Bergfex:
Hier ein paar Denkanstöße von mir:
1. Schuldentilgung vor Kapitalaufbau
Meines Erachtens gilt dieser Rat vor allem für Konsum-Schulden. Wenn jemand seinen Urlaub, Möbel, Bekleidung oder ähnliche kosumtive Ausgaben über Kredite finanziert, dann sollten erst einmal diese Darlehen getilgt werden. Insbesondere wenn es sich um den berühmten "Dispo" handelt, der vielleicht mit 12 % Zinsen zu Buch schlägt.
Jeder 100-Euro-Schein, der hier in die Tilgung gesteckt wird, bringt schon einmal eine "Rendite" von 12 % in Form ersparter Überziehungs-/Kreditzinsen.
Wenn eine Immobilie finanziert wird, sieht das meiner Meinung nach anders aus. Zum einen sind die Darlehenslaufzeiten i.d.R. sehr lang - und so lange sind die Konditionen fest. Tilgung ist normalerweise "ausser der Reihe" nicht möglich. Mag sein, dass jemand Sondertilgungsmöglichkeiten vereinbart hat, aber das ist eher eine Ausnahme.
Und bei einer solchen Finanzierung stellt sich die Frage einer erhöhten Tilgung eigentlich erst zum Zeitpunkt des Auslaufens der Zinsbindungskondition.
Hier kann man dann eine größere Tilgung vornehmen, wenn inzwischen Kapital angespart wurde. Allerdings Vorsicht: wer alles flüssige Kapital in seine Immo-Finanzierung reinschießt, hat eventuell ein Problem, wenn durch Arbeitslosigkeit, Krankheit, Ehescheidung u.ä. Wechselfälle des Lebens plötzlich ein größerer Finanzbedarf auftritt. Von einer Immobilie kann man nicht "runterbeißen". Also lieber in verträglichen Schritten tilgen - und immer flüssige Mittel für Notfälle bereithalten.
2. Verschiedene Töpfe Festgeld, ETF usw.
Hier gibt es kein falsch oder richtig. Die Aufteilung richtet sich nach den eigenen Zielen. Sicherlich ist ein Betrag von 100 € für Festgeld zu wenig. Und Festgeld bedeutet im Übrigen auch, dass ein bestimmter Betrag für eine bestimmte Zeit festgelegt wird. Für monatliche Sparbeiträge eignet sich ein Tagesgeldkonto, das flexibel angespart bzw. auch wieder verflüssigt werden kann.
3. Vermögensaufbau für Geringverdiener
Bin mal gespannt, ob das Redaktionteam von Finanztip hierzu etwas schreibt. Meine Meinung: wer wenig verdient, kann keine Risiken tragen. Wenn 50,00 € der gesamte Sparbetrag sind, der aufgebracht werden kann, empfiehlt sich eigentlich nur ein Tagesgeldkonto. Und wenn dann nach einigen Jahren Sparens mal ein nennenswerter Betrag da ist, kann man über einen ETF nachdenken.
4. Riester
Riester baut eine Rente auf. Das hat mit Vermögensbildung nur mittelbar etwas zu tun. Natürlich ist ein Rentenanspruch auch ein Vermögenswert - rein rechtlich betrachtet. Allerdings kann ich darüber nicht verfügen. Kann den Rentenanspruch nicht "verflüssigen". Das schränkt die Attraktivität wiederum ein.
Die Riester-Förderung ist grundsätzlich vom Gesetzgeber gut gedacht.
Allerdings ist durch die Vorschrift, dass zum Beginn der Rente mindestens die eingezahlten Beiträge zur Verrentung da sein müssen, ein Sicherheitsmanagement auf Seiten der Produktanbieter erforderlich, das sehr teuer ist.
Deshalb ist die Rendite für den Verbraucher meist bescheiden. Wenn man überhaupt Riester angehen will, sollte man sich auf Aktienfonds-Sparpläne beschränken. Hier hatten wir schon ein paar Beiträge in diesem Forum, die sehr ansehnliche Renditen in Riester berichtet haben.
Man muss sich allerdings vor Augen führen, dass die Renten, die aus einem Riester-Vertrag gezahlt werden, eher mäßig sind. Die Versicherer rechnen hier mit sehr hohen Endaltern (über 100 Jahre!). Das drückt die Rentenhöhe. Deshalb rentiert sich Rieser vor allem dann, wenn der betreffende Sparer steinalt wird.
Generell ist deswegen eher Vorsicht geboten.