Sind
gespannt, was ihr vorschlagen werdet!
Moin,
ich würde zunächst mal vorschlagen sich ganz in Ruhe und mit realistischem Blick eine Strategie zu erarbeiten mit der Ihr auch psychologisch klar kommt. Nutz einem ja nix, wenn man sich jetzt leichtfertig für eine Entnahmestrategie aus einem Aktien-ETF-Depot entscheidet und dann in einigen Jahren nach dem einem Börsencrash in Panik Alles verkauft.
Der Blog von Georg Wieninger (https://www.finanzen-erklaert.de/) wurde ja bereits genannt. Georg beschäftigt sich sehr intensiv mit unterschiedlichsten Entnahmestrategien und hat versucht deren Erfolgswahrscheinlichkeiten mit historischen Daten in die Zukunft hochzurechnen.
Ein sehr bekannte Entnahmestrategie ist die sog. 4%-Regel. Hierzu hat Georg Artikelserie veröffentlicht, der die Risiken dieser Regel aufzeigt: https://www.finanzen-erklaert.de/vorsicht-vor-der-4-regel/
Trotzdem kann man sich m.E. grob an der 4% Regel orientieren was eine realistische Entnahmerate aus einem Vermögen angeht. Bei den von Euch genannten 600.000€ wären das bei 4% 24.000€ (vor Steuern!). Das bedeute also mit 2000€/Monat (vor Steuern) sollte man realistischerweise kalkulieren.
Mit Euren gewünschten 3.000 €/Monat jetzt sieht es also eher schlecht aus (Zumindest zu Beginn der Entnahmephase!).
Georg hat auch diverse Strategien zur 'Absicherung' der Entnahmestrategie durchgerechnet. Sehr populär, weil einfach umsetzbar die Cashpuffer-Strategie. Man behält einen Teil des Vermögens in Tages. bzw. Festgeldern und entnimmt im Falle eines Börsencrashs für einige Jahre seine Entnahmerate dann aus dem Cashpuffer.
Das Thema, wie lang das Geld letztlich reichen muss, ist natürlich auch ein heißes Diskussionsthema. M.E. sollte man sich zunächst mal in der eigenen Verwandtschaft umsehen, was das Thema Lebenserwartung und -qualität im Alter so angeht. Wie alt sind die Urgroßeltern, Großerltern, Eltern so geworden? Waren Sie bis ins hohe Alter (einigermaßen) gesund?
Nein, das ist keine Garantie für das eigene lange Leben. Aber zumindest ist die Erwartung an ein hohes Alter höher, wenn die Familienhistorie generell eher ein überdurchschnittliches Alter erwarten lässt.
Meine Partnerin und ich, sind der Ansicht, dass uns unser Geld in unseren jüngeren Ruhestandsjahren mehr nutzen wird, als im späteren Lebensverlauf. Wir sind daher bereit das Risiko eines vorzeitigen aufbrauchen unseres Vermögens bewusst einzugehen. Lieber noch die ersten 15-20 Jahre des Unruhestandes mitnehmen (Reisen, usw.), als später mit einem dicken Bankkonto die letzten Jahre auf den Tod zu warten.
Allerdings verfügen wir (voraussichtlich) über eine Rente, die uns zumindest ein einigermaßen auskömmliches Leben ermöglicht.
Ach ja, die Wahrscheinlichkeit selbst mit der 4% Regel am Ender der 30 Jahre noch mit einem hohen Vermögen dazustehen, ist deutlich größer, als vorzeitig zu scheitern. Das ist eben das Problem, wenn niemand die Zukunft kennt.
Nur mal so als Gedanke:
2 Menschen, die zum gleichen Zeitpunkt in die Entnahmephase gestartet wären, können allein schon durch den Wohnort einen völlig unterschiedlichen Verlauf Ihres Vermögens im Ruhestand erfahren haben.
Nehmt mal an, dass ein Deutscher und ein Amerikaner im Sommer 1914 in die Entnahmephase gestartet sind. Der Deutsche wird bereits 1918 einen Großteil seines Vermögens verloren haben (1. WK) . Dann bis 1923 spätestens sein gesamtes Bargeld (Hyperinflation). Mit etwas Pech hat der Deutsche dann bis 1944 noch sein Haus durch einen Bombenangriff verloren (2. WK).
Der Amerikaner erlebt zwar die Wirtschaftskrise, erleidet aber selbst dadurch keinen nachhaltigen finanziellen Crash.
In diesem Sinne, viel Erfolg bei Euren Finanzentscheidungen.