Achim Weiss , zunächst einmal ein ganz herzliches "Dankeschön" von meiner Seite. Wir sind uns in diesem Forum ganz oft nicht einig, haben ganz offensichtlich einen anderen Erfahrungshorizont und daraus resultierend eine andere Weltsicht, trotzdem macht es stets großen Spaß mit Dir zu diskutieren und sich auszutauschen. So, let's go!
In der von Dir verlinkten Tabelle sollten wir, denke ich, vor allem auf den Medianwert schauen, dieser drückt wohl am besten die tatsächlichen Vermögensverhältnisse aus, weil er weniger von den Superreichen verzerrt ist. Ich spreche nicht von Ländern wie der Schweiz, Luxemburg oder den USA, dass diese vermögenstechnisch vor uns liegen, ist zu erwarten. Ich finde es aber schockierend, dass wir als dritt- oder viertgrößtes Industrieland der Welt so weit hinter Italien, Frankreich, Portugal, Slowenien zurückliegen und nur ganz knapp vor Griechenland. Und ja, die Rentenansprüche sind offenbar in diesem Median nicht enthalten. Nichts desto trotz glaube ich sagen zu können, dass Deutschland sich nicht gerade durch ein funktionierendes Rentensystem auszeichnet. Die gesetzliche Rente ist heute nur noch in Kombination mit betrieblicher und privater Vorsorge auskömmlich, da sind viele andere Länder erheblich weiter vorne (nicht zuletzt das von mir in diesem Zusammenhang gerne genannte Österreich, welches zusätzlich noch im Vermögensmedian 15 k€ vor uns liegt). Ich denke, ein entscheidender Anteil des Vermögens ist sicher auch der Immobilienbesitz, der halt bei uns in Deutschland auch viel geringer als in vergleichbaren Ländern ist.
Deinem Statement, dass es in diesem Land keine Mehrheit für Verringerung der Bürokratie gibt, will ich vehemt widersprechen. Die Staatsquote steigt und steigt, im nächsten Jahr werden die Einnahmen des Staates durch Steuern aller Art die Grenze von 1 Billion Euro übersteigen, seit ihrer Regierungsübernahme hat die Ampel in der Bundesverwaltung und den Ministerien mehr als 11500 neue Stellen geschaffen, was einer Steigerung von mehr als 6 % entspricht, und das in gerade mal 2 Jahren!
Datenquelle: Bundesfinanzministerium
Diese Entwicklung führt dazu, dass die Steuern und Abgaben immer weiter steigen, der Bürger immer mehr zur Kasse gebeten wird und dadurch auch immer weniger Vermögen aufbauen kann. Ich glaube umgekehrt, dass es eine große Mehrheit gibt, die sich einen schlankeren Staat wünschen, der sich auf die Kernbereiche zurückzieht, die tatsächlich Voraussetzungen schaffen (Guidelines), damit die Industrie und Unternehmen kosteneffizient und zukunftsorientiert investieren können. Dazu bedarf es einer Verlässlichkeit und einer Politik, die für die Gewerbetreibenden so attraktiv ist, dass sie sich tatsächlich in Deutschland ansiedeln und nicht - so wie leider aktuell der Fall - unser Land dorthin verlassen, wo die Voraussetzungen und natürlich auch die Kosten günstiger sind.
Ein typisches Beispiel zum Thema "Bürokratie" sehe ich jeden Tag bei mir vor der Haustüre: gegenüber wohnt eine alte Lady, die pflegebedürftig ist. Da kommt jeden Tag mehrmals ein Pflegedienstmitarbeiter im Kleinwagen angefahren, verschwindet ca. 5-10 Minuten bei der Dame im Haus, kommt dann heraus und sitzt mindestens noch einmal die gleiche Zeit im Auto (eher länger), um die notwendigen Formulare auszufüllen...wäre es nicht sinnvoller, wenn man diese Bürokratieanforderungen reduzieren könnte? Da gibt es noch sehr viel andere Beispiele, die ich nennen könnte, dieses ist aber eines, welches ich jeden Tag vor der Nase habe.
So, und jetzt Du...