nicht darstellbar.


    Zu der anderen Frage: Ich habe in der Tat mehrere (zwei) Tranchen gebildet, eine für die vermietete Wohnung und eine für die privat genutzte Wohnfläche. Dieses ist aus steuerlichen Gesichtspunkten nicht unerheblich. Sobald beide Bausparverträge zuteilsreif sind, werden ich das private Darlehen zuerst zurückfahren. Der prozentuale Anteil der Tilgung ist jedoch bei beiden identisch, geplant ist jedoch die Tilgungsdauer über die Sondertilgungsmöglichkeiten zu steuern.


    Zu den Gesamtkosten: Soweit ich mich erinnere wurde nie über die Gesamtkosten explizit gesprochen. Wahrscheinlich sind die Gesamtkosten in einer der vielen Berechnungen, die ausgehändigt wurden, aufgeführt. Dies müsste ich heute Abend nochmal in den Unterlagen checken. Gibt es ein Hintergrund der Frage?


    Nach 10 Jahren besteht wohl nach BGB ein Sonderkündigungsrecht. Bis dahin sollten das Baudarlehen in Anspruch genommen sein. Falls dann natürlich der Zinssatz auf dem Markt niedrig ist als gemäß Baudarlehen, kündige ich den Vertrag außerordentlich und suche mir eine Finanzierung bei einer alternativen Bank.
    Gibt es von deiner Seite noch irgendwelche Tipps möglichst mit geringem Schaden und Kosten aus dem Konzept auszusteigen?


    Für Anregungen bin ich immer zu haben....
    Danke nochmals.
    Christian

    Hallo Henning,


    ja, in der Tat ist die Ausgangslage bei mir etwas anders.


    Die Einliegerwohnung ist vermietet, der Rest des Hauses wird privat genutzt. Die Bausparkasse hatte damals als wichtigen und für mich auch plausiblen Grund genannt, dass man mit diesem Finanzierungsmodell (Bausparvertrag & anschließenden Bauspardarlehen) den Zinssatz über einen sehr langen Zeitraum (etwas über 30J) niedrig halten kann.


    Im Rückblick, hätte ich mich damals viel viel besser informieren & ein eigenes Finanzierungskonzept entwickeln müssen. Diese "Fehler" muss ich nun teuer bezahlen, wobei ich durch Sondertilgungen versuche den Bausparvertrag schnellst möglich zuteilungsreif zu besparen (damt ich in die Tilgung komme) und das gesamte Finanzierungskonzept nicht über 32 Jahre sondern eher 22 Jahre laufen zu lassen. Für weitere Tipps bin ich dankbar ;-))


    VG
    Christian

    Henning, deine ketzerische Frage ist berechtigt. Trotzdem kann man auch argumentieren, dass die Banken letztlich nur den Gesetzestextvorschlag hätten übernehmen müssen...


    Ich selber bin auch am überlegen die Widerrufsbelehrung bei der Verbraucherzentrale prüfen zu lassen und dann ggf. den Vertrag anzufechten. Dabei habe ich nicht vor 10 Jahren einen entsprechendes Darlehen aufgenommen, sondern vor ca. 2 Jahren eine Finanzierung mittels Bausparvertrag und anschließendem Baudarlehen abgeschlossen.


    Ich würde den Vertrag auch nicht primär wegen des derzeitigen Zinssniveaus widerrufen (das ist ein schöner Nebeneffekt) sondern weil bei diesem Finanzierungsmodell die erst Tilgung einsetzt, wenn der Bausparvertrag zuteilungsreif ist. Im Vergleich: Bei einem klassischen Annuitätendarlehen tilgt von vom ersten Monat an.....


    Der Vertreter der Bausparkasse hat diesen Unterschied natürlich in keiner Sekunde erwähnt und genau deswegen bin ich etwas sauer und am grübeln. Jedoch muss ich auch sagen, dass der Zusammenschluss der Banken mich etwas abschreckt, schließlich bin auch auf eine Finanzierung in irgendeiner Form angewiesen....


    Happy to discuss...
    Christian