Viele kostenlose Girokonten sind deshalb ohne Gebühren, weil sie von Direktbanken kommen, die an Filialen und Personal sparen können.
Ist diese Meinung gerechtfertigt? Sollten wir uns freuen, dass wir überhaupt solche Angebote haben? Oder sollte das ein Grundrecht sein?
Natürlich kann es kein Grundrecht auf eine privatwirtschaftlich organisierte Kostenlos-Dienstleistung geben. Ich finde selbst die Auflage, P-Konten zu denselben Konditionen wie 'normale' Girokonten zu führen, grenzwertig, denn selbstverständlich verursachen P-Konten einen höheren Aufwand für die Banken (zudem ohne Aussicht, von dem P-Konto-Kunden über andere Produkte finanziell zu profitieren und diesen Aufwand quasi als Quersubvention zurückzuholen). Wenn es solche günstigen Angebote allerdings gibt, so kann ein kostenbewusster Kunde sie auch ohne schlechtes Gewissen, seine Bank in den Ruin zu treiben, nutzen. In einem gesättigten Markt mit vielen konkurrierenden Anbietern wird es immer Versuche geben, dem Konkurrenten Marktanteile über Preisdumping abzujagen. Da gerade der deutsche Kunde sehr preisbewusst entscheidet, ist hierzulande auch der Bankensektor für den Privatkunden extrem günstig. Die Existenz von Direktbanken kann dabei nicht der alleinige Grund sein, die gibt es in vielen Ländern, doch nur hier haben sie einen so nachhaltigen Effekt auf die Preisgestaltung des gesamten Sektors.
Isoliert betrachtet ist die kostenfreie Führung eines Girokonten mit einer kostenlosen Girocard und einer kostenlosen Kreditkarte und evtl. weiteren 'Goodies' defizitär für die Bank, denn trotz schlanker Kostenstruktur bei effizient gestalteten automatisierten Abläufen verursacht der Girokunde Kosten, die sich die Bank über andere Wege zurückholen muss. Offensichtlich gelingt den meisten Direktbanken dies so gut, dass sich diese Angebote insgesamt rechnen. Dabei sind es nicht allein direkt mit der Nutzung des Girokontos zusammenhängende Erträge wie Nutzung der unverzinsten Girokontoguthaben oder Provisionen von Kreditkartenfirmen, die Erträge für die Bank einbringen. Das kostenlose Girokonto ist der 'Türöffner' für die Bank (ähnlich wie die kostengünstige KFZ-Versicherung im Versicherungsmarkt, die oft - isoliert betrachtet - für den Versicherer ebenfalls ein Zuschussgeschäft ist), um weiteres Geschäft mit dem Kunden zu machen. Offenbar besteht bei vielen Kunden der Wunsch, 'alles aus einer Hand' zu bekommen, so dass es lohnend ist, mit einem attraktiven Produkt den Fuß in die (virtuelle) Tür zu bekommen, wozu sich das Girokonto besonders eignet, da es jedermann braucht. Kunden wie ich, die Produkte bei vielen Banken nutzen und eine Art 'Rosinenpickerei' betreiben, scheinen selten zu sein, worüber ich mich letztlich sogar freuen sollte, da nur dadurch isoliert betrachtet defizitäre Angebote auf längere Sicht existieren können.