Hallo Zusammen,
ohne alles gelesen zu haben: Das Problem liegt aus meiner Sicht doch ganz wo anders.
Zur Wärmepumpe:
Auch der Altbau wurde früher schon elektrisch geheizt (Nachtspeicheröfen), die Idee elektrisch zu heizen ist somit nicht neu und die Wärmepumpentechnik wird dieser alten Technik auch bei 55 Grad Vorlauf überlegen sein. In vielen Fällen sind auch größere oder zusätzlich Heizkörper möglich oder durch eine Teilisolierung viel zu erreichen. Wenn man sich dann noch anschaut an wie vielen Tagen tatsächlich 55 Grad Vorlauf benötigt werden, wird man zu dem Ergebnis kommen, dass das alles gar nicht so schlimm ist - zumindest bei Recherche und Berechnung für mein Haus. Es wird vielleicht etwas teurer - aber das klappt in den meisten Fällen noch ganz gut.
Ich selber wohne in einem Doppehaus-Altbau um 1920 mit neuen Doppelverglasten Fenstern, neuem isoliertem Dach und isolierter Giebelseite bei 45 cm Mauerwerk. Abgesehen von der Giebelisolierung für mich "normale" Instandhaltungen. Ohne Warmwasser hatte ich einen Heizenergieverbrauch im letzten Jahr von rund 45 kwh je qm (Gas), allerdings bei tatsächlichen rd. 19 Grad Raumtemperatur und nachts 17 Grad (Fritz Regler auf 20/ 18 Grad). Man gewöhnt sich im übrigen sehr schnell an eine etwas geringere Temperatur und gesund soll es auch noch sein.
ABER:
30-50 KEUR kostet eine Umrüstung auf eine WP dennoch. Und wofür der Aufwand? Das eigentliche Problem liegt Meinung nach darin, dass durch die Maßnahmen nichts gerettet wird, tatsächlich gar nichts - nicht mal die häufig genannten 2% Co2-Einsparung:
Einmal wird beim Strommix geschummelt. Jedes angemeldete Balkonkraftwerk wird eingerechnet, die großen Industriestromerzeuger (meist Gas) werden hingegen in der Statistik ignoriert, um nur ein Beispiel zu nennen.
EEG-Umlage und gleichzeitiger Emissionshandel schließen sich aus - sobald wir unserer Co2 Zertifikate verkaufen, wird eben in Polen ein neues Kohlekraftwerk gebaut, mit unseren Zertifikaten, und angerechnet wird der Co2-Austoss Deutschland. Wir bauen also mit der EEG Umlage teure grüne Energie-Erzeuger um dann die CO2 Zertifikate zu verkaufen. Da wir jetzt in einigen Stunden zuviel Energieproduzieren, die keiner haben will, zahlen wir auf dem Energiemarkt Millionen EUR um unseren grünen Strom zu vernichten (negativer Strompreis). Kling komisch - ist aber so.
Wind und Solar sind volatiler Strom. Abgesehen von der geringen Menge an Wasser-, Müll- und Biomassekraftwerken gibt es noch Kohle und Gas wenn Atomenergie ausgeschlossen wird. Woher sollen in den nächsten 10 Jahren also 65% erneuerbare Energie kommen? Optimistische Rechnungen gehen davon aus, dass bei rund 50% volatilem Strom nach heutigem Stand der Technik Schluss ist und das nur unter der Voraussetzung, dass insbesondere in Norwegen sämtliche mögliche Talsperren zu Pumpspeicherwerken umgebaut werden und wir den Strom im Länderverbund verteilen. Selbst diese Aufgabe ist kaum in 10 Jahren zu schaffen.
Fast vergessen Wasserstoff: Der Prozess Wasserstoff zu erzeugen und daraus wieder Strom liegt bei derzeitiger Technik bei 4 Kwh Input für 1 Kwh Output, dazu kommt der Bau und der Betrieb der Anlage. Aber Wind und Sonne schicken ja bekanntlich keine Rechnungen. Komisch nur, dass Dänemark mit dem höchsten Anteil an Windenergie den Zweithöchsten Strompreis hat (nach Deutschland, wechselt aber auch mal). Könnte daran liegen, dass der Betrieb der Anlagen vielleicht doch Geld kostet?
Von den notwenigen Netzkosten durch Upgrade der Leitungen reden wir hier nicht mal (siehe Vonovia, die auf den Anschluss mehrerer WP warten muss).
Wenn mir die Regierung verspricht, dass in 2 Jahren 65% der Energie grün ist und ohne Atomstrom auskommt - mit einer korrekten Statistik in der auch die Industrieanlagen eingerechnet sind, dann baue ich eine WP ein. Aber nur dann, wenn ich das Geld komplett erstattet bekomme, wenn dem nicht so ist.
Und dann sei noch die Frage erlaubt, glaubt hier wirklich einer, dass weniger Öl und Gas verbraucht wird, weil wir es nicht mehr abnehmen? Was macht wohl ein guter Portfoliomanager mit seinen Vermögenswerten, wenn er glaubt in 10 Jahren haben seine Vermögenswerte (hier Gas und Öl) einen Wert von annähernd null? Werden die Scheichs sagen, Deutschland will nichts mehr, da schalten wir mal ein paar Pumpen ab? Wir haben so viele Entwicklungs- und Schwellenländer um uns herum, die sicher dankbar ihren künftigen Wohlstand auf günstige Energie stützen werden - meine Vermutung.
Ich wünschte es würden mehr Menschen über diese technische und triviale Unmöglichkeit sprechen, als sich Gedanken darüber zu machen wie sie einen Handwerker finden um diesen Nonsens umzusetzen.
Wissenschaft, Ingenieure und globales Umdenken sind die einzige Möglichkeit wirklich etwas zu erreichen.
Das heißt nicht, dass ich nicht auch eine Photovoltaikanlage hätte oder eben die Heizung runter drehe, etc. Aber eine solche Investition mit Null nutzen ist eine andere Liga.
Schönes Wochenende!
Jim