Hallo,
auf das wichtigste Argument gegen die PKV geht niemand in den Antworten ein:
Wer sich privat krankenversichert, handelt sich zwingend die private Pflegepflichtversicherung ein. Die gesetzliche und die private Pflegepflichtversicherung bieten die gleichen Leistungen, unterscheiden sich jedoch in der Beitragshöhe erheblich, weil nur die gesetzliche Pflegepflichtversicherung vom Bund bezuschusst wird. Vor der Wahl haben SPD, Grüne und die Linke wegen der gleichen Leistungen die Zusammenlegung der gesetzlichen und der privaten Pflegepflichtversicherung versprochen (z.B Olaf Scholz in der "Welt" am 08.07.2021). Dies ist dem Koalitionsvertrag geopfert worden.
Die private Pflegepflichtversicherung ist keine Solidargemeinschaft, sondern kapitalgedeckt: das heißt, die Beiträge werden jährlich je Alterskohorte nach Leistungsaufwendungen neu kalkuliert. Es liegt auf der Hand, dass die Beiträge mit zunehmendem Alter extrem steigen, und das unabhängig vom Einkommen. Der PKV-Verband behauptet, diese Beitragssteigerungen würden durch Alterungsrückstellungen aufgefangen. Auf meine konkrete Nachfrage für meinen Fall erhielt ich vom PKV-Verband die Antwort, ich sei bei Einführung der privaten Pflegepflichtversicherung am 01.01.1995 schon relativ alt gewesen (Jahrgang 1942) und hätte nicht lange genug Alterungsrückstellungen angesammelt. Mein Beitrag zur Pflegepflichtversicherung ist vom 01.05.2010 i.H. von 49,00 € um 166 % auf 130,43 € am 01.01.2022 gestiegen! Die Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlich Versicherten ist in den letzten 10 Jahren nur um 30% gestiegen!
Allein die Pflegepflichtversicherung ist höher als mein Gesamteinkommen! Der Beitrag zur Krankenversicherung hat sich am 01.01.2022 um 50,52 € auf 477,86 € erhöht. Diese Beiträge muss ich in voller Höhe selbst tragen, weil ich weder Rente noch Pension beziehe. Ein Wechsel zurück in die gesetzliche Kranken- und Pflegepflichtversicherung war für mich wegen Gesetzesänderungen zu keinem Zeitpunkt möglich.
Die beeindruckenden Grafiken des PKV-Verbandes für die Werbung für die PKV betreffen einen idealen Fall, der nicht die Wirklichkeit für die Mehrheit der Versicherten abbildet. Der PKV-Verband gibt offen zu, dass die privat Versicherten das Gesundheitssystem am Laufen halten. Auch ehrliche Ärzte geben zu, dass sie ihre Praxis schließen müssten, wenn sie keine Privatpatienten hätten. Die Privatversicherten sind also nicht nur bzgl. Krankenversicherung, sondern auch bei der Pflegepflichtversicherung die Melkkühe der Nation.
Ich kann deshalb nur dringend davon abraten, sich privat zu versichern. Besser ist die gesetzliche Versicherung mit Zusatzversicherungen für Krankenhaus und Zahnersatz.