Was meint ihr dazu? Welchen Punkten sollten wir mehr Beachtung schenken?
Ich will mal versuchen meine Gedanken zu schildern, da ich mich vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation befunden habe.
Zunächst mal vergesst, was Ihr in der Vergangenheit nicht in Sachen privater AV gemacht habt. Es bringt schlichtweg nix zu sagen, hätten wir mal vor 10-15 Jahren angefangen!
Schaut nur nach vorne und versucht Euren Weg zu finden Euch eine ausreichende private AV aufzubauen.
Ihr habe aktuell Kosten von rund 4.500€/Monat. Bei einem Nettoeinkommen von rund 7.000€/Monat ist da also > 2.000€/Monat Geld zum investieren vorhanden und Ihr habe noch 20 Jahre Zeit. Das sind doch schon mal sehr gute Voraussetzungen. ETF Sparplan habt Ihr auch schon, dass bedeutet, dass Ihr hoffentlich bereits gelernt habt auch mit Schwankungen des Depotwerts klar zu kommen.
1. Wie viel Geld braucht Ihr als Rentner um Euren aktuellen Lebensstil beizubehalten.
Über den Inflationsrechner: https://www.zinsen-berechnen.de/inflationsrechner.php
könnt Ihr ausrechnen, wie viel Geld Ihr in 20 Jahren in etwa benötigen werdet um den gleichen Lebensstandard beibehalten zu können.
Und rechnet das bitte auch weiter. Also nicht nur zum Rentenbeginn, sondern auch mal 20-30 Jahre weiter!
2. Welches Einkommen könnt Ihr durch Rente/Pension/private Rentenversicherung erwarten (Inflation auch hier berücksichtigen!).
Dann habt Ihr eine Ansatz wie groß Eure Versorgungslücke im Alter in etwa sein wird.
3. Wie wollt Ihr diese Versorgungslücke schließen?
Z.B. durch den Vermögensaufbau mit Aktien ETF!?
Ich empfehle Euch unterschiedliche Modellrechnungen anzustellen. Ihr verfügt aktuell über 'totes' Kapital (50K€ in einer festverzinsten Sparanlage, 30K€ die für ein Auto eingeplant sind).
Was wäre, wenn Ihr dieses Kapital ebenfalls in Aktien-ETF umschichtet? Warum nicht das nächste Auto leasen und statt 2.000€/Monat zu sparen dann 'nur' noch 1.500€ oder 1.600€ zu sparen, dafür aber die 30.000€ direkt zu investieren?
Eine gute Seite mit historischen Kursdaten findet Ihr hier: https://curvo.eu/backtest/
Dort könnt Ihr simulieren, wie sich Euer Portfolio in der Vergangenheit entwickelt hat. Und man kann dort auch simulieren, wie sich Euer-Portfolio zukünftig entwickeln könnte (Monte Carlo Simulator).
Einfach mal schauen, wie sich Euer ETF-Portfolio entwickelt hätte, wenn Ihr statt 60K€ und 2K€/Monat Sparrate jetzt 100K€ oder gar 140K€ und dafür 'nur' 1500€ im Monat spart?
Und auch einfach mal selbstkritisch darüber nachdenken, ob Ihr wirklich 20 Jahre diese Sparraten durchhalten könnt?
Evtl. möchte einer von Euch in 10-15 Jahren die Arbeitszeit reduzieren oder gar vorzeitig in Rente gehen (z.B. Rente mit 63 und Abschlägen).
Ich schreibe das bewusst, da 20 Jahre eine lange Zeit sind und sowohl meine Partnerin als auch ich zusehends bemerken, dass die Leistungsfähigkeit im Beruf zusehends abnimmt und man längst nicht mehr so stressunempfindlich ist, wie noch mit 45.
Also auch mal ganz bewusst nur 10-15 Jahre mit unterschiedlichen Startvoraussetzungen im ETF-Depot durchrechnen.
4. Was passiert, wenn Ihr das Rentenalter erreich habt?
Wie sieht Eure Entnahmestrategie in der Rentenphase aus? Auch hier solltet Ihr Euch eine Strategie überlegen. Wenn Ihr mit einem Lebensalter von 90 rechnet, habt Ihr jetzt von 45 Jahre vor der Brust und selbst als Renter/Pensionär, sind es auch noch > 20 Jahre!
Einen sehr gute Übersicht über unterschiedliche Entnahmestrategien findet Ihr auf dem Blog von Georg Wieninger https://www.finanzen-erklaert.…egory/entnahmestrategien/
Wichtig ist, dass Ihre einen Weg findet, den Ihr Beide gehen wollt und auch durchhaltet, wenn es mal holperiger wird. Und das wird es in den nächsten 45 Jahren bestimmt werden!
Wir hatten in den letzten 15 Jahren eine 'Schönwetterbörse'. Es wird auch mal wieder eine langjährige Phase kommen, in der mit einem weltweiten Aktieninvestment keine Rendite zu erzielen sein wird. Das muss man dann sowohl mental als auch finanziell durchhalten können!
Viel Erfolg bei Euren Überlegungen!