Liebe Leute, ihr seid ja wirklich gut drauf (und ich meine das als Lob ?). Ich hatte gedacht, dass nach den ersten produktiven Beiträgen hier Sense ist und, weil ich andere Verpflichtungen hatte, erst mal nicht mehr reingeschaut. Und jetzt ist hier seit Mittwoch schon wieder reichlich Lesestoff zusammengekommen …
(Was mir dabei gefällt: Ich hänge seit Jahrzehnten in sozialen Medien herum, und bei den meisten Foren und Themen fliegen spätestens nach zwei kontroversen Beiträgen die Fetzen. Hier hingegen geht es doch sehr gesittet und konstruktiv zu, und es wird korrekt zitiert, was anscheinend 95% der Menschheit schon zu viel Arbeit ist.)
Zum Thema Rentenanspruch:
Nein, ich habe derzeit wirklich keine bzw. absolut minimale anrechenbare Zeiten. Aber was natürlich noch immer denk- und machbar ist: meine zukünftige selbstständige Tätigkeit als Ein-Personen-GmbH fortführen – und dann als (erst mal) einziger Angestellter meine 60 Monate Minimum sammeln. Dafür ist noch Zeit.
Zur Krankenversicherung / KVdR:
Ich habe mir dann eingedenk des Tipps von monstermania mit der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) beschäftigt, und es sieht wohl derzeit (!) tatsächlich so aus, dass für Pflichtversicherte Kapitalerträge nicht unter die KV fallen. Da ich praktisch mein gesamtes Berufsleben in der Gesetzlichen war, käme ich hier auch in Frage, sobald ich meine 60 Monate beisammen habe. Damit bliebe von der Anlage-Rendite natürlich dramatisch mehr übrig als in der jetzigen Situation – als kinderloser Selbstständiger zahle ich in meiner Kasse (15,8 + 0,6 + 3,4 für PV) 19,8 % Beiträge auf alles, was reinkommt. Da in meiner (demnächst ehemaligen) Branche auf gute Jahre oft magere folgen, führt das zu einem ständigen Gehakel mit der Kasse hinsichtlich der Beitragshöhe. Jetzt kommen (hoffentlich) Kapitalerträge dazu, und das Thema wird noch unübersichtlicher.
Es kann aber eben auch sein, wie Achim Weiss sagte, dass diese Regelung von einer kommenden Regierung einkassiert wird – ob nun per Federstrich oder unter großem Protest, wird man dann sehen. Und da ich den Eindruck habe, dass sowohl das Renten- als auch das Krankenversicherungssystem jedes Jahr tiefer in die Krise(n) rutschen, ist das wohl ein realistisches Szenario.
Anlegen – Aktien vs. ETF, Sparplan, sinnvolle Ratenhöhe:
Auch hier Danke für alle Beiträge. Ich muss es bedenken und am Ende natürlich selbst entscheiden. Ein Sparplan muss auf jeden Fall sein – schon aus psychologischen Gründen (das Geld, das ich im letzten Frühjahr investiert hatte, kam en bloc, und das war beim damals gerade hoch fliegenden MSCI World nicht der perfekte Zeitpunkt).
Vermögensaufbau / zukünftiger monatlicher Verdienst:
Das ist leider gerade terra incognita. Meine „alte“ Branche löst sich leider gerade in Luft auf; ich stehe gerade vor einem beruflichen Neuanfang / Pivot.
(Das ist auch einer der Gründe, warum die zweiten 100.000 € noch in der Gegend herumstehen: Es kann sein, dass ich einen Teil davon in das neue Geschäft investieren muss. Das geht nicht, wenn sie fest angelegt sind.)
Ansonsten gilt natürlich (Meta-Ebene), was viele hier auch erwähnt haben:
Wir reden bei all diesen Themen von Jahrzehnten – und da sind so viele Variablen und Unwägbarkeiten down the road, dass jeder Versuch einer uhrwerkartig genauen Planung vorhersehbar an der Realität scheitern wird.
Grundsätzlich ist es so, dass ich schon seit früher Jugend immer mein eigenes Ding machen und in Ruhe gelassen werden wollte. Beides hat funktioniert – ich war als Freelancer kaum in größere Systeme und Verpflichtungen eingebunden, und man hat mich machen lassen. Das hat aber eben auch dazu geführt, dass ich Fragen der langfristigen Finanzplanung auf die lange Bank geschoben habe, weil es im Tagesgeschäft immer viel zu tun gab, ich an niemanden abgeben wollte oder konnte und niemand Rechenschaft ablegen musste.
Nun muss ich also mit meiner kleinen Jolle fernab der „üblichen“ Verpflichtungen und Ansprüche, aber mit 650.000 € im Tank den richtigen Kurs einschlagen. Könnte besser sein, könnte deutlich schlimmer sein. Auf jeden Fall ein Wendepunkt.
Wäre ich Angestellter geworden und hätte Kinder, wäre ich viel früher (im Zweifelsfall von einer mitdenkenden Frau) auf den Topf gesetzt worden. Aber nun bin ich nun mal da, wo ich bin – und danke der Community nochmals für konstruktiven Input.