Dann versuche ich das so verständlich und kurz wie möglich zu tun. Das soll hier ja keine medizinische Fachdiskussion werden.
Thema MRT bei Brust- und Prostata-Krebs sowie bei "Riss im Becken":
Eine MRT-Untersuchung ist eine feine strahlungsfreie Sache, keine Frage. Aber auch diese Untersuchung kann eben Sinn und keinen Sinn machen. Im Falle einer Brustkrebsfrüherkennung wird das Verfahren bei Patient*innen angewandt, die ein sehr hohes (ggf. genetisches) Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken. Bei allen anderen Patient*innen führt das aufgrund der schlechten Spezifität (also viele falsch positive Ergebnisse) zu unnötigen weiteren Biopsien, Untersuchungen, OPs... Bei Privatpatient*innen ist das sicherlich, je nach Moralgefühl des Arztes, aber ja auch erwünscht.
Bei der Prostata-Krebs-Erkennung kann das schon sinnvoller sein, auch wenn diese Art von Krebs oft erst spät im Leben auftritt und langsam voranschreitet. Aber wir befinden uns ja hier offensichtlich in der Einzelfalldiskussion und Patient*innen, bei denen es nicht so ist, gibt es natürlich auch. Und dann kann es auch sinnvoll sein das MRT bei Verdacht mit einer anderen Art der Früherkennung (Biopsie) zu kombinieren. Die Kosten von 900€ sind allerdings gezielt zu hoch angesetzt. Der einfache Satz nach der GOÄ sind ca. 400€.
Eine MRT Untersuchung der Wirbelsäule zu machen um dann einen "Riss im Becken" (ich nehme an Beckenknochen) zu entdecken, der so gravierend ist, dass er einfach so "durchbrechen" kann? Und das alles mit einem Beschwerdebild, welches laut Arzt "nur" auf einen Bandscheibenvorfall hindeutet? Also Belastung ist noch möglich, führt dann aber nicht zum besagten "Durchbruch" mit sofortigem Verbluten? Wo kommt der Riss überhaupt her? Man wacht ja nicht auf und auf einmal hat man einen Riss im Beckenknochen. Dafür braucht man schon recht große Gewalt. Und an einen Sturz hätte sich der Patient vermutlich erinnert. Puh... wenn man das alles aus der Sicht einer anderen Profession als der des Versicherungsverkäufers betrachtet und formuliert, verliert das alles schon irgendwie an Dramatik...
Thema Darmkrebs:
Dieses Thema fängt natürlich gezielt mit dem Tod an. So weiß der verunsicherte GKV-Patient direkt, was ihm blüht, wenn er den Vertrag nicht unterschreibt. Aber natürlich macht eine Darmspiegelung zur Früherkennung Sinn. Bei hohem familiärem Risiko auch frühestens ab 50. Frühestens? Wieso nicht schon ab 40 wie vom Makler empfohlen? Oder gar ab 20? Naja, es wird sicherlich immer Patient*innen geben, die eine Seltenheit darstellen und vielleicht schon mit 40 an Darmkrebs erkranken. Aber weil das eben eine so hohe Seltenheit ist, wird solch eine Untersuchung von ärztlichen Gesundheitsexperten in dafür angefertigten Leitlinien, auch wenn der Makler anderer Meinung ist, eben nicht empfohlen. Was genau hätte das auch für eine Konsequenz für alles andere? Klar kann jeder Mensch jeden Monat einmal ins MRT steigen und sich von oben bis unten durchscannen lassen. Dann wird vielleicht auch die seltenste Krebsart extrem früh erkannt (Expertise des Radiologen dafür vorausgesetzt), aber sicherlich wird auch eine Menge Unsinn dabei rumkommen (siehe Thema Spezifität oben).
Im Übrigen würde auch kein Arzt eine viel zu frühe Darmspiegelung empfehlen, der sich an die Leitlinien hält. Das würde dann bedeuten, dass der PKV-Versicherte selbst auf die Idee hätte kommen müssen, diese Untersuchung in Anspruch zu nehmen, wobei dann auch noch zufällig ein Polypen entfernt würde, der (keiner weiß es natürlich) in 15 Jahren entartet wäre... Ok... Sollte man aber als GKV-Patient*in zu dieser Gruppe gehören, steht es einem aber natürlich frei auch diese (im Übrigen auch nicht risikofreie) Untersuchung selbst zu bezahlen.
Hier wären wir, dann doch nach längerem Text, bei einem Punkt, den ich schon einmal genannt habe: Die eigentliche Therapie oder Untersuchung unterscheidet sich nicht! Der PKV-Patient bekommt kein besseres Endoskop in den Hintern geschoben und wird auch nicht in das Ultra-HD-MRT, welches neben dem Full-HD-MRT steht, gelegt.
Wenn man sich also als GKV-Patient*in für ein Verfahren entscheidet (ob sinnvoll oder nicht) und die GKV dieses nicht bezahlt (meist aus gutem Grund), steht es einem frei die Kosten dafür selbst zu tragen. Und bei diesen Kosten geht es ja oft um Beträge, die nicht mal den Selbstbehalt bei einer PKV überschreiten. Von daher sollte man sich, meiner Meinung nach, gut überlegen, ob man sich ein Leben lang an die teurere PKV bindet oder ein paar mal im Leben ein paar Dinge selbst bezahlt.
Kurzer Kommentar noch zu der "Unverschämtheit" und "Geschmacklosigkeit", die mir hier seitens des wortgewandten Maklers vorgeworfen wird: Sollten diese Erlebnisse wirklich aus ihrem privaten Umfeld kommen, kann man durchaus auch mal hinterfragen, wie "geschmackvoll" es ist, sich diese Erlebnisse im Bild-Zeitungs-Stil für ihre eigenen Zwecke hinzubiegen.