Im vorliegenden Fall möchte oder sollte einer eine Lebensversicherung kündigen. Das Kapital in einer Lebensversicherung ist allenfalls zu einem sehr geringen Prozentsatz in Aktien investiert, zumindest der größte Teil ist festverzinslich angelegt.
Das gilt zumindest bei einer klassischen Kapitallebensversicherung wie im vorliegenden Fall.
Meine KLV ist lt. der letzten Standmeldung wie folgt investiert:
- 35% Staatsanleihen Industrieländer
- 5% Staatsanleihen Schwellenländer
- 20% Unternehmensanleihen
- 10% Immobilien
- 10% Baufinanzierung
- 20% teilen sich gleichmäßig auf Pfandbriefe (Darlehen), Aktien und Infrastrukturinvestitionen auf
Also im großen und Ganzen recht sicher, aber eben auch eben recht renditeschwach investiert.
Mir ist das bei meiner KLV ganz recht (inzwischen ). Ich habe nur noch etwas über 7 Jahre bis zur Auszahlung und es steckt aktuell ein mittlerer 5-stelliger Betrag darin. Ein nicht unerheblicher großer Teil meines 'sicheren' Vermögensteils.
Aber schauen wir uns die Situation von Blanket13 an. Dort geht es lt. dem Eingangsthread um einen Betrag von ca. 4.000€ (aktueller Rückkaufwert der KLV). Er hat auch noch > 30 Jahre bis zur Fälligkeit.
In Anbetracht des doch recht geringen Betrags und der langen Laufzeit ein m.E. sehr vertretbares Risiko eine renditestärkere Option der Geldanlage zu wählen.
Wenn einer nun seine Lebensversicherung kündigt und das Geld in einen Aktien-ETF steckt, so ist das ein Wechsel des Anlagemediums, der überlegt sein sollte.
Es gibt auch jenseits von nur Renten oder nur Aktien(ETF) Möglichkeiten sein Geld zu investieren. Wer das Risiko etwas herausnehmen will, kann z.B. auch eine kostengünstige Multi-Asset-Lösung wie den ARERO wählen. Dann hat man neben weltweiten Aktien gleich noch Renten und Rohstoffe im Depot. Damit mindert man das Risiko erheblich.
Ich habe zu Beginn meiner Investorenlaufbahn auch lange über eine Investition in den ARERO nachgedacht, habe das aber schlussendlich verworfen, da ich mit meiner KLV und meiner bAV bereits über einen verhältnismäßig hohen Sicherheitsbaustein verfüge (neben der GRV und Cash).
Eine klassische KLV fortzuführen 'lohnt' i.d.R. nur in wenigen Ausnahmefällen. Zumeist nur, weil man noch einen Vertrag mit einem Garantiezins > 3% p.a. und Steuerfreiheit abgeschlossen hat (vor 2005!). Beides ist im vorliegenden Fall schon mal nicht der Fall.
Und wenn man sich unsicher ist, kann man sich gerne auch eine Meinung von der Verbraucherzentrale oder dem Bund der Versicherten einholen und sich beraten lassen (kostenpflichtig).
Der DAX übrigens hat - aus meiner Erinnerung - auch mal "stagniert" und ist sozusagen "ewig" nur seitwärts gelaufen (der wurde bis März 1981 m. W. nur als Kursindex und nicht als Performance-Index geführt): Meine diese Seitwärtsbewegung war von 1959 bis 1982 (also immerhin 23 Jährchen, in denen sich kurstechnisch wenig bis nix nach oben getan hat). Wobei ich natürlich generell und ohnehin niemand empfehlen würde, sich bei dem Thema "Aktien" nur auf ein einziges Land zu konzentrieren. Eine solche Stagnation halte ich beim "weltweiten Aktienmarkt" für sehr bis äußerst unwahrscheinlich - aber eben auch nicht völlig für ausgeschlossen (s. u.).
Du hättest als Beispiel auch Japan anführen können. Dort kam es nach Platzen der Immobilienblase seit 1990 zu einem seit 30 Jahre seitwärts laufenden Aktienmarkt. Daher sollte man eben auch nicht ausschließlich in einzelne Länder investieren.
Zum Dax hier mal das Renditedreieck des deutschen Aktieninstituts.
https://www.dai.de/fileadmin/u…-Dreieck_70_Jahre_Web.pdf
Nach 30 Jahren wäre man aber immer irgendwie bei einer positiven Rendite gelandet.
Aber es gibt m. E. schon einige valide Gründe, warum es zukünftig deutlich holpriger und zäher werden könnte (mehr Autokratien und Diktaturen, weniger Demokratien, zunehmende geopolitische Spannungen (USA vs. China - um nur ein Beispiel zu nennen), zunehmende Tendenzen zur Abschottung (De-Globalisierung), teilweise Probleme mit der Demographie (Sozialsysteme, Arbeitskräfte usw.), es könnte wieder mehr Geld in Defence fließen (müssen) sprich in die Rüstung, die erforderliche Dekarbonisierung dürfte es auch nicht kostenfrei geben usw.
Irgendwie klingt das nach meiner Jugend.
Die Länder waren hochgerüstet. Der ganze Ostblock bestand aus Diktaturen. Der Russe stand an der Elbe. Nato-Doppelbeschluss, ich mußte in meiner Armeezeit noch die Schattenrisse aller möglichen Kampflugzeuge und -fahrzeugen auswendig lernen.
Der Wald war eigentlich schon quasi Tod. Die deutsche Autoindustrie jammerte wegen der Einführung des Katalysators..., Tschernobyl..., usw.
Also eigentlich Alles wie schon mal gehabt und trotzdem hat sich die Erde (und Wirtschaft) immer weiter gedreht.
Aber "könnte" ist eben Konjunktiv. Kann auch ganz anders kommen. "Dabei sein" bei Aktien (mit einem wie auch immer großen Anteil der eigenen Mittel) dürfte - für die meisten Sparer und Anleger jedenfalls - sinnvoll man könnte auch sagen weiterhin unverzichtbar sein.
"Diesmal ist Alles anders", dürfte so ziemlich der teuerste Satz in der Anlegergeschichte sein.
Ich für meinen Teil habe die Hälfte meines Lebens komplett auf Aktien verzichtet (leider). Habe den Dotcom-Crash voll mitbekommen, als viele Freunde von mir erhebliche Geldbeträge 'verzockt' haben. Das war mir dann Warnung genug.
In der 2. Hälfte meines Lebens setze ich jetzt mal auf marktbreite Aktien-ETF (zumindest teilweise).
Schauen wir mal, ob diesmal Alles anders wird.
PS: Vor mir aus dürfen die Aktienmärkte gerne noch einige Jahre seitwärts laufen! Als weiterhin aktiver Sparplansparer kaufe ich so laufend günstige ETF-Anteile.